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s » Morgen-Ausgabe Kartsblatt des Kate» und des pollretarnt« -er Stadt Leipzig Et» »»««»« „»Mi M- 1«r Lrt»jl, ue» °v-rsr»« ,w«l»>a> I4»Nch in« Vk z«g « Ha»1 «Ärscht S«»»t»»4 »>«« g. ai««>d« »»»«rl-M. I,r«»d»l«i in»»a«.M.0^0. Birch »»!«« »>1>oerU,t»FUlal«» »t Ha»» »«brach« m»a«Il.M.1U.—, »I«tt«> «drl. M.M-—: »»rch »t« P,st I»»«rba»V«»t1chl«n»« D«Ia»r-A»t»ad« m»»«N. «. 7M -«rt.liebrllch «2LS0. Mor,«,-»,««.b« «l.L-. Ab.»».«»«, »ad« M.LKÜ, S»»»ta»<-A»«»ad« M. m»»«IUch la»slchlt«HIich V»N- „strl^dührj. Ä»1I->ni«,«rIa»d: M. W —».vr»cksach«».P»,t». e«^t»»M»«r»: M,r»«n.B»«»»d« SO P'.. Ad«nd-A,»,ad« «0 Pt» S»nnta»t-A»t»ad« 40 Pf. Hauplschrtftleiter: Dr. Lrlcb Everth, Leipzig. 114. Jahrgang Är^t.«t»,Ig u. Uma«d. »«« «NrspaU. V,»»ar«Ill«r«»« M. l./L, o»a autw-rt» M. 2.L>; Äaj«Ig«i» »»» d«hi>rd«a im amltlch«» L«tl di« 4r,npar<>ll«j«li, M.LLa ».a»«».M. L.— : di«Ia« 4t»j«t»«a »l« 4r»»»ar«ill«j«U« M l.aa o,» a»1»4ri« Md. iLU, ch«IchLfttanitI»«, mll Plaf,»,r!chrtfi«n t» Pr«is« «rd-d«. Pl«d »nd Vai«»»»rschr1f« »ha« B«rdin»lichd«N. »»»»»«apreif« fil» di« D«I,mtaufla»« da» ta»I«»d Md. U.— a«ii», für r«tlaosla>« da« r„I«ad Md IS.— »,N». f«r Pafiaasla»« Postgedldr «xira. F«r»I»r«ch-a»Ichl»bRr.14E >4»IU u,d 14d<»4. — P»stlch«chd«ato 7Ä«. chchrittl«it»»» «»» Diichästsß«»«: 2»da»»>«»aII« dl». I» Verlag: Dr. Reinhold L To^ Leipzig. Rr. 28« Sonnabend, den v. 3«»k 1V2V Sinwshne» Leixzigr! In den Stürmen der Revolution saht Ihr Eure Rettung in der Demokratie und wühltet Deutsch-Demokratisch. Glaubt Ihr, daß eS diesmal anders ist? — Zeder Ruck nach rechts oder links bedeutet neuen Bürgerkrieg! Drum bleibt bet der Partei der Alitte und des Ausgleichs. Bleibt Deutsch-Demokratisch und wählt die Liste Goetz—Schneider. DklltWM und dll rnW-MnW Weg Ostpreußen nicht gefährdet Verli«, 4. 3uni. (Drahtdericht unserer Berliner Schriftleltung.) Meldungen, die offensichtlich aus dem Presse-1 opparat der französischen Republik stammen, sprachen seit einigen Tagen von einer möglichenJntervention Frankreichs im polnisch- rofsifchen Krieg«. Polen soll angeblich in Paris einen Schritt in dieser Hinsicht unternommen und erklärt haben, daß es sich höchstens noch dis Ende 2unt halten könne, und als Schreckgespenst soll es den Einzug der Roten Armee in Warschau an die Wand gemalt haben. Darauf hin habe man in französischen Regierungsstellen den Plan erwogen, so rasch wie möglich 100 000 Mann vorwiegend farbige Truppen zur Verfügung zu stellen. Gewisse Meldungen besagen sogar, daß Frankreich Polen diese Wassenhilse bereits zugesichert habe. DaLng - land den Transport zu Schiff über Danzig mit Rücksicht muf die Stellungnahme der englischen Seeleute verweigere, wolle man ver suchen, die Zustimmung Deutschlands für den Durchmarsch franzö sischer Truppen zu erlangen. Wir halten diese Nachricht zunächst für einen Versuchsballon, wollen aber keineswegs verkennen, daß sich die Dinge im Osten vielleicht ein mal so entuückeln können, daß sie uns zu einer aktiven Stellungnahme im polnisch-russischen Konflikt nöligen könnten. Wir glauben für diesen Fall nicht, daß di« deutsche Regierung Veranlassung hat, sich irgendwie für die bisher uns gegenüber eine obstruktive Haltung einnehmende polnisch« Regierung inS Zeug zu legen. Nachdem der Versailler Vertrag für lange Zeit dt« Dinge im Westen und di- Beziehungen zwischen uns und -em politisch nach Westen neigenden polnischen Staate regelt, be ruht unsere Hoffnung, das haben wir in keinem Augenblick« verkannt, auf dem Osten, -. h. auf Rußland. Ls ist durchaus verkehrt, annehmen zu wollen, daß die gegenwärtigen Kämpfe der russischen Truppen gegen die Polen von dem russischen Volke in seiner großen Mehrheit mit zu mindest stillschweigender Feindseligkeit gegen die Sowsetregierung verfolgt werden. 