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ISS 18SS Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. (incl. Jllustr. Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen ReichS- Postanstalten. Erscheint Wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionSprciS: die kleinsp. Zeile 10 Pf. Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. S9. Sonnabend, den 22. Oktober Amts- und Anzeigevlatt für den ötjirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessm Hlmgekung. Ocffcntlichc Sitzmig der städtischen Collezien Sonnabend, den 22. Hkioöer 1892, Abends 8 Mr im Rathhaussaale. Eibenstock, den 21. Oktober >892. Der Stadtrath. Der Stadtverordncten-Vorsteher. I. B: Landrock. Richard Hertel. Bebauungsplan und Bauregulaliv für den Crottensee. B c k a n ii t m n ch»n k. Am 24. und 25. dieses Monats können wegen Reinigung der Erpeditionsränme nur dringliche Sachen erledigt werden. Eibenstock, am 20. October 1892. Königliches Hanpt-ZoU-Amt. I. V.: Bräutigam, Hauptamts-Rendant. Hagesgeschichte. — Deutschland. Es ist jetzt als feststehend zu betrachten, daß zur Deckung der Kosten der neuen Militärvorlage nicht ein einzelner Gegenstand, sondern ein ganzes Bündel von Steuerpro jekten, durchgängig Erhöhungen von bestehenden Steuern, herhalten soll. Es sind die bekannten Ob jekte, Tabak, Bier, Branntwein, Börsenstempel und als neue Steuer eine Abgabe vom inländischen Schaumwein. Die Vorbereitungen zur Ausarbeitung dieser sämmtlicben Vorschläge sind lebhaft im Gange und cS ist eine unrichtige Behauptung, daß die Regierung bereits von einem oder dem andern dieser Projekte, namentlich von der Erhöhung der Biersteuer zurückgekommen sei. Im Bundesrarh glaubt man rabei nicht auf Schwierigkeiten zu stoßen. Was den Reichstag betrifft, so werden dessen Entschließungen von der Entscheidung über die Militärvorlage ab hängig sein. Zur Vertheilung der nothwendigen Mehreinnahmen auf eine ganze Reihe von Steuer quellen kann man geltend machen, daß auf diese Weise kein Erwerbs- und Produktionszweig derart überlastet wird, daß er ernstlich in seinem Fortbestand gefährdet wäre, und daß es ohne ganz gewaltsame wirthschaft- liche Umwälzungen gar nicht möglich ist, aus einer einzigen Steuerquelle die erforderlichen großen Mehr einnahmen zu schöpfen. ES werden auch schwerlich aus der Mitte des Reichstags andere gangbare Wege gezeigt werden. ES wird sich für den Reichstag vor zugsweise darum handeln, die Höhe des Bedürfnisses zu ermäßigen, dann werden auch die Ansprüche an neue Einnahmequellen sich mindern. Ob jenes ge lingen wird, ist freilich eine andere Frage. Die Re gierung soll nicht geneigt sein, an der Vorlage, wie sie aus dem Bundesrath hervorgehen wird, wesentliche Einschränkungen zuzugestehen, sondern es lieber auf daS Aeußerste ankommen lassen wollen. — Berlin. Wie verlautet, ist an hiesiger zu ständiger Stelle die Anregung, Hamburg bereits jetzt für seuchenfrei zu erklären, ablehnend be- schieden worden. Man wird angesichts der noch immer regelmäßig vorkommenden Choleraerkrankungen in Hamburg diese Haltung der Reichsbehörden, so abträglich sie auch für den Handel und Verkehr nicht blos Hamburgs, sondern großer Theile des Reiches sein mag, nur billigen können. Tritt einmal das Reichsgesundhcitsamt mit der bestimmten Erklärung hervor, daß Hamburg seuchenfrei sei, dann muß es sich um eine unanfechtbare Thatsache handeln, die von keiner Seite mit Berechtigung bemängelt werden kann. Die größte Gewissenhaftigkeit ist da geboten, welche gegenüber alle anderen Rücksichten in den Hintergrund zu treten haben. Leider lauten auch die sonstigen Nachrichten au« der großen Hansestadt noch wenig erfreulich. So wird in einem soeben ergange nen Aufruf der statistischen