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114. Jahrgang Nr. 261 1820 Dienstag, den 8. 3uni Verlag: Dr. Reinhold L Lo., Leipzig Hauptschriftleiker: Dr. Everth, Leipzig ftbend-ftuscuckr Rücktritt des Reichskabinetts Der Rücktritt angenommen Bert!«, 8. Innt. (Elg. Drahtbertch t.) Das Reichskabinett hat sich heute mittag versammelt und dem Reichspräsidenten seine Demission angeboren. Der Reichspräsident hak sie angenommen und die Minister ge- beten, bis auf weiteres die Geschäfte weiterzuführen. Außerdem hat er den Reichskanzler erfocht, darauf hinzuwirken, daß eine tunlichst beschleunigte Feststellung der Wahlergebnisse und die Einberufung des Reichstages möglichst bald erfolgen mögen. * * * Berüu, 8. Juni. (Drahtbericht unserer Berliner S ch r i f t l e i t u n g.) Wie die «P. P. N.' aus führenden sozialdemo kratischen Kreisen hören, erscheint entsprechend den Erklärungen des Reichskanzlers Müller im Wahlkampf auch jetzt der Gesamtparlei bei der Bildung der Regierung jedeKonzession nach rechts hin ausgeschlossen. Die Sozialdemokratie hat sich seit der Re volution für das deutsche Volk geopfert und allein und ununterbrochen die Verantwortung der Rvgierungstätlgkeit auf sich genommen, weil der Friede unbedingt geschlossen und Deutschland vor dem Zerrissen werden durch äußere Feinde geschützt werden mutzte. Es ist als sicher anzunehmen, daß der Reichspräsident sofort bei Zusammentritt des neuen Reichstages den bisherigen Reichskanzler Hermann Müller auffordern wird, die Bildung einer neuen Regie rung zu versuchen. TS liegt auf der Hand, daß dieser sich dann zu- Völlige Ratlosigkeit Dl« Rechte für Geschäfttmimsterium — Die Unabhängigen wollen nicht regieren — Parole «Neuwahlen!' (Don unserer Berliner Schriftleitung.) Berlin, 8. Juni. Der deutsche Bürger, der von der Wahlurne zurückkehite, i-atte sich gemütlich in seinen Sorgenstuhl zurückgejetzt, beinahe so gemütlich wie der Nachbar, der es vorg^zogen hatte, gar nicht erst in das un freundliche Wetter hinauszugehen. Er hatte seinen Zettel abgegeben — natürlich für die Deutsche Volkspattei, wie sich für ein harmloses Gemüt gehört — und damit hielt er seine politische Aufgabe für er ledigt. Er hatte gewählt, für das Weitere sollte ja dann der Reichstag sorgen. So dachte er. And dachte gründlich falsch, denn nun sieht er sich plötzlich einer drohenden Phalanx gegenüber, die auf ihn ein dringt mit dem Verlangen, datz er zu seiner Wahl auch so etwas wie eine Gebrauchsanweisung geben müsse. Es ist eine Flut von Frage zeichen, die hereindricht und brodelt, und der deutsche Bürger steht erschrocken am Rande dieses Hexenkessels and stammelt: .Za, ich habe doch gewählt!' — Allerdings. And wir! Lin Reichstag ist da, aber er hak keine Majorität. Eine Regierung soll geschaffen werden aber man weiß nicht, von wem und gestützt auf wen. Fragen von lebenswichtiger Be deutung drängen im Innern und von außen auf Entscheid, und es ist keine Stimme da, die darauf Antwort gäbe. Die Politik der Mittellinie allein war es, die der deutschen Re publik bis zu diesem 6. Juni Lebensmöglichkeit gegeben bat in dem Ringen gegen die inneren Schwierigkeiten und gegen die Belastung von außen Das Wahlergebnis aber ist, Lieser offenkundigen Tatsache zum Trotz, eine Abkehr von der Politik der Mittellinie. Man wäre versucht zu sagen: .eine entschiedene Abkehr', wenn man nicht bezweifeln müßt«, ob überhaupt