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Amts- M AuMU für den Abonnement viertelj. 1 M. 20 Ps. (incl. 2 illustr. Beilagen) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. KM des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionspreis: die klcinsp. Zeile 10 Pf. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. 44. Jahrgang. SL. Donnerstag, den 18. Februar L8SS. Wegen Reinigung der Dienslräume können am 19. und 20. Februar 1897 bei dem unterzeichneten Gerichte nur dringlich« Angelegenheiten erledigt werden. Eibenstock, am 6. Februar 1897. Königliches Amtsgericht. Ehrig. Fr. Anmeldung zum Anschluß an die Stadt Fernsprecheinrichtung. Neue Anschlüsse an die Stadt-Fernsprecheinrichtung in Eibenstock sind, wenn die Ausführung in dem im Monat April beginnenden ersten Bauabschnitt des Rechnungs jahres 1897/98 gewünscht wird, spätestens bis zum l. März bei dem Kaiserlichen Postamte in Eibenstock anzumelden. Später eingehende Anmeldungen können erst im nächstfolgenden, am 1. Septem- tcmber beginnenden Bauabschnitt berücksichtigt werden. Einer Erneuerung der bereits vorgemerkten Anmeldungen bedarf es nicht. Leipzig, 2. Februar 1897. Der Kaiserliche Obcr-Postdirector, Geheime Ober-Postrath. Walter. Das griechische Abenteuer. Das energische und bestimmte Vorgehen des kleinen Schuldenmachers Griechenland hat einen guten Erfolg aus- zuweilen: die Mächte, die laut wiederholten Versicherungen seit Monaten schon hinsichtlich der orientalischen Wirren einig waren, sind nunmehr völlig einig. Sie wollen Kreta zeitweise selbst verwalten und für Ordnung, Ruhe und Reformen sorgen. Hoffentlich hält nun auch diese .völlige" Einigkeit an, denn sonst könnten leicht au» den krctensischen Wirren allgemeine europäische werden und mehr als da». Nun existiren aber Leute, welche meinen, König Georg von Griechenland habe seit 34 Jahren so manchem Sturm getrotzt, den seine unruhigen Untcrthanen gegen ihn heraus beschworen hatten, und c« sei wenig glaublich, daß er der neuerwachten Liebe seiner Landsleute für die.kretischen Stam- meSgcnossen nicht gleichfalls hätte einen Dämpfer aufsetzen können. Man ist eher geneigt anzunehmen, daß ihm seitens einer Großmacht heimlich Unterstützung zugcsagt worden sei und wenn sich jetzt England an die Spitze derjenigen stellt, die das griechische Abenteuer verdammen und demselben nö- thigcnfalls mit Gewalt cntgegentrcten wollen, so kann doch diese« Auftreten nicht darüber täuschen, wer mit jener Groß macht gemeint ist. ES sei auch daran erinnert, daß der griechische Kronprinz ein Schwager Kaiser Wilhelms ist und daß der Prinz Georg, der das Kommando über die nach Kreta entsandte Torpedo bootsflottille führt, den jetzigen Zaren vor schwerem Unheil bewahrt hat, als dieser auf einer Reise in Japan von einein dortigen Fanatiker mit dem Säbel bedroht wurde. Ein Pa riser Blatt war vor Kurzem noch geneigt, diesen Dienst, den Prinz Georg dem Zaren vor Jahren geleistet hat, dadurch zu lohnen, daß es ihn zum türkischen Statthalter auf Kreta machte! Lord Salisbury hat sich im Parlament zwar gegen Griechenland ausgesprochen, aber in sehr milder und vorsich tiger Form, so daß die Gricchenfreunde darin mehr eine Er- muthigung al« eine Absage erblicken. Wenn aber König Georg auch noch auf die duldende Mitwirkung Rußland« rech nen dürfte, dann würde ihm dieselbe sicher nicht wegen seiner Verwandtschaft mit dem russischen Kaiserhause zu Theil, son dern weil Rußland da« kleine