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Amts- und Anzeigeblatt fiir den Wrk des Amtsgerichts Lidenkock sertionSpreiS: die kleinsp. ten, sowie bei allen ReichS- Ze l w Pf und dessen Umgebung. ISS. L8SS verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. z«tz «««« Dienstag, den 1. November Hcrbst-Konttol Vcchmmlutigcn 1892 bctr. Die diesjährigen Herbst-Kontrolversammlungen im Amtsgerichtsbezirke Eibenstock, ;n welchen sämmtliche Mannschaften der Reserve, Dispositions- Urlauber und die zur Disposition der Ersatz-Behörden Entlassenen zu erscheinen haben, werden abgehalten: 1) in Schönheide vor dem WaWause: Freitag, -en 1t. November 1892, Vorm. 10 Uhr für die Beurlaubten aus Schönheiderhammer, Schönheide, Rcuhcide, Ober- und Unterstützengrün; 2) in Giöengock auf dem ^ostpkahe: Freitag, -en 11. November 1892, Rachm. 2 Uhr für die Beurlaubien au« Eibenstock, Hundshübel, Mulbenhammer, Neidhardts- thal, Wolfsgrün, Blauenthal, Sofa, Wildenthal und Carlsfeld. Besondere Gestellungsbefehle sowie Anschläge werden nicht auSgegeben; unentschuldigtes Ausbleiben oder zu spätes Eintreffen auf dem Kontrolplatze wird mit Arrest bestraft. Hagesgeschichle. — Deutschland. Angesichts der neuen mili tärischen Forderungen und der damit ver knüpften Kosten — die einmaligen Ausgaben werden bekanntlich durch eine Anleihe gedeckt werden — ist die Frage, wie hoch sich bei uns die Belastung mit Staatsschulden bisher belaufen hat und wie wir in dieser Beziehung im Vergleich mit ande ren Ländern dastehen. Am meisten Schulden hat Frankreich, und zwar 24 Milliarden Mark, es folgen dann Rußland, England, Italien, Oesterreich, Deutsch land, das mit seinen 7 Milliarden in dieser Hinsicht den niedrigsten Platz unter den europäischen Groß staaten einnimmt. Die Zinsen und Amortisations gelder, welche sämmtliche Staaten Europas zusammen genommen jährlich zahlen, belaufen sich auf nicht weniger als 4 Milliarden, 274 Millionen Mark. Besonderen Werth aber erhält diese Statistik, wenn man die Schulden im Verhältniß zur Einwohnerzahl der betreffenden Länder berechnet. Auf den Kops der Bevölkerung kommen in Frankreich 789,so Mk., in England mit Kolonien 400, in Italien 300, in Oesterreich-Ungarn 220, in Rußland und Deutsch land ca. 170 Mk., während diese Summe sich für die Vereinigten Staaten von Nordamerika nur auf 72 Mark beläuft, eine Folge der verhältnißmäßig ge ringen Ausgaben für Militärzwecke. Schließlich ist noch auS der nachfolgenden Zusammenstellung zu er sehen, wieviel Zinsen jeder Staatsbürger in den ver schiedenen Ländern für die öffentliche Schuld aufzu bringen hak. Jeder Franzose zahlt 27 Mark, jeder Italiener 14, jeder Engländer 13,so, jeder Oester reicher 11, jeder Russe 8, jeder Deutsche 6 Mark, jeder Bürger der Vereinigten Staaten gar nur 2,i» Mark. Dabei muß man natürlich bedenken, daß auf den Aermeren vermöge der ausgleichenden Stcucrge- setze bedeutend weniger entfällt, während die Reichen mehr zahlen müssen. — Der Plan zu Ende dieses Jahrhundert- noch eine Weltausstellung in Berlin zu veranstal ten, ruht trotz der ablehnenden Haltung der deutschen Reichsregierung nicht. Eine Anzahl hervorragender Industrieller ist nach wie vor bemüht, den Plan zur Ausführung zu bringen. Wie erinnerlich, ist im August d. I. ein Ausschuß, der in Berlin seinen Sitz hat, gebildet worden, und eS wurde damals be schlossen, im Herbst d. I. die Gesinnungsgenossen zu einer Unterredung nach Leipzig rinzuladen, um zu berathen, ob trotz der ablehnenden Haltung der Re gierung der Plan, eine Weltausstellung in Berlin ins Leden zu rufen, weiter