3m Gegenteil, alle Nachrichten, die aus Rußland zu unS dringen, besagen, daß mit den Erfolgen der Roten Armes über die Polen geradezu eine neue Woge nationaler Begeisterung bilrch das ermüdete Rußland gezogen sei, und daß sich jedenfalls in der Abwehr eines von einer fremden Nation organisierten Anmarsches die russischen Volksgenossen, ohne Unterschied ihrer Partei, zum gemein samen Verteidtgungskampfe zusammenfinden werden. Vorläufig sind aber die oben angedeuteten Fragen überhaupt noch nicht aktuell. Düe Lag« an der russisch-polnischen Front wird bei uns an den maßgebenden militärischen Stellen durch aus nicht so ungünstig für die Polen beurteilt, wie es die Hilferufe aus Warschau für die Polen glauben machen möchten. 3m Gegentel nimmt man an unterrichteten und sachverständigen Stellen im Reichsmini - sterium an, daß gegenwärtig etwa ein Gleichgewicht der Kräfteauf dem östlichen Kriegsschauplätze hergestellt ist. Die Kämpfe zwischen den Russen und Polen dauern fort, ohne daß aber dadurch wesentliche A'enderungen in der taktischen oder strategischen Lage herbei geführt worden sind. Die große russische Gegenoffensive ist zum Stehen gekommmen, und es ist bemerkenswert, daß nach der Ansicht unserer Militärkreise Kiew sich noch in den Händen der Polen befindet. Die Wiederaufnahme des Vormarsches durch die russische Armee, so wird von militärischer Seite versichert, braucht min destens einig« Wochen Zeit zur Vorbereitung, und erst nach dieser Operationspaose wird sich beurteilen lassen, wie sich die militärische Si tuation im Osten in Zukunft gestalten kann. Von einer Gefahr- düng Ostpreußens, die in manchen Köpfen spukt, kann, wenig stens vorläufig, nicht die Rede sein; sie ist für die nächsten Wochen durchaus unwahrscheinlich. * * * Berlin, 4. 3uni. (Drahtdericht.) 3n amtlichen Kreisen nimmt man entschieden Stellung gegen die Mitteilungen aus polnischer Quelle, wo nach Frankreich beabsichtigt, erforderlichenfalls Verstärkungen für Polen durch Deutschland hlndurchzufüihren und dafür die Genehmigung der deutschen Regierung zu verlangen. Man ist in Regierungskreisen einstimmig der Ansicht, daß man ein derartiges Ansinnen, wenn es überhaupt gestellt werden sollte, mit aller Ent schiedenheit zurückwetsen werde. Deutschland wird nie seine Einwilligung dazu geben, Sowjetrutzland gegenüber seine Neutralität zu verletzen. Ueberdies kenne Frankreich die Stellung Deutschlands aus früheren Vorkommnissen, und man hofft, daß die Franzosen sich nicht zu einer derart illoyalen Forderung an Deutschland hlnrettzrn lasten werden. England, Polen und Rußland kl. Q. Noch immer läßt England seine Stellung zu dem großen russische» Problem offen. Lloyd George hat Krassin emp fangen. Ergebnis der langen Audienz ist, daß Sowjetrutzland in London eine große Handelszentrale eröffnen darf, wobei vorerst unent- scht«d«n bleibt, ob Krassin oder seine Beauftragten mit andern Waren aü bolschewistischen Aufklärungsschriften werden handeln wollen oder können. Krassin hat dieses Zugeständnis unter -er Bedingung erhalten, daß er in Moskau seinen ganzen Einfluß dafür einseht, daß die eng lischen Gefangenen rasch freigelassen werden; rr wird die Antwort seiner Regierung zu einem neuen Gespräch mit Lloyd George benützen. Sie wird vermutlich zusagend