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Morgen-Ausgabe fllrt.'»ip,ig »ndD-r»r«« zweimal Uzllch In« -autgeoracht.SaantaAl all Morgenaueaad« inonatl. M.10.—, vier ei Ldrl. -)ir. 30^- sür Abholer moaatl. M. »50. Moraea-Autgabe allein M. 7.50 monatlich, Adend-Aatgad« allein M 6.— monatlich. Durch unser« aulwllrllgen Filialen in» Haas qe- drachl monatiich M. llt.—, vierlelltidrltch M. 30.—; durch di« Post Innerhalb Leuilchlar - Gesami-Au«aabe monatlich M. 7.50, viertelltidr- lich M. 22.50 chlletzllch PosibestellgedShi). Anllondiversanb: monatlich M. 10.— anb Drucklochen-Porto. «onzeinammern: Morgen. Aulgab, 80 Pf, -tchenb-Aulgad« :v Pt- Sonntagl-Aulgabe <0 Pf. Nr. 420 Hmr-els-IeUung Amtsblatt des Rates und des poll-eüuntes der Stadt Leipzig Donnerstag, den V. September 114. Jahrgang Anzeigenpreis: L..»L,A. M. 2L5; Anzeigen oon Bedlirden im amtlichen Teil bi» Vonpareillezetl« M. L5O. o.aulw. M. 5.—: klein« Anzeigen »le Nonpaeetllezeit« M 1^0, »oa autwllrtl Mir. ILO,Deschifteanzeigen mit plabuorichrliten Im Prell« «rhbbt. Platz anb Dalenvorlchiill ohne D«rdinbllchtz«tt. Bellag«npieis« sllr bl« D«lamkauilag« Mir. 12.— netto, sir Teilauflag« Mtz 15.— netto pro Mill«, Postauslag« Postgebühr eztra. .ieralorech-Anichiub Kr. 14USZ, liuu-i. — Pollichechtzonto 720 >. Lchriftleltuna und weichllsllftel«: L«tpzlg, Zohaunitgaff« Re. ti. Werlo, Dr. Reinhold ck So, Oiipzlg. 1S2V Litauen und Polen Von Professor Bergsträtzer. Schon ehe es einen selbständigen litauischen und polnischen Staat nebeneinander gab, war das Verhältnis zwischen Polen und Litauern nicht gut. Es hat sich zusehends verschlechtert, seitdem das Nationalbewutztsein unter den Litauern des russischen Nord- westgebietes erwachte. Und das ist kein Wunder, denn aus der früheren Zeit, La Litauen jahrhundertelang mit dem polnischen Königreich verbunden gewesen, ragte in die Gegenwart eine Struktur der sozialen Verhältnisse und demzufolge eine Vertei lung des kulturellen Einflusses, die zu Nutzen der Polen und zum Schaden der Litauer anders nicht hätte sein können. Die Polen waren die großen Grundherren, denn sie hatten seinerzeit den litauischen Adel dadurch gewonnen, das sie ihm die privile gierte Stellung des polnischen auch gaben. Die Geistlichkeit war polnisch, soweit sie aus den höheren Kreisen stammte, also gerade die einflußreichen kirchlichen Würdenträger, während die dem Bauerntum entsprossenen niederen Geistlichen im Laufe der Zeit die eigentlichen Träger des litauischen nationalen Gedankens ge worden find. So kam eu sehr bald dazu, daß das litauische Natio nalbewusstsein, wo immer es sich durchsetzen wollte, auf polnische Hemmungen stieß, sich also an ihnen orientierte und matz. Die Kämpfe um die litauische Sprache in den Gottesdiensten, wie sie m der Wiinacr Diözese lange gewütet haben und von beiden Sei ten zu üblen Erzessen führten, sind da typisch. Allgemach sahen alle maßgebenden litauischen Kreise ein, daß sie sich national nur gegen die Polen würden durchsetzen können. Als die beiden nationalen Staaten entstanden waren, wurde Lieser Gegensatz sofort wesentlich verschärft, indem er sich auf die gegenseitigen politischen Beziehungen übertrug. Die maßgeben den polnischen Kreise erfaßte sofort der Rausch des Erfolges und begnügten sich nicht mit einem selbständigen Polen innerhalb Ltc ethnographischen Grenzen, sondern gingen in ihren Ansprüchen ucüek aus die Zeit, da der polnisch-litauische König Iagello ein Maßes Reich zwischen Nußland und Deutschland unter seinem Szepter vereinigt hatte; im Grunde