Volltext Seite (XML)
Amts- und Anzeigeblatt für den Erscheint >4^*1 ei » Abonnement ^ZL^T seM des Amtsgerichts Eibenstock MDZL dessen Umgebung. 1«» Berantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. »s. A«yr«««e. Dienstag, den 11. Oktober 18SL. Bekanntmachuiig, Maßregeln zur Abwehr und Unterdrückung der Maul- und Klauenseuche. In Gemäßheit anher ergangener Beiordnung wird hierdurch bekannt ge macht, daß das Königliche Ministerium des Innern unterm 24. September 1892 bestimmt hat, daß die nachstehend- unter O ersichtlichen Vorschriften der Ver ordnung, die zur Abwehr und Unterdrückung der Maul- und Klauenseuche zu ergreifenden Maßregeln betr., vom 10. August 1892 von jetzt ab bis auf Wei teres in Kraft zu treten haben. Zuwiderhandlungen gegen diese Vorschriften werden mit Geldstrafe bis zu 15V Mark oder entsprechender Haft bestraft. E i b e n st o ck, den 7. Oktober 1892. Der Stadtrath. »i-. Körner. Hans. O 8 17. Alle Gasthofställe, in welchen zum Verkauf im Umherziehen bestimmte Schweine untergebracht gewesen sind, sind vor ihrer Wiederbenutzung gründlich zu reinigen. 8 18. Auf Viehmärkten hat die thierärztliche Untersuchung eine- jeden einzelnen Stückes vor dem Betreten des Marktplatzes zu erfolgen. Zu diesem Zwecke hat die Zuführung von Rindern und Schweinen nur auf einem, beziehentlich soweit die zur Verfügung stehenden tierärztlichen Kräfte ausreichen, auf mehreren, im Voraus bestimmten Zutriebswegen zu erfolgen. Die Bestimmung dieser Wege bleibt der Polizeibehörde überlasten. Der Vorverkauf ist verboten. Die Untersuchung der in Gasthofsstallen untergebrachten Rinder darf an dem, dem Markttage vorausgehenden Tage erfolgen. Die Untersuchung hat von AmtSwegen zu erfolgen. Nach dem Markte sind sowohl der Marktplatz als alle von fremdem Rind vieh und Schweinen benutzten Stallungen gründlich zu reinigen. 8 19. Die Rampen, sowie die Vieh-Ein- und Ausladeplätze sind in den Stationen, an welchen Vieh- und Schlachtviehmärkte abgehalten werden, nach dem Aus- und nach dem Einladen durch Reinigung und Besprengung mit 5procentiger Carbol säurelösung zu desinficiren. Die BezirkSthierärzte haben hierüber die nöthige Ueberwachung auSzuüben. Bckan»tINachnng, die Ausfüllung der Hauslisten betreffend. Nachdem die zum Zwecke der Einschätzung zur Einkommensteuer im Jahre 1893 auszufüllenden Hauslisten ausgetragen sind, wird hierdurch darauf auf merksam gemacht, daß dieselben unter genauer Beobachtung des Vor druckes auf der Vorderseite in Gemäßheit ergangener Verordnung ins- gcsammt nach dem Stande am 12. Oktober d. Js. auszufllllen sind. Die Wiererabgabe der vollständig ausgefllllkeu und Seiten der Hausbesitzer bcz. deren Stellvertreter unterschriebenen Hauslisten hat spätestens am 1V. Tage »ach dem Empfange derselben bei Vermeidung einer Geldstrafe bis zu 50 Mark persönlich ober durch zuverlässige Personen, welche zur Beseitigung von Mängeln ausreichende Auskunft ertheilen können, in hiesiger Stadtsteuer einnahme zu erfolgen. Eibenstock, am 8. Oktober 1892. Der Stadtrath. »i-. Körner. Bg Hagesgeschichte. — Deutschland. Fürst Bismarck hat sich, knapp und wuchtig wie ein Großer spricht, über die neue Militärvorlage geäußert. Der Schriftsteller Maximilian Harden, der jüngst in Varzin zu Gaste war, hat neben anderen anregungrcichen Gesprächen über das „brennende" Tageskhema