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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 02.04.1919
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1919-04-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19190402013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1919040201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1919040201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-04
- Tag 1919-04-02
-
Monat
1919-04
-
Jahr
1919
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Morgen-Ausgabe Nr 142 Bezugspreis: L M »l»il«l>^d«Nch M. !»r Ädd»l»r mrnallich Ar. 2^0 »arch ,nl«k» FlUaxa inl Hast «edrachl msaaXlch Ai. olertei- I1dkl»v durch di« Pag Inn«rda!d D«u>!chiand Velamt-Astaad« »»US» ch Al. >0>, k ^ri«IIddiIIch M. v.oo AI„q«n Au»«ad» Bd«»d-B»»Uid; Al. !,vv. S»nnIag1-L»»-od« Al. U.VV moaalUch aat!chll«blich VsIldefteUxedddr». EiszsU smm«« v^orgkU.Aotgad« l - Pi.. Abend-Butgad« tü Ps. Hauptsthrijlteiler: Dr. Erich Eoerlh, Leipzig. 118. Jahrgang Anzeigenpreis: LLNL Artige« ». Bsddrdes I» »mit. T»U dl» g»I<>n»I rll» lvü p». o an«» IN Vf.: dieln« Air,«l,»n di« g»l,n»lzeli« ^5 c'f, au»,varl» 4U Pf.: l«s»r»sg<jaschl<>g V«pl»rnokzu!chlag: Uel>«>-llti Z«il»n Umtang 8Ü«»,, kd«r ^u>l Asilen: LOtl». lö«Ich<itl»an>« ««» ,nli -p!vp»oil>' > ilr» t» preit« s«dsd>. Vlat »"d Dat«»»»rtchrllt »dn« A«idiu»ltcht«>^ B«iiag«n: Vesamiasflau« Ai. 7.— da« Lautrad au«tch t o !q-> >nr. F«U»tpk<ch-A»ichl,i, -Ar. IL'iVL >««:«« an» !«<>«I. — Vo>! chr^donl, 7UUL Schrijilrilnug o»d Setchesitstrll«: üshaanl^ga^e 7-r.a, Verlag: Dr. Reinkold L Lo., Leipzig. Mittwoch, den 8. April iL!v Die SLrerklage im Ruhrgebiet assen (Ruhr), 1. April. (Drahtbericht.) Soweit sich dl« Lage bi« ^ht übersehe» läßt, hatte die S t r e i u a u f f o r b e r u u g der Sporta- biden nur geringen Erfolg. Die größte Zahl der Ausständigen ist im Dortmunder und Wittener Bezirk, von wo di« Be wegung den Ausgang nahm. Im Oberhausener Bezirk ist nur di« Zech« Lohberg ausständig. Aus den Zechen der Gewerkschaft Deutscher Kaiser und in Hamborn wird überall gearbeitet. 3» den Bezirken Altendorf, Werden und Hattingen sind die Zechen Gottfried, Wilhelm und Viktoria, im Essener Bezirk die Zechen König Wilhelm und Amalie vom Streik betroffen. Auf der Zeche Herkules, wo di« Belegschaft gestern ausständig war. ist die Arbeit heute wieder ausge nommen worden. Ebenso arbeiten die Belegschaften der Zechen Longenbrah n und Königin Elisabeth. Im Recklinghauener Gebiet sind tue Belegschaften der Zechen Auguste Viktoria uuo König Ludwig auS- ständlg. Zu Ruhestörungen ist es nirgends gekommen. Berlin, 1. April. (Drahlbcricht.) Der .Vorwärts' meldet über dl« Lag« im Ruhrgebiet: In Bochum wa>c der Generalstreik bis Mittag nicht ausgebrochen. In Dortmund hat der Streik bisher keinen größeren Umfang als gestern angenommen. Bei den aus Lastrop gemeldeten Schießereien wurden fünf Personen gelötet, meh rer« verwundet. Aus Willen verlautet, bah derSlreik dem End« «ntgegenzugehen schein«; teilweise werde schon heute wieder gearbeitet. In der Umgebung dagegen dauere der Ausstand unver mindert fort. Auf den Zechenanlagen im Hernsr Gebiet streiken vier tausend Arbeiter. Es heisst, das; morgen der Generalstreik ausdrechen werd«. Aus Bochum wird gemeldet, daß in der Arbeiterschaft groß« Erregung herrsche. In Versammlungen hatten die radikalen Elemente die Vorherrschaft; die besonnenen Elemente wurden niedergeschricn. Berlin, 1. April. sDrahtbericht unserer Berliner 6 ch r i s t l e t t u n g.) Ueber die Lage im Ruhrrevier