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Amts- und Anzeigeblatt für den Erscheint .. . Abonnement S2LL-- Leprk des Amlsgmchts Eibenstock »-LW sertion-prei»: die kleinsp. ten, sowie bei allen Reichs- «-»- u> P, und dessm Ztmgebung. POMMM. Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. ' rs. Jahr»»»«- — SL. Donnerstag, den 4. August L8SS. Konkurs verfahren. Da» Konkursverfahren über das Vermögen des Handelsmanns AI»x ^II»«rt »Li,«I in Hundshübel wird, nachdem der in dem Vergleichs termine vom 10. Mai 1892 angenommene Zwangsvergleich durch rechtskräftigen Beschluß vom 10. Mai 1892 bestätigt ist, hierdurch aufgehoben. Eibenstock, den 1. August 1892. Königliches Amtsgericht. Porzig, Ass. Gestohlen wurden in hiesiger Stadt laut anher erstatteter Anzeigen: 1) am 17. Februar dS. IS. einem Schmied ein noch unvollendetes Hufeisen durch einen noch nicht ermittelten Knaben, 35 Pf. werth; 2) in der Nacht vom 3. zum 4. Juni dS. Js. aus einer im Garten des Haus grundstücks /I. 403 aufgestellten und erbrochenen Kiste zwei Stück Stall- Hasen, sogenannte „Franzosen", beide männlichen Geschlechts, der eine gelb-, der andere gelb- und graufarbig, 3 Mk. werth. Etwaige Wahrnehmungen über den Verbleib deS Gestohlenen oder die Thäter sind ungesäumt hier anzuzeigen. Eibenstock, den 29. Juli 1892. Der Stadtrath. l»r Körner. Han«. Bekanntmachung. Die Rathsexpeditions-, Stadt- und Sparkassen-Räume bleiben wegen vor zunehmender Reinigung derselben nächsten Sonnabend, den 6. August 1892 geschlossen, und es können an diesem Tage nur die dringlichsten Sachen Erledigung finden. Das Standesamt ist an diesem Tage nur von Vormittags 9 bis 10 Uhr geöffnet. Eibenstock, den 3. August 1892. Der Stadtrath. »r. Körner. Hans. Hagesgeschichle. — Berlin. Wie die „N. N." zuverlässig er fahren, kann jetzt das Projekt einer Berliner Welt ausstellung seitens der ReichSregicrung als end gültig aufgegeben betrachtet werden, und zwar auf Grund der, wenn auch noch nicht vollständig, so doch bereits in genügender Zahl vorliegenden Meinungs äußerungen der industriellen Kreise. In den gewerb lichen Kreisen, namentlich der Großindustrie, hat sich theils eine geradezu ablehnende, theils sehr zurück haltende und laue Stimmung kundgegeben. Wo man zugestimmt hat, geschah eS meist mit dem Vorbehalt, daß man sich wirthschaftlich nicht viel davon verspreche; die Betheiligung wurde aber vielfach als eine gewisse patriotische und nationale Pflicht angesehen und eine sehr bedeutende Mithilfe aus Mitteln des Reichs und der Stadt Berlin vorausgesetzt. Die ablehnende oder kühle Haltung der Industrie, zu deren Nutzen doch das ganze kostspielige und mühsame Werk dienen sollte, wäre allerdings geeignet, das Fallcnlassen des Projekts zu rechtfertigen. — Aus Berliner Hofkreisen verlautet neuerdings, daß zu den Kaiserlichen Gästen auf Schloß Ur- ville bei Metz außer den beiden bayerischen Prinzen Leopold und Ludwig auch der König von Sachsen, der Großherzog von Baden, der Erzherzog Wilhelm von Oesterreich und aller Voraussicht nach auch der greise Erzherzog Albrecht von Oesterreich gehören werden. Wie weiter verlautet, ist das Schloß Urville für die Veranstaltung größerer Festlichkeiten zu klein. Die im Programm vorgesehenen zwei Prunktafeln, die eine für die Offiziere, die andere für die Zivil behörden, werden daher im Metzer Militär-Kasino und im dortigen BezirkS-Präsidialgebäude stattfinden. Zu einer ganz besonder« eindrucksvollen und groß artigen Feier soll