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Morgen - Ausgabe 118. Jahrgang ZObo Nr. 414 1821 JeW« her MM« MhmHMoilfmnz w Emzelheiteii Wer die Emordmg krzlierM KStz 705 Sü0 S0L «irr«r Z8S0 0 0 »ort» iU« >. >.- Da» Leipziger Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen des Rates und des Polizeiamtcs der Stadt Leipzig, des LmtSgertcht» Leipzig, sowie verschiedener anderer Behörde»». Kampf war für Lrzbergcr keines- Fall; als Politiker und Parlamen- in unserer Zelt seltenes Matz von rira «lr- noch dahin. Es sind so viel schwierig« und zwischen den Unterhändlern noch strittige Fragen zu lösen, daß Zwischenfälle eintreten können, die alles wieder in Frage stellen. Der anf beiden Seiten vorhandene ernst- liehe Wille, die dringend notwendige Lösnng zu finden, und die dabei mitwirkende Sachkenntnis der Beteiligten sind im Augenblick das einzig Positive, mit dem man rechnen kann. vsrliss 250 auk äem Oasaiiükk mmerbin >nso (lio n vielter l^omein« «run§sn, len dl Ni- SI, Osr- 69, iVer- tarle be- saber 16. >dranoks. Obromo ereiviAto xrttkeren u Kaden ixvr I'a- S7.S0 95.- .15.50 tlrüz. :«>« >lkVr. »Ion. -uses ILu 8 es leb ke8t, i, so äa6 svrun^e» eson6er8 d rauerer !>u und vioiouer »tanlien .^uker- liedrisrer vielter uitrs > r kigul- perkelit xvlerrter rssiciits- «s!a test der redtioden narr» 13, iv, »allo >rt, ?arr. drchr 1L, >1. »öxo »an 25>j, risvaL^u aut rur ras 6880 kür 75—500. >eut8l:Iw bükor. Lrovo- t Vi^olk 240-245 lamotto, 800. ». 47,87, ieutsod« iL. t>or- Oanü<!a 2,11 ZIS, wir -er politisch unid persönlich dem Verstorbenen nahestehenden Presse. Die Beurteilung dessen, was Erzberger während des Krieges bei der Friedens-Resolution, bei der fatalen Angelegenheit des Sixtus- Briefes, wo er durch Indiskretion Deutschland zweifellos schwer ge schädigt hat, beim Sturze Bethmann Hollwegs, wo er eine unseres Er achtens sehr peinliche Rolle gespielt hat. und späterhin bei der Parlamen tarisierung getan hat, dos Urteil über alle diese Dinge wir- nach der politischen Ansjchauung der Einzelnen wohl immer verschieden bleiben, ebenso die Meinung über seine Steuerpolitik. Daß sie Fehler hat, wird niemand leugnen: aber die zielbcwußte Durchsetzung direkter Reichssteuern wird ihm wenigstens von denen, die mehr unitarisch a's partikularisch gesinnt sind, als Verdienst angerechnet werden. Ganz unberührt aber von der Frage, was er inhaltlich geleistet oder verdorben hak, bleibt di« Tatsache bestohen, datz dieser Mann eine der größten politischen Energien gewesen ist, die Deutschland seit langer Zeit gehabt hat. Dieser Zentrumsabgeordnete, der den Parvenü niemals verleugnen konnte, der sich aus eigener Kraft vom Volksschullehrer zum Vizekanzler und schon unter dem allen Regime zu einem ganz ungewöhnlich mächtigen Abgeordneten heraufgearbeiket hatte, hätte mit seiner Tatkraft wohl das Zeug zu einem wirklichen Führer des deutschen Volkes gehabt, um so mebr war es zu beklagen, daß der Stärke seines Willens, und den es in der Politik ja so ungeheuer viel ankommt, und an dem es die meisten unserer Staatsmänner haben fehlen lasten, den sonstigen Eigenschaften seines Geistes und Charakters nicht hinlänglich entsprach. Die Angriffs flächen, die er seinem Gegner bot, wurden gerade, weil man die Kräfte des Mannes erkannte, benutzt, um in ihm das neue demokratische System zu treffen und es damit einen seiner entschlossenen Vorkämpfer zu be rauben. Die Gegnerschaft gegen ihn ist keinesfalls durchweg ehrlich gewesen. Die moralisch« Entrüstung, die leider zum größten Teil an gebracht war, wurde aus politischen Berechnungen ungeheuer auf gebauscht und ausgenuht. E. T- 1ZV. 455.'