läßt sich zur Stunde ein abschließendes Urteil noch nicht fällen. Der für den heutigen Tag angekllndizte Generalstreik läßt ojsenbor noch auf sich warten. Man spricht jedoch auch schon von eurem allgemeinen General str e l'k f ü r d e n 3. A p r 1 l. Rach anderen Versionen soll der General streik auch erst am 10. April seinen A. fang nehmen. Abgesehen von den Zechen des Dortmunder, Bochumer und Wittener Revier-, auf denen der schon seil mehieren Tagen andauernd« Streik auch heute fortgesetzt wird, ist es bis mittags nur auf ganz wenig Zechen zu neuen Arbeitsniederlegungen gekommen. 3m Ham born er Revier, wo di« Kommunisten bisher den grössten Erfolg hatten, sind di« Belegschaften nirgendwo der Streikparole gefolgt. Aus allen Zechen wird vorläufig weitergearbeilel. Allem Anschein nach ist unter den Bergarbeitern des Hamborner Reviers eine gewisse E r - Nüchterung eingetrelen, die zur Ausrechteckaltung der Ruhe im Ruhrrevier vorgesehenen Truppen sind, wie wir hören, heute in Hamm eingetrr ffen. Es sind 3000 Mann, die in dem dortigen Bezirk ein- ouarllert sind, um erforderlichenfalls sofort nach den durch fpartakidischen Terror bedrohten Orlen aozugehen. Esten. 1. April. (Drahtbcricht.) In Hörde hak der Streik damit begonnen, daß sämtliche Hochöfen von den Spartakiden stlll- gelegt worden sind. Die Strelklust ist hier tm Lause des gestrigen TageS gestiegen, doch ist mit der Einstellung der Arbeit erst für heute nachmittag zu rechnen. Im großen und ganzen kam die Nachricht vom Streik der Arbeiterschaft im Ruhrgebiet überraschend. Aus schreitungen sind bisher nicht vorgekommen. Streikagitation in Berlin Berlin, 1. April. (Eigener Drahlbericht.) In einer großen Anzahl von Berliner Fabrikbelrieben haben gestern die revolutio nären Vertrauensleute zur Niederleaung der Arbeit für dorn Minden Montag ausgesordert. Alle Anzeichen deuten darauf hin, daß im Zusammenhang mit dem Generalstreik lm Ruhrrevier ein« neue Eeneralstreikunternehmung der Spartakiden auch für Berlin versucht werden soll. * * * Berlin, 1. April. (Drahlbertcht.) Zu der kürzlich verbreiteten Nachricht über bevor st «hrnd« neue Unruhen in Berlin erfährt der .L.-A." von einem Regierungsvertreter folgendes: Wir sind aus das genanestr über alle Vorgänge unlerrichlet und auf alle Eventualitä'cn hinlänglich vorbereitet. Wir werden mit rück sichtslosester Scvärfe eine solche Bewegung niederschlagen. Die Reichs regierung bat kein« Furcht vor scharfer Kritik. Auch di« wirklichen Uebergrifse der Negierungstruppen und anderer Organe werden in keiner Weise eine Milderung der nötgen Maßnahmen her- beisühren. Einzelne Uebergrifse sind allerdings über das Maß hinaus gegangen, aber das Vertrauen zu den Reglerungstruppen darf dadurch nicht erschüttert werden. Di« Nervosität der Siraßenkämpfe entschul digt manche Tat, die objektiv genommen streng zu verurteilen ist. Der Generalstreik für ganz Württemberg erklärt Berlin, 1. Aprll. (Drahlbertcht.) Wie das .Achluhrabendblakl' aus Stuttgart meldet, kam es hule zwischen Regierungs truppen und D e m o n st i a n > e n zu einem Zu sam men st oh, wobei viel« Personen verletzt und drei getötet wurden. Die Regierungs truppen trieben dl« Demonstranten auseinander, worauf bald die Ord nung wl derherxestelit wurde. — Die Stuttgarter Slrcikleilung hat den Generalstreik für ganz Württemberg proklamiert. Daraufhin hat auch die Führung der Württemberg« r Bürger schaft beschlossen, den bürgerlichen Gegeustreik gleichfalls auf ganz Württemberg auszudehnen. Die Lage wird immer kritischer, zumal