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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 12.10.1921
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1921-10-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19211012020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1921101202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1921101202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-10
- Tag 1921-10-12
-
Monat
1921-10
-
Jahr
1921
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§ LtW, ^urnverel» M oetturnen ai>. Mx«d fand ll« statt. D« »enkvanz uns nehme» Ver- rvor: Ga«- ,77 P-, Gau- P., 2. Mar. umeister- 74 P" Dau- 1. A. Dubert, - S) Pferd: Netze, 69 P, ckert, 17 P, untz 4. An- 2. Schramm, 'Mal, M P., P. -^E r. !. Harkmann, pner, 260 P. 2. Mathcs, 262 2 P - », 237 P., , S. Mantel, ege, 227 P, , 204 P. — 2 Knauer, P, 2. Noch, Seck. 92 P, K'asie 24 2 P. - 1. Johannes ichsrat zur ns. der die. rozent vor« klage einer eingebracht ;s Monats jlußfassung »«rein ver- den Tarn- irngenossen r namens ksche, Otto > Heyne je I err Albin itglied er- PreiS -er nwall wird »ft, Wittig zusammen« stellike am er Frank- Den alten aS nächste üeelenseier » 6" Uhr. gaffe 1/3)' 11'^ Uhr, U beginne» I chen Leu 05. «er rr M 26 »ff. »ld. am 118. Jahrgang Abend« Ausgabe Das Leipziger Lageblaii emhsit dir amiltchcn Bekanntinachnngen des RaicS und des Poli;ciamtcs der Siadl Leipzig, des ÄmlSgertcht» Leipzig, sowie verschiedener anderer Behörden. «—«»««<« tür Leipzig »nd-Vorort« zmetmal idgllch in» Hautgedracht, Sonnlogi aldMorgenaalgad« moaat!. M.W.—. viertel:üdkl. 30^—: sür Äddoter manali. M. »>Ü0. Mvrgea.Äatgad« allein M. 7LV monalilch, Ldead-Ausgade allein M L.— «anatltch. Durch anser« -»«würilgen glilalen In« Kant «»- dracht manallich M. KL—, vlerlell-hrlich v<. 80.—: durch di« 1'ost innerdald Deotlchland«, srei in« Hau« geliefert. Eeiamt-Äuzgad« moaottlch M. S.—. vlerteliat'rllch M. L7.—. Autland«versand: monatlich M. lv.— and Dracklachen-Porto. Sin,clnumm«rn - Margen. Aatgad« Sii Pf.. Adend-Aargad« 70 Pt- eonniog«-2lo<gol>« a Pi- >ur err.-Lelpzia u. Umgel,, di« «lnspal«. ^onpareIU«z«t!» -UK. l!7ö^«»n aalwärts Ml». »25: Mizeigen von -Ledirden Im omilichen Teil Md. von autwärt« liik. 5. »lein« -lin,«ig«n die Banparelllrz«!!« Mk >L0. Del Wiederholungen Vachlah Platz- and Dalenooilchrist »ha» Der- dinolichdelt. Liftilluagzor« Leipzig, .»«rnl-rech-Uaichla« Rr. 17V8U di« I7U2S — poulu>e^»oi>io Leipzig 3t>0< Schriftleilaag »*d Veschusldjieue Leipzig, . »yannirgage Är. ». Aeraadgeder Dr. Peter Reinhold. Drnöl und Der ag: Lrlozlger ^verlag-idruckerei iS. m. d. H. Nr. 800 Mittwoch, den 12. Oktober 1921 Sie EnWidung Wer SbersWe» gesalleii Zweikeilung oder Dreiteilung? PariS. 12. Oktober. Die meisten Blätter erklären heute vormittag, daß die Entschej. dnngüber Obecschlesien in Genf gefallen fei; der Völker- vundSrat werde sie am Abend dem derzeitigen Vorsitzenden des Obersten Nates, Briand, mitteilen. Ale Entscheidung des VölkerdundSrakes wird morgen in Paris erwartet und jedenfalls zum Wochenende bekannt gegeben. L . O- "" " Genf, 12. Okrober. Havas zufolge ist es wahrscheinlich, daß der Bölkerbundsrat m o r - gen di« Entscheidung in der oberschlestschen Frage den alliierten Regierungen