ausfallen. Sowjetrutzland hat an englischen Gefangenen nicht das geringste Interesse. Inzwischen geht es den Polen an der russischen Nordfront weiter schlecht. Man soll zwar den aus Ostpreußen kommenden Meldungen über geflohen« polnisch« Offiziere und ihre Aussagen nicht zu viel Glau ben beimeflen — solche Nachrichten liegen zu sehr im Interesse derer, di, in Ostpreußen begreiflich vor den russischen Bolschewisten bangen — aber auch ohne solche Nachrichten kann man annehmen, daß sich die polnische Arme« in Litauen und Weißrußland unter dem russischen Druck wenig wohlfühlt. Polen fleht sich nach Hilfe um. Ls hat sich an Frankreich gewandt, — ob die Hilfstruppen schwarz oder weih sein werden, soll den Polen angeblich dabet gleichgültig sein —; von eng lischer Hilfe hört, man dagegen wenig oder gar nichts, und zur selben Zeit hat sich der enltsche Oberkommissar Tower von Danzig in Sachen einer aufsehenerregenden Verhaftung in Dirschau zweifelsfrei gegen di« polnische Auffassung der Sache ausgesprochen. Trotzdem mag es verfrüht sein, England nun auf jeden Fall auf der russischen Seite zu sehen und ihm gegenüber Polen feindliche Ab sichten zu unterstellen. England wartet nur, und diese- Warten schlägt zurzeit mehr nach Rußland als nach Polen aus, während man bald nach der ukrainischen Offensive der Warschauer Regierung glauben mochte daS Gegenteil sei richtig. Offenbar hatte damals der in War- schau als wenig gut unterrichtet geltende, englische Gesandt« etwas optimistische Berichte gesandt, in der Zwischenzeit ist man auch in Eng land bester belehrt worden. Nun will man abwarten. Daß man dabei keinen Augenblick zögern wird, auch gegenüber Rußland seine Inter essen auf das energischste za verfechten, wenn sie bedroht erscheinen sollten, zeigt eine offenbar englischen Quellen entstammende Nachricht aus Litauen. Darin wird gesagt, daß dieses Land keineswegs ge statten werde, daß Sowjetruhland die jetzt unrechtmäßigerweise von Polen b«seht«n Teile Litauens den Polen abnehme, um sie selber zu behalten. Von Moskau aus ist darauf prompt der Bescheid «tngegangen, man denke nicht daran, die Selbständigkeit Litauens anzuzweifeln und hoffe, daß die eben angebahnten Friedensverhandlungen bald zu gutem Ergebnis führen. Daß man dabei in Wahrheit stets die englischen Interessen in Litauen und nicht Litauen selber meint, kann man ohne Mühe polnischen Blättern entnehmen, di« fast täglich von dem wachsen- dem Einfluß des englischen Handels in Litauen zu berichten wissen. Man sieht, England fährt vorerst noch immer zwrr- spännig. Das Sattelpferd ist zwar jetzt Rußland, aber man hat ja, falls dieses sich in absehbarer Zeit etwa doch noch als Versager Heraus stellen sollte, immer noch in d«r Hand, auf daS Handpferd Polen zorück- zugreifen, zumal schon die Drohung mit solchem Wechsel eine erhebliche Herabminderung der Moskauer Aeberheblichkeit erzielen kann. Man merkt dies vor allem auch an den sehr geschickten Schachzügen Eng land- im nahen Orient; eine gewisse Annäherung der auch hier un durchsichtigen englischen Politik an die Richtung Kjemal-Pascha ist un verkennbar; vielleicht ist man soeben dabei, in London über «ine vor- läufige Interessenabgrenzung zwischen Sowjetrußland, Enver-Pascha und Großbritannien nachzusinnen. Man kann das in aller Ruhe tun, noch ist man ja der inneren Ohnmacht Rußlands sicher, und sie ist eS auch, die England einigen militärischen Erfolgen der No m Armeen ruhig zusehen läßt. (Siehe auch Sette S.) Berufung deutscher Firme« durch die Reparationskommiffion Frankfurt a. 4. Juni. (Eigener