da dl« Versorgung mit Gas und Elektrizität eingestellt ist. Di« Haltung der Mehrheitssozialisten i st noch nicht ganz geklärt. In einigen Betrieben haben sie sich gegen den Streik er klärt; «inlg« Gruppen jedoch geraten immer mehr unter radikale» Eln- fluh. Unabhängige und Kommunisten handeln gemeinsam. Der bürgerliche Gegenjtreik Stuttgart, 1. April. (Drahtbericht.) Heul« vormittag hat hier zur Bekämpsung d»S Generalstreiks der Abwehrstrelk eingesetzt, der zugleich «lne Vertrau«nskundg«bung für dl« Regierung sein soll. An dem Abwehrstrelk beteiligen sich Handwerk, Ge werbe, Kaufleute, Handel und Industrie, staatlich«, städtische und private Beamte, Aerzt« und Apotheker, sowie sonstige sr «i « B « rus «. Di« hiesigen Zeitungen werden bis auf weiteres nicht «rschelnen. Der Postbetrleb ruht vollständig, «benso d«r Straß «nbahnverkehr. Die Sla-'l-elsenbahn bewirkt« heut« srüh lediglich den Arbeiterverkehr und dl« M i l ch v e r s o r g u n g. Statigart, 1. April. (Drahtbericht.) In einem Ausruf der Bürgerschaft zum Generalstreik werden folgende Forde- rangen an dl« Slaatsreglerung gestellt: Ordnung, Sicherheit und Ardetlsmögllchkelt, Aufrechterhaltung aller lebenswichtigen Betriebe, insbesondere von GaS, Wasser und Elektrizität, ungestörte BelriebSfähiykelt aller Verkehrseinrichtungen, ßkatzendahnen, Eisenbahnen, Post, Telegraph an- Fernsprecher, ge sichert« und regelmäßig« Zufuhr aller notwendigen Lebensmittel, insbesondere Milch für Kinder, Krank« und Greise, gerechte und talkräjttge Durchführung bestehender Ge schäfte, gleiches Recht sür alle, Garantien für persönliche Freiheit in jeder Beziehung, gesetzgeberische Gewalt der Regierung und der durch Mehrheitswillen erwählten Volksvertreter Der Ausruf richtet ferner die Aufforderung an die Arbeitgeber, ihren Angestellten die Stieiktage zu vergüten. Der Landesausschuß der Soldatenräte steht nach wie vor aus dem Boden der Streikgegner und hat eine dementsprechende Kundgebung erlassen. Reue Kampfe in Frankfurt a. M. Frankfurt (Main), 1. April. (Drahtbericht.) Nach Verhältnis- mähigcr Ruh« während des Vormittags wurden mittags nach 12 Ahr neue Ausschreitungen verübt, die wiederum in der Altstadt begannen. In der Allerheillgenstraß« versucht« der Mob, in Lebensmittelgeschäfte und Bäckercien einzudringen, um zu plündern. Die gesamten zur Verfügung stehenden Poiizeikräsi« sind sofort nach dort ausgerückt. Die Kämpfe sind zurzeit noch im Gang«. Die zefähr- delen Gegenden wurden von mit Handgranaten ausgerüsteten Polizei truppen abgesperrt. Frankfurt a. M^ 1. April. (Drahtbertcht.) Die SlcherhelkS- organe sind seit heute nachmittag vollständig Herr der Lage. DI« mittags in der Altsiad-t wieder vorgckommenen Plünderungs versuche wurden im Keime erstickt. Die Zahl der Plünderung-- okt« hat sich auf 18 erhöht. Unter den 12 Toten befinden sich vier Frauen. Verschieden« Verletzt« schweben noch in Lebensgefahr. Die Arbeiterorganisationen der Fabriken Haden beschlossen, sich den Eicher- Heilsorganen zur Verfügung zu stellen, um weitere Unruhen zu ver hüten Die Opfer der Frankfurter Unruhen Frankfurt a. M., 1. April. (E i g. Drahtbertcht.) Bei den Unruhen In Franksurt wurden dis jetzt 12 Personen als tot fest- gestellt. Sieben Plünderer wurden erschossen; ferner sind je 2 Mann der Hilfspolizei und 2 Matrosen tot. Unter anderem wurde auch ein städtisches Lebensmittellager geplündert und 70000 Lier, 200 Zentner Butter und 100 Zentner Speck geraubt. Frankfurt, 1. April. (Eigener Drahtberlchk.) Die Polizei erläßt im Verfolg der ötraßenunruhen