ein klarer, entschlossener Wille für die Zukunft die Mehr zahl der bürgerlichen Wähler geleitet, ob nicht Gefühl und Stimmung des Tages ihre Zettelabgabe bestimmt hat. Doch das ist eine ab getane Frage; Tatsache ist die Abkehr von der Mitte nach den beiden Extremen hin. And «ine andere Tatsache ist, daß jedes dieser Extreme versagen muß vor jeder politisch entscheidenden Frage, auf die von Deutschland Antwort gefordert wird Weder die Linke, noch die Rechts hat die Kraft und das Mandat, als Wortführer des deutschen Volles zu sprechen und zu handeln. Versuchen wir die Stellungnahme der einzelnen Parteien zu den Koolitionsmöglichkeiten zu erkennen. Sie ist noch nicht überall scharf präzisiert, aber sie kündigt sich in den Aeußerungen der Blätter bereits unmißverständlich an. Äm klarsten ist die Haltung des Zentrums dadurch, daß es ohne Zweifel für so ziemlich jede Kombination zu haben sein wird; zwar unter inneren Kämpfen, aber schließlich trotzdem. Das Zentrum kann sich das leisten, und es ist nur verständlich, wenn die .Germania' noch zwei Tage nach der Wahl in aller Ruhe erklärt, man könne sich derartige Betrachtungen für die nächsten Tage auf sparen. Man wartet ob, wohin man eingeladen wird. Wie steht es um die alte Sozialdemokratie? Sie hat bereits gestern den Anabhängigen sehr deutlich gewinkt. Heute winkt sie noch deutlicher ad — und zwar der Deutschen Volkspartei, indem der «Vorwärts' den Gedanken an eine Koalition mit dieser als einen Spatz bezeichnet, für den die Zeit zu ernst sei, und es mit aller Eindeutigkeit ablehnt, den Rücken der Sozialisten und Republikaner dafür herzuhalten, dast Kapitalisten und Monarchisten zur Macht emporstcigen. Mit diesen Ausführungen stellt der «Vor wärts' die Harmonie mit dem Sprachrohr der Unabhängigen noch klarer, als es schon gestern geschehen ist. Die radikalen So zialdemokraten sind allerdings durch ihre Erfolge nur noch mehr radikalisiert worden; sie sehen keinen Raum mehr zu Vermittlungen. Ei« scheinen den Gedanken einer irgendwie gearteten Beteiligung an einer irgendwie gearteten Regierung abzulehnent Die «Freiheit' führt aus: .Die deutschen lxsttzerden Kliffen had'N gewählt, und "wi mögen sie die Verantwortung tragen. Sie mögen den Versuch machen nun zu zeigen, wie sie jene herrlichen Zeiten herbeiführen wollen, die sie bei den Wahlen in Aussicht gestellt haben. Wir wissen, rote dies« Versmh «lsgehen mutz, und fühlen »ns stwrk genug zu nächst an dte A. S. P. wenden wird, damit diese einen ihrer Wähler- mhl entsprechenden Einfluß in der Regierung erhalt und ein ent sprechendes Matz von Verantwortung übernimmt. Sollte sic das ver- wrigern, so würde wohl Hermann Nluller den Auftrag der Kabinetts bildung zurückgeben. Vorläufiges Ergebnis ans 81 Wahlkreisen (Es steht noch aus: Kreis 17, Hannover-Ost.) in 1000 Stimmen I Sitze 1920 j 1919 ! 1920 1v19 Die Deutschnationalen 2 673 3005 j 48 75 Die Deutsche Volkspartei 8178 1533 ! 54') 163 Das Zentrum 2 720 5 777 54 89 Die bayrische Volkspartei 7S4 18 Die Demokraten 1996 5571 41 43 Die Mebcbeitssoziatisten 4 721 11509 96') — Die Anadbängigen 4123 2 317 ! 08 20 Die Kommunisten 398 — I 6 Gesamtzahl d. adgeg. Stimmen > 21 584 29 712 j 380 390 ') Einschließlich der chnen aus dem Abstimmungsgebiet verbleibenden. 