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Amts- und Anzeigeblatt für den Erscheint . — I Abonnement XZ-^Z SM des Amtsgerichts LibeHock SSL- sirtionSpreiS: die kleinsp. . , ten, sowie bei allen Reich». lound dessen Umgebung. Lerantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. . — 4». ' ION. Somnibeiid, den 26. August I8SS. Bckanntmachllllg. Nach den Bestimmungen des Regulativs, die polizeiliche An- und Abmeld ung der Einwohner und Fremden in der Stadt Eibenstock betreffend, vom 8. November 1883 ist jede Veränderung in den AufenthaltSverhältniffen eines Einwohners — Anzug, Fortzug, Umzug — binnen 3 Tagen an RathS- ftclle anzuzeigen. Die Meldepflicht trifft bei Familienangehörigen das Familienoberhaupt, bei Lehrlingen den Lchrhcrrn oder, wenn sie nicht bei diesem wohnen, den betreffen den Ouartierwirth, bei Dienstboten diesen und den Dienstherrn, im Uebrigen aber ven Miether und beziehentlich Aftermiether, daneben die Hausbesitzer und Vermiether. Wir weisen erneut auf diese Bestimmungen mit dem Bemerken hin, daß in den nächsten Tagen eine allgemeine Revision des gesammten Meldewesens stattfinden wird, und daß die hierbei noch vorgefundenen Unregelmäßigkeiten mit Geldstrafen bis zu IO Mk. eventuell entsprechender Haft bestraft werden. Eibenstock, den 24. August 1893. Der Rath der Stadt. Körner. Hans. Ber-ingirng, den Schulbau in Eibenstock betr. Die zum inneren Ausbau des neuen Schulgebäudes und der Turnhalle in Eibenstock erforderlichen Arbeiten, einschließlich der Matcrialienlieferung, alS: l. Tchloflerarbeiten, II. Tischlerarbeiten, in. Glaserarbeiten, IV. Bedachungsarbeiten, v. Klempnerarbeiten, VI. Maler- und Lackirerarbeiten, vil. Blitzableitnngs- und Klingelanlage sollen an den Mindestfordernden mit Vorbedalt der Auswahl unter den Be werbern dergestalt vergeben werden, daß die Turnhalle bis 15. Oktober ds. Js. vollendet, da« Schulgebäude aber bi« zum 31. August 1894 fertiggestellt ist. Preislisten und Lieferungsbedingungen sind, soweit der Borrath reicht, gegen Erlegung von je 1 Mk. bei dxm unterzeichneten Stadtralh zu entnehmen, wo selbst auch die Bau- und Detailzeichnungen zur Einsicht ausliegen und weitere Auskunft ertheilt wird. Angebote mit der Aufschrift: „Angebot für den Schulneubau in Eibenstock" sind bis mit 30. ds. Mts. postfrei bei der unterzeichneten Behörde einzureichen. Später eingehende Angebote bleiben unberücksichtigt. Die Bewerber bleiben bis 15. September dS. IS. an ihre Gebote gebunden. Eibenstock, den 18. August 1893. Der Rath der Stadt. »i-. Körner. Hans. Herzog Ernst von Koburg-Gotha -j-. — Gotha, 23. August. Se. Hoheit Herzog Ernst II. von Sachsen-Koburg-Gotha ist gestern Abend ^12 Uhr in Schloß Reinhardsbrunn gestorben. Die Nachricht von dem Ableben dieses deutschen Fürsten kommt nicht überraschend: schon seit einer Woche haben die ärztlichen Meldungen auf da« Abschciden des Herzogs vorbereitet, der nun gestern den Folgen eines am ersten Tage des August erlittenen Schlaganfalls erlegen ist. Ernst II. August Karl Johannes Leopold Alexander Eduard, ältester Sohn des Herzogs Ernst I., war geboren am 21. Juni 1818 zu Koburg. Nach Studien an der Uni versität Bonn trat er in Königl. sächsische Dienste, unternahm dazwischen große Reisen in Europa und später auch in Afrika, vermählte sich im Jahre 1842 mit der Prinzessin Alexandrine von Baden und folgte am 29. Januar 1844 seinem Vater in der Regierung. In seiner Herrscherthätigkeit