Kommission des Hamburger Gewerkschaftskartells geradezu behauptet, daß der Hungertyphus vor der Thür stehe, zumal die Arbeits losigkeit und der Nothstand unvermindert seien und allem Anschein nach noch Monate lang dauern wür den. Was will es gegenüber solchen traurigen Aus sichten schließlich besagen, daß der Hamburger Noth- standsausschuß über den Eingang von 2'/, Millionen Mark quiltiren kann! Das sind recht eigentlich nur Tropfen auf einen heißen Stein. Möchte sich doch der bewährte deutsche Wohlthätigkeitssinn weiter glän zend entfalten und dem schrecklichen Nothstande der besitzlosen Klassen der Hamburger Bevölkerung einiger maßen abzuhelfen suchen! — Seit dem >6. Oktober ist der bei dem Post amte 5 in-Berlin beschäftigt gewesene Postassistent Reinhold Adolf Riemer nach Unterschlagung eines BaarbetrageS von 5760 M. flüchtig geworden. Auf seine Ergreifung und die Wiederherbeischaffung de« unterschlagenen Geldes ist eine Belohnung von 300 M. ausgesetzt. — Hamburg, 19. Oktober. Bei dem Ein stürze eines Siels am Reihersteig wurden sieben Arbeiter verschüttet. Die Feuerwehr grub fünf der Verschütteten noch lebend aus, zwei waren leider todt. Der Einsturz des Siels erfolgte kurz darauf, nach dem ein Eisenbahnzug die Stelle passirt hatte. — Mainz. Nack einer den „Mainz. Nachr." aus angeblich zuverlässiger Quelle zugegangenen Mit- thcilung besteht in militärischen Kreisen die Absicht, die Festung Mainz in ein befestigtes Lager um zuändern. Im südöstlichen Thcil der Festung sollen die Wälle geschleift und das gegenwärtige Neuthor bis zur Weisenauer Lagerkaserne hinauSgescboben werden. — Eine allgemeine Viehzäblung findet am 1. Dezember im ganzen Reiche statt. Die Staats und Gemeindebeamten, insbesondere die Lehrer, sollen zur Betheiligung an der Zählung angeregt werden. Veranstaltungen, die die ordnungsmäßige Ausführung der Viehzählung in einzelnen Orten gefährden können, sollen am 1. Dezember unterbleiben; die auf die Zeit vom 30. November bis 2. Dezember fallenden Jahr- Kram- und Viehmärkte sollen auf andere Tage ver legt werden. — Oesterreich-Ungarn. Großes Aufsehen erregt die von dem Statthalter Grafen Thun zu Prag verfügte Auflösung des S tadtverordneten- KollegiumS und des Stadtraths sowie die Entsetzung des Bürgermeisters und Abgeord neten Schückler in Reichenberg wegen mangelnder Objektivität, gesetzwidriger Reden im Stadlverordneten- Kollegium, Kompetenzüberschreitung und nicht gewissen hafter Polizeileitung. Der ReichSraths-Abgeordnele Prade legte sofort telegraphisch Beschwerde beim Mini sterium ein. Die Aufregung in der Bevölkerung ist enorm. Die Reichenberger Stadtvertretung bestand aus Männern, die theils der Schönerer-, thcils der Steinwender-Partei angehören. Dem Faß den Boden ausgeschlagen dürften andere Vorgänge als die offiziell angegebenen haben. Als Kaiser Franz Josef im vorigen Jahre Reichenberg besuchte, fiel ihm auf, daß die städtische Polizei preußische Pickelhauben trug; er äußerte zum Bürgermeister den Wunsch nach Abänder ung. Dieser Wunsch blieb indeß unbeachtet. Der Kaiser verlieh dem Bürgermeister Schückler einen Orden, welchen derselbe aber niemals anlegte, auch nicht an des Kaisers Namenstag bei dem Hochamt in der Kirche. Dagegen nahmen der Bürgermeister und andere städtische Vertreter an der vom Deutschen Verein veranstalteten Sedanfeier Theil, wobei mehrere Reden gehalten wurden, die allenfalls in Deutschland begreiflich, in Oesterreich aber al» unstatthafte De monstration erschien. In deutschliberalen Kreisen be rührt chic jetzt ergriffene Maßregel natürlich unan genehm. Nach Vorschrift de« Gesetzes müssen nach drei Monaten Neuwahlen für die aufgelöste Stadt vertretung erfolgen. — Zum Distanzritt Wien-Berlin. Da« „Neue