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Amts- und Anzeigeblatt Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionSpreis: die kleinsp. Zeile 10 Pf. für den LeM des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. ZS. Donnerstag, den 11. Augnst Abonnement viertelt. 1M. 20 Pf. (incl. Jllustr. Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen ReichS- Postanstalten. 18»S. Bekanntmachung. Nach den Bestimmungen des Regulativs, die polizeiliche An- und Abmeldung der Einwohner und Fremden in der Stadt Eibenstock betr., vom 8. November 1883 ist jede Veränderung in den Aufenthaltsverhältnissen eines Einwohners — Anzug, Fortzug, Umzug — binnen 3 Tagen an Rathsstelle anzuzeigen. Die Meldepflicht trifft bei Familienangehörigen das Familienoberhaupt, bei Lehrlingen den Lebrherrn oder, wenn sie nicht bei diesem wohnen, den betreffenden Quartierwirth, bei Dienstboten diesen und den Dienstherr», im Uebrigen aber den Mietber und beziehentlich Aftermiether, daneben den Hausbesitzer und Ver- miether. Wir weisen erneut auf diese Bestimmungen mit dem Bemerken hin, daß in den nächsten Tagen eine allgemeine Revision des gesummten Melde- tveseus stattfinden wird und daß die hierbei noch vorgefundenen Unregelmäßig keiten mit Geldstrafen bis zu 10 Mk., eventuell entsprechender Haft bestraft werden. Eibenstock, den 4. August 1892. Der Stadtrath. »i-. Körner. Hans. Bekanntmachung. Die in dem HauSgrundstücke Haberleithe Nr. 16 Hierselbst unter dem Rinder- bcstande ausgcbrochene Manl- und Klauenseuche ist erloschen. Eibenstock, den 10. August 1892. Der Stadtrath. »r. Körner. Hans. .Bekanntmachung. Den zu unserem Zweigverein zur Förderung christl. Liebeswerke gehörigen lieben Gemeinden wird hierdurch bekannt gegeben, daß wir unser Jahresfest nächsten Sonntag, den 14. August a. e. in Carlsfeld abzuhalten gedenken. Der Gottesdienst beginnt Nachm. '/rS Uhr. Festprediger: Herr DiaconuS Fischer von hier. Nach dem Gottesdienste sinder eine Nachversammlung statt, bei welcher über die Thätigkeit des Verein« Berichr erstattet werden wird. Die nach Schluß des Gottesdienstes zu sammelnde Collecte ist für die Zwecke der Gustav-Adolf-Stiftung bestimmt. Alle Freunde unseres Werke« werden zu reger Thcilnahme hierdurch ergebenst eingeladen. Eibenstock, den 10. August 1892. Der Vorstand. Böttrich, l». Sonnabend, den 13. August 18N2, Vormittags 11 Uhr sollen in dem in der Rehme hier gelegenen Stickmaschinengebäude des Bankiers Sarfert Z SMmllschlNeN gegen Baarzahlung versteigert werden. Eibenstock, am 9. August 1892. Der Gerichtsvollzieher des Königl. Amtsgerichts. Lieömann. Die deutsch russischen Verhandlungen. Gegen Einzelheiten in den neuen Handelsverträgen, die das Reich mit Oesterreich-Ungarn und Italien abgeschlossen hat, werden mit Recht schwerwiegende Einwendungen erhoben; mit der gcsammten Tendenz dieser Verträge aber hat Graf Caprivi eine glückliche Hand gehabt und auch einen politischen Erfolg er rungen. Denn während Jahrzehnte hindurch Frank reich in Zoll- und Handelssachen das tonangebende Land war, ist diese friedliche Vorherrschaft jetzt an Deutschland übergegangen und an das „mitteleuro päische Zollbündniß" kristallisirt sich allmählich ein immer weiteres Gebiet an; die Schweiz, Serbien, Rumänien, Spanien, Belgien, ja selbst überseeische Länder, wie Columbien, lehnen sich handelspolitisch an Deutschland an und auch Rußland fühlt das Be- dürfniß, die chinesische Mauer