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Amts- Md Anzeigevlatt Abonnement Demk des Amtsgerichts Eibenstock ZLLZL tag und Sonnabend. In- e ten, sowie bei allen ReickS- sertion-preiS: die Nemsp. Postanstaltcn. Z« - o Pf und dessen Umgebung. 18S2 r>« Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. ss. z.yrg«,«. — Dienstag, den 16. August Wegen Reinigung der Dienstlecalitäten kann bei der unterzeichneten König lichen Amtshauptmannschaft Freitag und Sonnabend, den IN. und 20. dieses Monats nur in dringlichen Sachen expedirt werden. Schwarzenberg, am b. August 1882. Königliche Amtshanptmannschast. Frhr. v. Wirsing. Bekanntmachung. Am 15. Angust ist der s. Termin der städtischen Abgaben für 1892 fällia Es wird zu dessen Bezahlung mit dem Bemerken aufgefordert, daß nach Ablauf der »wöchigen Zahlungsfrist ohne vorherige Erinnerung das Zwangssollstrcckungsvcrfahren eingeleitet werden wird. Ferner wird an die Entricbtung der rückständigen Grundsteuer aus den 2. Termin 1892 nochmals erinnert. Eibenstock, am 11. August 1892. Der Stadtrath. Nr. KSrner. Bg. Frankreich und der Congostaat. Vor etwa vier Wochen brachte ein englisches Blatt die Mittheilung, daß an der Nordgrenze des Congo- staateS ein französischer Offizier, Namens Poumahrac, von Arabern überfallen und ermordet worden sei. Aus der Angabe der Gegend glaubten die Franzosen -entnehmen zu müssen, daß die That sich auf dem Gebiete des „unabhängigen CongostaateS" abgespielt habe und dieser mithin verantwortlich sei. Die Re gierung des CongostaateS, die bekanntlich in Brüssel residirt, behauptet dagegen, daß die bezeichnete Gegend nicht zu ihrem Gebiete gehört, und in Wirklichkeit sind die Grenzbestimmungen der Berliner Congoakte über dieses Land unsicher. Obwohl nun noch kein offizieller Bericht über die Ermordung Poumayracs eingetroffen ist und nach Lage der Dinge auch vor Ablauf mehrerer Monate kaum eintrefsen kann, zeigen sich die Machthaber an der Seine dem schwachen Congostaat gegenüber von einer Nervosität, die einen tieferliegende» Grund haben muß, als den angegebenen. Der Congostaat nimmt sich ja auf der Landkarte recht stattlich aus, existirt in Wirklichkeit nur auf der Karte; denn obwohl König Leopold von Belgien sein ganzes schönes Privat- Vermögen in diese neue Staatenbildung gesteckt und obwohl der belgische Staat selbst schon beträchtliche Zuschüsse geleistet hat, ist es heute doch fraglich, ob dieser europäische Besitz auf die Dauer aufrecht er halten werden kann. Im Innern des Landes, am oberen Congo, besinnen sich die arabischen Sklaven jäger auf ihre Stärke, zetteln Aufstände gegen die Handvoll Regierungstruppen an und zerstören, waS die europäische Kultur unter unsäglichen Mühen und Opfern geschaffen hat. Solchergestalt reicht die Gewalt der Congo-Regier- ung, die Tausende von Meilen entfernt in Brüssel am grünen Tische sitzt, nicht weit und es ist geradezu lächerlich, sie für einen Vorfall verantwortlich machen zu wollen, der sich weit, weit im Innern dcS schwarzen ErdtheilS an den Grenzen der unendlichen Wüste abgespielt hat. Unter gewöhnlichen Umständen würde man von beiden Seiten zunächst authentische Nach richten abgewartct haben und dann in aller Ruhe und Besonnenheit nach stattgehabtem Verhör etwaige Schuldige zur Verantwortung gezogen und bestraft haben. Hier aber handelt es sich um ganz andere Dinge. Es herrscht, wie bemerkt, bezüglich einzelner Strecken der Nordgrenze des Congostaate« keines wegs Klarheit und im Wortlaut der verschiedenen Abmachungen des Congostaate- mit den angrenzen den Mächten. Es kommt wiederholt das Wort „noch zu bestimmende Punkte" vor. Demnach sind noch mancherlei Abänderungen zulässig. Betreffs de- Orte-, wo die Ermordung Poumayracs statt fand, haben aber sicherlich beide Mächte noch kein Besitzrecht erworben; beide möchten eS aber erwerben, und so kommt die gegenseitige Eifersucht stark mit in- Spiel. Nicht» konnte daher Frankreich erwünschter kom men