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Bischofswerda, Stolpe« und Umgegend. Zur gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stände. Verantwortlicher Redaetmr: Friedrich May. 31-^ Mittwoch, den 18. April ^1853» - — Dies« Zeitschrift erscheint wöchentlich 2 Mal, Mittwoch« und Sonnabend«, und kästet vierteljährlich 12 z Rgr.— Bestellwigen nehme« älle Postanstalten Sachsen« an.— Annoncen werden die gespaltene Zeile oder deren Raum mit 6 Pf. berechnet und für die nächste Nummer bi« Lag« vorher Vormittag« 9 Ubr angenommen.— Line Annonce unter 4 Zeilen kostet 2 Ngr. S Pf. ch die in schwerer Doppelbedeutung deS Dichter» Wort: „Die Weltgeschichte ist da» Weltgericht!" Die Ostdeutsche Post schreibt au» Wien: Die Dauer der Wiener Conferenzen tritt nun ihre S. Woche an und e» werden wohl noch 8 Tage ver gehen, bevor da» eigentliche Wort der Entscheidung zu Tage kommt. Die russischen Instructionen find noch immer nicht angelangt und die Wiederöffnmig der Plenarconferenzen muß deshalb von einem Tage auf den andern verschoben werden. Rüßland ver liert bei solchen Zögerungen allerdings nicht»; desto mehr verliert das übrige Europa; die militärischen Maßregeln bleiben in der Schwebe, die nationak- öconomischen Verhältnisse kränkeln an der Ungewiß heit der nächsten Zukunft. Die Ausstellung in Paris, zu der die französische Nation alle ihre Ar beitskräfte angestrengt hat und zu welcher der ganze Welttheil sein Bestes an Gewerb- und Kuntzfleiß sendet, würde einen ganz andern Character erhalten, wenn sie unter den Auspicien de» Frieden» eröfftiet werden könnte, als wenn ste während de» Aüflodern» eines erneuerten furchtbaren Kampfe» in» Leben tre ten müßte! Und doch ist bi» zur Stunde in den drei maßgebenden Städten Wien, London und Pan» Niemand im Stande, da» bestimmte Wort auSzu- sprechen: Am 1. Mai habe« wir Frieden — haben wir Krieg. Der Nebel, der Rußland» Endentschlüffe umhüllt, ist so dicht, daß man dir Schritte der Welt geschicke nicht auf 14 Tage hinan» übersehen kann. DaS englische Blatt dir Morntng Post U iW - Stande zu versichern, daß Oesterreich bereit sÄ, Wst derFrtede jetzt nichteneichtwerde, denselben dyvchM«- gtsche Kriegführung p« verschaffen. Fürst Gottschü- koff wird die definitiv« Antwort RuAml» am 17. oder 18. April geben. Dasselbe^ wahre Grenze (an falschen fehlt es nicht) des speriellen Alexander ll. von Rußlarw brieWch getzetry, d«t ... » .. ... . - . . - - - - , Rundschau. Zu den vorläufigen Bestimmungen der Wiener Conferenzen über die freie Donauschifffahrt schreiben die russischen Militärbehörden an der untern Donau den praktischen Commentar durch Chikanen und Ver kehrsstörungen. Mit offenen Augen hat man hierin den Commentar zur ganzen Situation, aber auch die ernsteste Mahnung. Rußland hat Europa gegenüber in allen völkerrechtlichen Fragen und Verträgen nie andere Commentare geschrieben (schreibt auch zu Hause keine andere, z.B. in Finnland), und wird dies so lange thun, bis daS übrige Europa seinen Gegen- commentar kräftig und entschieden geschrieben. Ob die» in den Conferenzen geschehen wird? Ja, wenn sich erfüllt hätte, was- man lange genug über Ein Thema in allen Tonarten voraus verkündet: daß in Wien kurz, klar, einfach, einträchtiglich das letzte, aber auch allerletzte Ultimatum gestellt werden würde, kurz und auSflüchtlo». Soviel wenigstens wissen wir be reit», daß die Frage: ob dies geschehen? mit Nein be antwortet werden kann. Geve man sich doch nicht der ärgsten aller Täuschungen hin! Wie die Dinge faktisch und in dem Bewußtsein von Millionen, und Millionen, von der geschichtlichen Erfahrung und dem Instinkte eingegeben, liegen, so giebt es nur eine einzige Verpflichtung der westeuropäischen Interessen. Wer einen oder den andern ihm nähergelegenen, ge nehmeren Punkt herauSgreifen und sich mit ihm be friedigt erklären wollte, macht den vermeintlichen eige nen Gewinn zur unbezweifelsten Täuschung. ES ist eben da» Eigenthümliche der ganzm Verwickelung, welche man dte „orientalische Frage" nennt, oder rich tiger, das nothwendige Ergebniß des Zusammenhang» der ganzm civilifirtm Welt, in der eS wohl Verbin dungen, aber keine chinesischen Mauern mehr giebt, daß kein« menschliche Eophistik mehr im Stande ist, di« Interesse auftufindrn, weil «S in der That — keine» Grasen Neffelrode nach Wtev M «ehr giebt. Die ledendm Geschlechter könnm die möglich FriÄenz« « Lehren der Geschichte verachten ; um so wahrer bleibt durch pnnöthige Schwirr Zehnter Jahrgang.