2) einschließlich der ihnen aus den Abstimmungsgebieten verbleiben den 18. Das würde für die Koalition 204, für Sic Rechtsopposttion 102 und für die Linksopposition 74, zusammen 176 Sitze ergeben. verhindern, daß er auf Kosten -er Arbeiterklasse gemacht wird. Die Kämpfe, die uns bevorstehen, werden nicht leicht fein, aber die Klarheit, die st« schassen werden, ist die Vorbedin gung für Sen Zusammenschluß des gesamten Prole tariats im Lager des revolutionären Sozialismus und damit stii seinen Sieg ' So zeigt sich die SUmmung dec Linken. Von rechts her ist man zum Paktieren wesentlich geneigter, aber angesichts der Stimmungen, die vor. links kommen, ist es müßig, wenn in den Blättern der Rechten die Möglichkeiten der Kombinationen von der Wolkspariei oder gar den Dcutschnationalrn bis zur Sozialdemokratie erörtert wer den. Die alte Sozialdemokratie orientiert ihren Blick scharf nach links, da sie fühlt, daß jede Absicht, mit einer der Rechtsparteien zusammen- zuarbeiten, sie auch noch drn Rest ihrer Anhängerschaft kosten würde. Bleibt von der alten Koalition die Demokratie. Es hat in dec Nationalversammlung Demokraten gegeben, die es für ein Glück hielten, daß die Partei das Zünglein cm der Wage' spielen könne. Fast scheint es, als ob gewisse Kreise aus dieser Rolle auch für die neue Lage Trost und Hoffnung zu finden glauben. Sie sollen sich nicht täuschen. War schon früher die Positron, die zwischen -en beiden extremen Mächte gruppen den Ausschlag zu geben hatte, ost genug kritisch, so ist sie jetzt geradezu lebensgefährlich. Denn jetzt ist die politische Situation nicht mehr mit einer Wage zu vergleichen, sondern mit -em Mahlgang einer Mühle, und wer zwilchen das Getriebe dec beiden Steine kommt, riskiert, zermahlen zu werden. In dieser bedrohlichen Lage befindet sich die Demokratie, der dec Gedanke ebenso unerträglich sein muß, mit der radikalen Linken zusammenzugehem, wie mit der nationalistischen Rechten. Was also? Das Kabinett Hal seine Portefeuilles zur Verfügung gestellt. Das Interimistikum muß so kurz als möglich gestaltet werden, aus den mannigfachsten Gründen, von denen der maßgebende außen politische, die nabende Spakonferenz, sich von selbst versteht. Inner politisch ist es notwendig, eine Regierung nach wirklich großen Gesichts punkten zusammenzubringen, daß nichts diese Aufgabe mehr erschwert, daß nichts sic mehr zu einem Geschäft un- Lämcher herabzieht als der Einfluß des Parlaments. Es ist kennzeichnen- für die Rechte, daß sie heule in einem Interview im «Berliner Lokalanzeiger' sich für den Gedanken einer Geschäftsregierung lebhaft erwärmt. So ein fach wird sie sich aber der Verantwortlichkeit nicht zu entziehen ver mögen. Sie bat auf ein Extrem mit aller Verantwortungslosigkeit hin getrieben, nun scheut sie vor ihm zurück. Das ist zu verstehen, aber es ist nickt zu dulden. Keines der beiden Extreme bietet einen gangbaren Weg, und die Btunde drängt zum Beginn des Marsches. Das Drängen ist so stark, datz man bereits beginnt, die großen Ziele, mit denen man in den Kampf gezogen ist, aus den Augen zu verlieren üb« der Sorge, wie nur die ersten Etappen überwunden werden sollen. Schon sehen nüchtern un ernsthaft erwägende Politiker keinen andern Ausweg, als daß versucht werden müße, die alte Koalition trotz ihrer fast nicht vorhandenen Majorität die Geschäfte weiterführen zu lassen, damit sie wenigstens über die wirtschaftlich schwierigsten zwei Sommermonate und die außen politische Belastung der Spa-Konferenz hinweahelfe And dann? «N e u