wollten die polnischen Staats männer darauf fußend überhaupt kein selbständiges Litauen an erkennen, sondern nur eine litauische Autonomie innerhalb des s.'lnischen Staales. Wie sich Polen ja auch nie dazu hat ent- chiießen können, den litauischen Staat anzuerkennen, bis dann Lie Not während des Vordringens der Bolschewiki es doch ge- r ten sein ließ, das Versäumnis nachzuholen; man fürchtete offenbar m Warschau, nachdem Litauen mit Rußland Frieden geschlossen bette, es werde sich mit dem erfolgreichen Nachbar in der Schick saisstunde Polens verbünden. Das ist nun nicht geschehen, ob wohl Litauen gewiß allen Grund zu einer gegen Polen feind lichen Haltung schon damals gehabt hätte. Denn die Polen hatten bis zum Vordringen der Bolschewiki große Teile des Gebietes besetzt, aus das die Litauer Anspruch erheben und das ihnen auch durch eine Entscheidung des Obersten Aales zugesprochen war. Damals, vox der Niederlage, haben die Polen sich an diese Demarkationslinie, die ungefähr der Bahn non Grodno nach Dünaburg entlang lief, überhaupt nicht ge halten. So ist es sonderbar, Latz sie nun, in der augenblicklichen Auseinandersetzung über den südlichen Teil des Gouvernements Suwalki, gegen die Litauer diese Linie ihrerseits ins Gefecht führen. Dabei wurden die Litauer in ihren Ansprüchen durch die oibnographische Gestaltung unbedingt unterstützt. Die Grenzlinie, bie in dem russisch-litauischen Vertrag ausgemacht ist, berücksich tigt die Völkerverteilung; wo sie zugunsten der Litauer über die selbe hinausgeht, werden nicht Polen dem litauischen Staate ein- oerleibt, sondern Weißrussen, von denen strittig ist, ob sie nicht Lurch die polnisch beeinflußte Geistlichkeit entlitauisiert sind. Diese Grenzlinie beginnt am Bobr, genau westlich von Grodno, zcht um Grodno herum bis zum Einfluß des Swislotfch in den Njemen, folgt diesem östlich bis zur Beresina und von da über den Eisenbahnknotenpunkt Molodetschno zum Rarotschsee, nörd- lich weiter in der Nähe von Dünaburg an der Grenze Lettlands endigend. Während des bolschewistischen Ansturmes waren die Polen einmal bereit, den Litauern die Stadl Wilna in aller Form zu übergeben; es wurde darüber verhandelt, aber die Litauer lehnten es ab, um sich nicht den Russen gegenüber in den Verdacht einer unneulralen Handlung zu bringen. Nach der neuesten Note, die soeben von Warschau auS in kurzen Linien bekanntZemacht wird, beansprucht Polen nunmehr Wilna, Grodno, Suwalki wieder für sich und scheint geneigt zu sein, den Litauern bezüglich dieser Ge riete ein Ultimatum zu stellen. Dabei sind die polnischen An sprüche auf Wilna auch nur dann ethnographisch in gewissem Sinne zu rechtfertigen, wenn man Wilna ganz isoliert nimmt; aber tut man das, so müßte es eine jüdische Freistadt werden, denn die Juden haben zahlenmäßig die Mehrheit. Ueber Wilna ist in den bisherigen Auseinandersetzungen und Notenwechseln zwischen Litauen und Polen noch nicht neuerdings gesprochen worden, wohl aber über die südlichen Kreise des Gou vernements Suwalki. Da halte beim Rückzug der Russen sich litauisches Militär vorgeschoben, es war von den nachrückenden Polen zurückgedrängt worden, hat aber inzwischen sich des strittigen Gebietes znm größten Teile wieder bemächtigt und steht wohl zurzeit in der Linie, die der litauische Außenminister mit Be dacht als Demarkakionsgrenze oorgeschlagen hotte. Sie verlief oom Endpunkt der russisch-litauischen Grenzlinie über Augustowo nordwestlich in ziemlich steiler Linie, ungefähr auf der ethno- graohjscho. Grenze, wonach allerdings