Drahtdericht.) Für die Wiederherstellung der zerstörten Bergwerke in Nordfrankreich war bisher nur eine fanzöstsch-belgische Gruppe von Unternehmern tätig. Nunmehr wurde auch die deutsche Schachtdauindustrle durch die Reparationskommisflon herangezogen. Wie di« .Franks. Zig.' er fährt. sind von den deutschen Schachldaugeselllchaften, vor allem von d«r Tiefbau- und Kälteindustrie A. G. vormalt Gebhardt u. Koenig und der Deutschen 6chachkbau-A. G., beld« in Nordhausen, Maschinen und Appa rate in größerem Umfang erworben worden, die für Rechnung des Deut schen Reiches rum Wiederaufbau nach Frankreich gehen. Es handelt sich um Objekt« von einigen Millionen, und man muß da mit rechnen, -aß noch weitere derartige Erwerbungen erfolgen »erden. Reichsdarlehe« für die Pirmaseufer Schuhiuduftrie? Verll», 4. Juni. (Drahtdericht.) Wie wir von- zuständiger Stell« erfahren, steht das Retchsarbettsmtnisterlum mit der Pir masenser Schuhwarenlndustrie in Verhandlungen, um die Wiederaufnahme des Betriebes in einem Teile der geschloffenen Schuhwarenfabriken herbelzuführen. Es wird daran ge dacht, aus den Mitteln der produktiven ErwerdSlofenfürsorg« Dar lehen zu gewähren, die in ihrer Höh« nach der Ersparnis an der Er- werbslosenfürsorge bemessen werden. Die Preise für Schubwaren, dl« auf diesem Weg« hergestellt werden, sollen sich in einer Höhe hatten, die sie auch für die minder bemittelte Bevölkerung erträglich erscheinen läßt. Davon wird zugleich «ine günstig« Einwirkung auf di« Haltung des SchuhwarenhandeÜ erwartet, der sich ^gegenwärtig noch nicht zu dem notwendigen Abbau der Preise entschließen konnte. Das Erlebnis der Demokratie letzte, unverbesserliche Form erscheint — in ruhigeren Zeiten entscheiden. Eines allen Volksschichten di« gleiche Möglichkeit gibt, sich po itisch zuwirken, und daß er die Bevorzugung einzelner Klasser Wie nationales Gefühl an keine bestimmte Staalsjorm oder Partei gebunden ist, sondern als eine Kraft anerkannt werden muß, die — dem Individuum bewußt oder unbewußt — aus dem perjönlichen Erlebnis jedes einzelnen im Volke erwächst und zur Gemeinschaft aller Etammesgenossen drängt, ebensowenig darf uns demokratische Gesinnung verbunden sein mit besonderen For derungen einzelner Volkskreife, sondern wir müssen uns bewußt werden^ daß demokratische Gesinnung Gemeingut aller Deut schen werden kann und — wie ich glaube — werden muß, sofern nicht das Urteil auf uns einmal Anwedung finden soll, das der Historiker Friedjung über Oesterreich fällte, als er die Schilderung der Schlacht von Königgrätz mit den Worten schloß: Oest^reich ging an Oesterreich zugrunde! Schon einmal in unseren Zähren erwachte das deutsche Volk zu demokratischer Gesinnung, in T^-gen gemeinsamer Erhebung, gemeinsamen Wollens und gemeinsamer Zielsetzung. Wohl weih ich, daß der Geist der Augusttagevon 1914 in seinem plötz lichen Ausbruch keine politisch-demokratischen Ziele verfolgte, aber ich möchte das Erlebnis jener Tage als den Beweis dafür ansehen, daß echtes nationales Gefühl, wie ich es oben zu deuten versuchte, in seiner letzten Möglichkeit eins werden kann mit dem Er lebnis wahrer Demokratie. Denn war nicht in jenen Wochen, leider nur aus allzu kurze Zeit, das erreicht, was jedem aufrechten Demokraten, heute wie je, als höchstes politisches Ziel vorschwebte: hatten wir damals nicht alles Trennende in Gesinnung und Wirt schaftslage der einzelnen Volksschichten vergessen, fühlten wir nicht, als uns Vernichtung drohte, nur einen Pulsschlag durch unser Volk gehen? Damals waren wir im Geiste