niederzureißen, die bis her durch ungewöhnlich hohe Schutz- und Kampfzölle sein Gebiet von dem deutschen fast völlig abschloß. Diese Wandlung der Ansichten in Rußland datirt übrigens nicht von gestern und heute. Der Zar hatte die Absicht, Rußland vollständig auf sich anzuweisen, Rußland völlig russisch zu machen. Durch Zölle, die die Einfuhr nach Rußland fast zur Unmöglichkeit machten, wollte er der heimischen Industrie zum Auf schwung verhelfen, mußte indessen die Erfahrung machen, daß allzuscharf schartig macht; denn nicht nur die deutsche Industrie schloß er aus, sondern auch die Deutschen selbst, die bis dahin fast überall die Werkmeister und Ingenieure in Rußland waren. In solcher Weise ihrer Lehrer und Führer beraubt, nützte den Russen die Schutzzollpolitik ihres Zaren nichts. Dann kamen noch politische Erwägungen hinzu und das Zarenreich machte seine Bestellungen nicht mehr in Deutschland, sondern in England, in letzter Zeit besonders in Frankreich. Indessen auch hier blieben Enttäuschungen nicht aus und neuerdings ist Ruß land reuevoll zu Deutschland zurllckgekehrt. Zunächst ist es die russische Armee- und Marineverwaltung, die wieder in geschäftliche Beziehungen zur deutschen Industrie getreten ist. Die Schichausche Werft in Elbing hat letzthin wieder zwei Torpedokreuzer in den Krieg-Hafen von Kronstadt obgeliefert. Auch wurde bekannt, daß die Bagger- und sonstige Maschinen, die Rußland für den neuen Kriegshafen in Liebau braucht, in Deutschland bestellt werden sollen. Ferner ist die Errichtung einer Krupp'schen Filiale in Ruß- lanv eine beschlossene Sache. Schon seit einer langen Reihe von Jahren hat e» sich die russische Heeres verwaltung zur Regel gemacht, ihren Bedarf an Kriegs materialien aller Art, insofern die Leistungsfähigkeit der einheimischen russischen Fabriken hierzu nicht auS reicht, durch Bestellungen bei französischen und eng lischen Waffenfabriken zu decken und von ihren früheren Beziehungen zu der einschlägigen deutschen Industrie möglichst abzusehen. Indessen hat die jüngste Zeit auch hierin Wandlung geschaffen, das russische Kriegs ministerium macht hin und wieder, wenn auch nicht im früheren Umfange, Bestellungen auf Waffen und sonstige Ausrüstungsgegenstände bei deutschen Fabriken. Die jetzt begonnenen Verhandlungen über ein deutsch-russische« Handelsabkommen bezeichnen also nicht etwa eine neue Etappe, einen Umschwung, son dern sie sind nur ein vernünftiger und zweckmäßiger Schritt weiter auf einem Wege, der schon eingeschlagen worden ist. Unser Hanptmaterial aus Rußland ist der Roggen, der noch mit 5 Mk. verzollt werden muß, während ungarischer Roggen bekanntlich nur einen Zollsatz von 3,5° Mk. trägt. Will Rußland gleichfalls den erniedrigten Zoll haben, so muß eS auf industriellem Gebiet ganz besondere Zugeständ nisse machen, denn Deutschland ist in der glücklichen Lage, warten zu können. Wir haben uns im letzten Jahr ohne russischen Roggen beholfen und es ist auch so gegangen. ES kommt hinzu, daß Rußland da« Abkommen wünscht,.das stets von dem zurückgetretenen Finanz minister WhschnegradSki befürwortet, vom Kriegsmi nister aber Hintertrieben wurde. Rußland muß nun auch die Gegenleistungen nennen, die eS zu machen gewillt ist und die deutschen Vertreter werden zu prüfen haben, ob dieselben den Nachtheil aufwiegen, den unsere Landwirthschaft durch den weiteren Um fang der Roggenzoll-Herabsetzung erleidet. Seit der Mitte der zwanziger