folgende Bekanntmachungen: Die Straßensperre beginnt mit dem heutigen Abend schon um 7 Uhr. DK Kinovorstellungen, Theater, Konzerte. Kasseehäuser, Gast wirtschaften und ander« Unternehmungen Hademrum 8 Uhr abends zu schließen. Der Stroßenhandel, soweit er nicht konzessioniert ist, ist verboten. Aus dem Boerne-Platz und den einmündenden Straßen i t jeder Etraßenhandel bet Lebensgefahr verboten. Jedes Waffentragen ist untersagt. Wer unberechtigterckeise mit Waffen angenofsen wirb, muß als Plünderer betrachtet und bestraft werden. Bet Zuwiderhand lungen tritt neben den gesetzlich zulässigen Höchststrafen öffentliche Be kanntmachung hinzu. Außerdem ist bei Verstoß gegen die von den Be amten ongcordneten schärfsten Maßnahmen größt« LebenS- gesahr vorhanden. Der Arbeiterrat hat iu einer Vollsitzung sich scharf gegen di« Unruhen ausgesprochen. Kommunistische Schreckensherrschaft in Nnqarn? Wien, 1. April. (DrahtberlchlunsereSWieaerMkk- arbeiterS.) Die Wiener Blätter veröffentlichen a ifsehenerregende Berichte über eine Schreckensherrschaft der Bolschewisten Ungarns. Ein aas Budapest in Wien eingclrossener Diplomat be- rlchtet in der «Wiener Mittagspost', daß löO ehemalig« Abge ordnete verhaktet worden seien. Die L « b « n S m i l l e l n o I in Budapest sei furchtbar, und es habe eine Massenflucht bür gerlicher Elemente eingesetzt. Das .Tagblatt' bringt Berichte aus Oedenburg eingetroffener Reisender, wonach 800 Rotgardisten do l einmarschicrl seien, Kirchenbilder zerstört und Profestoren und Nonne« aus deu geistlichen Schulen vertrieben hätten. Alle Geschäfte sind ge sperrt. In Sluhlweitzeuburg kam es zwischen der Zisilbeoöl- kerung und den Rotgardisten zu Schießereien. In Fi schämend wurden zwei kommunistische Flieger verhaftet, die über Wien angeblich Bomben und Flugzeit«! abwerfen wollten. In Wien wurde ein Kom munist verhaft:k, der ein ungarisches Werbebureau errichten wollte. Wien, 1. April. (Drahtbericht.) Nach einer Prager Blättermeldung (and dort eine sozialistische Massenversammlung statt, in der beschloßen wurde überall Arbeiterräte zu bilden und den Kampf um dl« Diktatur des Proletariats aufzunehmen. Frankreichs Vorschläge an Deutschöfterreich Wien, 1. Apvl. (Drahlbertcht unseres Wiener Mit- arbelters.) Ueber einen neuen Lockversuch Frankreichs an Deutsch- Oesterreich telegraphiert der Baseler Korrespondent des anschlußfrlnd- lichen .Neuen Wiener Journals', Frankreich habe folgenden Vorschlag an Deutsch-Oesterreich gelangen losten: Deulsch-Oestcrreich er- hält die west ungarischen Komitat« mit Oedenburg sowie den südmährischen Bez rk Znalm. falls der Anschluß an Deutsch land unter bleibt. Tirol soll eine unabhängige selbständige Republik werden. Der Zweck dieser doppelten Neubildung wär« einer seits, Wien dte Mögkchke l einer besseren Versorgung aus den gemüsereichen Komttaten Westungarns zu gewährte sten, anderseits Deutsch-Oesterreich von dem passiven Tirol zu entlasten. Die Ablösung der deutschen Truppen an der O front Berlin, l. April. (Drohtb«rlchl.) Wie von amtlicher Stelle mitgeleill wird» hat di« deulsch« Regierung dcn Wunsch, dir deutschen Truppen recht bald aus dem Baltikum an- Litauen herausznziehe». D « Entente Kanu aber, wie sie erklärt, di« deutschen Truppe» nochuichlenldehre». Sobald es legend möglich wäre, sollen dies« tu di« Heimai zurückbcfördcrt werden. Di« gleich« Stelle delvnt, datz zwischen Deutschland »ud Rußland kein Kriegszu stand desteh« «nd der «Verkehr a»U der russische« Sowfetreg erung keineswegs abgebrochen ist. Bolschewistische