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Amts- und Anzeigeblatt fitr den Erscheint Abonnement Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock U«L srrtionSpreiS: die kleinsp. ten, sowie bei allen Reichs- M.l°« und besten Umgebung. Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. 4«. Aasrq«»«. 114. Donnerstag, den 28. September 18S3. Oessentliche Sitzung des Bezirksausschusses zu Schwarzenberg Sonnabend, den 7. Kctoöer 1893, von Nachmittags 3 Uhr an im Verhandlungssaale der unterzeichneten Amtshauptmannschaft. Die Tagesordnung ist aus dem Anschläge in der Hausflur des amtshaupt mannschaftlichen Dienstgebäudes zu ersehen. Schwarzenberg, am 26. September 1893. Königliche Amtshauptmannschaft. ssrhr. v. Wirsing. Freiwillige Grundstücks - Versteigerung. Auf Antrag der Erben des verstorbenen Handelsmannes äkodsn» Hvli>- rt«k «lövlri»«»- in Unterstützengrün sollen die zu dessen Nachlaß ge hörigen Flurstücke, Nr. 7b, 76, 191 und 192 des Flurbuchs sür Unterstützengrün mit dem Hause Nr. 40 veS Brandkatasters für diesen Ort Donnerstag, den 3. Oetober 1893, Vormittag 9 Uhr an Amtsstelle des unterzeichneten Amtsgerichts anderweit öffentlich versteigert werden. Die Versteigerungsbedingungen werden vor dem Termine bekannt gemacht; auch liegen sie bei dem unterzeichneten Gerichte zur Einsichtnahme aus. Eibenstock, den 23. September 1893. Königliches Amtsgericht. In Stellvertretung: Siebdrat, Ass. Am 30. September 1893 ist der zweite Termin der diesjährigen Ein kommensteuer fällig. Es wird dies mit dem Bemerken in Erinnerung gebracht, daß nach Ablauf der dreiwöchentlichen Zablungsfrist gegen etwaige Restanten das ZwangSvoll- strcckungsverfahrcn eingeleitet wird. Schönheide, am 27. September 1893. Der Gemeinderath. W. Hagesgeschichle. — Deutschland. Was die Frage anlangt, welche weiteren Folgen der Telegrammwechscl zwischen Güns und Kissingen haben wird, so läßt sich das bisher natürlich noch nicht feststellen. Jedoch wird zwischen dem Kaiser und dem Fürsten Bismarck weiter verhandelt. Worüber im speziellen verhandelt wird, entzieht sich natürlich noch der Kenntniß, immer hin legt die Thatsachc, daß weiter verhandelt wird (was auch eine Depesche der „Frankfurter Zeitung" bestätigt), die Aussicht nahe, daß eine völlige und nachhaltige Versöhnung Platz greifen wird und daß der Depeschenwechsel diesmal nicht, wie ähnliche Ereignisse früher, nur ein Austausch von Höflichkeiten bleibt. — Berlin, 26. September. DaS Wolfs'sche Telegraphische Bureau ist in den Stand gesetzt, die zwischen dem Kaiser und dem Fürsten Bismarck gewechselten Depeschen nachstehend zu veröffentlichen: Güns, IS. September. An den Fürsten Bismarck, Kis singen. Ich habe zu Meinem Bedauern jetzt erst erfahren, daß Euere Durchlaucht eine nicht unerhebliche Erkrankung durchgemacht haben. Da Mir zugleich, Gott sei Dank, Nach richten über stetig fortschreitende Besserung zugegangen, spreche Ich Meine wärmste Freude hierüber ans. In dem Wunsch, Ihre Genesung zu einer recht vollständigen zu gestalten, bitte Ich Euer Durchlaucht, bei der klimatisch wenig günstigen Lage Varzins und Friedrichsruhs für die Wiaterzciten in einem Meiner in Mitteldeutschland gelegenen Schlösser Ihr Quartier aufzuschlagen. Ich werde nach Rücksprache mit Meinem Hosmarschall das geeignetste Schloß Euerer Durch laucht namhaft machen. Wilhelm. Kissingen, IS. September. An Se. Majestät den deut schen Kaiser, Güns. Euerer Majestät danke ich in tiesster Ehrfurcht sür den huldreichen Ausdruck der Thcilnahme an meiner Erkrankung und der neuerlich eittgetrelenen Besserung, nicht minder für die Absicht gnädiger Fürsorge sür Förderung meiner Genesung durch die Gewährung eines klimatisch