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Amts- und Anzeigeblatt für den «rsch-l-t i . ... . Abon»cmc«t «-L-- LeM des Ämlsgmihls Lidenßsck Z-WS fertion-prei«: die kleinsp. ten, sowie bei allen Reicks- M- o ri und dessen Umgebung. « Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. »S. Aayr««««. Dienstag, den 23. August L8SS. Erfahrungsgemäß werden nicht selten Waldbrände in Folge des Tabak raucher«- oder durch Anzünden von Feuer in Waldungen verursacht Es wird daher das Tabakrauchen aus offenen Pfeifen und das Rauchen von Cigarren, sowie der Gebranch hellbrennender An- zündemittel bei trockner Witterung innerhalb sämmtlicher Wald ungen des Verwaltungs-Bezirks der unterzeichneten Königlichen Amtshauptmann schaft hiermit bei Androhung einer Geldstrafe bis zu 60 Mk. verboten. Die Königliche Amtshauptmannschaft nimmt ferner Veranlassung darauf bin- zuweisen, daß nach § 368,° des ReichsstrafgesctzbucheS das Anzünden Von Feuern in Wäldern oder Haiden oder in gefährlicher Nähe von Gebäuden oder fenerfangenden Sachen mit Geldstrafe bis zu 6V Mark oder mit Haft bis zu 14 Tagen, nach 8 309 desselben Ge setzbuches aber Derjenige, welcher durch Fahrlässigkeit Waldungen oder Torf moore in Brand fetzt, mit Gefängnitz bis zu Cinem Jahre oder mit Geldstrafe bis zu 900 Mark bestraft wird. Schwarzen berg, am 17. August 1892. Königliche Amtshauptmannschaft. I. St.: I»»-. Anger, Bezirks-Assessor. W. Einheits- und Trennungsbestrebungen in Europa. Die Signatur der neueren Geschichte sind die Einheitsbestrebungen Deutschlands und Italiens. Aus acht verschiedenen Staaten ist da« „Königreich Italien" zusammengeschweißt worden; zum „Deutschen Reich", das bis zum Jahre 1871 ein bloßer geographischer Begriff war, gehören sechsundzwanzig verschiedene Staaten. Weder bei Italien noch bei Deutschland ist das von Napoleon III. aus politischen Rücksichten in den Vordergrund gehobene Nationalitätsprinzip voll zur Geltung gekommen; denn das Deutsche Reick umfaßt keineswegs alle Gebiete, in denen Deutsche wohnen und die Mehrheit bilden; anderseits gehören zum Reichsgebiet auch Landschaften, in denen die Deutschen in der Minderheit sind, so in Posen, im südlichen Westpreußen, im nördlichen Schleswig und in den Grenzgegenden der Vogesen. Italiens Krone beherrscht nur Italiener; aber schon das Bestehen der „Jrredenta" beweist, daß wenigstens ein Theil des italienischen Volkes die nationalen Besitzansprüche an die außerhalb des StaatSverbandeS existirenden italienischen Volks- und Sprachgebiete nicht endgültig aufgegeben hat; es sind die« vor allem Istrien und Triest, Südtirol, der Schweizer Kanton Tessin, das französische Nizza und Savoyen, sowie die Insel Corsica, im weiteren Sinne auch die im englischen Besitz befindliche Insel Malta. Eine andere Art der „Einheitsbestrcbungen" macht sich in Rußland geltend. Dort gehen dieselben von den leitenden Kreisen aus und haben zum Endziel, alle Bewohner des russischen Gebiets auch zu wirk lichen Russen zu machen. Die Polen, Esthen, Letten und Finnen wissen ein Lied davon zu singen. Im Gegensatz zu dieser Gruppe zentrifugaler Ge walten steht in Europa eine zweite Staatengruppe, in der da- Bestreben vorherrscht, die bestehenden Ge meinschaften zu lockern resp. ganz zu lösen. Am weitesten ist dieser Prozeß in Ungarn vorgeschritten, welckeS Land sich seit 1867 von Oesterreich fast völlig unabhängig zu machen verstanden hat, dafür aber wiederum alle fremden in Ungarn wohnenden Volks stämme magyarisiren möchte. Siebenbürgener Sachsen, Rumänen, Serben, Kroaten und Ruthenen sind die von den Stockmagharen nach Möglichkeit unterdrückten Nationalitäten. Der Trieb nach staatlicher Selbständigkeit der kleineren, „interessanten Balkanvölker" hat im Laufe der letzten sechs Jahrzehnte die Königreiche Griechen land, Serbien, Rumänien und das Fürstenthum Bul garien entstehen