Kundgebung französischer Soldaten Berlin, 1. April. (Drahtbertcht unserer Berliner Schriftleilung.) Lin russischer Funkspruch ,An alle' vom 26. März teilt u. a. mit, eine Gruppe französischer Sol daten in Odessa hab« an die Redaktionen französischer kommunisti scher Zeitungen «inen Brief gerichtet, worin sie lhve voll« Solidari tät mlt der russischen k o m m u n l st l sch r n Revolution zum Ausdruck bringen. Sl« weigern sich, fortzufahren, di» international« revolutionäre Bewegung zu bekämpfen und fordern Ihre unver zügliche Rückkehr nach Frankreich, um so 'chnell als mög lich de.- Sowjetregterung den Sieg Zr sichern. Zum Entwurfs einer Kapitalertrag^stsArr 1)r. I. Nichts ist schwerer, als eine neue Steuer nach ihrem wahren Sinne und ihrer volkswirtschaftlichen Tragweite zu ersajjcii. Man kann nur nach und nach eindringsn. 3m folgenden jollen einzelne Bemerkungen, dis sich auf den ersten Eindruck stutzen, gemacht werden. — Die Vorlage bringt nur einen Ausschnitt aus der geplanten großen Steusrgesetzg.bung, die ja doch nicht ad- geschlossen werden kann, ehe nicht der .Endbedarf" sssrstshj: dieser aber hängt von unseren Feinden und ihrer Vernunft ab. Man kann zweifeln, ob es zweckmäßig ist, die neuen Sieuerpläna dem Voike tropfenweise zuzusiihren. Will man es etwa aus diese Weise langsam an den Anblick dessen, was noch vor kurzem un möglich schien, gewöhnen? An sich eine gute und wohlwollend« Absicht. Nur bleiben eben Aebsrraschungcn, namentlich schlimme, nicht ausgeschlossen. And gerade die KapitalertragSslcuec s../rs:t geradezu nach -er Ergänzung durch andere Sleuerarten. Wir greifen hier zwei Punkte heraus. Erstens: die neue Steuer trifft nur den Ertrag aus mobilem Kapital; das Einkommen aus immobilem soll später an die Neihe kommen. Kann man sich aber hierauf verlassen und muß man nicht mit der Möglichkeit rechnen, daß die Besteuerung des mobilen Kapitals durchgeht, die deS immobilen aber scheuert? Eleuergeseße haben einen langen parlamentarischen Kurs zu durchlaufen, diS sie im Hafen des Ge setzblattes landen. Zweitens: die neue Steuer trifft mit der gleichen Wucht <10 Prozent!) den kleinen und mittleren Rentner wie den Großkapitalisten; den Ausgleich will man, so heißt cS, bei der allgemeinen Vermögensabgabe schaffen, wo die Kleinen und Mittleren verhältnismäßig geschont werden sollen. Also wiederum eine Verweisung aus immerhin ungewisse Zukuns:^- pläne, ohne deren Erfüllung,daS neue Gesetz für sich allein ungerecht wäre. Hiervon abgesehen, begrüßen wir ln dem Entwürfe die erste große N e i ch S einkommenfteuer. An dieser ihrer Ligcnschast ist nicht zu rütteln. Zwar soll sie nicht von demjenigen bezahlt wer den, der das Einkommen bezieht; nicht vom Gläubiger, sondern vom Schuldner. Letzterer ist aber nur dec Steuerzahler. Steuerträger ist der Kapilalgläubiger und Objekt der Steuer ist ganz zweifellos das von ihm bezogene Einkommen. Die Be zahlung durch den Schuldner bedeutet nur eine besondere E.» hebungSform, die mit der bei der Tantiemesteuer vergleichbar ist. Auch letztere Ekeuer will wirtschaftlich den Bezugsberechtigten treffen, wird aber von den Aktiengesellschaften usw. bezahlt oder verlegt. Weshalb sie denn auch vom Reichsgericht zutreffend als partielle Einkommensteuer (also eine direkte N e i ch S steuer!) bezeichnet wurde: dies zu einer Zeit, als eS noch verpönt war, an eine solche NeichSsteuer überhaupt nur zu denken. Wechalv man denn damals auch vorzog, die Tantiemesteuer etwas schar.r- hast in daS Gewand einer Stempelsteuer zu hüilen. Daß