nnttteilen wird. Diese würden die Entscheidung noch einige Tage lang geheimhalten, um es der Interalliierten Kom mission in Oppeln zu ermöglichen, vor der Bekanntmachung der Grenze alle zweckdienlichen Maßnahmen zu ergreifen. Es sei unwahrschein lich, daß die Hauptmächte, die im Obersten Rat vertreten sind, die Entscheidung vor Beginn der nächsten Woche Polen und Deutsch land bekanntgeden werden. Wenn man den hier heute vorliegenden — natürlich rein privaten — Informationen Glauben schenken kann, so kann kaum mehr ein Zweifel darüber bestehen, daß der Bölkerbundsrat tatsächlich di« Teilung Oberschlesiens, und zwar auch des Industrie« gebiets, beschlossen hat. Ueber die dem Obersten Rat vorzuschla- zzende Grenzlinie ist natürlich nichts Sicheres und nichts Endgültiges z»l erfahren; in Kreisen, die dem Völkerbunde nahestehrn, verlautet aber mit Bestimmtheit, daß die Grenze ein Ko mp ro m i ß zao i s ch e n den beiden Sforza-Linien darstell«. Danach soll an Polen fallen: Rybnik, Pletz, der in den Kreis Pleß hineinragende Zipfel des Kreises Hindenburg, Kattowitz Stadt und Land, der Ostteil des Land kreises Beuthen ohne die Stadt und Teil« der Kreis« Tarnowitz und Lublinitz ohn« die Städte. Was die rein deutsche Stadt KönigshrUte betrifft, so wird von einer für Polen günstigen Lösung gesprochen. Neben den Bestimmungen über die neue Grenze soll das Gutachten des Völkerbundsrats eine Fülle von teilweise sehr verwickelten Bestimmun gen enthalten über technische und wirtschaftliche Fragen, deren redak tionell« Ausarbeitung aus große Schwierigkeiten stößt. Von den Mit« gliedern dcs Bölkerbundsrats wird jede weiter« Auskunft über di« Grenzlinie verweigert, ... i U Von anderer Seite wird auf Grund angeblich sicherer Informa tionen auf E«nf berichtet, daß der prinzipielle Beschluß des Vülker- bundsrates im einzelnen dahin gehe, Oberschlesien in drei Teile zu teilen: Pleß und Rybnik würden an Polen fallen, das Zentralrevier, im engeren Sinn« also Gleiwitz, Beuchen, Kattowitz, werde als autonome wirtschaftliche Provinz »nt«r polnischer Souveränität konstituiert und die übri gen Gebiete Oberschlesiens sollen Deutschland zugeteilt werden. Nach einer Genfer Meldung des Berliner Tageblatts soll sich der Wlkrbundsrat noch mit folgenden Spezialfrag«n befassen: 1. Wie joll das Währungsproblem in dem autonomifierten Mittel gebiet reguliert werden? Hierüber sei noch keine Einigung erzielt worden; 2. Polen soll die Eisenbahnverwaltung übertragen «erden; 3. die militärische Besatzung in dem Mittelbezirk soll ganz erheblich verstärkt werden, und die Verstärkung soll Polen zur Käst fallen. Di« oberste Instanz in dem autonomifierten Mittelbezirk werd« ein internationaler Ausschuß fein, der unter Völkerbundskon troll« gestellt werden wird. Es seien ferner noch Verhandlungen mit stimmten Instanzen im Gange, um für di« deutsche Arbeiter schaft in dem autonomifierten «Kd in dem Polen zugewiesenen Be zirk sogenannte Sicherheit«» in sozialpolitischer Hinsicht zu schaffen. Die Grundlagen der Entscheidung Ueber öle politischen und wirtschaftlichen Gutachten, die dem Völkerbundsrat als Grundlagen für seine Entscheidung vorllvzen, erführt di« Vossisch« Zeitung aus glaubwürdiger Quelle: Der Völkerbundsrat habe s«ine Arbeit«» damit begonnen, unter