lasten. Denselben Trieb, aus einer unbequemen Ver bindung loszukommen, sehen wir in Norwegen seine zum Theil kuriosen Früchte treiben. Die verhältniß- mäßige Leichtigkeit, mit der eS dem König Oskar ge lungen ist, die ihm al« allzuweitgehend erscheinenden Forderungen de» radikalen Ministerium« Steen ein- zudämmcn, liefert den Beweis, daß die republikanische Frucht in Norwegen noch nicht reif ist. Ein dritte« Staatswesen, die drei vereinigten Königreiche Großbritannien und Irland, bietet ein eigenartige« Bild nationaler Selbstmordmanie. Die Irländer wollen von England lo« und was die Fli bustier, Fenier und Parnelliten mit allen ihren Mord- und Schandthaten nicht zu erreichen vermochten, daß bietet ihnen jetzt der greise Gladstone: die verhältniß- mäßige Unabhängigkeit und staatliche Selbständigkeit. Ja e« hat sich sogar die Mehrheit der Wählerschaft in den drei vereinigten Königreichen dazu herbeige lassen, ein Parlament zu wählen, das bereit ist, in seiner Mehrheit die von Gladstone beschlossene Am putation des großbritannischen Staatskörpers gutzu heißen. Gladstone meint, die Bewilligung des Kerns der irischen Forderungen sei eine Frage der Gerechtig keit; seine konservativen Gegner haben die Ueberzeug- ung, daß die Ablehnung dieser Forderung eine Frage der nationalen Existenz Großbritanniens sei. Denn es ist nur folgerichtig, daß man, nachdem den Irlän dern ein eigenes Parlament bewilligt worden ist, auch die gleichen Forderungen Schottlands und Wales' erfüllt, wodurch dann Großbritannien glücklich in den Besitz von vier Parlamenten gelangen würde, zu denen dann noch ein Gesammtparlament für die ge meinsamen Fragen käme, etwa wie die Delegationen Oesterreich-Ungarns. Unter Anderm ersieht man aus diesen gegensätz lichen Bestrebungen, daß wir noch ziemlich entfernt sind von den radikalerseits erträumten „vereinigten Republiken Europas". Allem Anschein nach sind wir auch von der Erfüllung der Prophezeiung Napoleons, „Europa würde in fünfzig Jahren entweder kosakisch oder republikanisch werden," weiter als je entfernt. Hagesgeschichte. — Deutschland. Der Kaiser hat nun auch in der Frage der zweijährigen Dienstzeit, die seit längerer Zeit in Verbindung mit der zu er wartenden Militärvorlage auf der Tagesordnung steht, sein entscheidendes Machtwort in die Wagschaale geworfen. Nach übereinstimmenden Mittheilungen glaubwürdiger Blätter hat Kaiser Wilhelm sich gegen die Einführung der zweijährigen Dienstzeit erklärt. Klärend wie die Entscheidung in der Weltausstellungs frage wird auch der kaiserliche Entschluß wirken, daß mit der neuen Militärorganisation eine Herabsetzung der Dienstzeit nicht zu verbinden ist. Der Schluß, den fortschrittliche Blätter aus der Erklärung des Kaiser« ziehen, daß nach der Ablehnung der Forderung der zweijährigen Dienstzeit von den Plänen zur Er höhung der Friedenspräsenzstärke oder zur Bildung neuer Cadre« nicht mehr die Rede sein könne, liegt zwar nahe, aber ist nicht unbedingt gerechtfertigt. Allerdings könnte die Aeußerung des Kaisers, er wolle lieber eine kleinere Armee mit längerer als eine größere mit kürzerer Dienstzeit, dahin gedeutet werden, daß die von dem früheren preußischen Kriegs minister v. Berdy und dem jetzigen Reichskanzler Grasen Caprivi in Aussicht gestellte Durchführung des Gedankens, die Präsenzzifser des Heere« in Ein klang mit der wachsenden Bevölkerungsziffer zu setzen, wieder von der Tagesordnung abgesetzt sei. An und für sich besteht indessen kein nothwendiger innerer Zusammenhang zwischen der Herabsetzung der Dienst zeit und einer neuen HeereSverstärkung. Wiederholt wurde vielmehr angedeutet, daß verschiedene Militär vorlagen ausgearbeitet, und dem Kaiser zur Aus wahl vorgelegt worden sind. Nur die eine soll die Verstärkung de« Heere« zugleich mit der Gewährung der zweijährigen Dienstzeit enthalten. Ist diese An nahme