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Amts- und Anzeigeblatt für den Erscheint . . « dibouuemeut töyird des Ämtsgmchts LidenNslli -L-L- sertton«prei«: die kleinsp. „ ten, sow.e bei allen Reich«- »-«- -°« und dessen Amgeöung. Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. -—— 4». z«br«a»«. 11». Dienstag, den Ist. September L8»S. I». SsWiche sitzbitg i>es Aliiit«mrkktt>i-Kal!qiil>tl§ Dienstag, den 19. Seplemver 1893, Avends 8 Uhr im Rathhaussaalc. Eibenstock, den 16. September 1893. Der Stadtverordneten - Vorsteher. Wilhelm Dörsfel. 1) Bewilligung von 156 M. für einen Schieußenvau in der äußeren Auer- bacherstraße. 2) Berwilligung eine« Beitrag« von -> M. zur Instandsetzung de« Giebel« am Hause Poststraße 13. 3) Beschaffung eines Trinkwasser« für den unteren Theil de« CrottenseeS. 4) Ralhsantrag, Aushebung des Institut» der Nachtwächter und dafür Anstellung von 2 Schutzleuten. 5) Richtigsprechung: u. der Stadtkassenrechnung pro 1892, b. der Schulkassenrechnung pro 1892. 6) Uebernadme einer bleibenden Verbindlichkeit zur Unterhaltung de« Schnitt ¬ gerinne« vor dem Rathhause und der Pfarre. 7) Kündigung des bestehenden Anleihevertrags und Aufnahme einer neuen An ¬ leihe seitens der Stadtgemeinde. Kaiser Wilhelm in Ungarn. ES sind allerhand gezwungene Verhältnisse, die Kaiser Wilhelm bei seiner Ankunft auf ungarischem Boden dort vorfindet. Erst vor kurzem ist der öster reichisch-ungarische Etikettestreit beigelegt worden, dessentwegen Kaiser Franz Joseph im vergangenen Jahre Knall und Fall die Ofener Burg verließ und nach Wien zurückkehrle. Seildem hat er darin ein gewilligt, sich bei seinem Aufenthalt in Ungarn mit einem rein ungarischen Hoshalt zu umgeben und aus diese Zusage hin hat denn das Ungarvolk seinem „Könige" wieder den üblichen „jubelnvcn Empfang" bereitet. In der Brust eines jeden echten Magyaren wohnen zwei Seelen: die eine, von ler politischen Ktugheil beeinflußt und geleitet, ist eine streng monarchische; die andere, der allein das stark ausgeprägte 'National gefühl die Spannkraft gibt, ist eine antimonarchische. Die Ungarn jubelten ihrem Könige zur Feier seiner 2bjährigen Krönung mit Begeisterung zu . . . und zu gleicher Zeit wurde der alte Kossuth von vielen ungarischen Städten, darunter auch von Budapest, zum Ehrenbürger ernannt. Ein andere«, in der Brust der Ungarn sehr lebhafte« Gefühl ist der Russenhatz. Al« der ungarische Reichstag im Mai 1848 auf Antrag Kossuth« da« Hau« Habsburg- Lothringen de« Thrones verlustig erklärte, da ries die österreichische Regierung die Hitse Rußlands an. PaSkewitsch fiel in Siebenbürgen ein und später mußte sich Görgeh bei Vilago« den Russen ergeben. Diesen Oesterreich geleisteten Liebesdienst Rußland« werden die Magyaren dem Zarenlhum nie vergessen; sie sind dessen unerbittliche Gegner und schon aus diesem Gefühl heraus sind sie treue Anhänger der Dreibund-Ideen. Kaiser Franz Joseph hat vor kurzem aus Anlaß des Namenstages Kaiser« Alexander 111. bei der Hoftasel auf den Zaren, seinen „lheuren Freund", bas dreimalige Hoch auSgebrachl. Wie sehr ihm die« vom Herzen gekommen ist, läßt sich nicht sagen. Doch muß man ins Auge fassen, daß der „theure Freund" seine Flotte zum Besuch nach Toulon schickt, wo doch zweifellos dreibundseindliche Kundgebungen ver anstaltet werden, — daß der „theure Freund" eine russische Flottenstation im Mittelmeer errichten will, obwohl Rußland eigentlich im Mittelmeer nichts zu suchen hat, — daß der „theure Freund" neuerdings überall seine Hand zu Gunsten Frankreich« im Spiele hat, wo es gilt, dem Dreibund und dessen Freunden ein Schnippchen zu