rein politischen Gesichts punkten «in« Teilung d«S oberschlesischen Industriegebietes vorzunehmen. Erst nachdem dte für Deutschland ganz außerordentlich ungünstige Teilung-Uni« gezogen worden war, sei das fix und fertige politische Pro jekt an die beiden wirtschaftlichen Sachverständigen mit dem Auftrag übergeben worden, sich gutachtlich darüber zu äußern, welche wirtschaft lichen Vorkehrungen getroffen werden mühten, um das politisch« Projekt auch ökonomisch zu fundamentieren. Als wirtschaftliche Sachverständige fungierten der frühere Generaldirektor der Schweizerischen Eisenbahnen und der Generalsekretür deS Zn-ustrieverbandes der Tschechoslowakei Hodae. Obwohl der tschechisch« Sachverständige politisch der Deutsch land wenig günstig gesinnten Nationaldemokrattschen Partei angehört, kam er gemeinsam mit seinem schweizerischen Kollegen nach kurzer Prü fung deS Projekts zu dem Ergebnis, daß diese politisch« Aufteilung wirt schaftlich «in« Unmöglichkeit darstelle. Er stimmte unter andern, besonder- dem schweizerisch«,, Ejsenbahnsachmann darin bei, daß das Bahnsyskm OberschlesienS unmöglich zerrlflen werden könne, und das «in« einheitliche Verwaltung der über die verschiedenen Gebiet« zer streuten industriellen Anlagen nicht mehr garantiert werden könne. Das Gutachten soll sich in sehr wenig zuversichtlicher Art über die wirtschaft, liche Fähigkeit der Polen äußern, die von den Deutschen gebauten An lagen z» erhallen oder gar weiter ökonomisch nutzbar zu machen. Es schildert auch tzn sehr düsteren Farben di« Folgen der Einführung der polnischen Währung ,m Industriegebiet G«gen di« Einführung der polnisch«» Währung wurden sowohl den Sachverständigen als auch dem Völkerbundsrat gegenüber di« schwersten ßvebenken gerade MM» selten der Polen selbst geltend gemacht. Nam«rt- lich wies Polen darauf hin, daß bei Einführung der polnischen Währung eine Belastung des polnischen Notenumlaufs schon für die ersten Zah lungen von mindestens 25 Milliarden polnischer Mark erfolgen müßte. Die Polen erklärten ferner, daß es für sie den vollkommenen Zu sammenbruch bedeuten würde, wenn Polen einen Anteil an der» deut schen Reparationslasten durch die Ilebernahme von Ober schlesien auferlegt erhielte. Die Sachverständigen betonten aber dem gegenüber, daß eine solche llebernahme eines Teils der deutschen Re- parativnslasten nach Sen Begriffen des Völkerrechts unerläßlich sei und daß man auch völkerrechtlich Sen Deutschen nicht Sie Verpflichtung auf erlegen könne, das Land für die Polen zu ernähren. Auf Grund dieser Erwägung sind dann die Gutachter zu dem Schluß gekommen, daß wirt schaftlich eine Gestaltung gefunden werden müsse, die völlig von dem politischen Teilungsprojekt zu trennen sei. Sie haben dann vor geschlagen, ein besonderes Wirtschaftsgebiet Ober schlesien zu schaffen, das aus dein bisher zu Deutschland gehörigen oberschlesischen Industriegebiet und dem angrenzenden polnischen Kohlen becken sich zujammensetzk. Dieses neue Gebilde soll die deutsche Mäh- -.ung behalten, seinen Anteil an der Reparation tragen und eine wirt schaftliche Generalverwaltung erhalten, die aus je einem Tschecho slowaken, Polen und Deutschen besteht. Botschafter Mayer bei Briand Berlin, 12. Oktober. Der deutsche Botschafter »n Paris