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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung 108 18SS Abonnement viertelj. 1M. 20 Pf. (incl. Jllustr. Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo» ten, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- srrtionSpreiS: die kleinsp. Zeile 10 Pf. Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. 40. Jasrg«»«. Donnerstag, den 14. September Erledigt hat sich die im 83. Stücke dieses Blattes von 1893 erlassene Bekanntmachung des Unterzeichneten durch Ausfinden der angeblich gestohlenen Taschenuhr. Eibenstock, am 12. September 1893. Der Königliche Amtsanmatt. Warneck. Bekanntmachung. Der Stadtrath hat beschlossen, dem durch die Neuregelung der Bauweise im Crottensee am Grüner-Graben freigelegte» Platz den Namen „Albertplatz" beizulegen und die von da nach der Felvslraße führende, im Bebauungspläne für denselben Stadttheil mit 8 bezeichnete Straße „Albertstrahc" zu be nennen, was hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird. Eibenstock, den 13. September 1893. Der Rath der Stadt. Körner. Hans. Bckanntinachnn g. Der Schlentzenbau im Crottensee wird in den nächsten Tagen be ginnen ; inzwischen ist auch die Legung der Gasrohre in Angriff genommen worden. Es werken deshalb abwechselnd einzelne Stratzenzüge für den Fnhrtverksverkehr gesperrt bleiben müssen. Die Absperrung wird durch ausgestellte Tafel» bekannt gemacht, und es ist im Uebrigen hinsichtlich der Ver legung deS Bei kehr« den Anordnungen der Polizeiorgane unweigerlich nachzu kommen. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bis zu 3V M. oder entsprechender Hast bestraft. E i b e n st o ck, den 12. September 1893. Der Rath der Stadt. »i-. Körner. Hans. Für ein 14 Wochen altes Mädchen wird Unterkommen in einer Familie gesucht. Reflecianten wollen sich unter Angabe des beanspruchten Verpflegbeitrags baldigst im diesigen Gemeindeamts melden. Der Gemcindcvorstaad zu Schönheide. Hagesgeschichte. — Deutschland. Wie die ,Krz.-Zlg." meldet, wird der Reichstag bald nach seiner Eröffnung auf Anregung aus dem Hause heraus mit umfassenden Erörterungen über die Judenfrage sich zu beschäf tigen haben. Die Konservativen werden ihren schon in der letzten Session des aufgelösten Reichstages eingebrachten, damals aber nicht zur Verhandlung gekommenen Antrag wieder einbringen, einen Gesetz entwurf vorzulegen, nach welchem Israeliten, die nicht Reich-angehörige find, die Einwanderung über die Grenzen des Reichs untersagt wird. Von antisemitischer Seite scheinen Anträge zu einer systematischen Regel ung der Judenfrage vorbereitet zu werden. Die An tisemiten sind seit ihren jüngsten Wahlersolgen stark genug, die Vorschrift der Geschäftsordnung für die Einbringung von Anträgen für sich allein zu erfüllen; sie werden ohne Zweifel das Bedürfnis und die Ver pflichtung fühlen, zu zeigen, daß sie etwas leisten können. Die .Kreuzzeitung" ist überzeugt, daß sich für eine .verständige Judengesctzgebung" jetzt eine Mehrheit im Reichstag finden werde. Sie rechnet dabei auf das Zentrum, das bisher, wenn auch inneilich eine starke antisemitische «Strömung vorhanden sein mag, doch große Zurückhaltung in dieser Frage beobachtet hat. DaS erwähnte Blatt wendet sich auch dringend an die Weisheit und Staaisklugheit der Regierung, auf daß sie endlich zur Regelung dieser brennenden Frage wirksame Schritte thue. — Zur Ernennung de« Kronprinzen des Deutschen Reiches und von Preußen zum Sekondclieuienant in der