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zu hoffen, daß die gerade jetzt tagenden deutschen Ständ«- kammern ihre Stimme kräftig und entschied»«« abgeb en, damit Frankreich wenigsten« wisse, wie «S mit dem deutschen Volke daran sei. Sachsen. Dresden, 26. Januar. Ueber dm hiesigen Actienbrauereien waltet ein eigmthümlicher Unstern. Denn nachdem vor nunmehr bald zwei Jahrm day Walvschlößchen niedergrbrannt «ar und dir Felsen- kellcrei-Gcsellschaft im vergangenen Sommer durch den Einsturz einer Brücke und einer Ufermauer nicht unbeträchtlichen Schaven erlitten batte, traf im Lauf« der letzten Woche VaS Laos des ersteren auch die Feld« schlößchendrauerei. Roch rauchen ihre Ruinen und das dis aus den Grund ausgebrannte mächtig« Ge bäude gewährt in seiner trostlosen Oede einen ggr traurigen Anblick. Im Publikum herrscht im Allge meinen «in starker Unwille über die offenbare Nach lässigkeit, mit welcher man in jeNem Etablissement be züglich der allbekannten Rachtwächterwarnung „be wahrt das Feuer und das Licht" sich gerirt haben mag; denn man kann nicht anders, als sich überzeugt halten, daß durch ein wenig Aufmerksamkeit mehr daS Feuer wohl hätte verhütet werden können, zumal da verlautet, daß rin brandiger Geruch schon vor dem Ausbruch desselben sich durch daS ganze Gebäude ver breitet habe; und koch will man erst zur Löschung ge schritten sein, als in den betreffend«» Räumen schon Alles in Hellen Flammen gestanden hat. Wenn größeres Unglück verhütet wurde — bei dem gerade herrschenden Sturme und dem Umfang der Feuers brunst konnte die Gluth leicht auf die angrenzende« zahlreichen Gebäude getrieben werden — so haben wenigstens die in der Brauerei «»gestellten Leute kein Verdienst daran. In jedem Falle ist die EalamttLt eine solche, die den Geldmännern für dir Ankunft di« Betheiligung an solchen Actienuntrrnehmüngrn stark verleiden wird. Die «ctien der Gesellschaft find auch schon tüchtig gefallen, da vorerst auf viele Jahre hin aus an keine Dividende wird gedacht werden können und die Kosten des Wiederaufbaues wie diejenigen fürneu anzuschaffenden Maschinen undGeräthschaften Deutschland. Alle« wünscht den Fr irden, uno Keiner traut dem Frieden. Alle Welt will keine ernsten Ursachen de« Kriege« erblicken, und alle Welt fürchtet ihn doch. So könnte man die gegenwärtige Situation zeichnen. Kaum erinnern wir un« einer verwirrteren, weniger klaren. Unsere Einsicht spricht aus tausend Gründen, einer ge wichtiger al« der andere, gegen den Krieg, und doch würde man verblendet sein, wollte man nicht erkennen, daß fast alle Staaten eine solche Eventualität in« Auge fassen, und je nach der Wahrscheinlichkeit ihrer Be- «heiligung sich dafür rüsten. Al« e« in Pari« galt, auf die wegen Italien« beunruhigte Stimmung Däm pfer zu setzen, rückte man di« serbische Frage in den Vordergrund; al« diese durch Oesterreich« Erklärung beseitigt erscheinen mußte, „zum wahrhaften Triumph für die französische Politik", da werden auf einmal .noch immer schwebende Fragen von einem viel großer» Interesse" vorgeschoben. „Beruhigen wir un«, aber schlafen wir nicht ein!" ruft pathetisch die „Patrie". Nun für Letzteres sorgt die französische Presse hinläng lich, für daS Erstere aber blutwenig. Wäre sie frei, wüßte man nicht, daß ihre Aeußerungen auf die eine oder andere Inspiration zurückgeführt werden müssen, so würden jene ganz ander- in die Wagschale fallen und mehr Eindruck machen. So sieht man wieder die Träume der ersten Napoleonischen Herrschaft aufleben; und noch «he eS zur Entscheidung gekommen, wird die neue Karte Europa» gezeichnet, auf der auch rin Kö nigreich für den Prinzen Napoleon illuminirt ist. Man lächelt zu allen Diesem, und kann sich doch nicht ver hehlen, daß hinter dem Abenteuerlichsten ein drohender Schatten der Möglichkeit steht und die Zeit zu Allem fähig erscheint, weil sie für jede Combination Factoken in einer Weise zusammenzufinden weiß, die man gera dezu für absurd zu erklären sich doch wohl bedenkea würde. Man hat auch nach Deutschland di» Fühler auSgestreckt; unzweifelhaft; und wa» bisher von der Stimmung In Deutschland verlautet, hat die Pariser „Presse" sogar für „nur gemacht, für scheinbar" erklärt. «« wird allo nöthig sei», daß die deutsche Presse und die öffentliche Meinung durch ihre Organe -uch st«»- zöfischem Versiänvniß noch deutlicher spreche. Es ist Vierzehnter Jahrgang. Bischofswerda, Stolpen und Amtsdistl de» Köxigl. Gerichtsamtes un- -es Itadtrathe» ZU Vischofswerda. Diese Zeitschrift erscheint «Schmtüch 2 Mal, Mittwochs und Sonnabends, und kostet »ierteljährlkch I2ä Rar. Inserate werden du gespaltene Zeile oder deren Raum mit 6 Pf. berechnet, 9.1 Sonnabend, den LS. Januar