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Amts- und Anzeigeblatt für den «»scheint , , e «bonnement «Yirk des Ämtsgmchts Libeiilloil! s-ZZ- sirtionSprei«: die kleinst». ten, sowie bei allen Reich«- Zeile 10 Pf und dessen Amaevuna. P st-nst-l en Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. S1. Dienstag, den 2. Mai 18S3. Die Schulvorstände de» Bezirk« werden darauf aufmerksam gemacht, daß Gesuche um Gewährung von Beihilfen aus Staatsmitteln zur Bestreit ung de« Aufwande« für die Fortbildungsschulen auf da« Jahr 1893 läng- """ zum 10. Wai 1893 anher einzureichen, den dic«fallsigen Gesuchen aber außer den in 8 16 Abs. 5 der Ausführungsverordnung zum Volksschulgesetze vom 2b. August 1874 vorge- schriebenen Unterlagen eine tabellarische Anzeige über da« SliftungSjahr, die Zahl der Schüler, Lehrer und Clafsen, die Lehrerhonorare und die sonstigen Ausgaben, sowie die Einnahmen, ferner ein Schulplan und Angaben über etwaige Verbind ung mit einer gewerblichen Fortbildungsschule ic. beizufügen sind. An Gemeinden, welche über das Minimum von wöchentlich zwei Unterrichts stunden nicht hinauSgehen, werden SkaatSbeihilfen nicht gewährt. Schwarzenberg, am 28. April 1893. Königliche Bezirksschulinspektion. Frhr. v. Wirfing. I. V: W. Schreyer. W. Die Schulvorstände des Bezirkes werden daran erinnert, daß alljährlich nach Ostern Anzeige über etwaige, in da« schulpflichtige Alter tretende blinde Finder mit der Angabe, ob die Anmeldung zur Aufnahme in die Blindenanstalt erfolgt ist, eventuell Baeatfchein anher einzureichen sind. Für da« laufende Jahr wird der Anzeige bis zum 15. Wai 1893 entgegengesehen. Schwarzenberg, am 28. April 1893. Königliche Bczirksschulinspektion. Frhr. v. Wirsing. I V: W. Schreyer. W. Beliillntmachullg. Der unterz. Kirchenvorstand bat mit inspekiioneller Genehmigung folgende die Tansen und die Beerdigungen betreffende Abänderungen getroffen: 1) Um bezügl. ter Kirchentausen eine feststebende Ordnung einzuführen, werden auch in hiesiger Parechie, wie die« bereit« in den meisten Kirchen gemeinden der Fall ist, als Tage für gebührenfreie Kirchenkaufen der Sonntag, Montag und Donnerstag hierdurch bestimmt. Für jede an einem anderen Wochentage außer Sonnabends, wo eine Taufe überhaupt nicht statt zu finden hat, begehrte Kirchentaufe ist eine Gebühr von 3 Mark an die Kirchenkasse zu entrichten. 2) WaS die Begräbnisse I. Kl. anlangt, so wird, um jedes Uebermaß von Feier lichkeiten zu vermeiden, das Rekourlauken künftighin in Wegfall gebracht. 3) Um den weniger Bemittelten in Todesfällen den Gebrauch der Glocken nicht zu entziehen, wird auch bei Begräbnissen IV. El. und zwar für die erwachsenen (confirmirten) Gemeindemitglieder ein '/^stündige« Lauten mit einer Glocke wie bei Begräbnissen III. El., ohne Erhöhung der Ge bühren hiermit eingeführt. Eibenstock, den I. Mai 1893. Der Kirchenvorstand. Böttrich, k» In Gemäßheit der in 8 46 des Einkommensteuergesetzes vom 2. Juli 1878 enthaltenen Bestimmungen werden alle Diejenigen, welche hierorts ihre Beilrag«- pflicht zur Staatseinkommenstcuer zu erfüllen haben, denen aber eine Zufertigung betreff» der erfolgtet, Einschätzung auf 1893 nicht hat behändigt werden können, hiermit aufgefordert, wegen Mittheilung deS Einschätzungsergeb nisses sich bei dem Unterzeichneten zu melden. Schönheide, am 29. April 1893. Der Gemein bevor st and. Die Verständigung über die Militärvorlage ist heute für Diejenigen, die sich in diesem