hat er viel Segens reiches geschaffen und schon 1852 eine organische Bereinigung der beiden Herzogthümer hcrbcigeführt, die dreiundzwanzig Jahre später sich zu einer engeren Union verdichtete. Zugleich hat der Herzog an der deutschen Politik stets regen und wirksamen Antheil genommen. Unermüdlich in seinen Plänen für das deutsche Gesammtreich, war er ein eifriger Förderer und Helfer aller darauf abzielenden Bestrebungen. Seine Verbindungen mit Napoleon III. ließen ihn mehrfach auch in den großen europäischen Angelegen heiten ein aufmerksam gehörtes Wort mitsprechen. Militärisch bethätigte sich der Herzog im Kriege gegen Dänemark, in welchem er ein selbstständiges Kontingent führte und das Gefecht bei Eckernförde zu siegreichem AuSgang leitete. Den deutsch - französischen Krieg machte er im Gefolge des Königs von Preußen mit. Der jetzigen Generation ist der Herzog am bekanntesten geworden durch seine Förderung von Kunst und Wissenschaft und durch seine selbständige Bcthätig- ung auf diesen Gebieten. Seinem Volke ein treu sorgender Herrscher, der deutschen Nation eine sym pathische Erscheinung unter den Bundesfürsten — so wird sein Bild in der Erinnerung der Lebenden und in der Geschichte sich erhalten. Mit dem Herzog Ernst steigt ein Stück deutscher Geschichte ins Grab. Ein fein- und freisinniger Fürst, wie er eS war, hat er von jeher den deutschen EinheitSgedankcn hochgehalten und ihm auch zu einer Zett Ihatsächlichen Ausdruck gegeben, als dies noch sür die gewöhnlichen Sterblichen in Deutschland als eine Art Hochverrath galt. Die Schützen-, Sänger- und Turnvereine, in den fünfziger und sechziger Jahren die hauptsächlichsten Träger der RcichSidee, erfreuten sich feiner besonderen Theilnahme und ebenso förderte er den Nationalveretn, der 1859 unter der Führung von Bennigsen, Schultze-Delitzsch, Duncker u. A. entstand. Zu jener Zeit erfreute sich der Her zog einer ganz ungewöhnlichen VolkSihümlichkeit, die weit über die Grenzen seines eigenen Landes hinaus reichte. Nachdem das große Ziel, wenn auch auf einem anderen Wege, erreicht war, und ein Theil der deut schen Nation nur zu bald die Segnungen des neuen Zustandes als etwas selbstverständliches hinnahm, ist die Popularität des Herzog« Ernst ziemlich schnell verblichen. Wie tiefgreifend aber die Wirksamkeit des nun Dahingeschiedenen auf dem Gebiete der Politik allezeit gewesen und nach 1870 geblieben ist, zeigt sich am besten in den „Denkwürdigkeiten aus meinem Leben und meiner Zeit', die der Herzog 1887 bis 1889 herauSgab und die großes und be rechtigte« Interesse in Anspruch nehmen. Und diese Wirksamkeit ist ja auch erklärlich, wenn man bedenkt, daß er der Chef des herzoglichen Hauses Koburg war, dessen Mitglieder auf den Thronen von Portugal, Belgien und Bulgarien sitzen, daß er der Schwager der Königin Viktoria, der Onkel der Kaiserin Friedrich und der Großoheim des jetzigen deutschen Kaisers war. Hagesgeschichte. — Deutschland. Die von un» bereits er wähnte Meldung eines rheinischen Blatte«, daß mit bedeutenden Marineforderungcn in Zusammen hang mit der geplanten neuen Steuerreform an die gesetzgebenden Faktoren herangetreten werden solle, erklärt die „Nordd. Allg. Zig." auf da« bündigste al« unrichtig bezeichnen zu können. — Eine natürliche und vorauSgesehene Folge des Zollkrieges ist die Zunahme des Schmug gels an der deutsch-russischen Grenze. Wie von offiziöser Seite geschrieben wird, ist diese Zunahme nach