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Vesper in -er SnWenkiräie. Dresden. Sonnabend, den 20. März 1897, nachm. 2 Uhr. 1. Grgelvorspiek. 2. 'Msalmenlied nach H^sakm 88 nach einem Tonsatz von I. S. Bach, gedichtet von Peter Cornelius. a) Warum verbirgst du vor mir dein Antlitz, warum hast du meine Seele verstoßen? Mein Gott, mein Heiland, wie Hab' ich Tag und Nacht die heißesten Thränen der Reue vergossen! Mich hält wie gefangen mein Leid, mein Klagen; kein Stern erlösend im Dunkel will tagen. Oede, dem Grab gleich, umgiebt das Herz nur ein Schmerzensabgrund, der kalt mich nmschauert; wie zu den Tobten hast, Herr, Du mich hingelegt, daß hoffenslos, trost los die Seele mir trauert. Wenn du, Herr, mir schweigst, welch schaurig Schweigen! Wann meinem Flehen wirst, o Gott, du dich neigen? 3. Arie von Niels W. Gade, gesungen von Fräulein Auguste von Broke aus Leipzig. Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir. Herr, hör' mein Fleh'n. Herr, so du willst Sünde zurechnen, wer wird be- steh'n? Aus der Tiefe rc. 4. Gemeinde: Gesangbuch Nr. l96, 2. Dein Reich ist nicht von dieser Welt, kein Werk von Menschenkindern; drum könnt' auch keine Macht der Welt, Herr, seinen Fortgang hindern. Dein Erbe bleibt dir immer dar und wird selbst von der Feinde Schaar zu deinem Ruhm sich mehren. Vorlesung. 5. Geistliches Lied sop. 82, Nr. 3) von Osk. Wermann, ge sungen von Fräulein A. von Broke. Durch Gethsemane führt der Weg zur Höh', durch die dunkle Nacht geht's zur Tagespracht, durch den blut'gen Schweiß in das Paradeis; Wohl kommt aus dem Weh' von Gethsemane. Namenloses Weh' von Gethsemane, da im Kelterthal aller Seelen Qual auf dem Einen ruht, dessen Schweiß wie Blut; namenloses Weh' von Gethsemane. Sünd'ge Seele, geh' nach Gethsemane. Der dein Leid hier trug, that für dich genug; er büßt alle Pein, du kannst sicher sein. Glaube nur und geh' nach Gethsemane. Vor der Hölle Weh' schütz Gethsemane. Wenn im Welt gericht mich der Feind anficht, lehn' ich still mich an an den Schmerzensmann; vor dem cw'gen Weh' schütz Gethsemane. 6. Motette für Chor und Solostimmen von M. Hanptmann. Lobe den Herrn, meine Seele, und was in mir ist, sein' heiligen Namen! Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiß nicht, was er dir Gutes gethan hat, der dir alle deine Sünden vergiebt und heilet alle deine Gebrechen, der dein Leben vom Verderben erlöst, der dich krönet mit Barmherzigkeit, der deinen Mund fröhlich macht, daß du wieder jung wirst, wie ein Adler. Er schaffet Gerechtigkeit Allen, die Unrecht leiden. Er hat seine Wege Mose wissen lassen, die Kinder Israel sein Thun. Der Herr ist barmherzig und gnädig, geduldig und von großer Güte. Wie sich ein Vater erbarmet über Kinder, so erbarmet der Herr sich über uns. Denn er kennet, was ein Gemächt wir sind, er gedenket daran, daß wir Staub sind. Ein Mensch ist in seinem Leben wie Gras, er blühet wie eine Blume auf dem Felde, wenn der Wind darüber geht, so ist sie nimmer da, und ihre Stätte kennet sie nicht mehr. Die Gnade des Herrn aber währet von Ewigkeit zu Ewigkeit. Druck von rnewcli L Reickmrdt m Dresden.