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Amts- M AiiMM für den Srsch«i»t wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionspreis: die kleinsp. Zeile 10 Pf. Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. s i Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. 43. Jahrgang. — ' Dienstag, den 25. Februar Abonnement vicrtelj. 1 M. 20 Pf. (incl. 2 illustr. Beilagen) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs- Postanstaltcn. L8S« Bekanntmachung. Auf Veranlassung der König!. Kreishauptmannschaft Zwickau ist nach Gehör der Stadtverordneten der nachstehende Nachtrag zu dem Regulative für den Milchver kauf in Eibenstock vom 9. Februar 1894 aufgestellt worden. Der Nachtrag tritt mit dem heutigen Tage in Kraft. Eibenstock, den 20. Februar 1896. Der Rath der Stadt. vr. Körner. Gnüchtel. Nachtrag r« dem Regulative für de« Milchverkauf in Eibenstock vom 9. Februar 1894. 8 4 erhält folgenden Zusatz: Die mittelst Centrifuge abgerahmte Milch darf einen geringeren Fettgehalt als 1"/„ haben, sofern sie dein Käufer als .Centrifugenmagermilch" ausdrücklich bezeichnet und die betreffenden Gefäße mit diesem Vermerk versehen sind. Eibenstock, den 28. Januar 1896. Der Rath der Stadt. (D. 8.) »r. Körner. 80,000 Mark Sparkassen-Gelder sind im Ganzen oder getheilt gegen vierprozentige Verzinsung hypothekarisch auszu leihen. Die Beleihung der Grundstücke erfolgt in der Regel bis zu V-, der Brand kasse, außerdem iverden für jede cultursähige Grundsteuereinheit bis zu 30 Mark ge währt. Gesuche sind unter Beifügung von Brandkafsenschein, Besitzstandsverzeichniß und Folicnabschrist anher einzureichen. Sogenannte ortsgerichtlichc Taxen werden hier nicht berücksichtigt. Lommatzsch, am 29. Januar 1896. Der Stadtillth. »r. Bent. Keil. Die Anerkennung des Kovurgers. Prinz Ferdinand hat seinen Erstgeborenen nach russisch orthodoxem Ritus „umlaufen" lassen und der „Beherrscher aller Gläubigen" (d. h. aller an Mohammed Glaubenden), der Sultan, ist darüber so erfreut, daß er den Prinzen Fer dinand al« Fürsten von Bulgarien anerkannt hat. Dabei hat er sich ohne jeden Zweifel zuvor der Zustimmung de« Zaren versichert, mit dem der Großsultan jetzt auf dem besten Fuße steht. Der Koburger brachte al» brauchbare Eigenschaft für einen Fürstenthron nicht« weiter mit, al« seine fürstliche Ab stammung und die Millionen seiner Mutter, die e« sich ein Stück Geld kosten ließ, um ihren Sohn Karriere machen zu lasten. Im Wiener Lass Ronacher wurde seine Fürstenschaft gemacht. Dann war er jahrelang die Drahtpuppe Stam- bulow«, bis er diesen in nicht ganz einwand-freier Weise stürzte. Nach diesem Sturze hat e« der Fürst für nützlich gehalten, fortwährende Verbeugungen vor Rußland zu machen und endlich hat er ein Opfer gebracht — ein „grausame«" nennt er c« selbst, „da« in der Geschichte völlig unerhört" sei. Ehemals war er der Günstling de« Habsburgischen Herr scher«. Vielleicht geht e« ihm, dem Koburger, just so, wie e« einem anderen Donaufürsten ging, da er die Treue gegen Oesterreich vergaß und sich dem Russenthum in die Arme warf. Milan mußte seinen Gesinnungswechsel bald genug mit seiner Krone bezahlen. Vom Gesichtspunkte de» allgemeinen Friedens au« be trachte», könnte man Genugthuung darüber empfinden, daß mit der formellen Anerkennung de« Fürsten festere Verhält nisse in Bulgarien platzzugreifen scheinen. Aber da« ist eben nur scheinbar. Heute freilich triumphirt der Koburger in dem Jubel über Rußland« Gnade. Er tröstet sich über den Fluch de« Occidcnt«, da er die Gnade de« Orient« gesunden hat. Der Zar sandte zu der Umtausc de« kleinen Boris einen General nach Sofia. Vielleicht bleibt der General gleich dort, um die Statthalterschaft zu übernehmen. Die russische Politik setzt sich dort fort, wo sie vor einer Reihe von Jahren mit dem Fiasko de« General« Kaulbar« aufge-, hört hat. Hiermit freilich nimmt die Angelegenheit eine größere Bedeutung an. In Bulgarien bestand vor der Anerkennung noch ein Zustand, der dem Völkerrecht widerstreitet. Nach dem Ber liner Vertrage muß der Fürst von Bulgarien von der großen Sobranje gewählt, von der Türkei bestätigt und von allen Mächten, die den Berliner Vertrag unterzeichnet haben, an erkannt werden, sonst ist er nicht legitim. Hier freilich kommen jetzt Fragen zur Erörterung, die