Sinne bemühten, nicht mehr so aussichtsvoll, wie die« vor acht Tagen den Anschein hatte. Die anSzugleichendcn Schwierigkeiten find aber auch nicht geringer Natur, wenn man bedenkt, daß der Reichskanzler Gras Caprivi unverrückt den Standpunkt innehält, daß er von den Sätzen der Vorlage nichts ablassen könnte. Höchstens in unbedeutenden Nebensachen wäre die Verständigung über Abstriche möglich. Die Meldung eines parla mentarischen Berichterstatters, Aeußerungen des Grafen beim letzten parlamentarischen Mahle hätten die Aus legung zugelassen, daß die Regierung zu weitergehen den Zugeständnissen bereit sei, entbehrt jeglicher Be gründung. Die Schwierigkeit der Lage ist damit gekennzeichnet. Da der Reichskanzler das Angebot der Nationalliberalen bezw. de« Herrn v. Bennigsen für so ungenügend er achtete, daß sich auf dieser Grundlage gar nicht ver handeln lasse, so muß naturgemäß da« Angebot von anderer Seite ein für die Regierung annehmbarere« gewesen sein, d. h. eS müßte wenigsten» nahezu so viel bieten, al« die Vorlage fordert. E» ist bekannt, daß sich der ZentrumSsührer Herr v. Huene in diesem Sinne bemüht hat, eine Verständigung zu erzielen und eine Zahl seiner Fraktionsgenossen für dieses Uebereinkommen zu gewinnen. Indessen die dafür au« dem Zentrum zu habenden Stimmen sind zu gering an Zahl, al« daß sich mit ihrer Hilfe eine Mehrheit im Reichstage bilden ließe, abgesehen davon, daß dann auch die Nationalliberalen sämmtlich für die Gewährung eintreten müßten. Die» ist jedoch unter keinen Umständen zu erwarten. Nachdem diese Partei mit ihrem Vorschläge von ter Regierung zurückgewiesen worden ist, wird sie keine« weg» gewillt sein, die weitergehenden Ansprüche einer andern Partei, mit der sie übrigen« nicht auf gutem Kuße steht, zu unterstützen. Nimmt man selbst an, daß eine solche Unterstützung nach sachlicher Erwägung geboten werden könnte, so würde sie doch zweifellos au« taktischen Erwägungen versagt werden. Wenn sich nun auch im Lager de« Freisinn» einige wenige Stimmen finden, so reicht die Gesammtzahl derjenigen Abgeordneten aller Parteien, die sich langsam mit der Vorlage befreundet haben, doch bei weitem noch nicht au», um dieser die Mehrheit im Reichstage zu ver schaffen. Sollten nicht noch ganz unerwartete Wen dungen eintreten, so kann man heute schon mit voller Bestimmtheit sagen, daß die Militärvorlage in zweiter Lesung abgelehnt werden wird. AlSdann wäre die Reichstagsauflösung die natür liche Folge. Nun heißt es nach einem von der »Voss. Ztg." verbreiteten Gerüchte, innerhalb des preuß. Ministeriums seien erhebliche Bedenken gegen eine RcichStagSauflösung laut geworden und auch einzelne größere Bundesstaaten hätten bereits gegen die Absicht der Auflösung Einsprache erhoben. Selbst in den Wandelgängen besprach man dieselbe Nachricht, al« ob es sich schon um vollzogene Thatsachen handele. Dem Gerüchte ist damit entschieden zu viele Ehre geschehen. Man kann darüber nicht im Zweifel sein, daß das preuß. Ministerium voll und ganz auf Seite deS Grafen Caprivi steht und daß sich auch der ganze BundeSrath auf diesen Standpunkt stellt. .Innerhalb der Reichsregierung sind alle Ent scheidungen noch Vorbehalten/ heißt e« in jener Notiz. Natürlich kennen die formellen Entscheidungen erst fallen, wenn die Voraussetzungen dazu gegeben sind. Aber das darf man wohl glauben, daß der verant wortliche Leiter der Politik nicht ins Ungewisse hinein verfährt und sich nicht erst im letzten