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18»S »rsch«i«1 wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertion-preis: die kleinst;. Zeile 10 Pf. Abonnement vicrtelj. I M.LO Pf. (incl. Jllustr. Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo- ten, sowie bei allen ReichS- Postanstalten. Amts- Md Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. r». Jatzr«««« ' Dienstag, den 26. Juli Oessentliche Sitzum des Bezirksausschusses zu Schwarzenberg Sonnabends den 30. Juki 1892, Nachmittags 3 Uhr im Verhandlungssaale der unterzeichneten Amtshauptmannschaft. Die Tagesordnung ist aus dem Anschläge in der Hausflur des amtshaupt mannschaftlichen Dienstgebäudes zu ersehen. Schwarzenberg, am 22. Juli 1892. Königliche Amtshauptmannschast. Arhr. v. Wirsing. Die in Gemäßheit von Art. II 8 6 der Allerhöchsten Verordnung vom 21. Juni 1887 — Reichsgesetzblatt Seite 24b flg. — nach dem Durchschnitte der höchsten Tagespreise des Hauptmarktortes Zwickau im Monat Juni e. fest gesetzte und um Fünf vom H^mbeA erhöhte Vergütung für die von den Gemein den resp. Ouartierwirthen im Monat Juli c. an Militärpferde zur Verabreichung 4 ,, 20 ,, „ 50 „ De« und 3 „ 15 „ „ 50 ,, Stroh. Schwarzenberg, am 23. Juli 1892. Königliche Amtshouptmannschost. Frhr. v. Wirsing. St. Während der Beurlaubung des Herrn BezirksarzteS Or. Kal ko ff hier vom 1. bi« 3l. August dieses Jahres ist die Vertretung desselben Herrn Be zirksamt Idi». in Auerbach übertragen worden. Schwarzenberg, am 23. Juli 1892. Königliche Amtshauptmannschast. Frhr. v. Wirsing. Wglr. Nochmals die Berliner Weltausstellung. Deutschland ist in die ganz fatale Lage ge kommen, eine Weltausstellung veranstalten zu müssen, die ein Theil seiner Industriellen in's Leben rufen wollte. Es darf sich von Frankreich nicht den Rang ablaufen lassen, wenn es nicht in eine wesent liche Einschränkung seines Absatzes nach dem AuS- lande zu willigen beabsichtigt. Zudem ist die Ange legenheit gewissermaßen zu einer Ehrensache für das Reich geworden und wie die Entscheidung der Einzel regierungen auf die ergangene Rundfrage des Reichs kanzlers lauten werde, kann schon heute nicht mehr zweifelhaft sein. Die Berliner Weltausstellung wird die erste in Deutschland sein, nicht auf deutschem Boden; denn bekanntlich hatte Wien schon im Jahre 1873 seine Ausstellung. Aber die Berliner Ausstellung wird sich doch in sehr vielen Punkten von ihren Vorgänger innen unterscheiden und aller Wahrscheinlichkeit nach wird sie sich — von einzelnen Branchen und Unter nehmern abgesehen — mit einem moralischen Er folge begnügen müssen; die Kosten der Ausstellung selbst werden durch diese kaum gedeckt werden. Und das aus mehreren Gründen. Der solide Menschenverstand hat die Vorstellung, daß eine internationale Ausstellung dazu bestimmt ist, Vergleiche zwischen den industriellen Erzeugnissen der verschiedenen Völker zu ermöglichen. Das wäre auch der Fall, wenn sich an einer solchen Ausstellung alle Nationen in ihren hervorragendsten industriellen Vertretern betheiligen würden, was aber leider nicht der Fall ist. Der uns ungünstig gesinnte Theil des Auslandes meint, Deutschland habe nichts auszustellen, als Kanonen — ein außerordentliche- Kompliment für die Herren Krupp und Gruson, aber eine Be leidigung für die große übrige Industrie. Und den noch enthält diese Beleidigung ein Quentchen Wahr heit. Deutschland kann nämlich in Wirklichkeit nicht mit den Tausenden von Kinkerlitzchen aufwarten, die z. B. den Hauptbestandiheil der Pariser Ausstellungen bilden. Dagegen