nicht so kurzer Hand gelöst werden können. Bulgarien ist heute etwa« andere» al« zur Zeit de« Berliner Vertrage«. Inzwischen hat die Revolution von Philtppopel stattgefunden, die Ostruinelien mit Bulgarien vereinigte. Formell ist diese Vereinigung von den Mächten keineswegs anerkannt. Im Gegcntheil, Ruß land besonder« hat, wiewohl c« selbst diese Vereinigung schon im Vertrage von San Stefano forderte, sic entschieden be kämpft, freilich nur, weil der Battenberger der russischen Diplomatie nicht mehr sympathisch war und weil der Staat»- streich ohne Mitwirkung der russischen Staatsmänner auS- gesührt wurde. Man hat die Form gefunden, daß die Türkei den Fürsten von Bulgarien zum Generalgouverneur von Ostrumelien ernannte. Wenn jetzt die ausdrückliche Aner kennung de« Fürsten von Bulgarien durch die Mächte erfolgte, so wird e« sich kaum von der Hand weisen lasten, auch die ostrumelischc Frage al«bald zum AuStrag zu bringen. Rußland würde damit seine Vorposten gegen die Türkei bi« auf wenige Mellen von Konstantinopel vorschieben. Denn nach dem Sinne der russischen Machthaber soll Bulgarien ein Vorposten de« MoSkowitcrthum« itn Kampfe gegen die Pforte sein. Daß aber Bulgarien diesen Zweck nicht erfülle, daß e« vielmehr neutral bleibe, da« ist da« berechtigte Ver langen Oesterreich-Ungarn«, und wenn Bulgarien diesem Verlangen nicht streng nachkommt, so wird der Koburger nur in ein ebenso üble« Verhältniß zu Oesterreich gcrathen, als e« bisher zu Rußland bestand. Wa» übler ist, muß di? Zu kunft lehren. Tagesgeschichte. — Deutschland. Die viclumstrittene Frage de« Be fähigungsnachweises ist am Donnerstag vor. Woche im preußischen Abgeordnetenhause bei Gelegenheit der Etat« de» Handelsminister« gestreift worden, ohne daß e« jedoch gelungen wäre, vom letzteren eine Aeußerung darüber zu erlangen. Freilich weiß man auch ohne eine solche, daß der Standpunkt der preußischen Regierung wie auch der Mehrzahl der anderen verbündeten Regierungen ein stritte ablehnender ist und daß sich in dieser Beziehung neuerdings nicht« geändert hat. Wenn aber überhaupt die Möglichkeit der praktischen Verwirklichung jener Forderung vo-liegt — wa« au« nicht zu unterschätzen den Gründen bei den zusammengesetzten Betrieben be stritten wird —, so ist sie vor allem beim Bauhandwerk ge geben. E« dürfte daher, fall« man nicht etwa au« prinzipiellen Rücksichten eine Zurückweisung diese« Gedanken« für geboten hält, sich ein Versuch ihrer Erfüllung bei diesem Handwerk wohl empfehlen. Die Klagen über die Ucberfluthung de« Bauhandwerks mit ungeeigneten Elementen sind sicherlich nicht bloße agitatorische Fiktionen, sondern hinreichend be gründet. E« ist daher sowohl vom Standpunkte de» Publikums al« auch von dem de« Stande-gcfühl« der Handwerker und dem ihrer materiellen Wohlfahrt ein berechtigtes Bestreben, diese untauglichen Eindringlinge au- dem Metier zu entfer nen, die den Wettbewerb erschweren und die Ehre de« Hand werk« in Verruf bringen, dazu aber auch sowohl da« Leben der vielen Arbeiter und der in den Bauten später Unterkunft findenden Bewohner einer schweren Gefahr aussetzen. — Mindesten« sollte man regierung«seitig jedoch soweit entgegen kommen, denen, die eine Meisterprüfung freiwillig ablegen wollen, dieselbe zu ermöglichen, und sie dann auf Grund der Prüsung durch die ausschließliche Bcfugniß zur Führung de« Meister-Titel« bevorzugen, den anderen aber diese« Prädikat bei Strafe unbedingt verbieten. Für diese fakultative Ein führung de« Befähigungsnachweise« im Bauhandwerk würde ohne Zweifel eine Mehrheit im Reichstage zu erzielen sein und e« würde durch sie viel Mißvergnügen au« der Welt geschafft werden können. — Berlin, 21. Februar. Die Dachstuhlbrändc in Moabit hören nicht aus, trotz der erhöhten Belohnung für die Ergreifung der Brandstifter und der Wachsamkeit der Bewohner. Heute Vormittag brannte wieder ein Dach stuhl in der Thurmstraße. Der Brand wurde innerhalb einer Stunde zum Verlöschen gebracht. Man nimmt auch in diesem Falle böswillige Brandstiftung an. — Berlin, 22. Februar. Der Streik in der Kon fektion dauert fort. Die gestern abgehaltenen l l Versamm lungen der Arbeitnehmer sind zum größten Theilc ander» ausgefallen, al» die Fünferkommission wünschte, die überall für Beendigung de» Streik» eintrat. Die Mehrzahl der