Augenblick über die entscheidenden Stimmungen unterrichten wird. Dem Vernehmen nach ist in der DonnerstagS- FraktionSsitzung des Zentrum- der Versuch, die ge nügende Stimmenzahl für eine den verbündeten Re gierungen annehmbare Form der Militärvorlage zusammenzubringen, gescheitert. Trotzdem besteht an scheinend die Absicht, in der zweiten Lesung irgend einen positiven Beschluß zu Stande zu bringen, um für eine dritte Lesung die Unterlage zu schaffen. Voraussichtlich dürfte dazu die Einführung der zwei jährigen Dienstzeit an sich ausersehen sein; seldstver- stündlich ist auf eine Mitwirkung der konservativen Fraktion bei einem Beschluß aus dieser Basis nicht zu rechnen. Nach der .Freis. Ztg." waren Verhandlungen mit dem Reichskanzler zum dritten Male angeknüpft wor den am vorigen Montag. Der Reichskanzler ist aber bei seinen Forderungen auf Präsenzerhöhung in der Hauptsache stehen geblieben. Die Verhand lungen waren ohne Zustimmung der ZentrumSpartei durch Freiherr« v. Huene angeknüpft worden; aber Abg. Frhr. v. Huene hat sich verpflichtet gehalten, der Zentrumspartei darüber Bericht zu erstatten. Am Freitag Abend fand noch eine Fraktionssitzung , der ZentrumSpartei statt ... E« unterlag aber von vornherein keinem Zweifel, daß die Fraktion auf die Forderungen de« Grafen Caprivi nicht einging. Lagesgeschichle. — Berlin, 29. April. In der gestrigen Reichs tagssitzung kam e« zu Skandalszenen, die Alles weit übertrafen, was jemals in dieser Art bei uns vorgekommeu ist, und die den berüchtigtsten Vor gängen in anderen Parlamenten kaum etwas nach geben. Man konnte bisher manche berechtigte Be schwerde gegen die Vertretung der deutschen Nation erheben und namentlich deren Vorliebe für weit, schweifige, von der eigentlichen Sache abirrende, dok trinäre Erörterungen tadeln. Aber man mußte an erkennen, daß sic in erfreulichem Gegensatz zu den meisten ausländischen Parlamenten wenigstens stet« einen vornehmen Ton sesthielt und den Anstand äußerlich zu bewahren wußte. Auch dieser Ruhm droht nunmehr dem deutschen Reichstag abhanden zu kommen E« fehlte nur noch, daß man von den wörtlichen Beleidigungen zu den handgreiflichen über ginge, und der Tiefstand des französischen Parla mentarismus wäre bei uns erreicht. Nur mit leb haftem Bedauern und mit gerechtfertigten Besorg nissen für die Zukunft kann man diese Entwickelung unseres innerpolitischcn Leben- verfolgen. Gefallen daran können nur die Gewohnheitsbesucher der öffent lichen Radauversammlungcn und das uns feindliche Ausland finden, da- mit hoher Befriedigung von den sich bei uns zusehend« verschärfenden inneren Gegen sätzen Kenntniß nimmt. — Die Untersuchungen der Ahlwardt-Kom- mission Haden einen für Ahlwardt sehr ungünstigen Verlaus genommen. Die .Akten" enthalten überhaupt keine Originale; eS sind zumeist .Abschriften", in denen die Unterschriften theil» weggelassen, thcil« fingirt sind. Der Referent Porsch sagte in der Kommission: »Wir müssen annehmen, daß Ahlwardt« Behauptungen in keiner Weise bewiesen sind", und Referent Bebel: .Ich habe dem nicht« hinzuzufügen." — Die Gewehrprüfungskommission zu Ruhleben bei Spandau stellt gegenwärtig Schießver suche an mit Gewehrgeschossen au» Aluminium. Hiermit sollen künftig die militärischen Wachtposten ausgerüstet werden, weil diese Kugeln von weit ge ringerer Durchschlagskraft sind und diese Munition eine viel kürzere Tragfähigkeit besitzt al« die übrige Munition unsere« Jnfantriegcwehr«.