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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 30.09.1920
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1920-09-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19200930019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1920093001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1920093001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-09
- Tag 1920-09-30
-
Monat
1920-09
-
Jahr
1920
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I I^otzmi^ar niimimom, io nunckno g»- NN 6nmdmich z I^VMsDr «« I*8«a vieml»». mk. Omrtsv- «L-MLokteo i vaolr kür »»» ko 8»- AUA«v«M>» r d«umr<«t », Odnornv , ktrltrsek«. L1«N. Keio- L LieLlio^ Rivärig«- > Utz er vier »Lat« sied kxL Lvlea EprLmivL- at» narüok. «r Sopran. rnösodnUo- sr dUed«u lvirtscluUt- läimsksläer evc, 8«ws»- 8« Seros, c kvrsäork, e, OnuLrscd Ib«r»«1» oi»n,»t« -olöf—l, u-Zelt». m. , «^»t. dvmLrSok- r t» L«v» rrbei maü- > ia letntvr i Ankomts- Oolken- ior.-^LU« tzttviS a üdri^va noUt umä duxt-Lm«, lücL 2u« «Lvilodteo niväem »I« mkbessern. » van »L- so matt. , tt. Import amvoll« p« »nuar Morgen-Ausgabe ttrLetpz!, ui»d VoroNe zweimal tSgllch In» ^kzUNN^ktka» . Haut gebracht, Saantag« all Morgenautgad« inonatl. M.1U.—, otertel Iddrl. M. 30—: för Addoler m»»ati. M. S50. Moraea-Aolgad, allel» M. 7L0 manatltch, Ädent-Aalgad« allel» M 3.— monatlich. Durch »»s«k« aalwSrtlge» Jlllale» in« Haut ge- drachl monatlich M. 10.—, »iert.llddrltch M. 30.—; darch die Poft tnnerdald Dentlchland« Delamt-Aulgab« monatlich M. 7L0, »lertelltbr- Ilch M. Lt^lO <aa«schli«bl>ch Polidestellgedlldr). Aollandloerlandr monatlich M. 10.— and Drucklachea-Pori» «'»zeinammer,: Morgen. Ä-^gad, SO Ps, Abend-Balgad« HO Pt- Sonntagl-Antgad« «0 Pf. Da» Leipziger Tageblatt enthalt die amtlichen vetanntmachungen des «aies und des Polizetamtes der Stadt Leip.ig, des «mtsgertchrS Leipzig und der Eüchfischeu Staatsmintiterieu Dresden sowie oerschirveuer anderer Behörden. Nr. 4SS Donnerstag, den LO. September 114. Jahrgang Anzeigenpreis: tN. 2L5: Anzeigen ,o, Dahdrden im amtlichen Teil di, Äonpareillezeii« M. LSO, v.antw. M. 5.—: klein« Anzeige» di« 4l»npa««iII,z»lI, M UM, von autwdrts Mk. l.LO, cheschdftlaazelgen mit Platzoorlchristen imDreilg «rd»d>. Platz nnd Daienoorschrif« »dn« Perdindllchkelt. Beilagenprelh s»r di« Desamtaaflag, Mk. 11 — nett», fdr Teilanfiag« Mk 15.— nelr» »r»Mille, Postanslag« Postgedddr »rtra. ,,«r»I»r«ch-A»lchl»tz Rr.>evpL ltiina. — P»glch«mk»»to7ch>>i. Schrislleitnng »ad ideschtislsftel«: Leipzig, s»ha»,litgafi« Ar. S. Verlaß vr. Aetnhol» ch <»« Lelpzip 1S2V Art. ISS der Reichsoerfaffung Von Dr. Heinz Potthoff, München. In Hamburg hielt in diesen Tagen der Bund deutscher Vodcnreformer seinen 25. Bundestag ab. Er ist von besonderer Bedeutung, nicht nur weil er der fünfundzwanzigste, zugleich der erste nach fünf Kriegsjahren, nach einer Umwälzung des deutschen Staates ist, sondern vor all^ln deswegen, weil d'e neue Reichs- Verfassung einen Artikel 155 enthält, der fast wörtlich dem Pro gramm des Bundes entspricht: «Die Verteilung und Nutzung des Bodens wird von Staats wegen in einer Weise überwacht, die Mißbrauch verhütet und dem Ziele zustrebt, jedem Deutschen eine gesunde Wohnung und allen deutschen Familien, besonders den kinderreichen, eine ihren Bedürfnissen entsprechende Wohn, und Wirt schaf t s st ü t t e zu sichern." Damit ist ein großer Erfolg erreicht. Das