richtig, dann würden die Worte des Kaisers nur die bereit« bekannte Thatsache enthalten, daß er einem auf der Grundlage der Herabsetzung der Dienst zeit vorgelegten Entwürfe seine Zustimmung nicht zu crtheilen vermag. Die bisherigen Mittheilungen gingen dahin, daß der Reichskanzler, der jetzige und der frühere Kriegsminister, sowie der ehemalige Chef de» Generalstab« Graf Waldersee sich im Prinzip für die zweijährige Dienstzeit ausgesprochen hätten, während die General- und Flügeladjutanten des Militärkabinets und des kaiserlichen Hauptquartiers nebst den höheren Gardeoffizieren zumeist für die Beibehaltung der dreijährigen Dienstzeit eintreten. — Eine mehr als alberne Beschuldigung, die nur in erheiternder Weise wirkt, erhebt die „Frank furter Zeitung" gegen den Fürsten Bismarck, indem sie als verbürgte Thatsache mittheilt, der Be stand des Weinkellers in Herrenhausen, der jetzt dem Herzog von Cumberland ausgeliefert worden ist, habe sich unter der preußischen Verwaltung von 40,000 auf 7000 Flaschen vermindert, und hinzufügt, «die freie Auffassung der Bismarck'schen Aera über die Ver wendung des Wclfenvermögens scheine sich in unter geordneten Organen auch auf diesen Weinkeller er streckt zu haben". Mit gutem Humor bemerkt die „Tägliche Rundschau" hierzu: „Wir sind in der glücklichen Lage, der „Frankfurter Zeitung" genaue Auskunft über das Verschwinden den Weines geben zu können. Nicht „untergeordnete Organe" haben ihn ausgetrunken, sondern Fürst Bismarck selbst. Einem Manne, der, wie wir aus der demokratischen und ultramontanen Presse authentisch wissen, die Sozialdemokratie gezeugt, den Antisemitismus erfunden, die Reblaus erdacht und mehrfach Hoch- und Landcs- verrath verübt hat, dem darf man auch zutrauen, daß er fremde Weine trinkt. Die „Freisinnige Ztg." hat kürzlich ja auch erklärt, woher die blühende Ge sichtsfarbe deS alten Kanzlers komme. Daß gerade die feineren Rothweine es sind, die in Herrenhausen fehlen, erhebt den Verdacht, daß Niemand als der sog. Gründer des Deutschen Reiches den Keller leer ge trunken hat, zur völligen Gewißheit." — Der schweizerische Luftcurort Grindelwald ist am Donnerstag vor. Woche von einer verheeren den Feuersbrunst heimgcsucht worden. Da« Feuer ist um 20, Uhr Nachmittags aus unbekannter Ursache im dritten Stock des Hotels zum Bären ent standen. Von einem furchtbaren Föhn angefacht, er faßte es in kürzester Frist die anliegenden Hotels, den Bahnhof und die Wohnhäuser und wüthete bis Mitter nacht. 90 Firsten sind niedergebrannt und dadurch 400 Ortseinwohner obdachlos geworden. In den ein geäscherten Hotels befanden sich 200 Fremde, von denen die meisten ihr Gepäck einbüßten. Locale und fächstsche Rachrichten. — Car Isfeld, 23. August. Der Turn- Verein CarlSfelk, welcher in letzter Zeit erfreuliche Zeichen neuer Lebensthätigkeit an den Tag gelegt hat, beging unter reger Theilnahme der Ortseinwohner und Fremden am gestrigen Sonntag sein erste« Schau turnen verbunden mit Turnplatzweihe. An der Feier betheiligtcn sich von auswärts die Turnvereine von Eibenstock, Schönheide, Johanngeorgenstadt, Tannen bergsthal und Georgenthal. Nach Beendigung des Umzuges nahmen die Aesttheilnehmer auf dem neu erworbenen Platze Aufstellung, worauf nach Absingung de« LiedeS: „Brüder reicht die Hand zum Bunde" Herr Pastor Jahn während seiner Weihrede in be redten Worten an die Bedeutung de« Turnerwahl- spruche«: „Frisch, fromm, fröhlich, frei!" anknüpste und dem Wunsche Ausdruck gab, daß dieser Platz den Mitgliedern de« Vereins immerdar eine Stätte wahr- baft edler Erholung für Körper u. Geist sein möchte. Nach einer kurzen Erholungspause begann die eigent liche turnerische Arbeit mit einem Reigen de« Turn- Verein« Carlsfeld, der infolge präciser Durchführung die lebhafte Anerkennung aller Anwesenden fand. Hier aus trat der Turn-Verein Johanngeorgenstadt zu einem