übereinstimmenden Nachrichten au« den Grenz bezirken eine ganz ungebeure. ES wird hinzugefügt, daß die sonst sehr strengen und rücksichtslosen russischen Grenzwachen nicht» thun, um den Schmuggel russischer Maaren nach Deutschland zu verhindern. Im Gegen- thcil, eS habe beinahe den Anschein, daß von ihrer Seite Alles geschehe, um diesen unrechtmäßigen Ver kehr geradezu zu fördern. Eine Verstärkung unsere» Grenzausseher - Personals sei bereit« im Gange und werde nach Möglichkeit beschleunigt werden. — Die Innung-freunde und die Konservativen sind mit den bekannten Vorschlägen des preuß. Handcl-minister- zur Organisation de« Hand werks ebenso wenig zufrieden, wie die Freisinnigen. Die „Konserv. Korr." tröstet sich einstweilen damit, daß eS sich nur um Vorschläge handle. Sie meint, ein auf diesen Grundlagen au-gcarbciteter Gesetz entwurf würde niemals eine Mehrheit im Reichstag finden. Fakultative Prüfungen, Ehrentitel für Gewerbe treibende können in der heutigen Zeit des Kampfes umS Dasein kaum einen besonderen Anreiz bilden. Das Konservative Organ hofft, daß der Reichstag in dieser Sache anderer Meinung sein werde. Auch der Vorschlag, den Innungen die mühsam erkämpften Vorrechte wieder zu nehmen, werde kaum die Billig ung der Volksvertretung finden. — Au« Neustettin wird mitgetheilt, daß die dortigen Antisemiten beabsichtigten, Ahlwardt in den preuß. Landtag zu wählen. Begründet wird diese Absicht damit, daß Ahlwardt als ReichstagSabgeord- neler keine Diäten empfange, daß man ihm aber doch für seine politische Thäligkeit auch eine gewisse materielle Entschädigung verschaffen wolle, zumal da die Samm lung für den „AhlwardtsondS" ein nicht gerade glänzendes Ergebniß gehabt habe. ES käme bpi den Landtagswahlen, um diese Absicht durchzuführen, auf einen Pakt mit den Konservativen an. — Rußland. Die mißlichen Verhältnisse der Bauern in Rußland charakterisiren folgende Vor kommnisse. In verschiedenen Dörfern des Charkower Kreises kamen die Landleute zu der Einsicht, daß sie auf ihren infolge der letzten Mißernten schlecht be stellten und überhaupt wenig ertragreichen Aeckern nicht viel mehr ernten würden. Kurz entschlossen verkauften die Gemeinden die Gemeindeländereien an Nachbardörfer und wanderten nach dem Kaukasus au». Es ist weniger bekannt, daß noch in vielen Theilen de« inneren Rußland» die Bauern fast gar keinen Privatbesitz an Grund und Boden haben, sondern nur Gemcinländereien bewirthschaften. Die ser gemeinsame Grundbesitz, „Mir" genannt, wird alle 4—10 Jahre durch das LooS an die verschiede nen Gemeindemitglieder neu vertheilt. Bei dieser Parzellirung wird jede» neugeborene Kind schon al» Gemeindemikglied betrachtet. Da kommt e» dann oft vor, daß kinderlose Bauern ein Kind in Pflege nehmen und e» für da« ihrige auSgebcn, um so eine Parzelle mehr zu erlangen. ES schweben auch dieser- halb jetzt eine Reihe Prozesse in der Charkower Gegend. Local« und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 25. August. Am nächsten Sonn tag feiert der hiesige Radfahrer-Club sein 8. Stiftungsfest. Da« reichhaltige Programm enthält außer der Nachmittags 2'/, Uhr stattfindenden Corso- fahrt durch die Stadt so anziehende Nummern, daß man mit Recht einen höchst genußreichen Abend er warten darf, denn eine ähnliche Veranstaltung, welche der Verein vor ca. 5 Jahren in« Leben rief, durfte schon damals al« eine außerordenllich gelungene be zeichnet werden. In Rücksicht darauf und im Hin-