schlagen. Man mag solch' einen theuren Freund beim offi ziellen Festmahl hochleben lassen, aber man thut nebenbei gut, recht auf der Hut zu sein. Und daß dies geschieht, davon legen die nun beginnenden Manöver in Ungarn ein unzweideutige« Zeugniß ab. Nachdem sich Kaiser Wilhelm in seinen rheinischen Provinzen, in den Reichslanden und in Schwaben von der Schlagfertigkeit de« deutschen Heere« über zeugt hat, geht er nach Ungarn, um sich von seinem hohen Verbündeten zeige» zu lassen, daß auch da ungarische Heer der Aufgabe gewachsen ist, die ihm vielleicht über kurz oder lang gestellt werden könnte. Auch will man in der ganzen habsburgischen Mo narchie die Landwehr neu formtreu, damit sich dieselbe im Kriegsfall leichter in den Namen des stehenden Heere» etnfügen lasse. E« ist nicht zu verkennen, daß da» energische Vorgehen des Grafen Taaffe gegen die Tschechen einen guten Eindruck auf da« deutsche Volk macht. Die deutschen Stammesgenossen jenseits der schwarz gelben Grenzpsähle sollen fortan nicht mehr schutzlos den Angriffen des fanatisirlen TschechenthumS preis gegeben werden. Graf Taaffe hat bereits im ver gangenen Jahre den ihm früher vorenthaltenen Schwarzen Adlerorden bekommen. So wenig ein Staat sich das Recht anmaßen darf, sich in die inneren Angelegenheiten eines Nachbarstaates einzu mischen, jo wenig kann sich der Herrscher eines mächtigen Reiches des Mitgefühls entschlagen, wenn er Stammesgenossen im Auslande ihrer Nationalität wegen zurückgesetzt und erniedrigt sieht. Das Vor gehen der Russen gegen die deutschen Bewohner der baltischen Provinzen und in den Thälern der Wolga wird naturgemäß in Berlin ebenso peinlich empfunden, wie die Maßregeln des Grafen Taaffe gegen das Deutschthnm in Oesterreich. Und wenn hier gerade jetzt ein Wandel angebahnt wird, so muß das unfern Kaiser sehr angenehm berühren, auch wenn er nicht das geringste Gelüste empfindet, sich in Oesterreichs innere Angelegenheiten zu mischen. Daß durch den Kaiserbesuch in Ungarn nach außen hin das unveränderte und ungetrübte Bundesvcr- hällniß von 'Neuem zum Ausdruck gebracht wird, ist gewiß, wenn diese Wirkung auch nicht ausdrücklich beabsichtigt ist. Die Fürsten und Kabinette wissen ohnehin ganz genau, wie sie zu einander stehen. Hagesgeschichte. — Deutschland. Der Kaiser hat am Freitag mit der Kaiserin, dem König und der Königin von Württemberg und dem italienischen Kronprinzen der Parade bei Cannstatt deigewohnt. Die Manö ver am Sonnabend sind wie aus Stuttgart tele graphisch gemeldet wird, glänzend verlaufen. Der Kaiser sprach seine höchste Anerkennung über dieselben aus. Um 1'/, Uhr kehrte der Kaiser mit dem Kronprinzen von Italien aus dem Manövergelände zurück. — Die Folgen deS deutsch-russischen Zoll krieges haben eine Verstärkung der Beaufsichtigung der Grenzen nach verschiedenen Richtungen hin noth- wcndig gemacht. Das dort verfügbare Personal reicht nicht aus, um wirksam dem Schmuggel zu begegnen. Man Hilst sich mit Abkommanvirung von Unteroffi zieren; doch hat auch dies nicht ausgereichl und es sind jetzt von einigen Eisenbahn-BelriebSämtern in Ost- und Westpreußen Eiseilbahnbeamte an die Grenze kommandirl worden, um dort bei der Beaufsichtigung deS GrenzverkehrS thätig zu sein. — Oesterreich-Ungarn. Graf Taaffe liebt seine Tschechen, auch wenn er sie züchtigt. Erläßt offiziös versichern, die Regierung werde den Prager Ausnahmezustand mit größter Mäßigung danvhaben und zunächst abwarten, ob die Verhetzungsversuche Fortsetzung erfahren. In Prag wurden am Donners tag weitere dreizehn Personen verhaftet, die sich an den Demonstrationen am Vorabende de» kaiserlichen