wa h l eul' sagt die „D e u t s ch e Al lg. Z t g.', und sie erhofft von ihnen «in weniger zwiespältiges Bit-, als es dies« Wahlen ergeben haben. Damit ist -aS Wort ausgesprochen, das tn den Gedanken mehr als eines weltschauenden PiHtikers « neu kritischen Punkt darstellt. Dieser Reichstag ist eine Unmöglich keit, von welcher Seite mau ihn auch anfieht, und eS ist nicht auszudenken, wie für vier lange, von ungeheuersten Aufgaben erfüllte Jahre er die Geschicke Deutschlands be stimmen - soll. Diese Erkenntnis wird mit zwingend« Gewalt um sich greifen im deutsch« Volk, denn so wenlg es bet der Wahl des S. Juni politische» Sinn bewiesen hat, so notwendig wird eS poli tisches Denken lernen müßen aus der Frucht seiner letzten sdoffenllich letzten) unpolitischen Handlung Die Fragezeichen sind warnend auf- gerichtete Wegweif«. O Reu« Münchner Geiselmorbprozefi. In München begann am Montag vor dem Volksgericht der dritte Geiselmordprozeß. Angeklagt sind wegen Mordes der Niährig« Münchner Metzger WallerShavier and der LSfäkrige Wien« Hutmacker Rotter. Beide bestreiten, bei -er Erschießung der Geiseln beteiligt gewesen zu sein. Die Sphinx I'. L. Die Stimmung aus den beiden Selten, wo die großen Wahigervmne liegen, ist gehoben, aber keineswegs triumphal Es ist doch zu Vieles bedenklich an der augenblicklichen Lage, als daß selbst die Sieger des Wahlkampfes sich gänzlich darüber täuschen Könnten. Eie haben ja ihre sieghafte Kraft an den prak tischen Ausgaben noch nicht erprobt. Sie haben sich bisher vdn keinem Bewußtsein der Verantwortung beschwert gefühlt. Jetzt aber erhebt sich die kurze, doch inhaltsschwere Frage vor ihnen: WaS nun? Jehl Hilst kein Reden mehr, jetzt geht's ans Tun! Auch fürchten sie wohl, wenn sie ihren Jubel zu laut erschallen ließen, daß das Echo von der anderen Seite nicht minder heftig zurückschallen und ihre Anhänger unsanft daran mahnen könnte, daß mich die radikale Gegnerschaft des anderen Flügels bedroh lich stark geworden ist. Wir wollen nur hoffen, daß wir in keine Schaukelpolitik hineingeraten, bei der heute Rechts und morgen Links obenauf ist. und, statt daß sich ein Gleichgewicht, eine Ruhe lage herstellt, schließlich ein Unglück passiert, indem der Trag balken durchbricht oder in der Mitte keine Unterlage mehr zu be schaffen ist. Das Schicksal der bisherigen Unterlage, des Regierungs blockes, ist bis zur Stunde noch immer ungewiß. Rach manchen annähernden Meldungen über das Gesamtergebnis hat die Re- giciungskoalition die Mehrheit bereits verloren. ES scheint frei lich, daß diese Zählungen von den Grenzgebieten des Reiches ab- sehctt, in denen in nächster Zeit Volksgbstimmungen üoer ihre staatsrechtliche Zugehörigkeit abgehalten werden sollen, die des halb nicht zum Reichstage gewählt haben, und deren bisherige Abgeordnete daher vorläufig im Reichstage bleiben. Nimmt man diese Bezirke hinzu, so steint cs bis jetzt noch möglich, daß eine kleine, allerdings geringfügige Mehrheit deS Rcgierungsdivckes erhalten bleibt. Mein damit wäre nur eine Verschiebung der Regierungskrise, aus der, wie gestern schon gesagt wurde, eine Krije des Reiches werden kann, gewährleistet. Dem: jene Volks abstimmungen werden in kurzer Zeit staitfinden, und dann werden diese Gebiete entweder dein Reiche verloren gehen oder sic wer den ebenfalls zum Reichstage wählen, wodurch vermutlich die weitere Erhaltung der Regierungskoalition