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Amts- und AnzeiMatt für den MM- Wrk des Amtsgerichts NbeHock sertionspreiS: die kleinsp. ' ten, sowie bei allen Reichs- und dessen Amaeöuna. Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. ,8. Jasr««»«. 11V Donnerstllg, den 1. Oktober L8S1 Infolge Anzeige vom gestrigen Tage ist heute auf Folium 184 des Handels registers für die Stadt Herr Luchhalter Lrnst Oslcsr ttstm in Eibenllock als Prokurist der Firma Ik'kul Hecltvl in Eibenstock eingetragen worden. Eibenstock, am 30. September 1891. Königliches Amtsgericht. Kautzsch. Ttzr. Gesucht wird sofort ein geübter Copist im Alter von nicht unter 18 Jahren. Ge halt 500 bis 550 Mark jährlich. Eibenstock, am 30. September 189l. Der Stadtrath. »r. Körner. Wsch. 10. öffentliche Sitzuiitl der Stadtverordneten Donnerstag, den 1. Gclover 1891, Abends >/-8 Mr im Rathhaussaale. Eibenstock, am 29. September 1891. Der Stadtverordneten-Vorsteher. Richard Hertel. 1) Berathung bcz. Beschlußfassung in der Schuibauangelegenheit, 2) deSgl. über die Einführung einer Biersteuer, 3) Rarhsbeschluß, Abtretung von städtischem Areal zum S^rnflügclweg betr., 4) Wahl von unbesoldeten RathSmitgliedern. b) Ev. Weiteres. Friedensklänge. Zu ungewöhnlicher Jahreszeit haben wir April wetter bekommen — nicht in der Natur, wohl aber in der Politik. Man brauchte gerade kein professions mäßiger Schwarzseher zu sein, um die dunklen Wolken, die sich seit den Tagen von Kronstadt am politischen Himmel zeigten, für unheilschwangere und sturmver kündende zu halten. Wir haben seitdem mehrfach Stimmungsumschlag beobachten können; die KricgS- furcht behielt aber immer die Oberhand und unter ihrem Einfluß stockten Handel und Wandel. Jetzt aber vereinigen sich plötzlich wieder die an allen Ecken und Enden in Europa geblasenen Friedensschalmeien zu einer zauberischen, sinnberückenden Harmonie. Reichskanzler v. Caprivi, der sonst wenig öffent lich spricht, hat bei einem Regimentsfeste in Osna brück am Sonntag die beruhigendsten Versicherungen gegeben. Er sprach seine vollste Zuversicht in der Erhaltung des Friedens aus und meinte, auch die „Annäherungen der Staaten" in der neuesten Zeit gäben keinen Grund zu Befürchtungen; dieselben seien nur der Ausdruck schon vorhandener Verhält nisse; vielleicht seien dieselben nicht« anderes als die Feststellung eines europäischen Gleichgewichts, wie es früher bestanden habe. Keine der europäischen Re gierungen wolle, soweit er eS zu übersehen vermöge, den Krieg, der in seinen Leiden und Folgen alle früheren Kriege voraussichtlich übertreffen würde. Auch die Verhältnisse im Innern, um welche der Kaiser stets bemüht sei, würden zu einem befriedigenden Abschluß führen, wennschon vielleicht erst nach Jahr zehnten. In der wichtigsten Frage sei die Regierung sowohl eine Regierung der Arbeiter als eine der Arbeitgeber. Wenn es den Arbeitgebern schlecht gehe, hätten die Arbeiter zunächst darunter zu leiden. Es werde auch unter der Osnabrücker Stadtvertretung Männer geben, denen die Ueberleitung in die jetzigen Ver hältnisse schwer geworden sei; allein diese Herren dürften nicht mit ihren Herzen, sondern müßten mit dem Verstände rechnen, und dann die Nothwendigkeit der jetzigen Verhältnisse erkennen. Während hier der verantwortliche Leiter der deutschen Politik die Kronstädter Verbrüderung in nicht mißzu verstehender Weise als unbedenklich hinstellte, kam auf dieselbe gleichzeitig der französische Minister de» Auswärtigen näher zu sprechen. Bei der Enthüllung des in Bapaume dem General