mit dem Fürsten eine Unterhaltung geführt. Dabei fiel, wie der Be sucher in seiner neuen Wochenschrift „Die Zukunft" berichtet, die Aeußerung, Fürst Bismarck „betrachte jedes Experimentiren mit unserem in Schlachten er probten Heer nicht günstiger, als die Versuche eines neugierigen Kindes, das an der blanken Weihnachts uhr so lange herumbohrt, bis sie entzwei ist" . . . — Vom deutsch-österreichischen Distanz ritt liegen folgende Nachrichten vor: Berlin, 7. Oktober. Von den österreichisch-ungarischen Distanz reitern sind 60 offiziell als an's Ziel gelangt einge tragen. Dieselben brauchten 71 Stunden 34 Min. (Graf Starhemberg) bis 116 Stunden 13 Minuten. Inzwischen sind noch nach Schluß der Thätigkeit des Komitees österreichische Reiter hier angelangt. Bei den Oesterreichern war der Start 26 Stunden früher beendet als bei uns, weshalb die Zahl der am Ziel eingetragenen deutschen Reiter bis jetzt auch noch geringer ist. Die ersten 3b deutschen Reiter brauchten 73 Stunden 6 Min. (Lieutenant von Reitzenstein) bis 124 Stunden 9 Min. Nach den bisherigen An gaben würden unter den 42 Siegern 13 deutsche und 29 österreichisch-ungarische Offiziere sein. Die Bein kleider de» Freiherrn von Reitzenstein waren gänzlich zerfetzt, seine Schenkel bluteten aus mehreren Wunden. Der schwarzbraune Wallach „AlhoS", welcher den Grafen Starhemberg im Distanzritt von Wien nach Berlin so siegreich an da» Ziel getragen hat, ist gestern Nachmittag eingegangen. Das hart mitgenommene Pferd war in der Kürassierkaserne an der Alexan- drinenstraße untergebracht und dort der Behandlung des Roßarzte» Petsch anvertraut. Der rechte Hinter fuß de» treuen ThtereS war furchtbar geschwollen, und zwar infolge eine» Schlages, den es von einem anveren Pferde bei der letzten Rast erhalten hatte. Auch der linke Hinterfuß war so stark angegriffen, daß sich von demselben, nach Angabe des Roßarzte», der Huf ganz abgelöst haben würde. „AthoS" litt anscheinend furchtbare Schmerzen; zur Linderung der selben wurden ihm noch gegen 5 Uhr von dem Hrn. Petsch Morphiumeinspritzungen beigebracht, die da« arme Thier etwa» beruhigten ; kaum zwei Stunden später machte der Tod seinen Leiden ein Ende. v. Reitzen- stein'S Pferd „Lippspringe" ist ein alte« englisches Halbblut, das lange Jahre in Brüssel in der Post kutsche ging, mußte in Wien in'S Spital gebracht werden, hat sich aber nicht wieder erholt und ist in Folge Lungentzündung verendet. Im Ganzen sind bis jetzt 20 Pferde auf dem Wege zwischen Berlin und Wien gefallen, und zwar 11 deutsche und 9 österreich ische. In Wien herrscht natürlich über den Ausgang des Wettrittes große Befriedigung. Die Anerkenn ung für die außerordentlichen Leistungen der deutschen Offiziere ist allgemein und überwiegt auch in der Presse. Lmmerhin wird aber mit Freude hervorgehoben, daß auch die schneidigsten Offiziere trotz bewunder ungswürdiger Anstrengungen Starhemberg den ersten Preis nicht entreißen konnten. Das Interesse für den Distanzritt war in allen Kreisen der Bevölkerung außerordentlich und nahm von Tag zu Tag zu. Man erkennt auch allseitig an, daß die natürlichen Be dingungen für die Oesterreicher günstiger waren, als für die Deutschen, und spricht auch davon, daß im nächsten Jahre ein Wettritt in umgekehrter Rich tung veranstaltet werden solle, sodaß die Deutschen von Wien au», die Oesterreicher von Berlin au» starten. Die Reihenfolge der Sieger gestaltet sich wie folgt: (Die deutschen Offiziere sind durch einen Stern kenntlich gemacht.) 