Dr. Mayer hat gestern dem französischen Ministerpräsidenten einen Besuch abgestattet, bei -em er — ebenso wie der Londoner Botschafter Sthamer bei seinem Besuch bei Lord Curzon (nicht bei Lloyd George) — auf die möglichen inner- un außenpolitischen Folgen hinwies. Sie eine Teilung des oberschlesischen Industriegebietes nach sich ziehen könnte. Besprechung mit -en Koalltionsparkeien (Drahtberlcht unserer Berliner Schriftleltung.) ,4 ' - , V ' Berlin, 12. Oktober. Wie wir hören, werden die Führer -er Koalitionsparteien >eule nachmittag zu Besprechungen mit der Regierung zusammentceten. Die gestrige Abendsihung -es Kabinetts, die sich wiederum mik -er oberschlesischen Frr^e beschäftigte, dauerte nur kurze Zeit, da neue Nachrichten nicht eingelausen waren. Die für heute vormittag an- »eraumte Sihing des A u s w ü r ti g e n Ausschusses, die sich eben- alls mU dem oderschlesischen Problem befassen sollte, ist mit Rücksicht auf das Fehlen authentischer Nachrichten abgesagt worden. In unterrichteten Kreisen bezeichnet man es, dem Berliner Tageblatt zufolge, für sehr wahrscheinlich, daß im Falle einer ungünstigen Entschei dung über Oberschlesicn der Reichstag früher als beabsichtigt zusamm- treten wird. Stürmische Proteste aus Oberschlesien Di« Deutsche Demokratische Partei Oberschlesiens hat an den Reichskanzler ein Telegramm gesandt, in dem mit Bezug auf die Pressenachrichten über den Vorschlag des Völkerbundsrotes in .»er obevschlesischen Frage n. a. gesagt wird: De. Plan der Schaffung eines unter polnischer Souveränität stehenden, aber wirtschaftlich auto nomen Gebietes ist Ser klarste Beweis für di« tatsächliche Unteilbar keit Oberschlesiens aus wirtschaftlichen Gründen. Die Lebensfähigkeit deS Polen zuzuschiebenden Gebietes soll durch Deutschland erhalten werden. Ein solcher Vorschlag kann nur der Absicht entspringen, Deutschland unter allen Umständen an der Gesundung zu verhindern. Wir- dieser Vorschlag zur Tatsach«, fordern wir von der Reichsregie rung di« unbedingte Ablehnung der Anerkennung der geplanten rechtS- und vernunftSwidrigen Lösung. Wir können uns kein« deutsche Re- gierung vorstellen, die diesen offenbaren Rechtsbruch anerkennen würde. Wenn der Völkerbundsrat das Recht beugen will, dann muß er allein die Verantwortung für di« Vernichtung der kulturellen, zivilisatorischen und wirtschaftlichen Werte Oberschlesiens tragen, di« es einzig un allein Deutschland zu verdanken hat. In einem Telegramm des Deutschen Ausschusses für Oberschlesien, das an den Reichskanzler gelangt ist, heißt es: Wir haben es, verstehe» können, daß das Ultimatum der Entente von der Reichsrrgierung an genommen worden ist, mn Oberschlesien für das Deutschtum zu retten. Wir würden es nicht mehr verstehen, wenn diesem neuen Rechtsbruch gegenüber di« Reichsregi«rung nicht alle Konsequenzen ziehen würde. Es erscheint uns völlig ausgeschlossen, daß die Reichsregierung etwa dem Ansinnen des Völkerbundsrats nachgeben könnte, dem Wechselbalg, den man uns mit dem autonomen Wirtschaftsgebild« oder ähnlichem unterzuschleben gedenkt, durch die wirtschaftlichen Kräfte Deutschlands Leben rinzuhauchen. Wenn der Völkerbundsrat nicht wogen will. Recht Recht bleiben zu lasten, so müssen wir es von uns weisen, Gegenstand irrsinniger