Faidherbe errichteten Denkmals gedachte Herr Ribot am Sonntage der Besuche, die die französische Flotte abgestattel habe. Europa habe Frankreich endlich Gerechtigkeit widerfahren lassen. (!) Die Vorgänge von Kronstadt hätten in den kleinsten Ortschaften Frankreichs Widerhall ge sunden. ES ergsbe sich hieraus, daß sich Frankreich in einer neuen Lage befinde, was aber nicht etwa bedeute, daß eS sich einer neuen Politik anzupassen habe. Die bisher befolgte Politik sei eine so günstige gewesen, daß man sie nicht aufgeben dürfe an dem Tage, wo ihr Werth vor aller Augen zu Tage trete und wo Frankreich beginne, die Früchte derselben einzuernten. „In dem Augenblicke, wo wir mit der größten Würde in Frieden leben können, werden wir uns nicht dem aussetzen, den Frieden zu gefährden." Als dritter im Bunde läßt endlich auch Rußland die Friedensschalmei ertönen. Der Brüsseler „Nord" erklärt nämlich in einem halbamtlichen Artikel, Kaiser Wilhelm habe durch die Aufhebung des Paßzwanges einen hervorragenden Beweis von Friedensliebe ab gelegt, wofür ganz Europa ihm dankbar sein müsse. Die Aufhebung des Paßzwangcs sei eine Handlung internationaler Friedenspolitik. Ferner veröffentlicht die in Paris erscheinende, gleich dem „Nord" halb amtliche „Correspondeuce russc" einen Artikel, in welchem ausgefllbrt wird, daß aus der Nichtbegegiiung der Kaiser von Deutschland und Rußland keine nach theiligen Schlüsse gezogen werden dürften. Die letzte Petersburger Reise des Kaisers Wilhelm wäre auf besondere Einladung des Zaren behufs Theilnahme an den großen russischen Manövern erfolgt; der Zar werde seinerseits den großen deutschen Manövern beiwohnen. Das persönliche Verhältniß zwischen beiden Kaisern sei ein äußerst herzliches. Diese Friedensbetheuerungen finden endlich »och eine weitere Bekräftigung durch eine Meldung der „Magdeb. Ztg.", daß Graf Schuwalow dem Kaiser Wilhelm ein eigen händiges Schreiben res Zaren überbringen werde. Hoffen wir, daß dieser schöne Zusammenklang Bestand habe und nicht sobald wieder durch furiose Mißtöne gestört werde. Hagesgeschichte. — Deutschland. Die verblüffende Thatsache, daß die neue russische Anleihe auch in Deutschland aufgelegt wird, steht im Mittelpunkte der öffentlichen Erörterungen. Die Hauptfrage bildet dabei die Stellungnahme der Reichsregicrung. Bon Börsenblättern, welche den beiden bctheiligten Ber liner Bankhäusern Mendelssohn rind Warschauer nahe stehen, wird noch immer behauptet, die Regier ung habe nicht nur keine Einwendungen dagegen er hoben, daß die Anleihe in Berlin zur Zeichnung aufgelegt wird, sondern habe sogar erkennen lassen, daß ihr dies willkommen sei. Nach der Erzählung des Herrn Mendelssohn hat ihm der Reichskanzler, als er zu demselben ging, um zu fragen, ob im In teresse der Rcichspolitik etwas einzuwendcn sei, wenn er die ihm angevotene Betheiligung an der russischen Anleihe annähme, geantwortet: er hätte nicht allein nichts dagegen, sondern cs wäre ihm sogar Wünschens werth, wenn die Anleihe auch an der Berliner Börse aufgelegt würde. Anders lauten dagegen die Erkundig ungen der „Kreuzztg." Darnach hat sich Herr Mendels sohn, an den von St. Petersburg aus die Aufforder ung herantrat, die Anleihe in Berlin aufzulcgen, in dem Gefühl, daß es ein wenig sauberes Geschäft sei, in das er sich zu vertiefen im Begriff war, behufs moralischer Deckung zum preußischen Finanzminister Miquel begeben. Von diesem erhielt er den Bescheid, daß die Frage eine politische sei; vom Standpunkte des Finanzministeriums betrachtet, könne die Heran ziehung