steht die deutsche Industrie in allen wirklichen Bedarfsartikeln, wie Leinen, Eisenarbeiten, Chemikalien u. s. w. geradezu unerreicht da und hat den Vergleich mit Niemand zu scheuen. Aber trotzdem wird die Berliner WeltauSstell- lung nicht auf ihre Kosten kommen, denn neun Zehn tel der auswärtigen Besucher einer Weltausstellung wollen sich keineswegs etwa durch da« Ausgestellte belehren lassen, sondern sie wollen sich „amüsiren." Von dem übrig bleibenden einen Zehntel wollen sich die meisten neben den zu erhoffenden Erfahrungen auf einer Ausstellung ebenfalls „ amüsiren." Eine Ausstellung ist der Ort de« Stelldicheins für die ge- sammte »Welt, in der man sich nicht langweilt." Alle Diejenigen, die in der Wahl ihrer Eltern vor sichtig waren, fanden sich bei den verschiedenen Pa riser, bei den Londoner, bei der Wiener Weltaus stellung zusammen. Und wa« wurde ihnen da aber auch — besonder« in Pari« — geboten?! Tänzer innen und Sängerinnen aus aller Herren Länder, bei denen zwar die Kunst Nebensache, die Natur aber die Hauptsache war, prvduzirten sich und die Firma deckte nur schlecht ihr wirkliches Gewerbe. Ohne zimperlich und puritanisch streng zu sein, darf man doch dreist behaupten, daß eine Weltausstellung nicht nur die Lernbegierigen aller Völker, sondern auch den Abschaum der ganzen Welt, Jndustrieritter, Modedamen, Falschspieler, Taschendiebe und der gleichen Existenzen mehr in Hellen Haufen anlvckt. Und in Berlin ist man sehr sittlich! Da duldet man solche Leute auch bei einer Weltausstellung nicht, da sieht man ihnen scharf auf die Finger und hin dert sie nach Kräften in der Ausübung ihres edlen Erwerbes. Und deshalb wird auch die Berliner Welt ausstellung keinen materiellen Erfolg haben; die Lebemänner werden zwar kommen, werden aber sehr bald enttäuscht wieder abreisen und sich nach Paris oder Nizza oder Spaa oder sonstwohin begeben, wo man sich auch ohne Ausstellung besser „amüsiren" und sein Geld vergeuden kann, als in Berlin mitsammt seiner Ausstellung! Hagesgeschichle. — Deutschland. Welches Ergebniß die Um frage über die Stellung der Industrie zu dem Plane einer Weltausstellung in Berlin haben und zu welchen Beschlüssen sie führen wird, läßt sich mit Sicherheit zur Zeit nicht übersehen. Den vielfach sehr lebhaften Zustimmungen der Vertreter der In dustrie verschiedener Bezirke stehen bereits mehr oder minder ablehnende Aeußerungen anderer gegenüber. Inzwischen sind die geeigneten Vorkehrungen getroffen, daß die Zeit bis zum Abschlüsse der Umfrage für den Fall eine« positiven Beschlusses für die noth- wendigen Vorbereitungen nicht verloren geht. Inner halb der zunächst betheiligten Staatsressort« ist man vielmehr auf die Gefahr unnützer Arbeit bin bereit« in die Erörterung derjenigen Vorfragen eingetreten, deren Entscheidung für den Fall der Verwirklichung de« AuSstellungSplaneS in erster Linie zu erfolgen haben würde. Daß dabei die Platzfrage bei ihrer ausschlaggebenden Bedeutung und der Schwierigkeit sachgemäßer Lösung nicht außer Betracht bleiben dürfe, erscheint al« sicher. Uebrigen« hat die Spekulation sich derselben anscheinend bereit« in unerwünschter Weise bemächtigt. Wenigsten» haben in Gegenden, welche in der Presse al« zum AuSstellungSplatze ge eignet charakterifirt wurden, bereit» umfängliche speku lative Ankäufe von Grund und Boden zu erhöhten Preisen stattgefunden. Von anderer Seite wird uns gemeldet, daß mit der Platzsrage für die projektirte Berliner Weltausstellung umfangreiche Vermessungs arbeiten in Zusammenhang zu bringen sein