politischer und wirtschaftlicher Experimente zu sein. Wir fordern unser R«chi; wir fordern ober auch von d«m Reich, daß eS unser Recht verfechte ohne Rücksicht darauf, ob dem einzelnen hier wieder schwer« Tage bevorstehen mögen. Reichskanzler, werde hart! Die katholisch« Volkspartei (Zentrum) OberschlesienS richtete an den Reichskanzler ein Telegramm, wonach sie die alsbaldige Erklärung der ReichSregierrmg erwartet, daß eine solche Entscheidung unannehmbar wär« und den sofortigen Rücktritt des Kabinetts zur Folg« hätte. Di« in der Sozialdemokratischen Partei OberschlesienS organi sierten Mitglieder haben an den Vorstand der SPD. das dringend« Ersuch«» gestellt, die sozioDemokratisch«n Mitglieder der deutschen R«ichsregi«rrmg zu beauftragen, del «tn«r für Deutschland ungünstigen Entscheidung in der »berschlesischen Frag« ihre A«mter im Reichs kabinett niederzulegeu und ia erklären, -oh die Sozialdemokratisch« Partei als die Vertreterin oer arbeitenden Bevölkerung die Berank- wvrtung für Lie Zustimmung zu einer solchen Entscheidung nicht zu tragen vermag. Die Konferenz von Venedig (Von unserem Wiener Mitarbeiter.) In Venedig soll unter der Leitung des italienischen Ministers des Reicheren, Marchese della Torrella, eine Vermitklungskonfe- renz in der west ungarischen Frage stattfinden. Damit ist in der an überraschenden Wendungen schon so reichen Burgen- landfroge eine neue Phase eröffnet. Wird es die entscheidende sein oder wird es wieder nur eine Episode bleiben? Vorläufig ist noch alles in Dunkel gehüllt. Die Diplomatie, die trotz aller demvkrakischen Phrasen heute mehr Geheimdiplomatie ist, als vor dem Kriege, hält wieder einmal ein verschleiertes Bild von Sais bereit. Nichr einmal über den Ursprung und die Vaterschaft dieser Kongreßidee ist die Oeffentlichkett einigermaßen auf geklärt. Als eine Meldung der Pariser Agence Haoas die erste Andeutung der ursprünglich in Rom geplanten Konferenz brachte, war man nirgends mehr überrascht, als in Wien, obwohl d>ch Oesterreich in der Burgenlandfrage sozusagen ein Hauplinter- essent ist. Unbefragt und uneingeweiht war zweifellos auch die «Kleine Entente", während mindestens eine Entente-Grohnlachk der Idee anfangs sehr mißtrauisch, wenn nicht gar ablehnend gegenüberstanü. Im Augenblick des ersten Auftauchens der Konserenzidee war die politische Lage in Westungarn folgende: Ungarn hatte am 3. Oktober -cm Entente-Ultimatum formell Rechnung ge tragen. Im Amtslokale der in Oedenburg residierenden En- lente-Generalkommission war ein Protokoll unterzeichnet worden, das statt der wirklichen eine symbolische oder Ersatz-Uebergabe Westungarns an die Entente darstellen sollte. Die Öedenburger Entente-Generc ll'.ommission bescheinigte daraufhin der ungari schen Regierung, daß Ungarn den auf Westungarn bezüglichen Bestimmungen des Trianvnec Friedensvertrages Genüge ge leistet habe. Die österreichische Regierung hatte jede Unter zeichnung des Uebernahmeprotokolls abgelehnt, weil sie mit Recht der Ansicht war, daß der Uedergabeakt an dte Entente kommission nicht mehr als eine bloße Formalität darstelllc, und daß ein Eingehen Oesterreichs darauf nichts anderes, als eine Selbsttäuschung über die gegenwärtige Lage, vor allem darüber wäre, daß die Trager der Macht im