sächsischen Armee be richtet das .Dr. Jour.": Am 9. Septbr. waren es 2b Jahre seit dem Tage, an welchem der König Jo hann von Sachsen dem damaligen Bundesfeldherrn König Wilhelm von Preußen, dem nachmaligen Kaiser Wilhelm I., da« 2. Grenadierregiment Nr. 101 ver liehen hatte. König Albert hat diesen Tag nicht vorübergehen lassen, ohne dem Kaiser Wilhelm, dem gegenwärtigen Chef deS Regiments, ein Zeichen der Erinnerung übermitteln zu lassen. Zu diesem Zwecke war der Kriegsminister, Generallieutenant v. d. Planitz beauftragt, am 9. September ein Handschreiben des Königs von Sachsen dem Kaiser zu überreichen, worin den Gefühlen der Verehrung und der treuen Waffen brüderschaft, die die preußischen mit den sächsischen Truppen verbinden, Ausdruck verliehen war und in welchem mitgelheilt wurde, daß der König den Kron prinzen deS Deutschen Reiches und von Preußen zum Sckondelieukenant in der Sächsischen Armee und zwar rr la suite des 2. Grenadier-Regiment- Nr. 101 .Kaiser Wilhelm, König von Preußen" ernannt habe. Der Kaiser nahm das betreffende Handschreiben vom KriegSminister v. d. Planitz bei der Parade in Straß burg vor Beginn des Parademarsches entgegen und sprach sich lebhaft erfreut über diesen erneuten Beweis der huldvollen Freundschaft de« König« von Sachsen au«. — In militärischen Kreisen glaubt man, wie die „M. N. N." schreiben, daß mit Inkrafttreten der neuen HeereSgesctznoveUe und der damit verbundenen zweijährigen Dienstzeit bei der Infanterie sich der Zugang von Einjährig-Freiwilligen bei dieser Waffe verringern werde. 'Namentlich dürften solche jungen Leute, die nicht höheren Studien obliegen, es in anbetracht der großen mit dem Einjährig-Frei- willigendienst verbundenen Kosten vorziehen, von nun ab die um ein ganzes Jahr verringerte Dienstzeit wie alle übrigen Dienstpflichtigen abzuleisten. — Das Befinden de« Fürsten Bismarck scheint immer noch zu Besorgnissen Anlaß zu geben. Zwar heißt es in der Umgebung des Fürsten, daß sich dessen Zustand fortschreitend bessere, es wirb aber hinzugesetzt, daß die „Schlaflosigkeit fortbesteht." Bis her wupie man überhaupt noch nicht, daß der Fürst an krankhafter Schlaflosigkeit leidet. — Wie die .Berl. N. Nachr." erfahren, beschäf tigt die Frage eines wirksamen Rechtsschutzes der Bauhandwerker bezüglich ihrer Forderungen aus den zu Neubauten gelieferten Materialien und Arbeiten unausgesetzt daS Reichsjustizamt. Neuere Falle, namentlich in Berlin, haben die vorhandenen Mißstände im Baugewerbe grell beleuchtet und lassen an den zuständigen Stellen leinen Zweifel mehr über die Nothwendigkeit bestehen, auf diesem Gebiete eine ihunlichst baldige und wirksame Abhilfe zu schaffen. Indessen sind die Schwierigkeiten, die eine befrie digende Lösung der Frage gegenüber unserer jetzigen Gesetzgebung bietet, ungemein groß, bei Weitem größer, als man im Allgemeinen anzunehmcn scheint. Im Allgemeinen möchte man den bei 'Neubauten beiheilig ten Unternehmern, Fabrikanten, Handwerkern und Arbeitern ein Vorzugsrecht vor allen hypothekarischen Eintragungen sichern, die vor und nach dem Beginn eines Neubaues für das Baugrundstllck erfolgt sind. So berechtigt und billig diese Forderung an sich er scheint, so könnte doch auch in diesem Falle leicht die beabsichtigte Wohlthat denen, welchem sie zugedacht ist, zur Plage werden. Denn eS ist alsdann zu befürchten, daß die Beschaffung der für Neubauten erforderlichen Gelder vielfach unüberwindlichen Schwierigkeiten begegnen wird, weil die Kapitalisten unklaren