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Amts- und Anzeigeblatt für den MA- «cmk drs Amlsgmchts Mbrnftock -ZMA frrtionSpreiS: die Neinsp. ten, sowie bei allen Reichs- Zeile 10 Pf und dessen AwgeSUNg. d°st°nstalten. 31 Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. 40. Dienstag, den 14. März 18S3. Der Herr Bürgermeister von Grünhain, sowie die Herren Gemeindevorstände im Verwaltungsbezirke der unterzeichneten Königlichen Amlshauplmannschafl werden unter Hinweis auf § 14 der Verordnung vom 4. April 1879 (Ges. u. Verordn.-Bl. v. I. 1879, S. 165) veranlaßt, über die in ihren Gemeinden wohn haften oder ansässigen, über 14 Jahre alten Katholiken, soweit dieselben ein eigenes Einkommen Haden, einschließlich der nach 8 3 deS Einkommensteuer gesetzes vom 2. Juli 1878 für ihre Person beitragspflichtigen katholischen Ehe frauen, ein nach Anleitung des der «»gezogenen Verordnung beigedrucktcn For mulars (S. 171 u. 172 des Ges. u. Verordn.-Bl. v. I. 1879) anzufertigendes Bsrzeichnitz unter Angabe der von einer jeden Person zu entrichtenden, im Einkommensteuer-Ortskataster auSgeworfcncn Nvrmalsteuersätze und der Zahl der auf den Grundstücken der nicht am Orte wohnenden Grundstücksbesitzer ruhenden Steuereinheiten, dafern aber anlagepflichtige Katholiken in ihren Gemeinden sich nicht aushalten, einen Vacatschcin bis zum 15. April 1893 anher einzureichen. Schwarzenberg, am 10. März 1893. Königliche Amtshauptmannschnft. Frhr. v. Wirsing. D. Die Krisis. Am Freitag haben in ter Militärkommisnvn des Reichstages die ersten grundlegenden Abstimmungen stattgefunden. ES sind sowohl die Regierungsvorlage, wie auch der Antrag Richter, eS bei der bisherigen Friedensstärke zu belassen, wie endlich der Antrag Bennigsen, die vierten Bataillone schon jetzt zu be willigen, abgelehnt worden. Ein der Regierung irgend wie annehmbarer Gegenvorschlag wurde bisher nicht gemacht und so fragt man sich allseitig, was nun kommen werde. Unbedingte Gegner jeglicher Erhöhung der Mili- tärlasten sind das Zentrum, die Deutschfreisinnigen und die Sozialdemokraten. Die freisinnige Partei ist insofern auszunehmen, als sie der zweijährigen Dienstzeit zustimmt und mit deren eventueller Einführ ung höhere Ausgaben im Vergleich zu den jetzigen erfor derlich sein würden. Die Reichsregierung hat hierin aber kein Entgegenkommen erblickt und als der frei sinnige Abg. Hinze (früher Major) für die vierten Bataillone eintrat und sich damit in Gegensatz zu seinem Fraktionsgenossen Eugen Richter brachte, hoffte man auf seilen der Konservativen und National liberalen, cS werde sich ein Theil der Freisinnigen und des Zentrums von dem Gros ihrer Parteien abzweigen und so etwas zu Stande bringen helfen, wa« zwar nicht vollständig die Forderungen der Re gierung befriedigt, diesem Zustande jedoch nahekommt. Indessen ist diese Aussicht heute vollständig ge schwunden. Eine Fraktionssitzung der Freisinnigen hat die Einigkeit dieser Partei wieder hergestcllt und von Zentrumsseite ist nie etwas anderes behauptet worden, als daß man jeglicher Erhöhung der Militär lasten entgegen sei. Welcher Partei man auch angc- hören mag, immer wird man anerkennen müssen, daß die Haltung des Reichskanzlers in dieser Frage eine durchaus würdige war. Er vertrat die Vorlage als ein durchdachtes und einheitliches Ganzes, von dem sich nichts abhandeln laste. Er hat nichts vorgeschlagen, um nach gewisser Art Kaufleute später abzulassen, sondern von vornherein da« nach seiner Ueberzeug- ung Nothwendige, — nicht weniger, aber auch nicht mehr — gefordert. Bisher hatte er durch das strenge Festhalten an dieser Forderung die Führung in der ganzen Angelegenheit. Die ihm gemachten Gegen vorschläge bezeichnete er als nicht annehmbar und in wochenlangen Verhandlungen mit der Kommission Hal er den Slandpunkk der Reichsregierung