- Erzbcrger strnd im Begriff, wieder in der politischen Arena ouf- 5utretcn, und er mag in diesen Wochen Kraft haben sammeln wollen für die Kampagne, der er entgegenging. Diejenigen, die zwar die Mängel dieses Mannes eingesehen und verurteilt, aber sich Kritik genug be wahrt haben, um die allzu populäre Vorstellung von dem teuflischen Hexenmeister, der Erzberger gewesen sein soll, als einen Popanz abzu lehnen, werden bedauern, daß es nunmehr kaum möglich sein wird, die Rolle, die er wirklich im politischen und privaten Loben gespielt hat, aufzuklären. In dem Prozeß, den er gegen Hetfferich führen muhte, hat er unzweifelhaft schlecht abgeschnitlen. Aber es ist ebenso sicher, -ah man ihn viel mehr verdächtigt hat, als begründet war, und daß der Mißbrauch der Abgeordnetenstellung, der ihm nachgewiesen worden ist, auch in Deutschland keinesfalls eine Erfindung von Erzberger war. Der Vorwurf der Steuerhinterziehung aber ist zwar noch nicht in allen In. stanzen formell widerlegt: indessen ist dort) nach den Auskünften der nächsS>eteiligten unteren Instanzen materiell schon so gut wie bestimmt anzunehmen, daß Erzberger sich in dieser Hinsicht keine Blöße gegeben bat. Das wäre ja auch eine Dummheit gewesen, -eren wir ihn nicht für fähig hielten Ebenso ist ein Mei neidsverfahren glatt zu Boden gefallen. Wichtiger aber als dies alles ist die Frage, was für eine Figur diese Persönlichkeit in der Geschichte deS Reiches bedeutet hak. Die .Hauptangrisfe, denen er deshalb ausgesetzt gewesen ist, richteten sich gegen seine Tätigkeit als Vorsitzender der Wasfenstillstandskommission r.no als Finanzminister. Solang« noch General Lwden-orff tagtäglich über die Entstehung der Waffenstillstandsverhandlunnen Märchen ver breitet, dl« mit geringer Mühe aktenmäßig zu widerlegen sind, solange wirb ja die öffentlich« Meinung nicht zur Klarheit über sene Vorgänge kommen. So einfa-'- jedenfalls, wie die Ding« von der Deutschnationalen Parteiagitation dargestellt und gegen Erzberger ausgemünzt werden, Haden sie wicht gelegen. Wir haben keinen Anlaß, dt« schwierige und «ettfchichttge Fr<^e del dieser Gelegenheit aufzurollen; dos überlassen !Ü. 8. «. 0. 5.- 5.- so stv» S<E «,d«r »I Sp. »ssin. Lsosö Ssstii »»«« tks. lv.Vr. ».L«o ! vil>. Sonnabend, den 27. August -E.L»." .'^-2 .. NI. Abg. Dieh-Radolfszell verwundet (Eigener Drahkberrchk.) Stuttgart, 26. August. Der Reichskagsabgeordnete Erzberger ist, wie bereits im größten Teil unserer gestrigen Abendausgabe gemeldet wurde, heute vormittag um 10 Uhr im badischen Schwarzwald auf einem Spaziergange von Bad Griesbach zur Alexanderschanze beim Kniebis von zwei jungen Burschen durch zwölf Re- voloerschüsse getötet worden. Erzberger befand sich seit einigen Tagen mit seiner Familie in Bad Griesbach, von wo er täglich Spaziergänge machte. Einen solchen unternahm er heute vor mittag S Uhr in Begleitung des Reichstagsabgeordneten Dietz- Radolfszell. Unterwegs traten ihm zwei junge Burschen im Alter von 25 Jahren in drohender Haltung entgegen. Die beiden Abgeordneten, die von den Burschen getrennt wurden, versuchten zu flächten. Dabei wurde Erzberger durch 12 Schüsse in Kopf und Brust getötet. Reichskagsabgeordneter Dietz ist verwun det und liegt im Krankenhaus in Oppenau. Eine Gerichts kommission hak sich mit Polizeihunden an den Tatort begeben. Mik