Hypothekenverhältnissen gegenüber sieben würden und sieh darauf gefaßt machen müßten, daß bei etwaigen Subhastationen ihre Forderungen zu Gunsten derjenigen der Bauhandweiker zum Theil ausfallen könnten. Die Folge davon wäre, daß au« Mangel an Geld sehr viele Neubauten fortan unter bleiben würden, die unter den jetzigen Verhältnissen in Angriff genommen worden wären. Die Hand werker hätten alsdann wohl mehr Sicherheit in Bezug auf ihre etwaigen Forderungen, aber weniger Arbeits gelegenheit, womit ihnen auch wenig geholfen wäre. ES werden daher andere Vorschläge in ernste Er wägung gezogen. So ist von einer Seite empfohlen worden, daß bereit« die polizeiliche Bauerlaubniß von dem Nachweise der Hinterlegung einer zur Be friedigung der Bauhandwerker voraussichtlich genüg enden Sicherheit abhängig gemacht werde, falls die Vermögen-Verhältnisse deS Bauunternehmers zu irgendwelchen Zweifeln in dieser Hinsicht Anlaß geben. Jedenfalls ist zu hoffen, daß diese wichtige Frage in absehbarer Zeit ihrer gesetzgeberischen Lösung ent gegengeführt werden wird unv daß man nicht erst, wie noch vor Kurzem in juristischen Kreisen ange nommen wurde, beim Erlaß deS bürgerlichen Gesetz buches ihre Lösung finden wird. Es handelt sich um eine Angelegenheit, die zugleich eine so hervorragend "sozialpolitische Bedeutung hat, daß man mit deren Regelung nicht so lange warten zu dürfen meint. — Die reichlichen Niederschlagsmengen, welche seit Monatsfrist und länger in fast allen Theilen Deutschlands nicdergegangen sind, haben auf da« Gesammlergebniß der Futterernte nach Möglichkeit hebens und bessernd eingewirkt. Der Ertrag des zweiten Grasschnittes ist, soweit sich au« den bezüglichen Meldungen ersehen läßt, namentlich in Nord- und Nordostdeutschland durchweg befriedigend, stellenweise sogar glänzend ausgefallen, so daß, hier wenigsten-, von einer Fuiternoth im Ernst keine Rede sein kann und Preisaufschläge auf Milch und deren Produkte, insbesondere auf Butter und Käse, wie sie unter Hinweis auf die .abnorme Knappheit und Theuerung der Futtcrkräuter" jetzt von Händlern mehrfach angekündigt werden, durch die thatsächliche Gestaltung der Verhältnisse nicht gerechtfertigt er scheinen. — Oesterreich-Ungarn. In Pilsen hat am Sonntag eine umfangreiche deutschfeindliche Kundgebung statlgefunten. Tschechen, die au« einer Versammlung kamen, durchzogen die Straßen der Stadt, rissen die mit deutschen Inschriften ver sehenen Schilder von den Häusern und zertrümmer ten am Deutschen Hause Vie Fensterscheiben. Mit vieler Mühe gelang cs der Gendarmerie, die Ruhe wieder herzustellen. Mehrere Verhaftungen fanden statt. — Frankreich. Am Sonntag Abend sind in der französischen Hauptstadt der Großfürst Alexis und der Herzog und die Herzogin von Leuchtenberg eingetroffen und von dem Botschafter Baron Mohren heim empfangen worden. Die russischen Gäste werden sich zunächst nach Vichy und später nach Toulon be geben, wo der Großfürst Alexis die Revue über die russische Flotte abnehmen wirs, worüber die Franzosen natürlich ungeheuer erfreut sein werden. — Der Ausschuß deS Pariser Gemeinderath« be schloß, einen Kredit von k>00,000 Frank zum Empfange der russischen Marineoffiziere und die Umwandlung de» Boulevard Sebastopol in einen Boulevard „Kronstadl". Der Seinepräfekt Poubelle erklärte jedoch, die Regierung werde diese Umtaufung nicht genehmigen. Locale und sächsische Stachrichten. — Eibenstock, 13. Septbr. Der kalendermäß ig« Sommer ist noch nicht zu Ende und schon läßt