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Amts- und Anzeigeblatt siir den Erscheint . , UZLL-L öenrk -es Amtsgerichts Cibenstork sertionSpreiS: die kleinsp. 0^ und dessen Amgeöung. Abonnement viertelj. 1 M. 2O Pf. (incl. Jllustr. Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen ReichS- Postanstalten. Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. «V. Jahrgang. Donnerstag, den 5. Oktober L8S3. Bekanntmachung. Nächsten Sonntag, den 8. October d. I»., wird unser Zweigverein zur Förderung christlicher Liebeswerke sein Jahresfest für die Zwecke der inneren Mission in hiesiger Kirche adhalten. Anfang des Gottesdienste-: Nachm. 3 Uhr. Festprediger: Herr I'. Bret- schneider-Stützengrün. Am Schlüsse de- Gottesdienste- wird eine Collecte für die Werke der inneren Mission eingesammelt. Nachmittag 5 Uhr: Nachversammlung im Hberwein'schen Saale, in welcher der Verein-geistliche Herr ?. Weibauer aus Dresden über das Ar beitsgebiet der inneren Mission Bericht erstatten wird. Zu zahlreicher Betheiligung ladet alle Mitglieder und Freunde unsere» Vereins hierdurch ein Eibenstock, den 3. October 1893. Der Vorstand. BSttrich, r. HagesgeschMe. — Deutschland. Ueber da- Befinden de« Fürsten Bismarck wird der Wiener ,N. Fr. Pr." von angeblich sehr vertrauenswürdiger Seite au« Kissingen vom 28. v. MtS. geschrieben: Fürst Bis marck sieht nach dem Krankenlager sehr eingefallen aus und ist ein hinfälliger Greis geworden. Am Dienstag unternahm er eine Spazierfahrt. Zwei Diener geleiteten ihn die Treppe herunter; beim Ein steigen in die Equipage bleibt das HauSthor ge schlossen, damit das Publikum nicht sieht, mit welcher Anstrengung der Fürst die Viktoria-Chaise besteigt. Er grüßt mit der linken Hand, die rechte kann er nicht erheben; er ist momentan sogar außer Stande, seinen Namen zu schreiben, woraus man schließt, daß die Gerüchte von einem Schlaganfalle, der ihn be troffen haben soll, doch aus Wahrheit beruhen. Oer Appetit ist gleich Null; er, der sonst ein kolossaler Esser war, läßt die meisten Speisen unberührt. Wie soll der gewaltige Körper unter solchen Umständen zu Kräften kommen? Ueber die Abreise verlautet gar nicht«; sie kann sehr rasch erfolgen, sich aber noch wochenlang hinauSziehen. Der Fürst ist reisescheu, weil er eine bedeutende Verschlimmerimg seines schmerz haften Leidens, das ihn heute noch Tag und Nacht plagt, befürchtet; er traut sich nur an Hellen, sonnigen Tagen in- Freie. Gestern hieß eS bestimmt, die Ab reise erfolge am nächsten Sonnabend, heute spricht man gar nicht mehr davon. Man hat bereit« von einer Ueberwinterung in Kissingen gesprochen, und zu diesem Zwecke hat ein hiesiger Herr seine prachtvolle Villa angeboten, da die Obere Saline zu einem Winteraufenthalt nicht geeignet wäre. — Kissingen. Von der nächsten Umgebung des Fürsten Bismarck werden die Ausführungen der »Neuen Freien Presse", die von andauernder Lähmung und greisenhafter Hinfälligkeit des Fürsten sprachen, als völlig unbegründet bezeichnet. Fürst Bismarck kehrt morgen von hier nach Friedrichsruh zurück. Berlin wird nicht berührt. Ovationen und dergleichen sind mit Rücksicht auf da- Befinden des Fürsten verbeten. Die Besserung schreitet fort. Der Fürst machte Montag Nachmittag eine Ausfahrt. — Kissingen. Welchen Eindruck die Kunde von der Erkrankung des Fürsten Bismarck im AuSlande hervorgerufen hat, erhellt aus dem folgen den Telegramm au« Chicago, welche« am 28. Sep tember in Kissingen einlief: »Fürst Bismarck. Kis singen. Hundert deutscher und deutsch-amerikanischer Männer, in Chicago zum Kommers versammelt, ge denken in inniger Theilnahme ihres Bismarck und bitten Gott, daß er ihm Genesung und lange Jahre schenke. Professor Wätzoldt." — In militärischen Kreisen nimmt man an, daß im nächsten Jahre auch im nördlichen Deutschland große Armeemanöver, zu