gün stigen Wohnsitzes. Meine ehrfurchtsvolle Dankbarkeit für die huldreiche Intention wird durch die Ueberzeugung nicht abge schwächt, daß ich meine Herstellung, wenn sie mir nach Gottes Willen überhaupt in Aussicht steht, am wahrscheinlichsten in meiner altgewohnten Häuslichkeit und deren Zubehör an Ein- richtung und Umgebung zu finden glaube. Da mein Leiden nervöser -Natur ist, so glaube ich mit meinen, Arzte, daß das ruhige Winterleben in gewohnten Umgebungen und Beschäftig ungen die förderlichste für meine Genesung sein würde, daß dagegen der Uebergang in neue, mir bisher fremde Umgebungen und Vcrkehrskrcise, wie eS die Folge einer Verwirklichung der huldreichen Absicht Euerer Majestät sein würde, in meinem hohen Alter im Interesse der Beseitigung der vorhandenen Störungen meines Nervensystems zu vermeiden sein würde. Professor Schwcningcr behält sich vor, diese seine und meine Ueberzeugung schriftlich zu begründen. Bismarck. — Ueber die KrankheitSgeschichte des Fürsten Bismarck wird der „Münch. Allg. Ztg." aus Berlin u. A. geschrieben: Die Konstatirung einer linksseitigen Lungenentzündung dürfte am Morgen teS 31. August erfolgt sein; Fürst Bismarck blieb ohne Kenntniß davon, empfand jedoch Schmerzen, die ihn, wie er im Laufe des Tages äußerte, an Lungen entzündung erinnerten. (Der Fürst hat eine solche bekanntlich schon einmal, im November 1859, durch gemacht, als er auf der Reise von Pommern nach St. Petersburg in Hohendorf bei Elbing erkrankte und dort bis in den Anfang Mär; des folgenden Jahres verweilen mußte.) In Folge der schmerz haften Erscheinungen der Ischias und der Gürtelrose waren die Nächte schlaflos, und nur die Morgen stunden gewährten einen leichten Schlummer, Tag« über blieb der Fürst außer Bett. Zur höchsten Be friedigung des sorgsam beobachtenden Arztes nahm das Lungenleiden nicht zu; bereits in den Tagen vom 2. bis 4. September war eine leichte Besserung erkennbar, die Gefahr aber noch keineswegs beseitigt, am 6. September konnte die Besserung als „langsam, aber sicher" bezeichnet werden, wenngleich die Schlaf losigkeit noch andauerte. Der Fürst begann allmälig sich in den Zimmern zu bewegen, und die unmittel bare Gefahr konnte als überwunden gelten. Am 16. September konnte Professor Schweninger den Erfolg als durchschlagend und fortschreitend bezeichnen. Die Andeutungen von einer ernsteren Erkrankung des Fürsten gelangten in die Presse erst, als die eigentliche Gefahr vorüber war. Der Kreis von Per sonen, welche über den bedenklichen Charakter der Erkrankung und namentlich über die Lungenentzünd ung in den kritischen Tagen unterrichtet waren, war ein sehr kleiner, und diese schwiegen aus Rücksicht auf den Fürsten selbst, welcher auf die Zeitungslektüre nie ganz verzichtet hatte, sowie auf seine ohnehin sehr besorgte Gemahlin. — Jetzt verlautet, daß Fürst Bismarck wieder hergestellt ist und bereits in den nächsten Tagen in FriedrichSruh einkreffen dürfte. Der Fürst hat der ihm lieb gewordenen Gewohnheit, den Herbst in Varzin zu verleben, für diesmal ent sagt, weil die Reise dorthin nach eben beendeter Re konvaleszenz ärztlicherseits als zu weit und zu an strengend widerrathen wurde. — Berichte großer Dampfschifffahrts-Gesellschaf ten stellen die bemerkenSwerthe Thatsache fest, daß die Auswanderung aus Amerika zur Zeit stärker ist, als die Einwanderung nach dort. Der Strom der Rückwanderung geht hauptsächlich nach den Ländern des Mittelmeeres und nach Bremen. Als Ursache dieser auffälligen Erscheinung wird man einerseits die feindliche Stimmung der für ihren Erwerb fürchtenden amerikanischen Arbeiterbevölkerung, andererseits das durch die Silbcrkalamität bewirkte Darniederliegen