vertreten, obwohl er sich gar nicht persönlich hätte zu engagiren brauchen, sondern die Vertretung der Vorlage dem Kriegsminister überlassen können. Aber hier wieder holt sich dieselbe Erscheinung wie bei der vorjährigen Schulvorlage im preuß. Landtage. Auch dort trat Graf Caprivi mit voller Verve persönlich für die Vorlage ein, deren Vertretung doch in erster Linie dem damaligen Kultusminister obgelegen hätte. Am Freitag, nach dem die Kommission bei der Abstimmung die Vorlage abgelehnt hatte, verließ der Reichskanzler zum ersten Male seinen bisher fest inne gehaltenen Standpunkt, indem er um annehmbare Vermittelung-Vorschläge ersuchte. Der Richker'fche Vorschlag war vom Reichskanzler selbst al» ein solcher bezeichnet worden, über den sich nicht debattiren ließe; auch der Bennigsen'sche Antrag enthielt nicht dasjenige Maß von Entgegenkommen, auf daS der Kanzler rechnet. Aber selbst diese zu wenig bietenden Anträge sind von der Kommission abgelehnt worden; da» gleiche Schicksal würden aber erst recht solche Anträge haben, die weitergehen und mehr als bisher zugestehcn. DaS Ergebniß der ganzen Kommissions-Verhand lungen ist, daß vom gegenwärtigen Reichstag die Zustimmung zur Milstärvorlage nicht zu erwarten ist. Daß nach einer Reichstagsauflösung die Neuwahlen eine Mehrheit für das neue Militärgesetz ergeben werden läßt sich nicht bestimmt Voraussagen; denn die Volksstimmung ist unberechenbar und die Militär vorlage würde nicht allein der Wahl-Kampagne den Charakter aufdrücken. Die agrarische Agitation gegen die Handelspolitik der Regierung, der Antisemitismus und die Sozialdemokratie sind gleichfalls Faktoren, mit denen gerechnet werden muß und die sich in einer Wahlbewegung sehr stark geltend machen würden. Hagesgeschichle. — Deutschland. Am 1. April dieses Jahres tritt daS Reichsgesetz, betreffend die Einführung einer einheitlichen Zeitbestimmung, in Kraft. Vor- auSsichlich wird sich die gleichzeitige und gleichmäßige Annahme der! neuen Zeitbestimmung in allen Bun desstaaten, in welchen die mitteleuropäische Zeit nicht schon gegenwärtig angewcndct wird, ohne Schwierig keiten vollziehen, wenn nicht nur die öffentlichen Ver kehrsanstalten, sondern auch die Behörden bei der Ordnung ihres Dienstes und bei allen Zeitangaben sich vom I. April ab alsbald ausschließlich der mittel europäischen Zeit bedienen wollen. Dies läßt sich aber dadurch befördern, daß für rechtzeitge Umstellung aller öffentlichen Uhren Sorge getragen wird, alle öffentlichen Uhren daher vom Morgen des 1. April ab alsbald die neue Zeit anzeigen. Zuverlässige An gaben über die letztere zu erhalten, wird nirgends auf Schwierigkeiten stoßen, da bei allen Eisenbahnstationen u. Tolegraphenanstalten die Abweichung der neuen Zeit von d«: Ortszeit bekannt ist. Von dem Reichskanzler ist, wie der „Reichs- und Staals-Anz." mittheilt, den Bundesregierungen die Anregung gegeben worden, in diesem Sinne die Behörden anzuweisen. So ist zu erwarten, daß der Uebergang zur neuen Zeit rasch, in weiten Kreisen der Bevölkerung sogar ohne jede bemerkbare Einwirkung vor sich gehen wird. — Berlin, 11. März. Ueber die gestrige Ab stimmung der Militär-Kommission hat der Reichskanzler unmittelbar nach der Sitzung dem Kaiser Vortrag gehalten. Heute trat da» Staatsministerium unter dem Vorsitz des Grafen zu Eulenburg zu einer Sitzung zusammen, welcher der Reichskanzler Gras v. Caprivi und der Kriegsminister v. Kaltenborn-Stachau beiwohnten. Niemand konnte daran zweifeln, daß die plötzlich beschleunigte Abstimmung der Kommission über die Milikärvorlage ein vollständig negative» Er gebniß haben würde. Aber ebenso zweifelt wohl Nie mand daran, daß diese Abstimmung für da» schließ liche Schicksal der Milikärvorlage nicht maßgebend sein wird. Die wirkliche Entscheidung wird wahrscheinlich erst bei der dritten