zu verfolgen sei. Au- Anlaß der Cholera-Epidemie ist die Versammlung in Leipzig bisher unterblieben. Der Ausschuß ist nun am Donnerstag im Hotel »Zu den vier Jahreszeiten" in Berlin (Unter den Linden) noch einmal zusammen getreten. E» wurde in der Versammlung hervorge hoben, daß der deutschen Industrie einzig und allein durch eine internationale Ausstellung Gelegenheit geboten sei, ihre Kräfte zu erproben. Nur auf diesem Wege könne die deutsche Industrie diejenige Stellung auf dem Weltmarkt gewinnen, die ihr durch ihre Gesuche um Befreiung von der Kontrol-Versammlung sind gehörig begründet, rechtzeitig an den Bezirksfeldwebcl einzureichen. Eisenbahn-Fahrpreis-Ermäßigung wird nicht gewährt. Schneeberg, am 2b. Oktober 1892. Königliches Bezirks-Kommando. Pretzsch, Oberstlieutenant z. D. und Bezirks-Kommandeur. B e k a nu t in a ch ini A. Gevruckte Bücherverzeichnisse -er Volksbibliotheik werden zum Preise von 15 Pfg. das Stück Mittwochs, Abends von 6—7 Uhr, während der BücherauSgabe im Pfarramt, sowie außerdem in den gewöhnlichen Geschäfts stunden in der Rathsregistratur abgegeben. Eibenstock, den 26. Oktober 1892. Der Stadtrath. I. V.: Landrock. Hans. amtlich gemeldet worden. In fünf vor dem 30. ds. MtS. zur Meldung gelangten Fällen ist festgestellt worden, daß asiatische Cholera nicht vorlag; unter diesen war je ein Fall vom 26. Oktober und vom 29. Oktober. — Das während der Cholerazeit von Hamburg nach Lübeck verlegte Militär ist heute wieder dorthin zurückgekehrt. — Zur weiteren Germanisirung von Elsaß- Lothringen hat die dortige Regierung der „Rbein. Wests. Zig." zufolge verfügt, daß sämmtliche im Lande noch vorhandenen französischen Benennungen von Straßen, Gemeinden, Grundstücken, Staats- und Ge meindewaldungen re. in deutsche umgcwantelt und zu dem Zwecke die vorhandenen Benennungen genau ins Deutsche übersetzt und, wo dies nicht angeht, durch sachgemäße deutsche Namen ersetzt werden sollen. — Der Heidelberger Main-Neckar-Bahn- hof ist in diesen Tagen abgebrannt. Der Wind richtung ist cS zu danken, daß der badische Bahnhof nebst der Querverbindung vom Feuer verschont blieben, so daß der Bahuverkehr nicht Noth leiden wird. Das Feuer ist wenige Minuten vor 2 Uhr im Warte saale dritter Klasse auSgebrochcn und wahrscheinlich durch Ueberheizuug des Ofens entstanden. Das Feuer hat sich mit unglaublicher Schnelligkeit über das ganze alte Gebäude verbreitet. Wenige Minuten vor 2 Uhr ausgebrochen, hatte es Stunde später schon den ganzen Dachstuhl ergriffen, 5 Minuten später brannte bereits die eine Dachseite der an stoßenden Einsteigehallc und binnen weiteren 10 Minuten standen diese voll in Flammen; da sie vor zugsweise aus Holzkonstruktion bestand, bot die alte ausgetrocknete Halle dem Feuer reiche Nahrung. Man kann sagen, fast mit einem Schlage stand der ganze Gebäudckomplex von oben bis unten in Flammen — ein schauerlich schöner Anblick! Für die Nachbarge- bäude bestand lange Zeit große Gefahr, da ein ziem lich heftiger Südwind die Funken und größere Kohlen stücke bi« über die Häuser der benachbarten Berg heimerstraße Hinwegtrug. Wäre in dieser Straße auch noch Feuer auSgebrochen, so hätte da« Unglück groß werden können, um so mehr, als man den Eindruck gewinnen mußte, daß für einen solchen Fall nicht genug hülfSbereite Kräfte vorhanden gewesen wären. Die Feuerwehr mußte sich nach Lage der Sache haupt sächlich daraus beschränken, die benachbarten Gebäude zu schützen, da da« Bahnhofsgebäude rettung-loS verloren war. — Rußland. Vor Kurzem kam es bekanntlich in Warschau zu einem heftigen Auftritte