deutsche Volk hat sich in seiner Gesamtheit zur Bodenreform bekannt, hat sie zu einer Grundlage seiner künftigen Rechts- und Wirtschaftsordnung erklärt. Wer an Paragraphen glaubt, könnte den Zweck des Bundes für erreicht halten, könnte zu dem Gedanken kommen, ihn auszulösen, weil sein Streben ja überflüssig geworden, fein Programm in die Aeichsverfassung übergegangen sei. An diesem Gedanken ist so viel richtig, daß der erste Abschnitt der Geschichte deutscher Bodenreform vollendet ist. Die Zeit der reinen Werbung für die Idee ist vorüber. Die Idee yat sich verkörpert in einem Gesetze, das grundlegend für unsere Zukunft werden soll. Wenn künftig in den Schulen die deutsche Ver fassung erklärt wird, so muß auch von Bodenreform die Rede fein, iind wenn Gesetze gemacht werden, wie die neuesten Reichssteuergesetze oder wie das Gesetz über die Enteignung von Grundeigentum bei der Kanalisation des Neckars und des Maines, dann kann man nicht nur sozialpolitische, volkswirt schaftliche Einwände dagegen erheben, sondern auch den recht lichen, daß ihr Inhalt im Widerspruche mit der Verfassung steht. Aber schon der Hinweis auf einige -er neuesten Gesetze zeigt, wie weit die Bodenreformer noch von der Verwirklichung ihres Strebens entfernt sind. Nichts wäre falscher, als wenn der Jubel über das Erreichte allein den Ton angeben würde. So be rechtigt die Freude ist, so berechtigt der Dank ist an die Männer >.:nd Frauen, die den Bund bis hierher geführt, vor allem an den Bundesvorsitzenden Adolf Damaschke, der Jahrzehnte eines arbeitsreichen Lebens der Werbung gewidmet hat; unmittelbar daneben muß die Erkenntnis von der neuen Arbeit stehen, die dem Bunde jetzt erwächst, und der feste Wille, diese Arbeit zu leisten. Denn die Verfassung ist an sich nur ein Stück Papier, das keine Wohnung baut oder verbilligt, das keinem Kriegsteilnehmer die erstrebte Heimstätte gibt und keinem Bodenwucher wehrt. Was in Art. 155 steht, konnte auch unter der alten Reichsver- , sassung geschehen. Daß es nicht geschah, lag nicht am Gesetz, sondern an der Macht der Bodeninteressenten, an mangelnder 'Macht der vom Bodennwnopol und Grundrente belasteten, ge schädigten Millionen. Jetzt haben diese Millionen die unumschränkte Herrschaft über deutsches Recht. Sie können und sollen es ihren Bedürf nissen anpassen. Wenn sie -en Artikel 155 nicht durchführen, können sie sich nirgends beklagen. Also ist es doppelt wichtig, daß die Massen wissen, was die Bodenreform will, und wie sie erreicht werden kann. Aufklärung ist noch genau so wichtig wie früher; nur ist ihr Inhalt anders. Willcnsbildung ist viei- '.eicht noch wichtiger als früher. Denn die Möglichkeit ist da zu leisten, was feit Jahrzehnten erstrebt wurde. Di« Bodenreform steht heute vor der Schicksalästunde, die hem Sozialismus Ende 1918 schlug. Er hatte über Nacht die poli tische Herrschaft an sich genommen. Er konnte das Programm verwirklichen; er sollte nun das neue Reich bringen, das er den Massen gepredigt ein Menschenalter lang — und er versagte, -weil die Verhältnisse nicht reif waren und weil erst recht die Menschen nicht reif waren. Auch die Bodenreform hat «Erlösung aus sozialer Not* ver sprochen. Auch sie hat Anhänger geworben, von denen viele sich mit aller Kraft des Glaubens an ihre Lehre gehängt haben. Auch sie ist durch die Revolution zur «Macht" gekommen, min destens scheinbar: die Verfassung hat ihr Programm ausgenommen; ihr Führer dürfte eine maßgebende