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Amts- und Anzeigeblatt für den -MA- Lcurk des Amtsgerichts Libenjisck sert1on«prei«: die kleinsp. . . ten, sowie bei allen Reich«- Zeile 10 Pf und dessen Amgeöung. P-stanstalten Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. — 40. 37. Dienstag, den 28. März 18SS. B e k a u ii t ni a ch u ii g. Die Bretgasic bleibt wegen Einbruchs der Schleußt bis auf Weiteres für den Fährverkehr gesperrt. Eibenstock, den 27. März 1893. Dienstag, am 4. April 1893, Vormittags von 10 Uhr an sollen im Hause Nr. 156 hier (Ascherwinkel) verschiedene NachlatzgegenstänVc, alS: Mööess, Aetten, Kleider, Wäschestücke, Küchen- und WirtklKatts- zeräthe, Uürstenwaaren gegen sofortige Baarzahlung versteigert werven. Der Ortsrichter zu Schönheide. Der Rath der Stadt, »i-. Körner. Tagesgerichte. — Deutschland. Der Reichstag ist jetzt in die Osterferien gegangen, die bis zum 13. April dauern werden. Nach Wiederaufnahme der Sitzungen wird er alsbald den Bericht der Militärkommission empfangen und in der zweiten Hälfte nächsten Mo nats kann sonach die zweite Berathung deS Gesetz entwurfs im Plenum beginnen. Sie kann rasch zu Etzke gehen, wenn sich die Entscheidung einmal als unabänderlich hcrauSstellt; andererseits hört man auch wieder von der Möglichkeit einer Vertagung bis in den Herbst reden. ES verlohnt sich zur Zeit nicht, sich mit allen irgend denkbaren Wendungen zu be schäftigen. Jedenfalls wird auf allen Seiten Neigung herrschen, die Angelegenheit nach Ostern rasch zu einem endgiltigen oder wenigstens einem vorläufigen Abschluß zu bringen. Der Reichstag ist jetzt seit dem 22. November versammelt; die Session wird auf alle Fälle eine ungewöhnlich lange Ausdehnung annehmen. Aber schließlich wird eS doch eine Grenze geben müssen. Viel anderweiter Stoff, der unter allen Umständen in der laufenden Session noch auf gearbeitet werden müßte, liegt auch nicht vor; es sind freilich noch Gesetzentwürfe in überreicher Zahl vor handen, die meisten derselben aber sehen nicht da nach aus, als ob sie schon in der allernächsten Zeit in der Gesetzsammlung erscheinen würden. — Die „B. N. N." schreiben: Beim Schluß der Reichstagssitzungen wurde, wie bereit« oben erwähnt, wieder der Gedanke einer Vertagung der Ent scheidung über die Militärvorlage bi« in den Herbst vielfach erörtert. Er ist unter den gegen wärtigen Verhältnissen bei allen diesen ZukunftSper- spcktiven schwer oder unmöglich zu entscheiden, ob sie irgend welchen ernsten Anhalt haben oder nur den Reflex de» weitverbreiteten Wunsches darstellen, einen wenigsten« augenblicklichen Ausweg auS einer kriti schen Lage zu finden, au« der gar Viele im deutschen Vatcrlande einen solchen finden möchten, ohne die Möglichkeit zu erkennen. Durch eine Vertagung auf den Herbst würde freilich schwerlich viel gewonnen; wir vermögen nicht einzusehen, wieso sich die Situation in einigen Monaten wesentlich verändert haben könnte. Vielfach wird zur Begründung de« Wunsche« einer Vertagung auf die nahe bevorstehenden Landtags wahlen in Baiern, Baden und Preußen hingewiesen, in deren Verlauf man nicht da« aufregende Moment einer Krisis im Reich hineinwerfen möchte. Wir lassen dahingestellt, inwieweit dieser Gesichtspunkt Berechtigung hat. Was die preußischen Landtags wahlen betrifft, so glauben wir nicht, daß auf dieselben die HeereSfrage einen bedeutenden Einfluß auSüben wird. Der Gedanke scheint un« ein Zeichen und Ausfluß der allgemeinen Verlegenheit, Rathlosigkeit und Besorgniß zu sein, auch bei denjenigen Faktoren, die eine Auflösung und große