dürften, welche gegenwärtig auf Veranlassung der Regierung in Westend, in der Jungfernheide und auf den soge nannten Nonnenwiesen vorgenommen werden. Ueber die Frage der Weltausstellung ist, wie der „Hamb. Korr." melde», auf den 29. Juli Vortrag des Reichs kanzler« bei dem Kaiser in Potsdam festgesetzt. — Berlin. Ahlward« hat am Mittwoch wieder vor 2000 Menschen (20 Pf. Entrö) gesprochen, die angekündigte Enthüllung aber nicht gebracht, son dern hauptsächlich unter ausnehmend lebhaftem Beifall der Versammlung Eugen Richter al« Judenpapst be zeichnet. Dann hat diese Versammlung allen Ernste« ein Telegramm an den Justizminister abgesandt und Revision de« Xantener Prozesses verlangt und von der Staatsanwaltschaft die sofortige Verhaftung des Oberstlieutenants Kühne von der Löwe'schen Waffen fabrik, weil er fluchtverdächtig sei. — Es ist der deutschen Marineverwaltung nach langen Versuchen endlich geglückt, unsere alten und gegenüber den modernen Kriegsschiffen völlig veral teten Panzerschiffe derartig um zugestalteu, daß deren Verwendung in einem künftigen Seekriege erfolgreich geschehen kann. Zunächst sind die drei großen Panzer „Preußen", „Friedrich der Große" und „Kronprinz" derartig modernisirt woideu. Die Schiffe haben zugleich eine neue Gefechtstakelung erhalten, die sie nach dem Urtheil von Sachverständigen be fähigt, nicht bloS selbst in einem Kampfe Stand zu halten, sondern auch feindlichen Schiffen im höchsten Maße gefährlich zu werden. Hoffentlich werden diese Ansichten durch die Erfahrungen bei den bevorstehen den Herbstmanövern bestätigt werden. — Ungefähr vor einem Jahre stand Kaiser- Wilhelm II. in Amsterdam am Sarge des nieder ländischen Seehelden Michel de Ruyter, legte einen Kranz nieder und sprach: E« ist kein kleines Volk, das seine großen Männer so ehrt." —- Bei uns in Deutschland scheint man dieses Kaiserwort vergessen zu haben; in den Niederlanden hat man es nicht vergessen. Man wendet es recht oft au, wenn man in den deutschen Blättern liest, wie Fürst Bismarck von seinen alten und neuen Gegnern mir Koth beworfen wird. Meist aber wendet man das Kaiserwort mit einer Veränderung an, indem man sagt: „ES ist ein kleines Volk, da« seinen größten Mann so mit Koth bewirft." Und die Deutschen in den Niederlanden müssen das anhören und schweigend zurückdenken an die Zeit vor einem Jahre. — Jena. Die für die Anwesenheit de« Alt- ReichskanzlerS vorbereitete BiSmarck-Feier ver spricht eine große AuSdebnung zu nehmen; e« haben sich bereits viele Gäste angemeldet, aus verschiedenen Städten werden Extrazüge eintreffen. Der Gemeinde rath hat einstimmig beschlossen, eine Audienz bei dein Fürsten zu erbitten, um ihm für die Ehre seine« Be suche« zu danken und ihn al« Begründer de« Reiches zu begrüßen. Al« Auffassung de« Gemeinderaths wurde ausgesprochen, daß an eine politische Demon stration nicht gedacht werde, man werde sich der Freude hingeben, den Fürsten hier al» den hochver dienten Baumeister der deutschen Einheit feiern zu können. Bei der Huldigungsfeier in Jena werden auch die Städte Gera und Greiz vertreten sein. — Au» Baden-Baden schreibt man unterm 22. Juli: Für den Fürsten Bismarck wird eine Volk-demonstration vorbereitet, die an Großartigkeit ihre« Gleichen noch nicht gehabt haben dürfte: Am Sonntag gehen von hier, Karlsruhe, Pforzheim, Mann heim, Darmstadt, Frankfurt a. M. und Heidelberg Extrazllge nach Kissingen ab, zu welchen sich bereit« eine außerordentlich große Zahl von Theilnehmern gemeldet hat, die dem Fürsten ihre Huldigungen darbringcn wollen.