die am 11. September auf der Esplanade zu Metz vor sich gehende Einweihung de« Denkmal» für Kaiser Wilhelm I. gestaltet werden. — Die englische Presse bringt der BiS- marcksrage und allen damit in Zusammenhang stehenden Ereignissen naturgemäß das lebhafteste Interesse entgegen. So enthält die August-Nummer der „Contemporary Review" einen längeren Artikel mit der Ueberschrist „Wilhelm und Birma rck". Der Aussatz, welcher da» jetzige Regime in Deutsch land zu Gunsten de» früheren entschieden verurtheilt, malt dasselbe in recht düsteren Farben. E« wird darin Folgende» ausgeführt: „Welche Stelle könnte der einfache alte Wilhelm in unserer Zeit noch ein nehmen?" Nur der gewaltigste von seinen Helden ist noch übrig: „Noch eine hohe Säule zeugt von vergangener Pracht" ... Ein einsamer Franzose mußte au»rufen: „Man wird diesem Manne noch Denkmäler setzen, aber zu spät für Deutschland- Ehre" Niemand kann bezweifeln, daß Fürst Bismarck noch einen außerordentlichen Einfluß in Süddeutschland besitzt Deuschland kann nicht wie andere Länder, z. B. Holland, von Mittel mäßigkeiten regiert werden. Deutschland braucht noch eine eiserne Hand am Ruder Der Geist der Regierung hat sich verändert, und dies beunruhigt mit Recht viele Deutsche. Zu Bismarcks Zeiten wurde die deutsche Politik als Ganzes regulirt von Eventualitäten, welche sein Genie voraussah. Die Schale mochte rauh sein, der Kern war gesund. Preußen ist groß geworden durch-Einfachheit, Nüch ternheit, Sparsamkeit und gesunden Sinn. Mit diesen Traditionen ist jetzt schon ziemlich gebrochen . . . . Pessimisten sagen, die Luft rieche schon nach Jena. Dies ist natürlich lächerlich" . . . „Wird der Kaiser einer Versöhnung mit einem Manne, der die größte sittliche Macht seines Landes ist, zustimmen?" .... Wird der Kaiser sagen: „Kommen Sie, Fürst, die Heftigkeit möge bei Seite gelassen werden. Eine« steht höher, al« Sie und selbst Ich, nämlich die Wohlfahrt unseres Vaterlandes!" — Die Heimreise des Fürsten Bismarck von Bad Kissingen nach dem Norden, auf welcher der Fürst den Weg durch Thüringen nahm, gestaltete sich zu einer neuen Triumphfahrt. Die Abreise von Kis- singen erfolgte Sonnabend Nachmittag 2 Uhr 20 Min. mit dem fahrplanmäßigen Schnellzuge. Gan; Kissingen war lange schon vor Abgang des Zuges auf den Straßen. Auf der Fahrt zum Bahnhofe, welche die fürstliche Familie in offenen Equipagen machten, tönten den Scheidenden überall lebhafte Hochrufe entgegen. Tücher wurden geschwenkt und zahlreiche Bouquet« und Sträußchen in die Wagen geworfen. Auf dem Bahnhofe erwartete das Publikum Kopf an Kopf die Ankunft des Fürsten, der sich zunächst in den KönigS- salon begab, wo der Babnverwalter und die Spitzen der Behörden,darunter Badekommissär Baron BuchtolS- heim und Bürgermeister Fuchs sich zur Verabschied ung eingefunden hatten. Der Salonwagen de« Fürsten war auf Veranlassung- mehrerer Kurgäste mit Laub gewinden, Fahnentüchern und Wappenschildern ge schmückt worden. Auf allen Stationen, die der fürst liche Zug berührte, hatte derselbe in Folge der von dem versammelten Publikum dargebrachten Huldig ungen Aufenthalt. In Weimar langte der Train mit ca. 20 Minuten Verspätung an. Der Salon- wagenzeigte eine massenhafte Aufthürmung von Blumen spenden. Der Bahnsteig de« Bahnhofes war von einer für weimarische Verhältnisse ganz ungewöhnlich zahlreichen und erregten Menge gefüllt, die sofort, al« die Gestalt de» Fürsten am Fenster sichtbar war, ihn mit unaufhörlichen Hochrufen