auch nicht zu sichern wäre. Es scheint also, daß das Leben der bisherigen Kvaliiivns- regierung, auch von ihrem Personalbestände abgesehen, in jedem Falt nur noch von kurzer Dauer sein kann. Außerdem waren auch für diese Spanne Zeit die Schwierigkeiten des Zusammenarkciieris erhöht. Denn erstens wäre die Grundlage sehr viel schmaler, die Lage der Regierung also unsicherer geworden als früher, und zweitens würden sich vermutlich die sachlichen Mcinungsvcrschie- denheiten innerhalb des Kabinetts verschärfen, indem die Sozia listen mehr nach links, die Demokraten vielleicht, was psychologisch begreiflich, politisch darum aber noch Kickt richtig wäre, mehr als bisher nach rechts hinüber neigten. Nur das Zentrum würde sich wahrscheinlich noch elastischer anpajs n als bisher. Es erklärt bereits jetzt durch die .Ger mania" mit der ganzen Unbefangenheit, die dieser konfessionellen, angeblich also unpolitischen und m Wahrheit doch am meisten politischen Partei von jeher im Bewußtsein ihrer Unerschütter lichkeit eigen war, daß sie unter Umständen auch mit den Unab hängigen zusammen arbeiten würde. Das Zentrum könnte sich in einem solchen Falle allerdings mit Seelenruhe auf die Rechte berufen, die ebenfalls von Vorurteilen bei der Wahl ihrer Bundesgenossen noch nie behindert worden ist. Nicht nur die Nalionalbolschewisten der äußersten Rechten bestätigen den alten Sah, daß sich die Extreme berühren, auch die Agitation der Deutschnationalen Volkspartei soll in gewissen Industrie gebieten sich ziemlich anreißerisch an die radikalen Arbeiter herangemacht und ihnen unter Verheißung besonderer Lebens mittelzufuhren klar zu machen gesucht hoben, daß sich nach der Wahl auch mit der Rechten zusammen leben ließe, die ja dir Landwirtschaft hinter sich habe, also schon manches Wirksame zur Verbesserung der Lage -er Arbeiter tun könnte. . . . Ans solche Beziehungen allein könnte sich ja der Plan einer Koalitionsregie rung, bestehend aus der äußersten Rechten und der äußersten Linken, stützen, der trotzdem lediglich als abenteuerlich zu bewerten ist rurd keinen Auaenblick ernsthafter Erwägung verdient. Wir glauben freilich, daß das grundsätzliche Hindernis auf der Linken und nicht aus der Rechten liegt. Aebrigens erklären die Unab hängigen naa> wie vor, daß sie überhaupt mit keiner bürgerlichen Partei zusammen regieren würden, womit sich dieses Problem MrUlusig erledigt. Gleichgültig, ob das Schicksal der Koalition schon jetzt oder erst in kurzer Zett entschieden wird, das fernere Schicksal der Demokratie und der Deutschen Demokratischen Partei bleibt davon ebenso unberührt wie von dem diesmaligen WahtausfaU. Das ist unsere feste Aeberzeugung! Der Ideengehalt -er Demo kratie wird sich durchsetzen, und ihr praktischer Wert für die deutsche Gegenwart und Zukunft ist so unvergleichlich und einzig, daß man sagen kann: Das deutsche Volk und Reich werden demokratisch sein oder sie werden nicht sein. Wenn das deutsche Volk in seiner Mehrheit das heute noch nicht einsieht, so kann uns das nicht irre machen. Die Demokratie, von deren Wahrheit und Notwendigkeit wir angesichts des chaotischen Wahlergebnisses mehr , als je überzeugt sind, bedeutet ja nicht, daß man jÄe Ent scheidung der jeweiligen Mehrheit als richtig ansieht — auch Konzilien können irren' — und sich ihr innerlich fügt, sondern nur, daß man sie als praktisch-politisch maßgebend anerkennt.