die neue KapttalerlragSsteuer den Gläubiger als eigentlichen Slcucrttägec treffen soll, kommt übrigens ln Paragraph 7 des Entwurfes zu scharfem Ausdruck. Dort ist bestimmt, daß eine Vereinbare.g zwischen Gläubiger und Schuldner, wonach etwa letzterer die Steuer zu seinen Lasten übernähme, nichtig sein soll. Für die Tantiemesteuer fehlt bekanntlich eine entsprechende Bestimmung. Auch dle neue Steuer soll aus praktischen Gründen dn ch Verwendung einer Stempelmarke entrichtet werden. Das Lars man sich freilich nicht so vorfteUen, als müsse nun jeder einzelne ZinSschein verstempelt werden. Bei so genannten «Sammelrenten', also Dividenden und Anleihe zinsen jeder Art, soll die Steuer bei der Couvon- elnlösung gleich im ganzen an daS Reich abgeführt werden. Nur bei solchen steuerpflichtigen Erträgen, die auf E i n- zelgeschäflen beruhen, z. B. bei Hypolhekenz.nsen, Dar- lehnszinsen, muß bei jeder Einzelzählung eiue ötcmvelmar„e i:r H. <>e deS SieuerbetrageS verwendet werden. Zu diesem Zwecks wird vorgcschriebcn, daß der Schuldner dem Gläubiger allemal eine schriftliche Mitteilung von der Zinszahlung machen und auf diese Mitteilung die Etempelmarke aufkleden soll. Wo nun das Reich selber Schuldner ist, gelten die Steuerbeträge einfach dadurch als entrichtet, daß das Reich sie einbehült. Das bedeutet: die Zinsen werden um den Betrag der Steuer verkürzt. Leider soll dies auch bei der Kriegsanleihe geschehen. Also doch! — so hören wir manchen Kriegsanleihezeichner sagen. And im Ergebnisse yunbclt es sich zweifellos um eine Zwangskonversivn der Kriegsanleihe um 10 Prozent. Also aus den Zinssatz angcwendcl: um eine Herabsetzung des Zinsfußes von 5 auf 4)4 Prozent. Denn ob man die Herabsetzung direkt vornlmmt oder mittelbar durch Abzug einer Steuer, läuft aus dasselbe hinaus. Aber eS hilft nichts. Wenn die neue Steuer wirklich 1^ Milliarden bringen soll, wie der Reichsfinanzmlntster hofft, dann kann man an den riesigen Ziffern der Kriegsanleihe nicht vorübergehen. Dle Kriegsanlcwe- zeichner teilen dann daS Schicksal der ZinSverkürzung mit den Be sitzern anderer Anleihen, die, wie dle Anleihen überhaupt, .ewig', nämlich unkündbar stnd. Dieses Schicksal ist freilich um so härter, als zufolge der Unkündbarkeit ein« Abwälzung auf den Schuldner nicht möglich ist. Während es sonst, z. B. bei Hypotheken, wohl nicht ausdlelben kann, daß die Steuer von seilen des Gläubigers, der -ort ln der Regel der stärkere Teil ist, auf den Schuldner ab-- gewälzt werden wird. DaS würde dann letzten Endes zu einer allgemeinen Herauffchroubung deS Zinsfußes führen. Man kann an dieser volkswirtschaftlich nicht unbedenklichen Folgeerscheinung nicht vorüdergehen, wenn man die neue Steuer richtig beurteilen will. Damit soll jedoch über diesen Plan deS Rclchsfinanz» Ministers keineswegs der Stab gebrochen sein. Der Ge danke, daß daß sogenannte arbeitslose Einkommen stärker belastet werden soll, alt bat persönlich erarbeitete Ein kommen, ist an sich gesund. Eine stlttliche, soziale und wirtschaftlich« Berechtigung hierzu ist unbestreitbar. Nur darf man .arbeitslos' nicht ohne weitere- mit .mühelos' glelchstellen. Zum mindesten ist so manches Kapikalsinkommen recht .mühevoll' erworv«n und hierauf muß bei der Besteue rung unbedingt Rücksicht genommen werden. Daher denn die oben geforderte Schonung der kleinen und mittleren Kapitalien, sei «S im Rohmen dieser Steuer, sei eS ausgleichsweise in dem einer anderen, unadwettbar ist. — Poch sei erwähnt, daß die neue
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