Stellung in der Heimstätten organisation erhalten; von Hamburg aus konnte ernsthaft der Vorschlag kommen, Damaschke zum Präsidenten des Reiches zu wählen. Jetzt muß die Bodenreform zeigen, was sie kann. Oder sie verliert einen großen Teil derer, die an sie geglaubt; die sich von ihr abwenden würden, wie viele sich vom Sozialismus abgewandt haben. Und wer weiß, wohin dann die Strömung geht; rechts oder klnks; sicherlich nach einem Extrem! Die Bodenreform hat vor dem Sozialismus voraus, daß ihr Ziel beschränkter, leichter erreichbar ist; daß die Verhält nisse reif dafür sind, überreif; ja. Laß alle soziale Nefo^ln am Bodenrechte beginnen muß, wenn sie nicht von vornherein auf die Hälfte des Erfolges verzichten will.' Es fragt sich nur, ob die Menschen reif sind; ob di« Masten erkennen, was not tut, und das Erkannte vollführen wollen. Erkennen und Willen wecken, ist auch für morgen und über morgen die erste Aufgabe des Bundes. Nicht mit allgemeinen Ideen, die haben gesiegt. Sondern mit praktischen Einzel belten. Täuschen wir uns darüber nicht: der praktische Erfolg der Bundesarbeit, der Lebensarbeit Damaschkes, ist nicht allzu groß. Die Steuerpolitik der Gemeinden ist viel bester geworden. Aber die Steuerpolitik des Reiches ist schlecht geblieben, und Reichs- notopfer wie Vermögenszuwachssteuer von 1919 stellen sich würdig neben die verpfuschte und bald wieder aufgehobene Reichs ¬ steuer vom Grundwertzuwachs vor einem Jahrzehnt. Kiautschau ist ein Ruhmesblatt des Bundes und seines Führers Schra meier; aber Kiautschau ist verloren mit allen anderen Kolonien. Ein Gesetz über Bauhandwerkerschutz ist erlassen, aber es steht auf dem Papier, wie verschiedene der neuen Enteignungs und Siedelungsgesetze auch auf dem Papier geblieben sind. Der Bund hat viele Schäden ausgedeckt, viel gute Erkenntnis gebracht. Aber die Dinge hat er noch nicht viel beeinflussen können. Noch wird die arbeitslose Grundrente nur halb so hoch versteuert wie der Arbeitsverdienst. Noch dient das Hypotheken recht allem anderen eher als der Bodenverwertung oder gar der großen Ausgabe einer Umsiedelung von Millionen, ohne die unsere Wirtschaft nicht gesunden kann. Noch steigen die Boden- preise um so höher, je tiefer Deutschland in Not gerat. » Noch dient der mit dem Blute von Millionen verteidigte Heimatboden als Handelsobjekt zu Schacher und Bereicherung. Und noch läßt das Reich sich ein gesetzliches Enteignungsrecht an den Kanälen am Neckar und Main geben, um das enteignete Gelände mit «mäßigem Gewinn" — an die Interestenten zu verkaufen. Bodenhandel statt Bodenreform. Wenn der Bund das ändern will, wird er seine Arbeit ver ändern müssen. Und es wird eine Hauptaufgabe sein, die Grund lagen für neue O r g a n i.s a t i o n zu schaffen. Dezentralisation der praktischen Tagesarbeit: Werbung, Verwaltung, Aufklärung, Beeinflussung von Gemeinde und Land, Ueberrvachung der Durch führung von Reichsgesetzen. Solange die Idee das Beherr schende war, konnte es ertragen werden, daß die Bundesschriften recht einseitig berlinisch waren. Bei der praktischen Arbeit geht das nicht. Denn was nützt z. B. in Bayern ein Reichsgesetz über Bodenenteignung, das gar nicht angewandt werden kann, weil im ganzen Lande kein Fall vorhanden ist, auf den es paßt. Es gibt ' neben Groß-Berlin, Ostelbien und den Seeplätzen auch noch an dere Teile von Bedeutung im Reiche. Nur eine gut gegliederte, umfassende Organisation kann dem gerecht werden. Das