Griechenland zur Förderung seiner eigenen großen EroberungSpläne braucht. Noch fehlt e« an sicheren Anzeichen, daß man in Petersburg die Zeit für einen abermaligen Versuch zur Ausführung dieser Pläne für gekommen erachtet, obgleich die Meldungen über russische Rüstungen nicht direkt bestritten, sondern nur so gedeutet wer den, daß e« sich um selbstverständliche Vorsichtsmaßregeln handelt. Man kann diese Begründung vorläufig gelten lassen, da auch andere Mächte e« für nothwendig halten, ihre Macht mittel in den Gewässern der Orient« zu verstärken. Die Griechen sollen thalsächlich Truppen, Kanonen und Munition auf Kreta gelandet haben, während die« die Mächte am Montag erst beschlossen haben, zu thun. Damit wäre ihnen also der kleine Grieche zuvorgckommen und e» bleibt abzuwartcn, wie sich die Großmächte dazu stellen. Bi« zum Aeußersten werden sie zweifellos friedliche Mittel versuchen, um den Erfolg de« griechischen Abenteuer« zu verhindern, wie sic sich denn direkt gegen die Entsendung türkischer Truppen nach der Insel ausgesprochen haben. Ohne vorhergegangenc Kriegserklärung hat ein griechisches Kriegsschiff ein türkische» Tran»porlschiff beschossen und zum Rückzüge genöthigt, in welchem Vorfall die Pforte mit Recht den Kriegsfall als gegeben betrachtete und in Nordgriechcn- land einrücken wollte. Die europäischen Botschafter hatten alle Mühe, die» zu verhindern, denn bei einem Landkrieg zwischen der Türkei und den Griechen ist ihnen eine ver hindernde Dazwischenkunft nicht so leicht möglich, wie bei Kreta, da» sic mit ihren Kriegsschiffen saft ganz blockiren können. Griechenland selber hat sich auf einen Landkrieg mit den Türken vorbereitet, wie die Anlage de» befestigten Lager» bei Theben beweist. So keck, wie die kleine Macht ihren euro päischen Gläubigern gegenüber auftritt, ebenso keck tritt sie jetzt den Großmächten gegenüber. Manchmal glücken solche Streiche, besonder» wenn man unter den Gegnern heimliche Freunde hat. E« ist auch nicht recht einzusehen, warum die Großmächte, die dem Sultan schon vor drei Jahrzehnten ge- rathen haben, Kreta an Griechenland abzutreten, heute mit Waffengewalt einen andern Standpunkt einnchmen sollten, zumal England, damals der unerbittliche Gegner des Plane», demselben heute weit milder gegenübersteht. Die Lage der Dinge auf Kreta hat sich durch die gest rigen Ereignisse in ganz erheblicher Weise geändert. Die Mächte, deren Einmüthigkeit sich bis jetzt nur durch Worte bekundete, sind endlich zu Thaten geschritten und haben ge meinsam die Hauptstadt Kretas Kanea okkupirt, andererseits hat auch Griechenland aus seinen Drohungen Ernst gemacht und gestern eine Truppenabtheilung bei dem ungefähr > 1 Kilo meter westlich von Kanea gelegenen PlataniaS landen lassen. Die Okkupirung Kanea» Seitens der Mächte erfolgte nach neueren Meldungen in der Weise, daß ein in gleicher Zahl au« Russen, Engländern, Italienern, Franzosen und Oester reichern bestehende« und von einem italienischen Offizier be fehligte» Detachement von etwa 500 Mann landete und zwar nach der erfolgten Zustimmung des Pascha« Ismail Bei, der an Stelle Berowitsch Pascha zum General-Gouverneur von Kreta ernannt worden ist. Die griechischen Truppen, welche fast gleichzeitig PlataniaS besetzten, stehen unter dem Kommando de« Flügeladjutanten de« König» Georg, Oberst Vasso«, dem der Befehl erthcilt worden ist, im Namen de» König« von der Insel Besitz zu ergreifen, die Türken zu verjagen und die Festungen zu