al- der eben erwähnte Zwischenfall, und längst erwachter Groll kam endlich zum Ausbruch. Auf Seite Belgien- hat man den Vorschlag gemacht, die Angelegenheit einem Schiedsgericht zu unterbreite». Frankreich geht hierauf nickt ein. Nicht weil die Re publik fürchtet, sich dabei einem ungünstigen Spruch unterwerfen zu müssen. Frankreich verfolgt am Congo eine Politik, die sich weitere Ziele gesteckt hat, wie die Erwerbung verhältnißmäßig kleiner Ge biete. Frankreich spekulier zweifellos auf den ganzen Congostaat. Die französische Politik muß daher, die- Ziel im Auge, ihr Möglichstes thun, Belgien Ungelegenheiten zu bereiten. Hier ist ein Anlaß gegeben, den sich Frankreich nicht so ohne weiteres entgehen lassen wird. DaS Vcrhältniß Belgiens zum Congostaate ist ein noch ganz unentschiedenes und die Adoptirung dieses Schmerzenskindes dcS König« Leopold durch den belgischen Staat noch keineswegs sichergestellt; die Möglichkeit, daß das Land sich weigern könnte, den Congostaat zu über nehmen, ist nicht ausgeschlossen, umsoweniger, wenn dem Lande schon jetzt solche Unannehmlichkeiten be reitet werden. Kein anderes Land wie Frankreich wäre dann der Erbe; hat es doch, wie bekannt, das Vorkaufsrecht. Alle diese Erwägungen begründen aber immer noch nicht die maßlos drohende Sprache der franzö sischen Presse gegen Belgien. Die französischen Zeitungen überbieten einander in Beleidigungen des Königs Leopold, sic sprechen von diplomatischer Gc- nugthuung und von Ultimatum. Wenn das auch nicht so ernst zu nehmen ist, wie es auSsicht, so hat das doch seine bedenklichen Seiten; es entspringt der Sucht der Franzosen, das verloren gegangene Ansehen wiederzugewinnen, und kann nur dazu bei tragen, allgemeine Beunruhigung hervorzurufen. Den Franzosenfreunden in Belgien geschieht da mit schon recht; sie dürften durch die Rücksichtslosig keit Frankreichs von ihrer krankhaften Sympathie für dieses Land geheilt werde». Hagesgeschichle. — Deutschland. Ueber das Berliner Melt au S st e l l u n g S p r o j e k t ist nunmehr die Entscheidung gefallen und zwar in verneinendem Sinne. Der „Reichs- und Staats-Anzeiger" bringt in seiner neuesten Nummer folgende Mittheilung: „In Sachen der Berliner Weltausstellung ist die Entschließung Seiner Majestät des Kaiser» von dem Reichskanzler durch nachfolgenden Bericht erbeten worden: Wie Eurer Majestät aus meinem allerunterthänigsten Vor trage bekannt ist, sind die Bundesregierungen um eine Aeußcr- ung darüber ersucht worden, welchen Standpunkt sie dem Pro jekt einer Berliner Weltausstellung gegenüber einnehmen und welche Ansichten in der Industrie über die Zweckmäßigkeit einer derartigen Ausstellung bestehen. Die nunmehr eingegangenen Antworten lasten erkennen, daß die inländische Industrie nur zu ihrem geringeren Theile eine solche Ausstellung für wünschenswerth erachtet. Die über wiegende Mehrzahl der deutschen Industriellen, vor allem auch aus dein Bereiche der Groß-Jndustrie, steht dem Unternehmen, wo nicht entschieden ablehnend, so doch durchaus kühl gegen über und glaubt sich einen nennenswerthen Ersolg für die Erweiterung unserer Handelsbeziehungen davon nicht versprechen zu können. Wirthschastliche Gründe, welche aus die Veranstalt ung der Ausstellung hindrängten, liegen nach ihrer Ansicht nicht vor. Allerdings hat sich auch in diesen «reisen eine große Zahl von Industriellen mit anerkennenSwerther Hin- gebung bereit erklärt, zu dem Gelingen der Ausstellung nach Kräften beizutragen, falls eS aus anderen als rein wirthslbaft- lichen Gründen zu derselben kommen sollte. Aber überall und auch dort, wo da« Unternehmen warme Befürwortung ge sunden hat, ist der Voraussetzung Ausdruck gegeben, daß der Industrie nicht ,u hohe Opfer würden angesonnen werden und daß daher nicht nur di« gesammten allgemeinen «osten des Unternehmen« au» öffentlichen Mitteln bestritten, sondern auch denjenigen Industriellen, welchen die selbstständige Ausbringung der au« ihrer Betheiligung