erste Menschenalter der Bodenreform ist vollendet. Siegreich! Und die bewährten Führer wird der Dank von Tau senden umbranden. Aber: nun pocht das neue Geschlecht an die Tore, das Träger sein will der zweiten Epoche: Die Jugend, die verwirklichen will, was jene mit unermüdlicher Treue ge predigt und in die Reichsverfastung gebracht haben. Besserung der Brotversorgung? Vorschläge des Väckereigewerbes Richtlinien für die Ausmahlung — Rationiertes Weizengebäck für alle — Eine neue Backordnung (Drahtbericht unserer Berliner S ch r i f t l e t t u n g.) Berlin, 29. September. Auf Einladung des Direktoriums der Reichäzelreidestelle sanden kürzlich Besprechungen dieser Behörde mit Vertretern des Zentral verbandes deutscher Bäcker-Innungen, des Verbandes deutscher Brot- sabrikcmten, des Zentraloerbandes deutscher Konsumvereine und des Zentralverbandes der Bäcker und Konditoren statt. Als erster Punkt stand die Herabsetzung der Ausmahlung auf der Tagesordnung Nach eingehender Beratung wurden folgende Sähe als empfehlenswert ausgestellt: Die Herabsetzung der Ausmahlung ist er strebenswert zixr Verbesserung der Brotnchrung Die Herabsetzung ist jedoch erst dann oinzuführen, wenn im Besitze der Neichsgctreidestelle eine solche Menge Getreide ist, die Gewähr leistet, daß die oorgeschrie- bene Ausmahlung für die ganze Dauer des Erntejahres beibehalten werden kann. Gegenwärtig scheint den Vertretern des Bäckergewerbes der Zeitpunkt nicht gekommen, für die Herabsetzung der Ausmahlung cinzutreten. Das bezieht sich insbesondere auf Roggen, der auch bei llOiger, allerdings fachgemäßer Ausmahlung ein gutes Brok liefert, sofern das Mehl vor Verderben geschützt wird und Streckungsmittel in ein wandfreier Beschaffenheit mit nicht mehr als IN Proz. zugeseht werden. Die Vertreter des Bäckergewerbes ersuchen, die Ausmahlung des Wei zens tunlichst bald auf 80 Prozent herabzusehen. Sie halten die all gemeine Freigabe der Herstellung von Weizengebäck im Rahmen der Rationierung für geboten und sie erklären sich damit einverstanden, daß Weizengebäck in entsprechend geringerer Menge auf die Brotkarten abgegeben wird als Roggenbrot, um e nen größeren Mehrverbrauch zu verhindern. Sofern eine Streckung des Brotmehles erfolgen muß, sollte diese 10 Prozent nicht übersteinen. Die Vertreter sämtlicher Ver bände waren sich angesichts des schlechten Ausfalls der Roggenernte darüber einig, -aß eine weitere Herabsetzung der Aus mahl Ziffer jetzt nicht angebracht sei, da man auf Grün der Erfahrungen der letzten Jahre nicht wieder in die Lage kommen will, daß man zu Beginn des neuen Wirtschaftsjahres der Bevölkerung ein gutes Brot, nach kurzer Zeit aber ein um so minderwertigeres Brot vorschen müsse. An Getreide müssen etwa 2 Millionen Tonnen aus dem Auslande eingesührt werden, nm den Fehlbedarf zu decken. Mit Rücksicht darauf, daß fast nur Weizenmehl eingesührt wird, hielten es di« Verbände für zweckmäßig, daß das Weizenmehl niedri- ger ausgemahlen wird an- dafür das Krankengedäck in Wegfall kommt. Durch die Herstellung eines einheitlichen 80prozentigen Weizenmehles würde dem Schleichhandel energisch ent gegengetreten werden können. Auch würde ein aus solchem Mehl her. gestelltes Brot den Ansprüchen der Kranken und Schwachen durchaus genügen. Durch die vermehrte Weizene in fuhr und die Ausmahlung auf 80 Prozent könnte auch die Herstellung von Weizengebäck im Rahmen der Rationierung allgemein gestattet werden, so daß sowohl