Sicherheit ist bereits festgestetlk, datz kein Raubmord vorliegk. (Weitere Einzelheiten Seite 2.) Unruhen in München PtSkeslkmkdgebrrngen gegen die Teuerung — Sa Demonstrant erschossen — Gespannte Lage München, 26. Augsst. Zu -cn von allen sozialistischen Parteien für heule einbernfenech Protest Versammlungen gegen die Teoernag zogen seit den frühen Abendstunden große Scharen in geschlossenen Trapps var'Z -en im Osten der Stadt gelegenen Versammlungslokalen. Me Brücken waren durch die Schochpoti sei bewacht. Am Marisnplatz and in dessen Umgebung sanden Dor stütze meist jugendlicher Demonstranten statt, auch anderwärts, z. B. am 2 sartor, wo ihnen erfolgreich mitt Gnmaüknüppeln begegnet wurde. Am Karls- platz wurde eia Demonstrant erschossen, eia anderer schwer v « rwuadet. Zwischen 10 and 11 Ur fluteten Scharen von »Der- sammtangsteilnehmern durch di« innere Stadt zurück, ohne «inen Zug zu btldea. Von z-ständiger Sell« wird erklärt, daß von völliger Ruhe jeden, falls noch nicht gesprochen werden könne. Vielmehr gingen noch unaas- xrseht einander widersprechend« Berichte aus den einzelnen Polizei bezirke» ei». Die Lage sei noch »icht entwirrt genug, am pe übersehen zu können, insbesondere in der Umgebung des Bahnhofes und weiten, weststch von ihm -ad anch rechts der Isar, la den Stadtteilen Aid- hansea and Giesing könne die Gefahr von Zusammenstößen noch nicht als beseitigt gelten. « tor e.lor's ond-Vorort« zweimal »,l<» In« tzao«g«orochl, Sonntags alsMorgsnaatgad« rnonat!. M. 1U.vt«r»«l ädrl. Ä».SV.— für Abdolor monall. M. »SV. Morgen-Autgad« allein M. 7/>U monatlich, Abeud-Aosgad« allein M S.— monatlich. Durch unser« auLivtlrllgrn '.IMalen ins Hou g«. bracht monatlich M. 1v.—. vl«rl«lläbrlich M. 80.—; Lurch Lle Post lnn«rkalb Deutschland«, sr«> In« Haus v«lt«f,rl, Desamt-Aul-iad« monatlich M. S.—, vlrrtelsabrltch A!. 27.—. AullanL-veiland: monatlich M. 1v.— and Drucksachen-Porto. <k,n,«lnuni-nrrn Morg.n. An«,ad« SV Adrnd-Aulgad« 70 p,. Sonatagt-Aazgob« SV Pf. Anzeigenpreis: M.s.2 >: Anzeigen oon'Deddrd«« Im amtlich«, r«,t »t« Nonpareille,«»« M.3L(). o.au«a>.M.S.—: kl«In« Anz«lg«n dl« Ronp-r«lU«z«I>e M 1.4^ »on auswLrt« Mb. 1ch0, <v«lchSfI»anzelg«n mit platzoortchrlsten im Pr«ls« «rddkt. Plast und Dat«noorlchrtsl ahn« Derdlndltchbelt. BeUagenprrls« für dir Desamtauslag« Mb. >2.— nett», für T«ilausla,e Mb Id.— netto oro M lle. Poslauslag» PostgedrSir «ztra. iierulprerp-Lnschlah Ar. 17VSV bl« 17VllO. — Postlch«chbont» 72<> . Schrlsll«ltu»a und SeschäsllNeU,: Lalpzl,, ^oda»,itga>, Ar. S. <v«rla, vr. «elndold » L», H«l»U«- Verhandlung bei verschlossenen Türen (Eigener Drahtberich k.) Wiesbaden, 26. August. Mik dem Minister Rath en au sind hier eingetrofsen Präsident Guggen Heimer, Staatssekretär August Müller und Ministerial direktor Kuntz. Nachträglich siid angekommen die Staatssekretäre Bergmann und Hirsch. Die Verhandlungen mit dem Minister Loucheur haben heule vormittag begonnen. Sie werden so streng vertraulich geführt, daß sogar die Türen des Hauses ver schlossen bleiben. Die Türen werden streng bewacht. So viel aber kann zur Stunde mitgeleilt werden, daß in der heutigen Vormittags- sitzung der ganze Komplex des Wiedrrausbauproblems imd die Frage der Beteiligung Deutschlands aufgeroltt wurden. Für den weiteren Fortgang der Verhandlungen ist ein Programm vereinbart worden, das für den heutigen Nachmittag zwei getrennte Sitzungen Vorsicht. Die rein finanziellen Fragen haben sich die beiden Minister Loucheur und