begrüßte. Die Ankunft in Jena erfolgte um 7'/, Uhr Abend«, woselbst der Fürst von der zahlreichen Volks menge begeistert begrüßt wurde. Der Bürgermeister, der Vorsitzende de« Gemeinderath«, da« Festkomitee, Vertreter der Studentenschaft, der Kriegerverein und vier Ehrenjungfrauen waren zum Empfange auf dem Bahnhofe anwesend. Auf verschiedene An sprachen erwidernd, wie- Fürst Bi-marck aus die Be deutung der Universität für da« deutsche Geistesleben hin und auf da- nationale Gefühl der Thüringer trotz der territorialen Verschiedenheiten. Auf dem Wege zum Hotel „Zum Bären", dem Absteigequar tier de« Fürsten, bildeten Studentenvereine Spalier. Im Hotel begrüßte der Prorektor der Universität mit den Mitgliedern de« Senats und den Universi tätslehrern den Fürsten Bismarck mit einer An sprache. Fürst Bismarck dankte in längerer Rede und sagte, er habe stets gedacht, wie er dem Vater lande dienen könne. Wenn man sage, er habe stets Glück gehabt, so wünsche er stets dem Kanzler des Reiches dasselbe Glück. Der heutige Staat sei ein solcher, der nur durch die gegenseitige Verständigung zwischen Herrscher und Volk bestehen könne. Auch als Privatmann werde er stets ehrlich sagen, was nach seiner Meinung dem Vaterland nütze. — Später unternahm der Fürst eine Ausfahrt zur Besichtigung der Bergfeuer. Viele Häuser der Stadl waren illu- minirt. Nach Eintritt der Dunkelheit fand ein Fackelzug statt. — Montag Vorm. gegen ll',^ Uhr erschien Fürst Bismarck zu der ihm zu Ehren ver anstalteten Festversammlung auf dem Markte. Für den Fürsten und seine Familie war ein Festzelt er richtet, der Marktplatz war von Tausenden, Kopf an Kopf, angefüllt. Bürgermeister Singer brachte ein Hoch auf den Fürsten aus, im Namen der Studen tenschaft sprach der stuck. mc>ck. Vielt. Fürst Bis marck erwiderte in längerer Rede, in der er an die Vergangenheit und auch an den Krieg von 1870/71 und an Sedan erinnerte. Die geführten Kriege seien nothwendig gewesen. Für die Zukunft werde es wohl nur noch Defensivkriege geben, zur siegreichen Führung derselben müsse Deutschland aber einig und stark sein. Den ihm gemachten Borwurf antimo narchischer Gesinnung müsse er auf das Entschiedenste zurückweisen. Nach der Festversammlung kehrte der Fürst in den Gasthof zum Bären zurück, wo das Frühstück eingenommen wurde. Kurz vor 3 Uhr er folgte die Abfahrt nach dem Bahnhofe; in den da hin führenden Straße» bildeten Schulen und Vereine Spalier. Auf dem Bahnhofe wurde dem Fürsten von den Frauen Jena» abermals eine Huldigung dargebracht. Unter unausgesetzten Ovationen einer nach Tausenden zählenden Menge erfolgte die Abreise nach Halle a. d. S., von wo der Fürst über Magde burg und Stendal sich nach seiner Besitzung Schön hausen begab. — Betreffs der diesjährigen Ernteaussichten in Deutschland treffen von allen Seiten recht erfreulich lautende Berichte ein. Wenn auch kein Ergebniß allerersten Ranges zu erhoffen ist, so dürfte doch die diesjährige Ernte sowohl der Menge wie namentlich auch der Güte nach den Ertrag der vor jährigen wesentlich übertreffen. Nach einem Voran schlag wird Deutschland in diesem Jahre für 300 Mill. Mark Getreide weniger al« im vergangenen Jahre vom Auslande beziehen. — Die Frage, ob zwischen den Studirenden der verschiedenen Religionsbekenntnisse in Bezug auf ihre Militärverhältnisse ein merk licher Unterschied besteht, wird in dem soeben aus gegebenen Heft der preußischen Statistik für die preu ßischen Landc-universitäten dahin beantwortet, daß