Krisis vermeiden möchten, ohne doch etwa» zu deren Beseitigung «hun zu wollen. Den Weg zu einer dauernden Lösung der großen schwebenden Frage vermögen wir in solchen Anregungen nicht zu erblicken. — England. Da« Hauptreservoir für die Rc- krutirung de« stehenden Heere» bildet, wie auf dem Kontinent, so auch in Großbritannien, die ländliche Bevölkerung. E» kann daher den Interessen de« Heere« und damit der LandeSvertheidigung nicht zu träglich sein, wenn da« landwirthschaftl»4he Gewerbe dauernd zurückgeht und schließlich durch den harten Kampf um seine nolhdürftigste Existenz dermaßen aufgericben wird, daß sein für gemeinnützige Zwecke, in erster Linie also für den Schutz des Lande« gegen äußere Bedrohung, verfügbarer Ueberschuß an lebendiger Kraft, immer mehr in sich zusammenschrumpft. Daß aber die bezüglichen, noch unlängst auf dem Lon doner Kongreß der englischen Landwirthe lautgewor denen Klagen nur dem bitteren Ernst der Zeit ent sprechen, beweist jeder Blick auf den GetreidekurSzetteln und auf die bei EigenthumSübergang ländlicher Grund stücke gezahlten Preise. In den letzten beiden Jahr zehnten sind selbst in den gleichsam vor den Thoren Londons belegenen Gcasschaske» die Preise ländlicher Grundstücke um 50 bis 75 Prozent gewichen, während gleichzeitig der Weizenpreis von 58 Shilling 6 Pence bis auf 30 Shilling 3 Pence, oder um 48 Prozent, fiel. Die natürliche und unvermeidliche Folge dieser stetig ungünstiger sich gestaltenden Konjunktur war eine schnell wachsende Verarmung der landwirthschaft- lichen BerufSgcnossen, ein Zustand, der sich nun auch in den Wehrverhällnissen des Landes wiperzuspiegeln anfängt. Aus den militärischen Kreisen wird die Be sorgniß geäußert, daß die Aeoman Cavalrh, die be rittene Miliz, welche in den Wehiformationen zweiter Linie eine hervorragende Stelle einnimmt, über kurz oder lang von ihrem Platze ganz und gar verschwin den werde. Locale unv sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 27. März. Heute Nacht gegen 1 Uhr gewahrte man in der Stadt einen ziemlich Hellen Feuerschein. Da derselbe vom Brande einer Scheune in der Nähe des WindischwegeS, also außer halb der Stadt, herrührte, so sah man von weiterem Feuerlärm ab, da Löschmannschaften ja doch nichts zu reiten vermocht hätten. Als die ersten Leute zur Stelle kamen, stand die Scheune, welche erst seit kurzer Zeit erbaut ist und Hrn. Fleischermeister Carl Uhl mann jun. gehört, bereits in vollen Flammen, man konnte aber wahrnehmen, daß da« Thorschloß gewalt sam aufzesprengt war und da« Feuer jedenfalls inner halb der Scheune angelegt worden ist. Der Thäter ist bis jetzt noch nicht ermittelt. — Schönheide, 26. März. In der Nacht vom Freitag zum Sonnabend, gegen 2 Uhr, ging in Neu heide Feuer auf. Da« dem Bürstenmacher Barthel gehörige, in der Nähe der Schule gelegene Wohnhaus brannte bis auf den Grund nieder. Die dicht am Hause stehende Scheune wurde von der Feuerwehr, die sehr schnell zur Stelle war, gereitet. — Dresden. Wie im vergangenen Jahre wird auch diesmal wieder der Geburtstag de« Fürsten Bismarck in Dresden in hervorragender Weise ge feiert werden. Dem Festkomitee gehören Männer aller nationalen Parteien an; die Feier wird daher den Charakter einer allgemeinen patriotischen Huldig ung für den größten Ehrenbürger unserer Stadt haben. Wegen der Stille der Charwoche mußte die Festlich keit, welche die Gestalt eine« großen CommerseS an nehmen wird, auf den 5. April verlegt werden. Die Feier findet im Saale de« Gewerbehauses statt. Die Festrede hat Herr Ur. Busch, Professor der Geschichte an der