deutschen Kapitals für russische Zwecke natürlich nicht erwünscht sein. Herr Mendelssohn hat darauf das auswärtige Amt bestürmt, auch schließlich Zutritt beim Reichskanzler gefunden, der ihm aus seine Anfrage den Bescheid gab, er möge thnn was er nicht lassen könne, die Reichsregierung werde sich neutral verhalten. Bei den bekannten Beziehungen der Firmen Mendelssohn und War schauer zum russischen Finanzministerium, bemerkt hierzu die,, Kreuzztg.", hätte eine andere Antwort vielleicht die Folge gehabt, daß sich in russiscken Regierungskreisen die Ansicht verbreitete, die Reichs regierung habe die Betheiligung an der Anleihe verboten. Es mögen Gründe vorgelegen haben, die es nicht wünschenswerth erscheine» ließen, daß eine solche Vorstellung Platz griff. Auch mag der Reichs kanzler Herrn Mendelssohn sür weniger harthörig ge halten haben, als er cs offenbar ist. Der in seinen Gedanken von dem großen Geschäft gefangene Bankier hörte aus der Antwort ein „ja" heraus und zog daraus den Schluß, daß er auf den Namen des Reichskanz lers sein Geschäft zur Ausführung bringen könne. — Die „Hamb. Nachr." besprechen die Vorgänge bei der Entlassung Bismarck's und sagen, daß Zwischenschiebunge» die Haltbarkeit der verfassungs mäßigen Stellung des Reichskanzlers beeinträchtigt hätten. Sie hätten stattgefundcn von militärischer, privater und kollegialer Seite, von konservativen Fraktionsführern und auch von höheren Stellen aus. Am wirksamsten seien die Beziehungen gewesen, welche Kollegen, unter Umgehung des Kanzlers, unter Be kämpfung seiner Politik und unter Benutzung res amtlichen Zutritts an höchster Stelle erlangten. — Der betreffende Artikel schließt: „Ebenso ungerecht wie jener Vorwurf sind die in manchen Blättern ge machten Andeutungen, als ob Fürst Bismarck nacl> dem Wiedereintritte in sein früheres Amt streben könne. Wir »heilen in Beziehung auf die Unmög lichkeit hiervon vollständig die Ausführung res „Con- servativen Wochenblattes" und wir kennen für dieselbe auch noch andere Gründe als die dort dargelcgten. — Daß wir für unsere Eindrücke spezielle Thalsachen anführen sollten, ist jedoch ein verfrühter Anspruch; die Geschichte registrirt die Thatsachen erst, wenn rie Wirkungen die ein Staatsmann voraussehen kann, sich wirklich vollzogen haben. WaS schließlich unser Recht zur Kritik anlangt, — „Wozu in aller Welt solche Artikel?" ward neulicb von einer Seite gefragt, der ras Verständniß für rie Aufgabe der Presse zu fehlen scheint — so haben die „Hamburger Nach richten" hier nicht das Bestreben, rie gegenwärtige Regierung zu bekämpfen oder gar durch eine ankere zu ersetzen, sondern nur das verfassungsmäßige Recht der Presse, die Paragraphen der Reichsverfassung und der preußischen Verfassung bezüglich der Ministervcr- antwortlichkcit der jedesmalige» Regierung gegenwärtig zu halten." — Nicht uninteressante sozialdemokratische Enthüllungen bringt ein Charlottenburger Blatt. Ein mit der Parteileitung unzufriedener „Junger" veröffentlicht dort eine Serie von Artikeln unter der Aufschrift „Hinter den Kulissen der Sozialdemokratie". Unter Anderm wird darin das Folgende au-geplaudert: „Bekanntlich wurde mit der Verlängerung des So zialistengesetze« der „Sozialdemokrat" nach Zürich ver legt. Vier Jahre gelang e«, von dort da» verbotene Blatt nach Deutschland zu schmuggeln. Dann aber kam die Polizei hinter die Schliche der Einfuhr und der „Sozialdemokrat" wurde von da ab in London gedruckt. Aber auch da dauerte die Herrlichkeit nicht lange. Interessant ist, daß die letzte Nummer, die