1) Graf Starhemberg. . . *2) v. Reitzenstein I 3) v. Miklo» 4) Lt. Höfer *5) Hauptm. Förster .... 6) v. Czavossh 7) Ob.-Lt. Muzyka 8) Ob.-Lt. v. Hinke 9) Lt. Scherber 1 101 Lt. Schmidt de Földvar . 11) Ob.-Lt. KielmannSegg . . 12) Ob.-Lt. Bathhanh .... 13) Lt. Scherber II 14) Lt. v. Schram 15 Rittmeister Stögl .... *16) Rittmeister v. Tepper-Laski *17) Lt. Hehl 18) Ob.-Lt. Graf Buffa . . 19) Ob.-Lt. Gras LubienSki. 20) Ob.-Lt. Graf Paar . . . *21) Prinz Friedrich Leopold mit 71 Std. 40 Min. 73 . 6 74 24 MA 74 — 50 75 14 76 7 77 - 26'/, M 77 - 35 77 59 , 78 7 . AM 79 58 , 80 - 7 , 80 18 , AM 80 42'/,. 81 5 , 83 — 24 , 84 25 , - 85 5 , 85 20 , 85 35 , 85 45 , In welch' schrecklichen Zustand die für den Distanzritt verwendeten Thiere gebracht wurden, ist au« nachfolgendem Bericht ersichtlich: Reitzenstein's Pferd „Lippspringe" bot einen beklagenswerthen Ein druck. Es stand — nichts als Haut und Knochen regungslos da mit gesenktem Kopfe und halbgeschlosse nen Augen. In den Flanken zeigten sich große An schwellungen und mehrere durch den Sporn beige brachte Wunden, ans denen das Blut quoll, rückwärts auf der Kroupe starke Striemen. Ein Hufeisen hatte eS ganz verloren; ein zweites war mehr als zur Hälfte abgebrochen. Nachdem das Thier in Decken gehüllt worden war, sollten eS Reitknechte in einen nahe gelegenen Stall führen. Doch alle Bemühungen, das Pferd von der Stelle zu bringen, blieben erfolg los. Es rührte sich keine Faser an dem ganzen Thier und als es lebhafter zum Angehen animirt wurde, neigte es sich nach einer Seite und wäre umgefallen, wenn es nicht rasch mehrere Herren gestützt hätten. Da aber das Pferd doch auf irgend eine Weise fort gebracht werden mußte, so entschloß man sich, eS fort- zuschiebcn. Etwa zehn handfeste Männer faßten eS von rückwärts an, während andere es an der Seite stützten und schoben so das arme Pferd, das kein Lebenszeichen von sich gab, vorwärts. Wenige Schritte von dem Bahnübergänge, etwa 80 Schritte vom Ziele entfernt, war eS nicht mehr aufrecht zu er halten. Es fiel nach der Seite um und blieb regungslos liegen. Man merkte kaum mehr einen Flankenschlag; die Augen de» Thieres waren verdreht und die Zunge hing ihm nach der einen Seite weit au» dem Maule. Versuche, das Pferd durch Einflößen von Cognac und durch scharfe Einreibungen am ganzen Körper wieder zu Leben zu bringen, schienen erfolg los. E« machte den Eindruck, daß da» Pferd auf der Stelle verenden werde. Baron Reitzenstein wurde von diesem bedauerlichen Unfälle verständigt und eilte, begleitet von den Richtern, zur Stelle. Er betrach tete theilnahmsvoll da« arme Thier, mit dem er eine so außerordentliche Leistung vollbrachte, konnte aber nicht helfend eingreifen. Baron Reitzenstein batte zweifellos da« denkbar Möglichste aus dem Pferde herausgenommen, er bot eine glänzende Reiterleistunq und traf mit einem brillanten Record am Ziele ein. Da» Pferd aber vermochte, am Ziele angelangt, eS ist dies buchstäblich zu nehmen, keinen Schritt mehr weiter zu gehen. — Au» Hamburg wird berichtet, daß die Noth daselbst noch immer eine sehr große ist und daß, wie schon gemeldet, der Hungertyphus in erschreckender