Burgenlande schon sett ge raumer Zeit weder die ungarische Regierung, noch die Interalli ierte Mission in Oedenburg seien. Wie sehr es sich bei der Räu mung Westungarns um ein ungarisches Doppelspiel gehandelt- hat, beweist die bereits am nächsten Tage, am 4. Oktober, in Felsöör proklamierte «Unabhängigkeit, Selbständigkeit und Neu tralität" Westungarns. Treibender Faktor war dabei die unter der Aegide des bekannten ungarischen Abgeordneten, gewesenen Kriegsininlsters und Ministerpräsidenten Stephan Friedrich ge-» gründet^ «Orgland", was offenbar unter beabsichtigtem Anklang an die Orgesch «Organisation des Landesschuhes' bedeuten soll. Schon während des letzten Entente-Ultimatums an Ungarn schwebten zwei Vermittlungsaktionen zwischen Oesterreich und Ungarn, eine tschechische und eine italienische. Also, je eine einer Macht der Kleinen und einer Macht der Großen Entente. Wenn wir hinzufügcn, daß jede dieser beiden Vermittlungsaktionen nicht nur unabhängig von der anderen war, sondern sogar in Un kenntnis der anderen unternommen wurde, so haben wir bereits hinter die Kulissen -es Intrigenspiels geleuchtet, das zur Kon ferenz von Venedig geführt hat und allem Anschein nach dort seine Forlsehung finden soll. Der Gegensatz zwischen der Kleinen und wenigstens einem Teile der Großen Entente in der West ungarnfrage konnte nicht krasser in die Erscheinung treten, als durch diese doppelte, innerlich parallele und innerlich scharf gegensätzliche Vermittlungsaktion Italiens und der Tschechei, die sich schließlich zu einem förmlichen Wettrennen zwischen den Ministern Dr. Benesch und Marquis Torretta gestaltete. Die ungarische Diplomatie scheint hier den latenten Gegen satz zwischen Italien und der Kleinen Entente zu einem Meister schachzug ausgenuht zu haben. Sie hat sich offenbar mit dem unschuldigsten Gesicht sowohl an Torretta als auch an Benesch um Vermittlung gegenüber der österreichischen Regierung ge wendet, aber sie hat dabei dem Herrn Benesch verschwiegen, daß sie sich bereits mit dem gleichen Anliegen an den Herrn Torretta gewendet hatte. Herr Benesch war schneller als Torretta. Am 22. September war ihm das Vermittlungsgesuch Ungarns zu gekommen, und noch an demselben Tage setzte er sich telephonisch mit dem österreichischen Bundeskanzler Schober in Verbindung, und am nächsten Tage fand schon die Begegnung zwischen ihnen in Hainburg bei Prehburg statt. Herr Benesch dürfte ein sehr erstauntes Gesicht gemacht haben, als er in Hainburg von Bundes kanzler Schober hörte, daß auch eine italienische Vermittlungs aktion in der Schwebe sei, die jedoch noch keine konkrete Gestalt angenommen habe. Kanzler Schober nahm die von Herrn Benesch übermittelten ungarischen Angebote zur Kenntnis, und er berichtete noch an demselben Tage darüber dem Ausschüsse für AeußereS des Wiener Nationalrates, von dem er eine Blanko vollmacht zu weiteren Verhandlungen erhielt. Zu einer Fort setzung der Besprechungen und zu einer neuen Begegnung Schober—Benesch ist eS jedoch bisher nicht gekommen. ES hat nur noch eine Begegnung zwischen Benesch und dem ungarischen Außenminister Grafen Banffy in Brünn stattgefunden. Dann Kat eine Unterbrechung der tschechischen VermittlungSaktiou «In.
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