zwischen dem kcmmandirenden General Swistunow und dem Division-general Ricsenkampf. Infolgedessen ist Swistunow einfach entlassen, Riesenkampf aber zum Gemeinen degradirt worden. Der Zar hat für Riesenkamps diese Strafe gewählt, um ihn, da er ein ausgezeichneter Soldat ist, dem Heere zu erhalten und schnell wieder avanciren zu lassen. Swistunow hatte sich bei der Affäre sehr feige gezeigt. — Frankreich. Dieser Tage soll in ganz Frankreich eine Mobilmachungsprobe veranstaltet werden bezüglich der Schnelligkeit, womit die Gen darmerie den einzelnen Gemeinden die Einberufungs ¬ nicht zu bestreitende Leistungsfähigkeit gebühre. Das neuerdings in Berlin aufgetauchte Projekt, im Jahre 1895 eine Berliner Gewerbcausstellung zu veranstal ten, könne die Freunde einer internationalen Aus stellung nicht beeinflussen, zumal dasselbe nur unter der Voraussetzung angeregt sei, daß eine internatio nale Ausstellung in absehbarer Zeit nicht zur Aus führung gelangen könne. Es wurde beschlossen, zum Sonnabend, 19. November, eine Versammlung nach Leipzig zu berufen und zu dieser die bedeuten deren Industriellen aus allen Theilcn des Reiches einzuladen. Auf dieser Versammlung sollen die ferner einzuschlagenden Wege berathen und eine Ver einigung von Gesinnungsgenossen ««gestrebt werden, welche die Weltausstellungsfrage in sachgemäßer Weise weiter zu verfolgen und dauernd im Auge zu behalten haben wird. — Die vom Reichskanzler angeordnete Unter suchung wegen Veröffentlichung der Militär vorlage in der „Köln. Ztg." wird, so versichert das genannte Blatt, jedenfalls ergebnißloS verlaufen: „die „Köln. Ztg." kann den Urheber der Veröffentlichung nicht nennen, weil sie ihn nicht kennt, und sie würde ihn grundsätzlich nicht Verratheu, wenn sie ihn kennte. In dieser Auffassung der Berufsehre ist die gesammte deutsche Presse einig; ein Versuch, sie zu durchbrechen, ist vollständig aussichtslos." — Das Reichseisenbahnamt hat aus Anlaß eines Eisenbahn-Unfalles in England Erhebungen darüber anstellen lassen, wie viele Eisenbabnbrücken, bei denen Gußeisen zu tragenden Konstruktions- theilen verwendet ist, aus den ersten Jahrzehnten des Eisenbahnbaucs in Deutschland — ausschließlich Bayerns — noch vorhanden sind. Seit 1878 darf Gußeisen nicht mehr zu solchen Zwecken verwendet werden; dagegen ist e« früher sehr häufig zur An wendung gekommen. Es hat sich jedoch herauSgestellt, daß gegenwärtig nur noch 63 Brückenbauten vor handen sind, bei denen tragende Theile aus Gußeisen bestehen. Bon diesen sollen in den nächsten Jahren noch 33 beseitigt oder durch schmiedeeiserne ersetzt werden, so daß nur noch 30 übrig bleiben, eine im Verhältniß zu den auf den deutschen Eisenbahnen vorhandenen 10,772 Brücken verschwindend geringe Anzahl. Diese werden, so lange sie bestehen, fort dauernd in sorgsamster Weise überwacht. — Hamburg. Die Hamburger Waisen an der Cholerazeit sind Gegenstand allgemeinsten Mitleids. Bei den Hamburger Behörden laufen au- allen Gegenden Deutschlands von kinderlosen Leuten Aner bietungen ein, solche Waisen an Kindesstatt annehmen zu wollen; noch stärker sind die Anerbietungen von Leuten, die derartige Kinder in Pflege zu nehmen wünschen. Wie verlautet, werden etwa 1000 Kinder zur Vergebung gelangen, nachdem die Verhältnisse der Personen, die sie zu übernehmen beabsichtigen, einer gründlichen Prüfung unterzogen worden sind. Die Waisen werden selbstverständlich Hamburg erst dann verlassen, wenn die Cholera als völlig erloschen zu betrachten ist. — Hamburg, 31. Oktober. Gestern ist weder eine Erkrankung noch ein Todesfall von Cholera