Demokraten, ohne daß wir uns dessen bewußt gewesen sind, auch deshalb, weil in den ersten Monaten des Krieges unsere politischen und mili tärischen Führer vom Vertrauen des gesamten Volkes getragen wurden und das, wie wir glaubten, zu erreichen suchten, was uns allen selbstverständliche Notwendigkeit war: die Abwehr eines Angriffes, der unser nationales Leben bedrohte. Das Erlebnis der Demokratie, verbunden mit der höchstmög lichen Steigerung des echten Nationalgefühls, wie es größer kaum je einem Volke beschieden war, wurde für uns Episode, weil unS Staatsmänner fehlten von dem Holze, aus dem ein Boyen und Gnetsenau geschnitzt waren, die uns die Staatsform gegeben hätten, in die das für erfolgreiche Durchführung des Krieges un bedingt notwendige demokratische Gefühl hätte fließen können und in der es für die Gemeinschaft fruchtbringend gewirkt hätte. Währen- es im August 1914 hieß: .Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche", wurden in Preußen noch jahrelang die wahlfähigen Staatsbürger in drei Klassen eingeteilt, und im Reiche diejenigen versteckt oder offensichtlich als Verräter am Volke bezeichnet, denen ihr demokratisches Bewußtsein, ihre Liebe zu jedem einzelnen im Volke, der in den Kriegsjahren Unge heures erleiden mußte, gebot, den Regierenden'zuzurufen, sie sollten sich mit einem Frieden begnügen, der uns vielleicht keinen äußerlich sichtbaren Gewinn brächte, wohl aber unserem Volke die nationale Existenz sicherte. Wir wollen heute nicht rechten, nicht anklagen, wir wollen lernen aus der Vergangenheit. Wenn wir zurückschauend die Fehler der Führenden von damals erkennen, so laßt uns nicht die Keile nock tiefer in unser Volk treiben, die es zu seinem Unglück heute noch zerspalten! Erfüllung muß jetzt werden dessen, was uns damals versagt wurde — und die Möglichkeit zu dieser Erfüllung ist gegeben! Ein Rahmen wurde uns in der Verfassung des Reiches und der Länder geschaffen, in den daS demokratische Gemeinschaftsgefühl zu fruchtbarer Wirksamkeit strömen kann. Nicht sei heute die Frage, ob dieser Rahmen jedem von uns in all seinen Linien als letzte, unverbesserliche Form erscheint — darüber kann das Volk in ruhigeren Zeiten entscheiden. Eines jedoch steht fest, daß er allen Volksschichten dt« gleiche Möglichkeit gibt, sich po itisch aus zuwirken, und daß er die Bevorzugung einzelner Klassen für immer ausschließt. Aber der Rahmen, dessen Errichtung den meisten von uns Sehnsucht war, ist noch nicht so ausgefüllt, wie wir es hoffen müssen. Wir sind heute noch kein demokratisches Volk, weil gegenwärtig noch unserer Gesamtheit das fehlt, was ich das Er lebnis der Demokratie nannte. Der Krieg verschärfte in seiner langen Dauer die Gegensätze, die im August 1914 überwunden schienen. Der Kampf ums täg liche Brot, den -er einzeln« schärfer denn je zu führen hatte, ließ uuS daS eigene Schicksal oft wichtiger erscheinen als die ge meinsame Not. Schieber- und Wuchertum trugen dazu bei, daß die Spaltungen im Volke immer größer wurden. Noch immer leiden wir an den Nöten des Krieges. Sa vergleichbar ist die Stimmung -es vorschauenden Politikers ttsiserer Tage dem Angst gefühl, das unS Ahnungslose beschlich, als unser Volk von einer Welt von Feinden überfallen zu werden schien. ^Damals sanden wir -en Weg zur Gemeinschaft; damals, als uns Vernichtung nicht mehr bedrohte als heute, als wir ein Parkes, gesundes und reichet Volk waren. Und heute, wo wir schwach und krank an- arm -anieder liegen, wo wir als Paria »ater den Völkern angesehen werden, wo wir nicht wissen, ob wir