welchen verschiedene Korp» herangezogen werden dürften, stattfinden werden. Natürlich ist hierüber noch nicht« Bestimmte« von unserer Heeresleitung sestgestellt, allein eS verlautet zuverlässig, daß sowohl der Kaiser, al« auch der König von Sachsen die Nothwendigkeit solcher ganz feld mäßig angelegten Manöver auch für Deutschland be tont haben. Wie weiter verlautet, hat der General stabschef Graf Schlieffen eine diesbezügliche Denkschrift auszuarbeiten. Als Führer dieser zwei Armeen, deren jede au» zwei Korp« mit Reserveformationen bestehen dürfte, werden Generaloberst von Los und General der Kavallerie Graf Waldersee genannt, die an gewissen Tagen die Führung an den Kaiser adtreten. — Die »Nordd. Allg. Ztg." reproduzirt einen Artikel der „StaatSb.-Ztg." über die Judensrage, der es als „demagogisch" zurückweist, wenn Jemand, wie Herr v. Friesen gethan, folgende Forderungen ausstelle: »Gesetzliche Ausschließung von Juven von allen StaalSämtern und dem Lehrfach an christlichen Schulen, sowie die Ausschließung derselben von der Befähigung zur Uebernahme einer Stelle als Volk«- Vertreter in den parlamentarischen Körperschaften, end lich Verbot der Einwanderung fremder Juden" — ohne sich gleichzeitig zur Aufhebung der Judenemancipa- tion zu bekennen. Da» seien, so betont die „StaatSb.- Ztg.", keineswegs spezifisch konservative, sondern »durch weg antisemitische" Forderungen, die aber, mit vielleicht einiger Ausnahme der letztgenannten, unersüllt bleiben werden und müssen, solange die Partei, die sie stellt, auf dem Standpunkt verharrt, eine Lösung der Juden frage ohne Aushebung der Emancipation lediglich auf dem Verwaltungswege anzustreben." Hierzu sagt die „Leipz. Ztg.": „Die „StaatSbürger-Ztg." ist nicht ganz im Bilde, wenn sie alles Das, was hiernach von konservativen Politikern gefordert wird, ohne Auf hebung der „Emancipation" für ungesetzlich erklärt. Einige dieser Forderungen würden allerdings ohne Aenderung der Gesetzgebung nicht durchführbar sein. Aber ungesetzlich ist es zum Beispiel nicht, wenn die Verwaltungsbehörde die NaturalisationSgcsucbe aus ländischer Juden konsequent und ohne Angabe von Gründen ablehnt. Das Reichsgesetz über die Reichs und Staatsangehörigkeit läßt der Behörde hier freiesten Spielraum und wir können nur wünschen, daß von dieser Freiheit der weiteste Gebrauch gemacht wird. Denn da» wirksamste Mittel, die sog. Judenfrage ein zudämmen, wird immer darin bestehen, daß man die deutschen Grenzen endgiltig gegen jede weitere jüdische Zuwanderung, schließt. Mit den bereits aufgenommenen Juden werden wir mit der Zeit schon fertig werden; e» wäre ein ArmuthSzeugniß für da« große deutsche Volk, wenn es gegen diesen kleinen Bruchtheil ohne spezifische Judengesetzgebung nicht aufkommen könnte. Aber möglich ist dies nur, wenn zunächst die Quelle verstopft wird, aus der das Judenthum immer neue Verstärkung erhält. Der Schluß der Grenze muß auf'S Allerstrengste durchgeführt werden, und eS wird da» im Verwaltungswege viel leichter möglich sein, als auf Grund eine« Gesetze», dessen Handhabung und Auslegung zu allerlei Schwierigkeiten führt und der Umgehung Thür und Thor öffnet. Nicht anders steht es mit der Nichtanstellung von Israeliten im öffentlichen Dienste. Die Anstellungsbehörden aller Verwaltungszweige sind verfassungsmäßig berechtigt wie verpflichtet, für die von ihnen zu vergebenden Stellen Diejenigen auszuwählen, die sie dazu für die Geeignetsten halten. Zeigen sich nach den bisherigen Erfahrungen die Israeliten hierfür weniger geeignet, so zwingt die Behörde kein Gesetz, sie anzustellen." — Diese Polemik giebt einen klaren Einblick, auf welcher Seite ehrliche praktische Bekämpfung de» Juden- thumS getrieben wird; ob mit lautem Schreien und Aufhetzen der Massen gegen Alle», wa» irgend welchen Besitz hat und