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Hmiß. r. klllrch. mer. r: «rei't. ünvr. n. !§e1uisiäsr. ines Freiver- Mts- mS Aozeittbllltt Abonnement Viertels. z M. 20 Pf. einschlicßl. des »Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage »Seifen blasen-' in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. für de» Ajirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Ps. ltlkgr.-Ldresse: Amtsblatt. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Fernsprecher Ur. SIU. LAOS ^7 SN ------ 52. Jahrgang. ------! Dienstag, den 1. August mehr bestehen. Fürst Bülow hat eS selbst ausgesprochen, daß die Lage zwischen Frankreich und Deuischlano in einem be stimmten Augenblick »gespannt und gefahrvoll" gewesen sei, und noch mehr geht da» au» den Acußerungen de» früheren fran zösischen Ministers de» Aeußeren, Herrn Delcassö, hervor. Dieser Leiter der französischen auswärtigen Politik hat ganz offen und mit Stolz ausgesprochen, daß er von Anfang an daraus hin gearbeitet habe, Deutschland zu vereinsamen, e» von der Teil nahme an allen wichtigen Fragen der Welt auSzuschließcn und in der marokkanischen Frage e» bi» zu einem Kriege zu treiben, in dem er hoffte, der Hilfe England» sicher zu sein. E» ist nun der Friedensliebe und der verständigen Einsicht de» französischen Gcsamtministcrium», da» darin die Stimmung de« größten Teile» de« französischen Volke» wiederspiegelte, zu verdanken, daß diese drohenden Wolken sich verzogen haben, — denn daß Deutschland diesem Kriege im Interesse seiner nationalen Ehre nicht hätte au« dem Wege gehen dürfen, ist klar. Wir wären unwürdig unserer Väter, die da« Deutsche Reich geschaffen haben, wenn wir vor dem säbelrasselnden Abenteurer Delcassv zurückgewichcn wären. E» ist durchaus falsch, davon zu reden, ob Marokko un» einen Krieg wert sei oder nicht. Darum handelte e« sich bei der ganzen Sache gar nicht, sondern darum, ob wir un« von Frankreich vor aller Welt au» dem Sattel heben lassen wollen oder nicht. Die Politik Delcasse» mußte notwendig — auch ohne Marokko — zu einem Kriege mit Deutschland treiben, ebenso wie die Napoleons III. im Jahre 1870. Unsere Staats männer konnten dabei nicht» tun, al» den für un» günstigsten Augenblick zu erspähen, und da» ist ihnen anscheinend gut ge lungen. Sie verdienen dafür den aufrichtigen Dank de« deutschen und de» französischen Volke», dem sie einen ehrenvollen Rückzug au» der verlorenen Stellung ermöglicht haben, in die Delcassö c» geführt hat. Bedauerlich ist auf deutscher Seite nur, daß im Volke der Ernst der Lage nicht erkannt worden ist und auch jetzt nicht genügend gewürdigt wird. Nicht al« ob wir den Krieg mit Frankreich zu fürchten hätten, aber die hinter un» liegenden 35 Friedensjahre dürfen un» darüber nicht täuschen, daß wir fort und fort nicht nur bereit, sondern auch gerüstet sein müssen, da« Werk unserer Väter zu verteidigen. Wenn ein Volk in der Welt sich nicht auf die Bärenhaut legen, sondern angestrengt auf dem Posten sein muß — nach Ost und West und nach der See hin —, so ist e« da« deutsche, dem Bismarck schon prophezeit hat, daß e« ein Jahrhundert lang seine neu er rungene Stellung gegen Europa zu verteidigen haben werde. Die Zeit de» Frieden« darf unsere Wachsamkeit nicht einschläfern. Wir dürfen nicht lahm und lau werden in den Pflichten, die eine große Vergangenheit un« auferlegt. E» wäre nationaler Selbst mord, wollten wir da« Schwert nicht andauernd scharf erhalten und Heer und Flotte nicht aus eine Höhe bringen, die e« miß günstigen Nachbarn geraten erscheinen läßt, mit un« nicht anzu binden. Da« ist