Jahre hat Rußland stets eine Zollpolitik verfolgt, die Deutschland zu schädigen geeignet war. Die deutsche Industrie, die nach Rußland lieferte, wußte nie, ob ihre Kalkulation richtig, ob der in Rechnung gezogene Zoll nicht bei Ablieserung der Maaren schon wieder erhöht war. Wenn auch nur eine Festlegung der Zölle für einen längeren, im voraus bestimmten Zeitraum erfolgte, so ist daS schon ein Vortheil. Dringend zu hoffen ist aber auch, daß Rußland zugleich eine ganz be deutende Herabsetzung der Jndustriezölle gewährt. Hagesgeschichte. — Deutschland. Die Verhandlungen über die russischen Anträge über ein Zollab kommen wurden am Montag Vormittag im Reichs amt des Innern begonnen. Es waren Vertreter des ReichSamt» de» Innern, de« Reichsschatzamt» und de« AuSwärtigcn Ami«, de« preußischen Finanz ministerium», de« Ministerium« für öffentliche Ar beiten , des Ministeriums des Innern und des Mi nisteriums für Landwirthschaft anwesend. — DaS Komitee, welches erneute Schritte in Sachen der Berliner Weltausstellung unter nommen, hat nunmehr die in der Sitzung vom Donnerstag beschlossene Eingabe an de» Reichskanz ler abgeschickt. In der Eingabe wird der Reichs kanzler ersucht, auf keinen Fall eine negative Ent scheidung zu fällen, ehe nicht dem deutschen Handels tage und den übrigen, für die Ausstellung eingc- tretenen Korporationen und Großindustriellen Ge legenheit gegeben sei, einmal den Nachweis dafür zu erbringen, daß die deutsche Industrie in ihrer über wiegenden Mehrheit eine deutsche Weltausstellung wünsche, und sodann der Regierung einen Plan der Gestaltung der Ausstellung unter Darlegung dir Finanziirung zu unterbreiten. Da der Ausschuß des deutschen Handelstages erst im September wieder Zusammentritt und da da« bekannte Preisausschreiben des Architektenvereins gleichfalls erst im September zur Entscheidung kommt, kann nach Ansicht de« Komitee'« dieser Nachweis erst im Oktober erbracht werden. — Inzwischen hat da« Komitee auch den beschlossenen Aufruf vorläufig festgestellt und ist jetzt dabei, für die Unterzeichnung dieses Aufrufe« Unterschriften zu gewinnen. — Jena. Die Beleuchtung der Berge und die Illumination der Stadt Jena am Abend des 30. Juli bei dem Besuche des Fürsten Bismarck schildert die „Thür. Zeitung" wie folgt: Die dunklen Wolken hatten sich über dem Thalgrundc getheilt, aber in der Ferne zuckten in verschiedenen Richtungen Blitze. Der Abend trat nach kurzer Dämmerung schnell ein, und eS herrschte die für das Feuerwerk gewünsrbte Dunkelheit. Licht um Licht tauchte aus den GaSlaternen der Stadt und au« den Häusern und Villen hervor — die gewöhnliche Be leuchtung des Städtchens. Plötzlich erscheint inmitten der Stadt ein röthlicheS Licht, eS wird intensiver, und alsbald bildet der ehrwürdige Thurm der Stadt kirche eine dunkelrothe Feuersäule. Da« Signal zum Beginn de« Akte« war gegeben. Auf allen Bergen stiegen Raketen hcch in die Lüfte empor und trugen die Zeichen weiter, flußauf, flußab. Die Dörfer am Ufer der Saale hatten e« sich nicht nehmen lassen, an dem thüringischen Ehrentage mitzuwirken. Hinab bi» zur Dornburg, hinauf bi« zur Leuchtenburg brannten Freudcnfeuer an den Abhängen und auf den Bergen und spiegelten sich in den Fluthen der meerwärt« ziehenden Saale. Am Bergfried, am Forst, am Napo leonstein, an der Kunitzburg stieg die Lohe empor. Heller und Heller leuchtete die Stadt au« dem Tbale herauf, die Illumination nahm ihren Anfang. Da«