Geburtstage» beiheiligt halten. Im Ganzen befinden sich gegenwärtig sechzig Pcrsoncn in dieser Angelegen heit beim Strafgericht in Hast. — Prag, 16. Septbr. Gestern Abend kam e« zwischen Arbeitern au« der Smichower Fabrik und der Polizei zu mehrmaligen heftigen Zusammen stößen. Nachdem die Arbeiter sich äußerst renitent gezeigt, ging die Polizei mit gefälltem Bajonett vor. Schließlich gelang es, den Arbeiterhaufen, welcher fortgesetzt johlend die Polizeiwache verhöhnte, zu sprengen. — Italien. Aus Spezia wird den „B. N. N." von gewöhnlich gut unterrichteter Seite geschrie ben: Mit dem größten Vorbehalt geben wir eine Nachricht wieder, die hier zuerst aufgetaucht ist und beharrlich weiter verbreitet wird: es heißt, die italie nische Regierung habe im Einverständniß mit ihren Verbündeten verfügt, daß gelegentlich der Ankunft deS russischen Geschwader« im Hafen von Toulon da italienische Geschwader zusammen mit den Geschwa dern Englands, Deutschlands und Oesterreichs sich in den ligurischen Gewässern aufhalien solle. Man behauptet u. A., daß das italienische Marineministerium befohlen habe, die Schiffe wenigstens für eine Periode von 40 Tagen zu verproviantiren und daß die Schiffe selbst vollständig armirt bleiben. Die letzterwähnte Behauptung bewahrheitet sich in der That, denn alle vor einigen Tagen in unserem Meerbusen angekommc- nen Schiffe unv Torpedoboote der Manövergeschwader befinden sich auch jetzt noch in völliger Ausrüstung, während cs sonst üblich ist, daß sie nach Beendigung einer Seekampagne sofort abgetakelt werden. Was ras englische Mitkelmeergeschwaoer, da» hier eintrcffen soll, anlangt, so können wir versichern, daß eS aus zwei Divisionen besteht, von denen jede ihren eigenen Führer hat. Der Führer der ersten Division wird Lord Seymour, einer der tüchtigsten englischen See männer, fein. ES verdient bemerkt zu werden? daß zum Gouverveur von Malta, einem gewöhnlich für unbedeutend gehaltenen Hafenplatze, jüngst General Wolselcy, der Held von Egypten und Abessinien, er nannt worden ist. AuS all dem glaubt man hier folgern zu dürfen, daß England und die Dreibund mächte eine große Gegcnkundgebung gegen die russisch französischen Verbrüderungsseste beabsichtigen. — Der Kronprinz von Italien hat sich auch maßgebenden italienischen Persönlichkeiten gegen über in hochchrenden Ausdrücken über die Ausnahme ergangen, die ihm in Deutschland allenthalben zu Theil geworren ist. Er sei glücklich über den Em pfang, den er bei dem Kaiser gefunden, und voller Bewunderung über die Manöver, an denen er ein große» Interesse nehme. Am 16. d. ist der Kronprinz direkt von Stuttgart nach Monza zu seinen Eltern zurückgekehrt, die dem Kaiser Wilhelm in herzlichen, freundlichen Drahtmelvungen ihre Freude und ihren Dank kunegegeben haben. Loeai« und sLchstsche Nachrichten. — Dresden, lb. Septbr. Heute fand in Gegen wart de« König», re« diplomatischen Korp», der Mi nister, der Spitzen der Zivil- und Militärbehörden, sowie unter großer Beiheiligung seitens der Bevölker ung die feierliche Enthüllung der zwei monumen talen Fahnenmasten statt, welche zur Erinnerung an den am lb. September 1882 erfolgten Einzug weiland Kaiser Wilhelm» l. ausgestellt wurden. Ober bürgermeister Or. Stübel hielt die Festrede. „Diese Masten", so schloß er die Rede, sollen un« mahnen, zu sein und zu bleiben „ein einig Volk von Brüdern", allezeit sriedlebend, allezeit aber auch wieder zum Kampfe bereit für re» Deutschen Reiche« Freiheit, Größe und Mach», damit seine Jahre dereinst gezählt werden nach Tausenden. Diese« Gelöbniß wollen wir heute erneuern, und wer e« thun will, der stimm«