besetzen. Natürlich hat die Nachricht von der Landung griechischer Truppen auf Kreta in Athen eine außer- orrentliche Begeisterung der dortigen Bevölkerung hervorgerufen und auch au« den übrigen Provinzen Griechenland» werden begeisterte patriotische Kundgebungen gemeldet. — Da» ist die augenblickliche Sachlache, über deren weitere Entwickelung sich schwer etwa« mit Sicherheit Voraussagen läßt. Anscheinend bleibt nach dem Vorgehen Griechenland» den Mächten gegen über jetzt den letzteren nur übrig, sich von Griechenland mit Gewalt Gehorsam zu erzwingen. Im Nachstehenden seien noch folgende Telegramme mit- getheilt: Athen, 15. Febr. (Meldung der „Agcnce Hava»".) Auf Befehl de» Krieg-Minister« ist der Korpskommandeur und Flügcladjutant de» König« Oberst Vasso» aus Kreta ge landet. Eine amtliche Bekanntmachung vom heutigen Tage besagt, e« sei Vasso« Befehl ertheilt, von der Insel im Namen de» König» Georg Besitz zu ergreifen, die Türken zu verjagen und die Festungen zu besetzen. — Der Präsident der Depu- tirtenkammer Ihciltc in der Kammer mit, Oberst Vasso« sei Nachmittag« in Platania«, etwa eine Stunde von Kanea ent fernt, gelandet. Kanea, 15. Febr. (Meldung der „Agenee Hava»".) Mit Zustimmung der türkischen Behörden wurde Kanea heute von einem Detachement besetzt, welche» au» lOO Russen, 100 Franzosen, 100 Engländern, 100 Italienern und 50 Oester reichern besteht. Da» Detachement wird von einem italienischen Offizier befehligt. Ein zweite» Detachement von derselben Stärke und derselben Zusammensetzung wie da» erstere, und zwar unter dem Befehl eine» französischen Offizier», hält sich bereit zu landen. Die französische, englische, russische, ita lienische und die österreichische Fahne sind aus den Wällen der Stadt aufgepflanzt. London, 15. Februar. Da» Reutersche Bureau er hält die folgende Mitiheilung: Wenn Griechenland trotz der an dasselbe gerichteten Ermahnung bei seinem gegenwärtigen Vorgehen beharrt, bleibt den Mächten nur übrig, Griechen land durch Anwendung von Gewalt zu zwingen, von seiner Haltung abzugehen. Dieser Schritt würde gänzlich gegen die -Neigung der Mächte sein, aber die Haltung Griechenland« schafft eine Lage, welche den europäischen Frieden so ernstlich bedroht, daß ein solcher Schritt unvermeidlich werden könnte. Taqesgeschichte. — Deutschland. Der Kaiser hat die General-Komman do« angewiesen, die Pionier-Bataillone bereit zu hallen und sich mit den Oberpräsidenten in Verbindung zu setzen, um bei etwa einlretenden Hochwassergefahren sofort Hilfe zu leisten. An den Garnisonorlen der Pionier Bataillone sind zur Besörderung der betreffenden Kommando» bis auf Weitere» Sonderzüge bereit zu halten, die bei Eintritt einer Gefahr unverzüglich nach den gefährdeten Orten abzulassen sind. Die Eisenbahn-Direktion in Berlin hat außerdem An weisung erhalten, einen Kaiserlichen Sonderzug unverzüglich aus dem Potsdamer Bahnhofe in Berlin bereit zu stellen und bi» aus Weitere» bereit zu halten, da der Kaiser die Absicht hat, eintrctcnven Falle» in kürzester Frist nach dem Orte der Gefahr abzurciscn. Zur sofortigen Beförderung der in Thorn stehenden Pioniere nach den der Hochwassergefahr ausgesetzten Orten der Provinz Westpreußen hat die Eisenbahn-Direktion Bromberg einen Sonderzug auf dem Bahnhose zu Thorn be reit zu halten. Die Bahnhofsvorständc der in Frage kommen den Strecken sind besonders angewiesen, für eine schnelle und sichere Wetterführung dieser Sonderzüge, welche den Vorrang vor