Lesung im Reichstage fallen. Bis dahin dürften noch zwei Monate vergehen, eine hin reichend lange Frist, während welcher sich Manche» ereignen kann. Nach der seitherigen Haltung de» Reichskanzler» ist nicht anzunehmen, daß in der Kom mission da» letzte Wort gesprochen werden wird. Die eigentlichen Verständigung-Versuche werden nach der nunmehr vorherrschenden Ansicht erst zwischen der zweiten und dritten Lesung im Reichstage seitens de» leitenden Staatsmannes unternommen werden. Erst dann wird die Regierung übersehen können, für welche Höchstforderung sie allenfalls auf eine Mehrheit im Reichstage hoffen darf. — Für die Wiedereinführung der Beruf ung gegen die Urkheile der Strafkammer soll sich von den befragten OberlaudeSgerichten in ganz ener gischem Maße das Berliner Kammergericht ausge sprochen haben. Wie man erfährt, ist für das vom Kammergericht abgegebene Gutachten die reiche Er fahrung bestimmend gewesen, die cS bei Prüfung von Beschwerden der Verurtheilten gegen die ablehnenden Beschlüsse in Wiederaufnahme-Sachen gesammelt hat. — Italien. Aus Rom schreibt man der Wiener „Pol. Korr.": Die überaus hohe Befriedigung, die sich in den Kundgebungen der italienischen Presse über den angekündigten Besuch des deutschen Kaiserpaares in Rom anläßlich der silbernen Hochzeit des italienischen KönigspaareS äußert, hat wieder einmal die Popularität des Dreibundes in Italien dargethan. Von den Gegnern dieser Allianz wird bekanntlich versucht, jedes irgendwie für eine solche Auslegung geeignete Vorkommniß als ein Symptom der Unsicherheit dkeseS Bündnisses oder als ein An zeichen der Trübung desselben darzustellen. Insbeson dere kehrt aber auf der bezeichneten Seite immer die Behauptung wieder, daß der Vertrag, der Italien so enge mit Deutschland und Oesterreich-Ungarn ver knüpfte, im Königreiche der VolkSthümlichkeit entbehre. ES ist dies hundertmal durch die mannigfachsten Manifestationen, sowie durch Thalsachen und in be- besonderS eklatanter Weise, durch die letzten Kammer wahlen widerlegt worden, und die freudige Einstim migkeit, mit welcher die italienischen Blätter den be vorstehenden Besuch des deutschen Kaisers in Rom begrüßen, zeigte auf s Neue, in welchem Maße die VolkSthümlichkeit des Dreibundes sich ausgedehnt und befestigt hat. Wenn die französischen Blätter sich beeilen, diesem Ereignisse die politische Bedeutung, noch ehe dieselbe von der italienischen Presse besonders her vorgehoben worden wäre, abzusprechen, so beweist die» nur, wie gut man eigentlich in Paris den Sinn der bevorstehenden Monarchenbegegnung sofort er kannt hat. Kaiser Wilhelm II. wird in der zweiten Hälfte deS nächsten Monat- in der italienischen Haupt stadt nicht blo» al» Freund de» Königs Humbert er scheinen, sondern auch als Verbündeter bei dem Ver bündeten und als Freund Italiens. Und diese Em pfindung ist eS, welche den freudigen Aeußerungcn der italienischen Presse über die persönliche Theil- nahme de» deutschen KaiserpaarcS an dem in Rom bevorstehenden Feste ungewöhnliche Wärme geliehen hat. Loeale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Zur Musterung gelangten am 10. März LS. I». an» Eibenstock 119 Gestellungs pflichtige und zwar: 70 aus dem Jahrgang 1873 24 . . . 1872 25 . . . 1871 Von diesen 119 Mann wurden 59 zurückgestellt (41 a»S dem Jahrgang 1873 und 18 aus dem Jahr gang 1872>, 10 rem Landsturm 1. Aufgebots über wiesen (3 au« dem Jahrgang 1873, I aus dem Jahr gang 1872, 6 aus dem Jahrgang 1871). Von den verbleibenden 50 Mann wurden 38 ausgehoben und 12 — sämmtl. au» dem Jahrgang 1871 — der Er- satzkommifsion überwiesen, davon 5 nicht übungSpflich- tig. Die au-gehobenen Mannschaften Vertheilen sich mit 30 auf die Infanterie und 8 auf die Kavallerie. Sie wurden zugethcilt: 21 der Infanterie, 3 den Schützen, 2 den Grenadieren, 2 den Pionieren, 2 den