Ansehen genießt oder — so lange andere gesetzliche Mittel nicht erreicht sind — mit der Anwendung der bestehenden Handhaben zur Be kämpfung de- Judenthum». Die Erkenntniß muß durchdringen. — Holland. Die holländische Regierung hat den Juden, die au-Rußland vertrieben, den Durch zug durch ihr Land verboten. Die Polizei in Amsterdam hält häufig Nachsuchung in den Herbergen nach solchen russischen Auswanderern und nimmt die Aufgefundenen in Gewahrsam, um sie später wieder an die Grenze zurückzubefördern. Eine Ausnahme wird nach neuester Verfügung nur mit denjenigen gemacht, die bereit« eine Schiffskarte nach Amerika besitzen. Locale und sSchfikche Nachrichten. — Dresden. In der Dresdner Haide unweit von Klotzsche, mitten im Waldgestrüpp, ist Montag Vormittag von Pilzsuchern die Leiche eines etwa 10 Jahre alten Mädchens aufgefunden worden. Dieselbe dürfte dort im Sande verscharrt gewesen und nachträglich von Füchsen wieder ans Tageslicht ge zogen und angefrcssen worden sein. Vermuthlich liegt ein Verbrechen vor. Es wird vermuthet, daß da« Kind mit der Tochter eine« in der Neustadt wohnen den Maurers identisch ist, welche seit etwa 6 Wochen vermißt wird. Die behördlichen Erhebungen werden weitere Aufklärungen über den grausigen Fund er bringen. — Dresden. Nicht wenig erschreckt wurde in der Nacht zum Sonntag eine in der Feldgasse im 3. Stockwerke, Mansardenlogis, wohnhafte bejahrte Dame, die in der l l. Stunde im Mondschein plötz lich einen Mann in ihr Schlafzimmer herein schauen sah. Der Nachtwandler schlug eine Fenster scheibe ein, entfernte sich aber schleunigst, als er sich von innen anrufen hörte. Man nimmt an, daß der Mann hat einstcigen und stehlen wollen. — Dresden. Aus Anlaß der stattfindenden HeereSverstärkung sind von nächster Zeit ab bis vor aussichtlich Ende August nächsten JahreS, zu einem Theile vielleicht auch noch länger, ungefähr 1000 Mann Militär (Grenadiere, Schützen und Pioniere) in Dresden zu verquartieren. — Leipzig, 1. Oktober. Wir haben schon mit- getheilt, daß im sächsisch-österreichischen Grenzverkehr größere Zolldesraudationen entdeckt worden sind. Neueren Nachrichten zufolge handelt eS sich nicht blo« um einzelne Schwärzereien, sondern um eine im großen Stile angelegte und seit langer Zeit vollauf systematisch betriebene Zolldefraudation. Gegen 90 Personen sind schon in den Kreis der Untersuchuug gezogen und noch immer spricht man von neuen Ueberraschungen, sobald die Rückgabe der von der böhmischen Zollbehörde konfiSzirten Geschäftsbücher der hauptsächlich in Frage kommenden Personen er folgt sein wird. Man spricht davon, daß die Anzeige der eifersüchtigen Geliebten eine» der Pascher den ersten Anlaß zur Entdeckung der Affaire gegeben habe; andererseits hört man aber auch wieder, daß auch ohne eine solche Denunziation da» Einschreiten der Behörde erfolgt wäre, weil eben die Geschichte durch die allzugroße Ungenirtheit einzelner Betheilig ter schon seit geraumer Zeit ruchbar wurde. Eine greifbare Folge der eingeleiteten Untersuchung ist die inzwischen bereit» eingetretene bedeutende Verschärf ung der Grenzkontrole auf sächsischer sowie auf österreichischer Seite. — Leipzig, 2. Oktober. Am gestrigen Tage hielten die sozialdemokratischen Radfahrer Deutschlands im hiesigen Stadttheile Reudnitz einen Kongreß ab, aus welchem die Gründung eine» Arbeilerradsahrverbande» mit dem Sitze in Leipzig beschlossen wurde. Anwesend waren 16 Delegirte au» 13 Orten. Der Zweck des Bunde» soll sein, den Radfahrsport zu heben, die Arbeiterpartei zu fördern und namentlich bei Wahlen zu unterstützen. — Plauen. Offenbar in der Absicht, den früh 3 Uhr hier in der Richtung nach Eger abgehenden Schnellzug zum Entgleisen zu bringen, waren in einer der letztvergangenen Nächte bei der Halte stelle Neundorf auf da« linke Schienengeleise (da« ist