allen Gitterzügen haben und durch letztere in ihrem Laufe nicht verzögert werden dürfen, Sorge zu tragen. — Zur Reichs-Militär-Strafprozeßordnung schreiben die „Münchner Neuesten Nachr.": „lieber den Gang, den die bisherigen Verhandlungen im BundeSrathe genommen haben, beobachtet man an den zuständigen Stellen in Bayern noch immer die strengste Zurückhaltung und zwar wird nach wie vor versichert, eine Aeußerung sei um so erschwerter, als alle bisherigen Angaben über den Inhalt der Vorlage, soweit sie Bayern besonders berühren, durchaus unzutreffend sind. Wenn hiernach auch den neuesten Mittheilungen der „Franks. Ztg.' über den Entwurf und seine Rückwirkung auf Bayern Glaubwürdigkeit nicht beigemessen werden kann, so mag die« nach unserer zuverlässigen Information noch besonder» darauf beruhen, daß die Frage der Gestaltung de« Entwurf- der Reich« Militär-Strasprozeßordnung für Bayern ihre Lösung erst mit der Durchbcratyung de» hierzu erforderlichen Ein- führungSgesetzc« finden wird, d. h„ daß wesentliche Punkte de« Entwürfe« einer besonderen Behandlung seilens Bayern bezw. der Einzclstaaten Vorbehalten bleiben können. Die Verhandlungen zum Entwurf im BundeSrathe werden in nicht zu ferner Zeit zu Ende gehen und dann wird noch der Entwurf de« EinsührungSgesetzeS, der die Entscheidung über wesentliche Punkte bringt, zu erledigen sein. Nach mehrfachen Aeußerungen au« den Kreisen der ReichStagSmitglicder greift übrigen» dort immer mehr die Ansicht Platz, daß da- ganze Werk in seiner neuen Auflage über 1897 hinüberdatircn werde." — Zum Gesetze betreffend die Bekämpfung de» un lauteren Wettbewerb» hat der Vorstand de» Verbände« der Handel«- und Gewerbevereine für da» Herzogthum Olden burg, wie wir bereit» kurz meldeten, unter Bezugnahme auf einen Einzelfall an den Rcich-tag den Antrag gestellt: „in der heute geltenden Fassung de« 8 1 de» Gesetze» hinter den Worten „unrichtige Angaben Ihatjächlicher Art macht" einzu fügen: „Der tatsächliche Angaben unterläßt, die zur Cha- rakteristrung der ««gebotenen Waare oder gewerblichen Leist ung wichtig sind." — Dieser Antrag hat von den übrigen Handelskörperjchaftcn sehr getheilte Aufnahme gefunden. Die Handelskammer zu Hannover hat sich sogar veranlaßt gesehen, eine Gegeneingabe zu erlassen, in welcher sie folgende allge mein intcressirende Betrachtungen anstellt: „Sie sei über haupt grundsätzlich dagegen, daß in dem Gesetz, dessen Ein wirkungen auf da» Erwerbsleben und Handhabung in der Praxis so gut wie gar nicht bisher beobachtet werden konnten, schon wieder Aenderungen und Zusätze vorgcnommen würden. Daß mit dem Inkrafttreten de« Gesetze» nicht alle unlauteren Geschäft»manipulationen verschwinden würden, war selbstver ständlich und e» könne nicht als Aufgabe der Gesetzgebung aufgefaßt werden, in jedem Einzelfallc in Thätigkeit zu treten. Viel würde auch daraus ankommcn, in welchem Geiste die Rechtsprechung da« Gesetz anwenden, und ob sie sich dabei in enger Fühlung mit den Anschauungen de» gewerblichen Leben» halten würde. Bi» jetzt habe sich eine allzu formalistische Anschauung der Gerichte nicht gezeigt. Auf keinen Fall aber dürfe erwartet werden, daß eine noch eingehendere Ipeziali- sirung de» Thatbestande», wie sie Oldenburg Vorschlag!, die Anwendung de» Gesetze» durch die Gerichte erleichtern und die Möglichkeiten, Auswege zur Umgehung de» Gesetze» zu finden, vermindern wird." — Auch die Handel-kammer zu Hildesheim hat sich ablehnend ausgesprochen.