Wiener Tageblatt" veröffentlicht eine Unter redung mit dem General der Kavallerie Edelsheim- Gyulay. Dieser berühmte Reitergeneral, dessen Reglement bei der österreichischen Kavallerie heute noch Geltung hat, veranschlagt die militärische Ausbeute beim großen Distanzritt Berlin-Wien gleich null; es sei schade um die vielen verendeten edeln Thiere, schade um die überlebenden, die kaum mehr zur Auf zucht verwendbar seien; die polnische Bedeutung der großartigen Demonstration sei erfreulich, doch in mili tärischer Hinsicht habe der Distanzritt keinerlei Werth. — Spanien. Die Nachricht, daß Kaiser Wilhelm die Königin-Regentin von Spanien eingeladen habe, bei der Taufe seiner Tochter Pathe zu stehen, hat in Spanien zu einer ganz merkwürdigen Preßfehde Veranlassung gegeben, die hauptsächlich von den beiden hervorragendsten Blättern Madrids dem „Jmparcial" und dem „Globo" ausgekämpft wird, an der sich aber auch alle anderen bedeutenderen Blätter des Landes betheiligen. Obwohl die Königin- Regentin die ihr «»gebotene Pathenstelle nur mit dem ausdrücklichen Willen des Gesammtministeriums an genommen hat, behauptet doch der „Globo", daß die Königin durch die Annahme den Interessen des Lande« zuwidergehandelt und den bevorstehenden Ab schluß des Handelsvertrages mit Frankreich dadurch fast unmöglich gemacht habe. Ja, einige deutschfeind liche Kreise gingen sogar so weit, das Gerücht auS- zuftreuen, daß Frankreich die Unterhandlungen bereits abgebrochen habe, da es mit einem Lande, das sich an die Rockzipfel des Dreibundes hänge (wörtlich nach dem „Globo") nichts zu thun haben wolle. In dieser gehässigen Polemik gegen eine don der Königin-Regentin erfüllte Höflichkeitspflicht nimmt nun der einflußreiche „Jmparcial", der sich in seiner aus wärtigen Politik stets durch eine seltene Unparteilichkeit ausgezeichnet hat, in einem geharnischten Artikel Stellung, in dem er die Glossen des „Globo" und seines Anhangs für blödsinniges Geschwätz erklärt. Spaniens Beziehungen zu Frankreich seien weder besser noch schlechter geworden, als sie vor der Ein ladung des Kaisers von Deutschland gewesen sind. Und wenn Frankreich wirklich die Dreistigkeit besäße, sich in die inneren Angelegenheiten Spanien« mischen und seine Handelsfreundschaft nur um den Preis einer beleidigenden Absage Spaniens an Deutschland verichachern zu wollen, so folle man ihm zurufen: „Kümmere Dich um Dich selbst!" und ihm den Han delsvertrag zerrissen vor die Füße werfen. Kaiser- Wilhelm fei so höflich gewesen, der Königin Christine die Pathenstelle anzubieten und die Königin müßte geradezu eine Französin sein, wenn sie einen solchen Höflichkcitsakt mit einer Grobheit beantworten und die Annahme der Einladung verweigern wollte. Die Politik habe mit solchen Höflichkeitsbezeugungen gar nichts zu thun, und Spanien bewahre in allen inter nationalen Fragen nach wie vor seine vollständige Neutralität. Was nun gar die Handelspolitik betreffe, so wäre es geradezu wahnsinnig, wenn man sich bei dem Abschluß von Verträgen durch die Annahme oder Ablehnung einer Pathenstelle beeinflussen ließe. Jede Nation schließe doch nur einen Handelsvertrag ab, wenn sie sicher sei, daß er ihr Vortheil bringe und aus keinem andern Grunde; deßhalb könne z. B. Frankreich und Rußland, trotz der zwischen ihnen herrschenden, drückenden Freundschaft nie einen Han delsvertrag abschließen. Dieser letzte Hieb des „Jm- parcial" scheint besonders gut gesessen zu haben, denn der „Globo" zetert darüber, daß der „Jmparcial" die heiligsten Gefühle Frankreichs verletze und interna tionale Konflikte heraufbeschwöre. Locale unv sächsische Nachrichte». — Leipzig, 19. Oktober. Heute Morgen kur; nach 8 Uhr ist schon wieder aus einen hiesigen Geld-