Rat Henau als Beratungsgegenstand Vorbehalten. Herrn Rat Henau steht dabei Las Mitglied des Reichsbankdirekkoriums Fischer als Sachverständiger zur Seite. Die technische Seite des Problems wird zwischen Herrn Guggenheimer und Herrn Petsche erörtert. Man hofft, daß man bis Sonnabend abend — solang« wird die Erörterung sich ausdehnen — zu einem Resultat kommt, das man den Kabinetten und Parlamenten beider Länder zur Rati« fikakion vorlegen kann. Ob sich diese Hoffnung erfüllt, steht allerdings Halali! Das Mort stellt ein Bild aas dem Zägerleben vor die Seele, einen Höhepunkt des Weld-werks: Wechselseitig haben sie sich erregt, die Jäger und die MeuLe; endlich ist das Wild gestellt, unentrinnbar gestellt; Hussa-Rufe und Gekläff verstummen; der Fangschuß oder -stoß wird erteiih; und dann wird Halati geblasen: die erfolgreiche Jagd ist aus! Wer seit drei Jahren die Treibjagd auf Erzberger mit ansah, und das Wesen der Treiber, Schützen und der Meute kannte, der ist wohl nie im Zweifel gewesen darüber, daß einmal Halali geblasen werden würde. Er konnte um so weniger daran zweifeln, als er Zeuge mar, wie die veränderten zrolitischen und wirtschaft lichen Verhältnisse dazu beitrugen, die Verfolger erbitterter und kühner zu machen, ihre Zahl zu vergrößern. Und er konnte den Zeitpunkt des Zagdabschlusses auch näher heranrücken, wenn er sah, wie aus der Treibjagd schließlich eine Parforcejagd wurde, wie der Verfolgte sich durchaus nicht in einen Schlupfwinkel verkroch, sondern immer wieber seinen Bedrängern sich stellte und nun sogar Miene machte, einen Kampf um die Macht mit ihnen aufzunehmcn. Dieser wegs aussichtslos auf jeden tarier verfügte er über ein Energie und Geschicklichkeit. Deshalb eben trieb bei der skrupel losen Hetze gegen ihn und bei der politischen und moralischen Ver wahrlosung weiter Schichten des Volkes alles zu der Wahrschein lichkeit, daß man ihn mit anderen Waffen zur Strecke bringen würde. Die wüsten. Beschimpfungen, Verleumdungen, die Brand markung als Volksverderber und Reichsverräler unterschieden sich, sittlich bewertet, wirklich nicht von den Revolverkugeln, die das Merk vollendeten. Und die bei-den jungen Burschen, die den Meuchelmord begingen, sind gar nicht so wesensfremd den Hetzern und Schreiern. Wie überhaupt die Bestialität des Ver brechens, die in -er Durchlöcherung des Gestellten durch zwölf Pistolenkugeln liegt, nur angevaßt ist dieser bisher in Deutschland nicht gesehenen Wildheit des Haß- und Vernichtungsgeschreies gegen einen Politiker. Lassen wir doch die Konventionellen Phrasen beiseite. Ebenso wenig wie das gehetzte, gestellte und erledigte Wild immer ein edles Wild ist, wie eS im Sprachgebrauch gesagt wird, ebenso wenig ist cs nötig, daß nun heute auS den Reihen der Verfolger Erzbergers die Halali-Fanfare ertönt. O nein, man wird, wenn auch nicht gerade den Lhopinschen Trauermarsch, so doch die be kannte Paraphrase über das fünfte Gebot blasen. Aber es sind Zagdtrompeten, die hier ?Uusik machen, und wenn der Wind etwas stärker rocht, dann wurde! er die Notenblätter um, und den Zuhörern grinsen die dicken Rotenköpfc des Halali-Rufes ent gegen. Und selbst, wenn in der Presse und den Versammlungen das nur wenig auffallen solfte: zweifelt Einer daran, daß gestern abend in abertausend Kneipen von abertausend echt deutschen Männern und Frauen (auch Frauen, das ist ein besonderes Merkmal unserer Zeit) der Ruf laut wurde: Gott sei Dank, datz der Verräter, der Schurke, weg ist!? Richt