erwachsenden «osten schwer fallen würde, Beihilfen von Seiten de« Reich« oder der Einzelstaaten gewährt werden müßten. Die Bundesregierungen Haden davon ausgehend, daß die Frage frei von allen politischen Erwägungen nach rein wirthschaftlichen Gesichtspunkten beantwortet werden könne, in ganz überwiegender Zahl das wirthschastliche Be- dürfniß zu einer Ausstellung verneint. Insbesondere hat auch Preußen, dessen Urtheil schon deshalb, weil in seiner Haupt stadt die Ausstellung stattfinden müßte, besonderes Gewicht beansprucht, fick gegen dieselbe ausgesprochen. Im Großen und Ganzen schließt die Beurtheilung der Bundesregierungen derjenigen der industriellen Kreise sich an. Wenn man das Ergebnis, nach der Zahl der Stimmen zusammenfaßt, welche den Regierungen verfassungsmäßig im Bundesrathe zustehen, so sind SO Stimmen „gegen" und 7 Stimmen „für" die Aus stellung abgegeben, während I I Stimmen unentschieden lauten. Eine erfolgreiche Durchführung des Unternehmens hat die allgemeine und einmüthige Ueberzeugung von dem Nutzen des selben sür die deutsche Industrie und das opferwillige Zusammen wirken aller betheiligten Kreise zur unbedingten Voraussetzung. Da beides fehlt, so muß ich von einem Eintreten des Reiches abrathen. Eure Majestät bitte ich ehrfurchtsvoll, zu einer entsprechen den Kundgebung mich Allergnädigst ermächtigen zu wollen. Seine Majestät der Kaiser hat ans Grund dieses Berichts dahin entschieden, daß dem Plane einer Weltausstellung in Berlin von Reichswegen nicht näher zu trete» sei." — Hofprediger Stöcker richtet an seine Freunde und Parteigenossen ein Schreiben, in dem es hcißt: Der Antisemitismus ist einerseits zu einer ge waltigen und leidenschaftlichen Bewegung angewachsen, so daß das konservative Maß dafür nicht mehr auszureichen scheint; andererseits ist er durch einige Ereignisse der letzten Zeit für die politische Ar beit schwieriger geworden. Der Ausgang des Prozesses Buschoff steht hier in erster Linie. Freilich habe;! die Judenblätter durch ihr Wuthgcschrei und Sieges geheul Alles gethan, um die für das Judenthum etwa günstigen Momente der Verhandlungen auSzutilgeu. Aber der staunenswerthe Muth, mit welchem der po litische Liberalismus, natürlich voran Herr von Gneist, und die kirchliche Frcigeisterei durch einige protestan- tcnvereinliche Geistliche geführt, die Sammlungen für Buschoff unterstützen, beweist doch klar, daß jener Prozeß geeignet ist, auch in deutschen Kreisen Jrr- thum und Verblendung hcrvorzurufcn. So mancher deutsche Christ ist unschuldig verhaftet, sogar verur- theilt gewesen und hat jahrelang im Zuchthaus ge sessen. Wo waren in solchen Füllen die liberalen Parlamentarier und Geistlichen? Sie dachten nicht an Sammlungen für die Beschädigten. Aber hier, wo ein jüdischer Schächter in Frage steht, da regt sich in dem liberalen deutschen Michel die ganze Begeister ung, deren er fähig ist. Wäre eS nicht zum Weinen, so könnte man darüber lachen. Daß die Regierung selbst an die Lösung der Judenfrage herantrete, wäre das Richtigste. Sie würde alle verlorene Autorität auf einmal wiedergewinnen und dem BolkSgefühl ge nug thun. Daß sic bisher in dieser brennenden An gelegenheit so gut wie nicht- gethan ha», ist de» jungen Reiches Unglück, e« hat in Hessen und an anderen Orten geradezu zu einer politischen Katastrophe ge führt. In diesen Gegenden ist der Haß gegen die Juden in den VolkSmasscn der herrschende politische Instinkt, vor dem selbst der christliche und patriotische Sinn, der vort in hohem Maße vorhanden ist, zurück tritt. Welche Fehler, so frage ich mich oft, müssen gemacht sein, daß da» geschehen konnte? Von Seiten der Regierung ist nun auch in Zukunft nicht» zu er warten. So bleibt denn nur der Au-weg, daß die wahrhaft deutschen Parteien, voran die deutsch-konser vative, ein feste» Programm ausstellcn und dem christ lichen Charakter de» deutschen Volke- wieder zu seinem Rechte verhelfen. Alle- Gerede von der Schmach de-