Suwalki-Siadt zu Litauen "ehören würde, während die Polen es für sich haben wollen, .'in ^n letzten Tagen sind die Auseinandersetzungen über diesen orenzstreit immer schärfer geworden; sowohl praktisch, indem die Litauer, von den anrückenden Polen überfallen, ziemliche Ver luste hatten, die sie den Polen nun wohl zurückgezahlt haben, als ebenso theoretisch, denn die Noten sind immer pointierter gewor den. Dabei haben die der litauischen Regierung immer wieder Vorschläge gemacht, einen Ausweg zu finden. Noch in der letzten Antwort auf das polnische Räumungsverlangen wird vorgeschla gen, die Feindseligkeiten einzustellen und Delegierte zur Fest legung einer Demarkationslinie zu bestimmen. Hierauf hat die polnische Regierung noch nicht geantwortet. Sie wird sich vermutlich doch überlegen, ob sie es darauf an kommen lasten oll, sich einen neuen Gegner aufzuhalsen. Das litauische Heer, i t nicht klein, es ist seit dem Anmarsch der Bol schewik! vermehrt worden; noch vor kurzer Zelt haben neue Aus hebungen stattaefunden, denen die Bevölkerung, wie ich selbst bei längerem Aufenthalt im "Lande sah, durchaus willig folgte; man sah die Notwendigkeit ein, gerüstet zu sein, um die Neu tralität im Kriege der Nachbarn gegen alle Zwischenfälle ver teidigen zu können. Die Ausrüstung des litauischen Heeres ist gut, das Soldatenmaterial bei der fast rein bäuerlichen Bevölke rung trefflich. Das gab Litauen schon in den Verhandlungen mit Rußland eine gute Position. Allerdings sind die russische^ Machthaber in ihrer politischen Einstellung auch wesentlich klarer als die Polen, bei denen sich romantische Phantasien mit dem Bewußt sein eines eben errungenen Erfolges zu einer Stimmung paaren, in der die sachlich abwägende Ueberlegong es gewiß nicht leicht hat. Die eigentlichen polnischen Ziele und letzten Tendenzen hat wohl der .Kurier Poranny" ausgesprochen, indem er sagte: .Es handelt sich um das Problem einer Brücke zwischen Berlin und Moskau, und die Wacht auf dieser Brücke muß in den Händen Warschaus liegen/' Von solchem Standpunkte aus muß Litauen verschwinden, ist irgendein Friede mit diesem Nachbar für Polen nicht möglich. Man muß sich aher in Warschau auch dar über klar sein, daß Rußland wie Deutschland ein lebhaftes, man kann sagen ein Lebensinteresse daran haben, daß ihre gegen seitige Verbindung nicht abhängig ist von einem Zwischenstaate wie Polen, dessen ganze Politik darin beruhen würde, diese Situation gegen beide Staaten in schikanöser Weise auSzunuhen. Dsr Friedensvertrag zwischen Rußland und Litauen enthält aus drücklich die Bestimmung, daß Litauen den Warenverkehr von und nach Rußland ungehindert lasten muß und weder mit Zöllen noch mit Sonderlarifen belegen darf. Deutschlands Interesse deckt sich hier ganz mit dem Rußlands; aus diesem Grunde allein, ohne sonstige Gefühle oder politische Rechnungen Polen gegen- über sprechen zu lassen, müssen wir mit unserer ganzen Sympathie bei dem litauischen Nachbar stehen, mit dem wir gut auskommen und freundschaftliche Verbindungen unterhalten und von dem wir erwarten können^ daß er ein ehrlicher Mittler zwischen uns und Rußland, eine wirkliche Brücke sein wird. Sie Besserung der Lage der Weitsten Ein Aufruf des sächsischen Gesamtministerinms zur Arbeitslofenfrage Schaffung vermehrter Arbeitsgelegenheit in Aussicht. — Erhöhung der Erwerbslosemmterftützung. (Drahtbe richt unserer Dresdner Schriftleitung.) Dresden, 8. September. Der sächsisch« Ministerpräsident Buck erläßt im Namen des Ge- samtministeriums folgenden Aufruf: .Die Demonstrationen