den Wün schen der Bevölkerung als acht) jenen des Backgewerbes vollauf Rech nung getragen werden könnte. Ferner stand der Erlaß einer neuen Backverordnuna zur Erörte rung. Rach ausgedehnter Aussprache wurde ein Entwurf gutgeheißen, der von den beteiligten Organisationen als eine erheblich« Verbesserung angesehen wird. Rach diesem Entwurf müssen bei der Bereitung von Brot und Kleingebäck neben 90 Gewichtsteilen Getreidemehl mindestens 10 Gewichtsteile Etreckungsnwhl verwendet werden. Im Falle eines -ringenden wirtschaftlichen Bedürfnisses können die Landeszentralbehör den die Verwendung von mehr als 10 Prozent Streckungsmittoln an ordnen. Als Streckungsmittel dürfen verwendet werden: Mais mehl, präpariertes, spelzenfreies Hafermehl and Weizen-Nachmehl. Eine sehr lebhafte Debatte entspann sich über die Streckmittel. Mais wir- in Zukunft nur zu 80 Prozent ausgemahlen werden, so daß das Maismehl künftig besser werden wird. Weizen-Nachmehl soll künftighin durch die Kommunen den Bäckern nur in Höhe von 5 Prozent des jeweils ihnen gelieferten Mehles zugewiesen werden, so Laß also nur immer ein ganz geringer Prozentsatz dieses Streckmittels verwendet werden darf. Gegen die Verwendung von Hülsenfrüchtenmehl erhoben die Vertreter der Däckerverbände entschiedenen Widerspruch. Ein der. artiges Streckmittel sollt« nur in Notfällen in den von der Notlage be troffenen Gebieten, nicht aber allgemein verwendet werden dürfen. Als ungerecht wur-e es allgemein verurteilt, daß das Militärbrot in besserer Beschaffenheit hergestellt wird, und es wurde verlangt, -aß auch zur Herstellung deS Brotes für die Soldaten, also jung«, kräftige Leute, Streckmittel in demselben Matze verwendet werden müßten, wie. bei dem Brot für die Zivilbevölkerung. Dem in der Sitzung geäußerten dringenden Verlangen auf Aufhebung des Kuchenbackvervotes nachzukommen, erklärte der Vertreter der Reichs- getreidestell« für unmöglich, sagte aber zeitgemäße Abänderungen und Milderungen des Verbotes M. Die Brüsseler Finanzkonferenz Besprechung der Geld- und Wechselkursfrage (D r a h t b e r i ch t.) Brüssel. 29. September. Die Agentur Havas-Reuter bestätigt, daß die Red« des Staats sekretärs Bergmann, die nur ein Kommentar zu dem schon veröffent lichten Bericht über die finanzielle Lcg« Deutschlands war, von der Versammlung günstig ausgenommen worden ist. Ja den Be sprechungen der deutschen Erklärungen in den Wandelgängen der Kon ferenz bemerke man den Wunsch, objektiv über die der Konferenz von Deutschland unterbreiteten Darlegungen zu urteilen, seinen Versicherun gen »einen systematischen Argwohn «ntgcgenzubringen und von den öffentlich durch die Reichsreq.erung bekundeten Absichten Akt zu nehmen. Der heutige Konferenztag diente der allgemeinen Be sprechung der Geld- und Wechselkursfrage. Die Grundlage für diese Besprechung war der Vortrag des Präsidenten der Nieder ländischen Bank, Dr. Visse ring. Seine Ausführungen behandelten die Ursachen der heutigen Inflation und der Unstetigkeit der Wechsel kurse. Aus dem Ergebnis seiner Untersuchung ist sein unbedingtes Be kenntnis zur Rückkehr zur alten Goldparität und zur Stabi lisierung des Wechselkurses hervorzuheben. In der anschließenden Be sprechung hob der ehemalige Gouverneur der Bank von England, Lord Tüllen, hervor, daß die Inflation nicht nur durch Banknoten, sondern auch durch Schecks und Bankdepositen hervorgerusen wurde. Lord Tu kl en will zur Bekäinpfung der Inflation den