alle, die diesen Meuchelmord so gutheißen, sind schlechte und verwahrloste Menschen. Da sie fast ausnahmslos den bürger lichen Schichten angeboren, Lst schon anzunehmen, daß sie auf ihre Erziehung, ihre Moral und thre Aeligiösität stolz sind. Sie haben aber daneben noch eine fixe Idee, nämlich ihren sogenannten Pa triotismus. Dem opfern fle unbedenklich alle sittlichen Güter, die fle sonst besitzen mögen. Und viele von ihnen opfern fle ihm um so lieber und schneller, je mehr und leichter dadurch ein Schuh der irdischen Güker bedingt erscheint. Gerade hier aber mar der Ermordete ein gefährlicher Feind: wenn er den einen als der Urheber des schlechten Friedens erschien und als der VakerlandsverrSter, so erschien er den anderen als der Reichsoerderber, als die Verkörperung eines römisch-jüdtsch- kommruistischen Antikapitajisten. Wenn seine Erledigung nun ein so großes und dankbares Publikum findet, so ist zum minde sten zu fragen, ob denn der Ermordete wirklich ein solches Scheusal war, daß so viel Menschen über seinen Tod erleichtert aufatmen oder gar frohlocken können. Er mutz doch, wenn so genannte gebildete und gesittete Menschen selbst eine Ermordung als eine Selbstverständlichkeit hinnehmen, wie etwa die Hin richtung eines Raubmörders, er muß dann doch mindestens nach einwandfreiem Urteil dem aus der menschlichen Gesell schaft ausgeskotzenen Verbrecher gleichgesianden haben. (Wöbet man bei aller Würdigung der durch Krieg und Unruhe bewirkten Verwilderung und Verrohung der Gefühle doch immer nur schau dernd der Selbstverständlichkeit und Verherrlichung des Mordes gedenken kann.) Erzberger war nicht unser Freund. Seine politische Ge« sclmftlgkeit berührte auch dort, wo sie nachweislich keinen Schaden stiftet«, unangenehm; war selbst seinen Parteifreunden oft pein lich. Und Tatsache ist wohl auch, -atz er nicht in jeder Be ziehung einwandfrei war. Der Helfferich-Prozeh hat ihm jeden falls sehr geschadet. Bereichert hat er sich durch seine politisch« Tätigkeit und durch seine Beziehungen aber nicht; man kann nach allem, was seine Feinde (und fle verfügten über -le gerissensten Spürhunde) bisher ans Licht gebracht haben, wirklich nicht sagen, datz Erzberger Gefchäftspolitik für stch getrieben hab«. suis j «osllgf u. - 8L1.- il.- 401.- N8.- 7Ä- Der Miederaufbauvertrag — ein persönliches Werk Rathenaus Paris, 26. August. Der Berliner Korrespondent des Echo de Paris meldet, daß daS Projekt des Wiederaufbauvertrages ein persönliches Werk Rathenaus sei. Rathenau wünsche, daß der Handel zwischen den Geschädigten und der deutschen Industrie möglichst frei ist. Das fran zösische Bureau hätte nur die Aufträge der Geschädiglen zu prüfen und sich zu versichern, daß die Aufträge mit den den Geschädigten zue kann- ten Summen in Einklang stehen. Das deutsche Bureau würde die Durch führung der Kontrakte sichern und die Preise sestselzen. Deu.sch an wünsche, sich so rasch wie möglich von seinen Verpflichtungen zu befreien und hoffe, viel mehr in natura liefern zu können, als eS die Verpflichtun gen vorschreiben. Bezüglich -er Holzhäuser würde Rathenau ein neues Projekt vorlegen. Diese neuen Ho'zhäuser würden in Deurschlan- erbaut werden un- in Frankreich in drei bis vier Tagen aufgestellt wer den können. Es komme dabei ein Material zur Verwendung, das leich ter als Zement sei un- gegen Kälte und Hitze genügend Schutz biete. Der Preis wäre viel geringer als -er, -cn französische Fabrikanten verlangen müßten. 175. ISS. >«n p o