die Lehre, die un« der Zwischenfall wegen Marokko« gibt. Wremja" liest man: »Augenblicklich wird die Ernte im ganzen europäischen Rußland eine sogen, »bunte Ernte" sein. Im all gemeinen wird genügend Korn zum eigenen Gebrauch und zur Ausfuhr vorhanden jein. Aber zugleich wird die Dorsbevölkerung ganzer Gebiete für den Winter dem Hunger preiSgcgeben sein, indem da« eigene Korn zur Ernährung nicht reichen wird, und Mittel, um Brot zu kaufen, beim fehlenden Arbeitslohn nicht vorhanden seh? werden." Die »PeterSburSki Nowosti" ermahnt die Bureaukratic, dem Nebel entgegenzutreten: »Soll sich wirklich dasselbe wiederholen, war vor 14 Jahren stattfand? Wird wirk lich wieder der günstige Moment für die Organisation einer Ver sorgung de« Volke« verpaßt werden? ES scheint, daß es so ist. Da« Korn wird von Tag zu Tag teurer. Jetzt müßte man die vorhandenen Vorräte de» vorjährigen und einen Teil de« dies jährigen Kornes aufkaufen und auf diese Weise einen Versorgungs fond« schaffen, um rechtzeitig dem Volke Helsen zu können. Denn e« steht sehr ernst " Ganz gewiß! Aber ebenso un ¬ bestreitbar ist auch da« Fiasko, da« die Bureaukratie bisher mit ihren Versuchen erlitt, die Versorgung der Bevölkerung bei Miß ernten in die Hand zu nehmen. Die »Nowcje Wremja" schlägt deshalb vor, diese wichtige Tätigkeit der Krei-administration zu entziehen und wieder den Landschaft«-Jnstitutionen zurückzugeben. Aber auch deren Eifer würde bald eine Grenze finden, vor der er Halt machen muß. Die Transportmittel für Getreide, die Eisenbahnlinien und ihr rollende» Material werden von der Kriegführung beansprucht, und io wird, schließt man nicht bald Frieden im fernen Osten, da» russische Volk zu den jetzigen Prüfungen eine weitere über sich ergehen lassen müssen, die nicht um deswillen an Furchtbarkeit verliert, weil sie ihm keine neue ist. — Die russische Revolution ist mit besonderer Heftigkeit letzter Tage in Nischni - Nowgorod zum AuSbruch ge kommen. Da« Petersburger Polizeidepartement veröffentlicht im »RczierungSboien" folgende Mitteilung über diese Vorgänge: Die Anregungen zu den Ausschreitungen gingen von ausständigen Arbeitern der Sormowo - Werke und einiger anderer Fabriken au«, denen sich auch einige Semstwo-Beamte angeschlossen hatten. Die Versuche der Demonstranten, sich zu vereinigen, wurden im Lause de» Tage» mehrmals von der Polizei vereitelt; ebenso vereitelte die Polizei die Absicht der Arbeitswilligen, über die Ruhestörer herzufallen. Am 23. Juli abend« vereinigten sich die Ruhestörer zu einem Umzug, obgleich eine nach tausenden zählende Menge von Händlern, Handwerkern und Arbeitern unzweideutig Miene machte, jede Kundgebung gewaltsam zu verhindern. Ein Schuß au« der Mitte der Ausständigen steigerte die Erbitterung der Volksmenge gegen die Ruhestörer, welche bei Andringen der Menge nach alle» Seiten flüchteten. Auf dem Ostroschki»Platz spielten sich wilde Szenen ab. Auf den Straßen und in den Häusern fing die erbitterte Menge die Demonstranten ein, miß handelte sie und stieß Verwünschungen gegen die Urheber de» Ausstande» aus. Da sich diese Szenen an verschiedenen Punkten der Stadt abspielten und die Volksmenge in solchem Grad er- und Oessentliche Sitzung des Bezirksausschusses zu Schwarzenberg findet Mittwoch, den 9. August 1905, von nachm. 