überschüfsigen Noten umlauf einziehen. Im übrigen bezeichnet er als die Grundlage für die Genesung auf dem Währungsgebiete geordnete Finanzwirtschaft. In der Nachmittagssihung wurde die allgemeine Erörterung über die Visseringschen Gedankengänge fortgesetzt. Es sprachen Vertreter der italienischen, südafrikanischen, spanischen und schweizerischen Delegation. Hervorzuheben ist, daß der schweizerische Vertreter Gegner hoher Banknoten ist. Sie würden den Zinsfuß wesentlich erhöhen in einer Zeit, da den Staaten kein anderes Mittel zur Abwälzung ihrer schweben- den Verbindlichkeiten zur Verfügung stände als feste Anleihen. Hiernach sprach der deutsche Delegierte Urbig, dessen Ausführungen das Haus mit lebhaftem Interesse folgte. Er betonte, daß die von Vissering geleistete Gedankenarbeit ein großes Werk sei, und daß im wesentlichen die Richtigkeit seiner Ausführungen zuge standen weiden könne. Deutschland verfolge mit Interesse die Kon ferenz, in der zum Ausdruck gebracht werde, daß Frieden und Wirt schaftlichkeit in ganz Europa vorherrschen müßten. Nach seiner Mei nung haben Kapital und Arbeitende, Sieger und Besiegte Opfer zu bringen und aufeinander Rücksicht zu nehmen. Für Donnerstag ist auf die Tagesordnung eine allgemeine Be sprechung über die internationalen Handelsgesetze gesetzt. Vorüber der französische Finanzsachverständige Collier den einleiten den Vortrag halten wird. Zu näherer Untersuchung der Geld- und Wechselkursfrage wird heule nach der Vollsitzung ein besonderes Arbeits komitee gewählt. Haag, 29. September Dom .Nieuwe Courant" zufolge, wird drahtlos aus London gemeldet: Die Blätter besaßen sich sämtlich mit der Brüsseler Kon ferenz. Der «Daily Telegraph" schreibt, die Konferenz habe das Bewußtsein ihrer eigenen Ohnmacht; sie erkenne, daß sie nicht viel ausrichten könne, da sie nicht genügend« Befugnisse habe. Joffes Vorschläge für den Dorfrieden London, 29. September. Der .Daily Expreß" berichtet aus Riga: In den Fr i e de n S- präliminarien, die Joffe gestern in der Hauptkomkiission der Friedenskonferenz unterbreitet hat, besteht er auf A n e r k e n n u n g der litauischen und der ukrainischen Unabhängigkeit durch Rußland und Polen. Die von ihm vorqeschlagene Grenze, die ziemlich weit östlich von der sog. Curzon-Linie verläuft, gibt Polen einen Teil von Weißrußland, Wolhynien und die Eisenbahnlinie Btalystok—Brest- Litowsk. Die Feindseligkeiten sollen 48 Stunden nach der Unterzeichnung eingestellt werden. Die Vorschläge enthalten den größten Teil -er in den polnischen Gegenvorschlägen ausgestellten Bedingungen, besonders hinsichtlich der Entschädigungen, der Amnestie ßür politische Verbrecher, der Rückerstattung von Kunstwerken, der Versorgung und der wirtschaft lichen und postalischen Beziehungen. Polen und Rußland sollen sich ver pflichten, den Durchkransport von Truppen durch ihr Gebiet, sowie die Anwerbung von Rekruten zugunsten irgendeiner Macht, die mit einom der vertragschliessenden Teile sich im Kriege befindet, nicht zuzulassen. Hierzu bemerkt der .Daily Expreß", Polen solle durch diese Be dingung verhindert werden, neuerdings als Basis für gegen Rußland ge richtete Operationen zu dienen. «Time»' melden, batz Wilna von polnischen Truppen dedrohl sei. Um den polnischen Vormarsch gegen Wilna «inzustellen, Hal sich der «ng llsche Oberst Warna, britischer Generalkonsul in WUna, im Flua cug »ach Warschau begebe».
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