zahlreicher Zweige des GeschäftS- lebenS betrachten müssen. Der Abfluß nach den Mittclmeerländern hat sich in kurzer Zeit verdoppelt, und auch die Zahl der in Bremen anlangenden Amerikamüden ist im Steigen begriffen. -Oesterreich-Ungarn. Wien. In hiesigen unterrichteten Kreisen hegt man keinen Zweifel darüber daß der entgegenkommende Schritt de» Kai sers Wilhelm gegenüber dem ticfgekränkten poli tischen Schöpfer des Deutschen Reiches durch freund schaftlichen Rathschlag seitens de« Kaiser« Franz Josef wesentlich gefördert worden sei. E« mag ja sein, daß die vielbesprochene Günzer Kaiser-Depesche an den großen Mann in Kissingen durch die freundschaftlichen Bemühungen und Vermittelungen de« württemberg- ischen Staat-Minister» von Mittnacht und sodann durch die Einwirkung de« Großherzog« von Baden und de« Königs von Württemberg bei den Kaiserfesttagen in Karlsruhe und Stuttgart und wohl auch der preuß ischen Prinzen Albrecht und Heinrich in der Haupt sache vorbereitet worden war. Zur Ausführung ge langte der Schritt aber doch erst in Güns, nachdem, wie man erfährt, nicht nur der dort anwesende König von Sachsen, sondern auch der kaiserliche Wirth Wil helms II., Kaiser Franz Josef, sowohl Tag für Tag sich telegraphisch in Kissingen über das Befinden des kranken Alt-Reichskanzlers hatten erkundigen lassen und außerdem dieser Verkehr der beiden Monarchen mit Kissingen gegenüber de» Abgangs einer gleich artigen Relation zwischen dem deutschen Kaiser und dem kranken Fürsten dem ersteren gegenüber zum Gegenstand einer direkt veranlaßten Besprechung ge macht worden sei. Hier in Wien konnte die That sache, daß gerade Kaiser Franz Josef sich im intimen freundschaftlichen Verkehr mit Kaiser Wilhelm für eine spontane Annäherung des Hohenzollern-Herrschers an den tiefgrollenden, kranken Löwen eingesetzt haben mag, keineswegs überraschen. — Die Anarchistenverhaftungen in Wien wirbeln viel Staub auf. Haspel und Hahnel, die beiden am meisten Verdächtigen, hielten sich geflissent lich von allen öffentlichen Arbeiter-Versammlungen fern unv verkehrten nur mit „Eingeweihten". 12 Anarchisten sind nunmehr dem Landesgericht einge liefert. — Es geht das Gerücht, die Regierung plane wegen neuartiger sozialistischer Umtriebe die Verhäng ung de« Belagerungszustandes über Wien. Locale und sächsische Nachrichten. — Schönheide, 26. Seplbr. Vom hiesigen Schulvorstande wurde für eine an unserer Schule zu besehende Lehrerstelle Herr Lehrer Schoner aus Lindenau bei Schneeberg gewählt. — Für Stick maschinenbesitzer wird jedenfalls die Mittheilung von Interesse sein, daß bei Herrn Mechaniker DörrieS hier eine Fädelmaschinc neuester Construktion zur Ansicht ausgestellt ist, die ganz außergewöhnliche Vorzüge in sich vereinigt. Zunächst ist die Bedienung der Maschine eine überaus leichte und einfache, sodaß sie von einem sechsjährigen Kinde ausgeführt werden könnte. Dann arbeitet die Maschine so sicher und schnell, daß eine einzige 6—7 Stickmaschinen bequem zu bedienen im Stande ist. Während bei den schon zeither im Gebrauch befindlichen ähnlichen Maschinen nur eine Sorte Nadeln verwendet werden kann, ist die neue Maschine so konstruirt, daß verschiedene Nadeln zur Verwendung kommen können. Die Fäden werden so gleichmäßig und fest geknüpft, daß eine weit größere Widerstand»- und Leistungsfähigkeit er zielt wird als durch Handarbeit. Der Preis für die sehr solid gebaute Maschine ist als ein sehr niedriger zu bezeichnen, er beträgt incl. Frackit und Montage 650 Mark. Herr DörrieS hat die Generalvertretung für Deutschland. — Leipzig. Eine Meßfremden-Controle stand früher den Leipziger Gastwirthen zu. Sie waren von Raths wegen und auf kurfürstlichen Be-