der Erwerbslosen in den letzten Wochen haben In einzelnen Fällen zu Gewalttätigkeiten und Ungesetzlichkeiten geführt. Die Einwohnerschaft von Dresden erhebt die berechtigte Forde rung, daß die öffentliche Ordnung gesichert werde. Die Erwerbslosen verlangen entweder Arbeit oder ausreichende Unterstützung. Beide Forderungen sind berechtigt. Die Negierung kennt die Notlage der Erwerbslosen. Sie ist unablässig bemüht, diese Notlage zu mildern und für Arbeitsgelegenheit zu sorgen. SS steht fest, daß dadurch in nächster Zeit vermehrte Arbeits gelegenheit geschaffen werden wird. Die verlangte Erhöhung der Erwerb silosenunterstühung werden Mitglieder dec sächsischen Negierung bei der Reichsregierung persönlich mit allen Nachdruck vertreten. Ist sich die sächsische Regierung hiernach ihrer Verpflichtungen den Erwerbslosen gegenüber bewußt, so mutz sie anderseits nachdrücklich davor warnen, daß sich die Erwerbslosen zu Ungesetzlichkeiten hinreihen und aufputschen lasten. Die Regierung ist nach wie vor bereit, mit jeder von den Erwerbs losen ordnungsgemäß gewählten Kommission zu verhandeln, lehnt eS aber ab, unter -em Drucke von Demonstrationen un erfüllbare Zusagen zu machen. Sie ersucht, mit Rücksicht auf die Zwecklosigkeit, weitere Demonstrationen wegen der dadurch ein tretenden Beunruhigung und Unsicherheit zu unterlasten. Zur Verhinde rung von Ungesetzlichkeiten wird die Regierung oon allen Macht. Mitteln Gebrauch machen.' * Retchsbeihilf« für Arbettslose. Wie in der heutigen Sitzung des Volkswirtschaftlichen Ausschusses der Reichsarbeitsminister Dr. Brauns mitteilte, hat das Reich für eine einmalig« Beschaffungs beihilfe an Arbeitslos« 5 Millionen Mark ausgeworfen. Unter Hinzu- Ziehung der auf Länder und Städte entfallenden Beträge soll jeder Er- werbslose, dessen Arbeitslosigkeit länger als 8 Wochen währt, etwa 400 bis 450 «4t einmalige Beihilfe erhalten. Gin Denunziantenbrief (Drahtbericht unserer Dresdner Schriftkeltpng.) Dresden, 8. September. Uns wird folgender Brief an die Internationale Kontrollkommission in Berlin zur Verfügung gestellt: Am Sonntag, den 1. Juli, ist in -er Stadt Peits, Niederlausitz bei Kottbus, ein Flugzeug D. F. W -Doppeldecker gelandet. Der Fabrikbesitzer Heine aus Peits hat eS von Leipzig aas hergeflogen und cs im Schuppen seiner Fabrik untergestellt, wo es abmontiert heute noch steht. peitser Einwohner erzählen, das Flugzeug wäre verschoben worden. Do Heine auch in seinen Kreisen politisch tätig ist, besteht Gefahr (Heine war Ncichswehrofsiiier), daß dos Flugzeug bei kommen den Putschversuchen Verwendung finden kann. Um dies zu vermeiden, erstatte ich bei Ihnen diese Anzeige. Da ich auch ferner weih, daß auf Erfassung von verschobenem Heeresgut eine Belohnung ausgesetzt ist, würde ich dieselbe für mich beanspruchen. Zu jeder weiteren Aus kunft erkläre ich mich gern bereit. Ernst Treder, Kottbus. Spreestraße 9 ' Wir begnügen uns damit, den Brief dieses Menschen niedriger zu hängen. Wie wir von unterrichteter Seite hören, ist Ernst Treder, der die Denunziation an die interalliierte Kommission geschickt hat, der Führer der Unabhängigen in Kottbus. , . Hunderte oon Fabriken in Italien geschloffen Die Landarbeiter ealelguen de» Großgrundbesitz. (Eigner Drahtbericht.) Paris, 8. September. .Chicago Tribüne' meldet, daß Kundert Fabriken, die di« italieni schen Bolschewisten besetzt haben, am Dienstag infolge Kohlen- und Roh stoffmangels ihre Betriebe einstellen mußten. Da am letzten Lohntag keine Lohnzahlungen stattfanden, haben große Mengen von