Versammlungen hat, zum Theil einstimmig, die Fort setzung de» Streik« beschlossen. In einer der Versamm lungen ist eine neue fünfgliedrige Lohnkommission gewählt worden, die die Leitung de» Streik« von neuem übernehmen soll. Im KLSliner Hof gelang e» Timm, dem Obmann der sog. Fünferkommission, die Annahme der Resolution, welche die Fortführung de« Streik« au»sprach, zu verhindern. Er hielt den Rednern, die „keinesfalls aus den schimpflichen Frieden" elngehen wollten, entgegen, daß keine Mittel zum Weiterslreiken vorhanden und die Mitglieder der Kommission an ihr Ehrenwort, den Streik sofort zu beendigen, gebuncen seien. Da« Fazit der gestrigen Versammlung ist, daß in vier Versammlungen der Streik al» beendet erklärt wurde, während sieben Versammlungen für die Fortsetzung de» Kampfe» sich erklärten. Die Arbeiterinnen der Damenmän- tetbranche sind fast durchweg gegen die Aushebung de» Streik», da sie sich von den Friedensbcringungcn keine Verbesserung ihrer Lage versprechen; sie verlangen scste Lohntarife statt der Prozente und vermissen, daß die Fünferkommission die Unter nehmer nicht verpflichtet habe, für einen späteren Termin BetriebSwerkstätten einzurichtcn. Am Montag sollen wiederum Versammlungen aller Schneider und Schneiderinnen statt finden. Die neugewähltc Lohnkommission will sich von die sen Versammlungen Direktiven über die nun den Unter nehmern gegenüber zu beobachtende Taktik geben lassen. Au« dem Besuch dieser Versammlungen wird man erkennen können, welchen Anhang die Bewegung für Fortsetzung de« Streik» unter der Masse gefunden hat. Durch eine Umfrage, die verschiedene Konfektion-firmen veranstaltet haben, ist festge stellt worden, daß bei den Zwischenmeistern ungefähr zur Hälfte die Arbeit wieder ausgenommen worden ist; verschie dene Meister mußten berichten, daß ihre Arbeiterinnen sich noch abwartend verhalten. Die Meister in der Damenkonfektion machen erhebliche Anstrengungen, um „Mamsell»" heranzuziehcn. — Die Reich»tagSkommission für da» Margarinc- gcsetz unternahm am Freitag die zweite Lesung der Vorlage. E« wurde beschlossen, die in erster Lesung beschlossene Färbung mit Phenolphthalein beizubehalten. Dagegen wurde da« Ver bot de« Margarinekäse abgelehnt, also der frühere Beschluß aufgehoben. Aufgehoben wurde ferner die Bestimmung, daß nur Magermilch mit bestimmt prozentualem Fettgehalt zu ver wenden sei und dafür die Fassung beschlossen: „Zur Herstellung von Margarine darf nur Milch mit einem vom Bunde«rath fcstzusetzendcn Fettgehalt verwendet werden." — Rußland. Die Vorbereitungen für die Kaiser krönung werden ungemein lebhaft bettieben. Bi« jetzt sind hundert Fürstlichkeiten, theilweisc mit großem Gefolge, an gemeldet. Die europäischen Höfe werden nicht durch Herrscher, sondern durch Prinzen oder durch Abordnungen hochstehender Generale und Staatsmänner vertreten. — In Petersburger Hofkreisen wird versichert, Fürst Ferdinand habe dem Ge neral Golentischew vor dessen Abreise au« Sofia seinen festen Entschluß mitgetheilt, selbst und zwar möglichst bald zur ortho doxen Kirche übertreten zu wollen. — Damit würde der Draht nach dem Westen, soweit er die Familie mit dem Fürsten verbindet, allerdings vollständig zerschnitten werden. — Südafrika. Ein Zusammenstoß zwischen Trans vaal und England scheint unvermeidlich. Präsident Krüger wird nicht nach England gehen; die Stimmung der Boern läßt es nicht zu. Sie empfinden die Reise al» eine Demüthig- ung ihre« Lande» und würden, fall» Krüger reiste, sofort einen andern Präsidenten wählen. Herausfordernd von Eng land ist e«, daß Cecil Rhode«, der geistige Urheber de» Jamesonschen Raubzuge», zum Verwaltungschef von Rhodesia ernannt wurde. — Der Londoner Zeitung .Standart and Digger» new»" wird über da« Unglück in Johannesburg gemeldet: 1V Tonnen mit Dynamit sind explodirt. Die 10 Wagen, welche da« Dynamit enthielten, waren drei Tage hindurch der Sonne ausgesetzt; hierdurch wäre da» Unglück verursacht worden. Mehr al» 100 Menschen sind getödtet, mehrere hundert verletzt. Weiter wird gemeldet: Die Explosion ver ursachte eine 300 Fuß lange, bO Fuß breite und 2ö Fuß tiefe Höhlung. Die Zahl der Obdachlosen übersteigt 3000. Die Opfer sind meist Eingeborene und arme Holländer. Von 200 in« Hospital gebrachten Verwundeten ist bereit» der vierte Theil gestorben.