hiesigen Kgl. Hochschule, übernommen. Außer dem werden noch mehrere patriotische Ansprachen von anerkannt erprobten Rednern gehalten werden. Die musikalischen Darbietungen werden vom Dresdner Männergesangverein und der Trenkler'schcn Kapelle ausgesührt werden. — Leipzig, 25. März. Vor der Strafkammer de« König!. Landgerichtes hiersclbst halte sich heute der Weinhändler Max Kreyschmar zu verantworten, der bekanntlich jenes vielbeklagte, entsetzliche Schäfer- sche Brandunglück durch leichtsinniges Spielen mit brennenden Feucrwerkskörpern veranlaßt hatte, dem sechs blühende Menschenleben zum Opfer fielen. Die Anklage lautete auf fahrlässige Brandstiftung und leichtsinniges Umgehen mit Feuerwerkskörpern. Sech- Zeugen wurden abgchörk, ein siebenter war nicht er schienen und e« verzichtete der Staatsanwalt auch auf dessen Vernehmung. Das Urtheil wurde nach 2'/, stündiger Berathung gesprochen, eS lautete für Max Kretzschmar auf 2 Jahre Gefängniß und zwei Wochen Haft; ein Monat der Strafe wurde als durch die Untersuchungshaft verbüßt erachtet. — Adorf. Einen verhängnißvollen groben Scherz haben sich kürzlich zwei Einwohner in Rem- tengrün erlaubt. Der Fuhrwerksbesitzer Herr Sch. und der Tuch Reisende Herr F. fuhren am 13. März mittelst Geschirr gemeinschaftlich mit dem Handels mann Herrn Z. nach Oelsnitz i. V. Um diese Zeit Halle Z. ein etwa sechs Monate altes, schwer kranke« Kind zu Hause. In etwas angeheiterter Stimmung wahrscheinlich kauften nun Sch. und F. in einem Oelsnitzer Möbelgeschäft einen — kleinen Sarg, wel cher für das kranke Kind des Z. bestimmt war. Mit jenem Sarge ging c« dann nach Adorf weiter. Da selbst sollte der Sarg in die Gaststube eines Restau rants gebracht werden, der Wirth wußte dies aber noch rechtzeitig zu verhindern. Schließlich wurde der Sarg an jenem Tage an einen Adorfer Tischler ver kauft. Am 18. März ist nun das Kind des Handels manns Z. gestorben. Von dem vorzeitigen Sargkauf hatten bereits die Leichenschauerin in Adorf unv der Gemeindevorstand in Remtengrün Kenntniß erhalten, und Letzterer erstattete beim GerichlSarzt Herrn Di. ine<I. Heckel in Adorf Anzeige, da er einen unnatür lichen Tod des Kinde« vermuthete. Am Sonnabend fand bereits eine ärztliche Besichtigung der Leiche seilens des Herrn Di. inccl. Heckel statt. Derselbe erstattete an den Königl. Bezirksarzt zu Oelsnitz An zeige, woraus die auf Dienstag anberaumte Beerdig ung verboten wurde. Ein Vertreter der Königlichen Staatsanwaltschaft zu Plauen weilte am Dienstag im Königl. Amtsgericht zu Adorf, um die Angelegenheit zu untersuchen. Einem Gutachten de« Hrn. Di. ineci. Heckel in Aeorf zufolge wurde am Mittwoch das Kind beerdigt, da ein natürlicher Tod fcstgcstellt worden war. Die Untersuchung über den vorzeitigen Sarg kauf — ein wirklich recht widerlicher Scherz — ist noch im vollen Gange. - — Falken st ein. Hier wird gegenwärtig schöne kräftige» Roggenbrod zum Preise von 50 Pf. für 6 Pfund verkauft. Der Preis steht somit schon dem früheren billigen Preis zu Ausgang der 80er Jahre nach. Was sagen hierzu die freisinnigen Blätter im Hinblick auf den noch immer bestehenden Getrei dezoll ? — Eine in ihrer künftigen Tragweite lange nicht genug gewürdigte Thatsache ist der geräuschlose, aber ununterbrochene Zuzug tschechischer Arbeiter nach Sachsen. Die Thatsache kam jüngst auf der Hauptversammlung de» deutschen Schulvereins zur Sprache. So wurde au» Annaberg, Chemnitz und Plauen i. V, aus Pirna und Zittau von einem ste tigen und starken Einströmen tschechischer Handwerk«- gehülsen, Fabrikarbeiter und weiblicher Dienstboten