Arbeitern bi« Stadt verkästen und sich auf das Land begeben, von wo aus sie am Mon tag nicht zur Arbeit zurückkehren konnten. Nach dem gleichen Blatt Haven in den ärmeren Vierteln von Bologna, Mailand ind Turin Arbeiter die Bäckereien ersucht, ihnen Brot gegen Gutscheine zu liefern, die nach Wiedereintreten geordneter Verhältnisse eingeiSsi werden sollen. Lugano, 8. September. Laut .Corriere della Sera' sind die Landarbeiter der Provinz Palermo zur gewaltsamen Enteignung fast des gesamten Großgrund besitzes geschritten. Die Güter des Erministers Salandra 'wurden von bewaffneten Bauern beseht. Die Eisenbahner von Livorno lief>r- ten das bedeutend« dort lagernde Rohmaterial an die Metallarbeiter aus. Der Verband der Metallarbeiter ordnete eine Bestandaufnahme des gesamten Rohmaterials sowie der Halb- und Fer'iai criki« - in >cn besetzten Fabriken an und se'ste eine technische Zentralkommission ur Leitung der nationalen Metall-Industrie ein. Die Bewegung hat durch den Beschluß des Industriellenoerbandes, die Verhandlungen nicht vor Räumung der Fabriken durch die Arbeiter wieder aufzunehmen, eine Verschärfung erfahren. Die Gefahr ist daher akut geworden, weil dieser Beschluß von den Ge werkschaften am Freitag mit der Besetzung der Fabri ken und Betriebe aller übrigen Industrien beantwortet wird. Vi.'le sozialistische Abgeordnete planen, einen sofortigen außerordentlichen Zu sammentritt der Kammer zu fordern, um einen gesetzlichen Ausgleich der schwebenden Streitfragen herbeizuführen. Zu diesem Zwer» wird am Donnerstag in Mailand die sozialistische Kammcrgrupp« zusammrnt elen, um vermittelnd und versöhnend einzuwirken. Nach einem Telegramm des .Corriere della Sera' ist der General streik inTriest beigelegk. Die Zeitungen sind wieder erschienen. Gin nobler Geschäftsträger (Drahtbericht.) Dresden, 8. September. Die .Dresdener Neuesten Nachrichten' veröffentlichen einen Bericht ihres Mitarbeiters in Santiago, der behauptet, der Geschäftsträger der deutschen Republik in Chile, Dr. Krump recht, habe einem Vorträge des Chefredakteurs Dr. Oesterreich von der .Deutschen Zeitung' tn Santiago Beifall gezollt, in dem gegen die deutsche Regierung -er Verdacht der Unterschlagung der nach Deutschland gesandten UnterstühungSgelder und Lebensmittel ausgesprochen wurde. Das Dresdener Blatt richtet im Anschluß daran einen überaus scharfen Angriff gegen die Geschäftsträger im allgemeinen, stellt d'xse mit Kapp auf eine Stufe und schreibt: .Solche Geschäftsträger duldet die deutsche Negieruna im AuSlande; ihre geschworenen Feinde. Ge sinnungsgenossen des Herrn Kapp! W!« lange wird Dr. Krumprecht noch weiter amtieren?' Rußland bildet eine Niesenarmee aus Kopenhagen, 8. September. Die .Iswesiija' veröffentlicht einen Artikel des frü heren Kriegskommissars Potwosky, der jetzt die gesamte militärische Ausbildung der russischen Armee leitet. In diesem Artikel wird erklärt: .Noch im Jahre 1920 wird eine völlig ausgebildete Militär reserve vorhanden sein, die imstande sein wird, die russisch« Armee auf 4 750 000 Mann zu bringen. In 93 NeqimentSdistrikten werden die kriegstaoglichen Russen biS zum Alter von 50 Jahren ausgebildet. Diese Millionen Arbeiter und Bauern, die zum Militärdienst eingeübt werden, werden durch zahlreiche Abteilungen, die ausschließlich ans Kommunisten bestehen, zusammengehalten Diese Abieilvngen gestalten die bcwoffnetcn Arbeiter zu einer gewaltigen Macht und schmieden sie mit Hilfe der Dik tatur des Proletariats zusammen. Ihre Instrukteure werden dem Volk« selbst enpwmmen. .