3 Hlyr an im Verhandlungssaale der unterzeichneten Königlichen Amtshauptmannschaft statt. Schwarzenberg, den 27. Juli 1905. Königliche Amtshauptmannschaft. -Demmpring.'R. i-r Dessin-! umiillt SSL M -BereiR - lr > r HIL, Eibenstock ise-Whe -Wahl billigst «Ick««, str. 10. l8 ,Ide? suli, nachm lung. lorftand. te, weiße Haut, ?hen u. ein che- und Hautün- rauche man nur nmilchseife Radebeul Apolk. „Mnterm Schlachtvieh." Unter dieser Ueberschrist veröffentlicht die sozialdemokratische »Münchner Post" einen Schmähartikcl gegen da» deutsche Heer, der an Dummheit und Niedrigkeit der Gesinnung nur schwer zu übertreffen ist. E» wird darin im Anschluß an die Aeußerung de« Fürsten Bülow von dem Ernst der marokkanischen Frage der Ehrentod de« Soldaten auf dem Schlachtfelde mit dem Schlachten eine« Schweine« verglichen und der Schweinctod himmelhoch über den Soldatentod gestellt. Denn da« Schwein, da» »grunzend und aus dem Boden nach Leckerbissen schnuppernd au« dem Stalle derauSwackelt", erhält plötzlich einen Beilhieb auf den Rüssel und findet so ein schmerzlose« Ende, während im Kriege »tausende von Menschen in Wasserpsützen, in Ackerfurchen, im Sonnenbrand oder in eisiger Kälte Stunden, ja Tage hindurch hilflos mit furchtbaren Wunden liegen, um zuletzt elend zu sterben". Aber auch vom sittlichen Standpunkte au» stehe der Schweine tod unter Umständen höher al» der Soldatcntod. »Ein Schwein", io schreibt der Verfasser, „müßte sich sagen, daß sein natürlicher Lebenszweck da« Gesrcssenwerden ist, daß sein Tod gar manchem Hungrigen eine angenehme Stunde bereitet und ihm zu neuen Kräften verhilft. Wir wollen also den sehen, der uns mit ver nünftigen Gründen — Phrasen haben bei un« keinen Kurs — bestreitet, daß ein Schwein, da» zum Schlachten geführt wird, im Grunde besser daran ist, al« ein deutscher Soldat, der für einen solch ausgemachten Humbug wie den Maroikokoller sein Leben hätte hingeben müssen." Die aus diesen Zeilen sprechende Auffassung ist so roh, daß jeder Worr dagegen den Abscheu, den jeder anständige Mensch dagegen empfindet, nur abschwächen kann. Die Männer, die --en Heldentod für« Vaterland gestorben sind, denen ein dank- RareS Volk Denkmäler errichtet hat, zu denen e« mit scheuer Uhrsurcht ausblickt, bei deren Erinnerung der Jüngling sich ge- U'it, ihrer würdig zu sein, wenn in der Stunde der Gefahr da« M-terland auch ihn ruft, die Helden der Freiheitskriege und de» MAege» 1870/71 — alle sind sie nach der Auffassung de» Artikel- Ihreiber« einen Tod gestorben »unter dem Schlachtvieh!" U Wohin der Schrciher zielt, ist klar. Die Sozialdemokratie UM genau, daß da« festeste Bollwerk gegen den von ihr ge- Uddiaten Umsturz da» deutsche Heer ist mit seinen unerschütterten Rvealen von Vaterlandsliebe und KönigStreue. Und da sie diese - , Ideale den alten Soldaten und dem deutschen Volke nicht au« I Uhr nach dem Herzen reißen kann, so bewirft sie sie mit Schmutz und >uchl sie für eine verführte urteilslose Menge al« dumm und verächtlich hinzustellen. Da» ist die KampfeSweise, die die Sozialdemokratie zu jeder seit und allerorten befolgt. Aber »allzuscharf macht schartig", nd fast scheint er, daß auch Sozialdemokraten sich einer der artigen Herzensroheit au» dem Kreise der Genossen schämen. Wenigsten» hat von Vollmar, der Herausgeber der »Münchner Post", in der Oefsentlichkeit erklärt, daß er dem Artikel völlig UM v. M. 2,so an „ „ 3,so „ » » 5,o° „F „ „ 0,»s V » » I,ro U » » 1,s» I Im Handelsregister des Königlichen Amtsgerichts Eibenstock ist heute auf Blatt 189 (Firma: ^«rcklwwwck Valzxtmanw i« Eibenstock) eingetragen worden: Der bisherige Inhaber Karl Ferdinand Soigtmaun ist ausgeschieden; Albertine Aosakie verw. Moiglmauu geb. Sändler in Eibenstock ist Inhaberin. Eibenstock, den 27. Juli 1905. Königliches Amtsgericht. MU" Vermißt "MS wird seit dem Nachmittag des vergangenen Montag (24. Juli) die 11'/- Jahre alte Milda Ella Müller aus Schönheide, die sich zur angegebenen Zeit vom oberen Teile hiesigen Ortes aus in der Richtung nach Schnarrtann« in den Staatswald (vermutlich Abteilung 50 oder 51 des Schönheider Staatsforstreviers) begeben hat, um Heidelbeeren zu suchen, bis jetzt aber noch nicht wieder zurückgekehrt ist. Die Müller ist ihrem Alter angemessen ziemlich groß, kräftiger Statur, hat volles Gesicht mit gesunder Farbe, dunkelblonde Haare und an der Stirn eine Narbe. Bekleidet war sie bei ihrem Weggange mit roter Bluse, grau und weiß gesprenkeltem Oberrock, schwarzer Hängeschürze, schwarzen Strümpfen und hohen Knöpfschuhen. Jedwede Wahrnehmung, die geeignet ist, aus die Spuren über den Verbleib der Vermißten zu führen, wolle man ungesäumt der nächsten Polizeibehörde oder dem Unter zeichneten mitteilen. Der Gcmeindevorstand zu Schönheide. gen > ««zeige» August und c Expedition, i, sowie bei Landbrief- Amts bl. '8 .Ike fern stehe. Nun hat von Vollmar al« deutscher Offizier den Krieg von 1870 mitgcmacht und ist in diesem Kampfe »für König und Vaterland" schwer verwundet worden. Vielleicht ist beim Lesen diese» Artikel« die Erinnerung an jene Tage über ihn ge kommen und hat ihm die Schamröke in« Gesicht getrieben, daß in dem Blatte, da« er, ein alter Offizier seit Jahren leitet, der Opferlod dieser Helden tief unter da» Schwcineschlachten gesetzt wird. E« ist da« ein gute« Zeichen dafür, daß auch in sozial demokratischen Herzen die Hochachtung vor solchen Heldentaten nicht völlig auSgelöjcht ist. Aber traurig ist e«, daß von Vollmar kein Wort der Abwehr und der Verurteilung gegen den Buben gefunden hat, von dem diese Beschimpfung herstammt, und daß auch au« den Kreisen der übrigen Sozialdemokraten kein solche« Wort laut geworden ist. Tagesgeschichte. — Deutschland. El ist anscheinend dem größten Teile de« deutschen Volke« nicht klar geworden, daß unsere Politik in der marokkanischen Frage dicht an einem Kriege mit Frankreich vorbeigesegelt ist. Darüber kann heute kein Zweifel — Hamburg, 29. Juli. Mit dem Postdampfer »Lulu Bohlen" von der Wörmann-Linie ist heute mittag ein Truppen- und Pferde - Transport für Deutsch-Südwestafrika, bestehend au» 22 Offizieren, 9 Unteroffizieren, 280 Mann und 500 Pferden abgegangen. — Koburg, 29. Juli. Die thüringischen Blätter bringen übereinstimmend folgende aufsehenerregende Meldung au» angeblich authentischer Quelle: Der Kaiser von Rußland hat da« Gesuch de» Großfürsten Khrill von Rußland um Genehmigung der Eheschließung mit der geschiedenen Großherzogin von Hessen am 8. d. M. ab gelehnt. — England. Da» englische Kanalgeschwader, da« in der Ostsee und an den preußischen Küsten gelegent lich größerer Flottenübungen im August und September erscheinen wird, setzt sich nach den neuesten Bestimmungen au» 12 Linien schiffen, 9 Kreuzern und mehreren Torpedobootsflottillen zusammen. Die Flotte wird von Admiral Wilson befehligt, dem vier weitere Flaggoffiziere unterstehen. — Rußland. Die Leiden de« russischen Volke« find noch nicht beende». Wir haben mit Mißernte und drohender Hungersnot in Rußland zu rechnen. In der »Nowoje bittert war, daß sie sich auf die ihr zu Hilfe kommenden Polizei truppen warf, um die verhafteten Demonstranten zu lynchen, ge staltete sich die Wiederherstellung der Ordnung überau« schwierig. Wie vorläufig ermittelt werden konnte, wurde der Apotheker Heintze, der die Demonstranten anfeuer le und selbst den ersten Schuß abgab, getötet, und 27 andere Personen wurden verwundet. Den Demonstranten nahm man acht Revolver ab. Nach diesem mißlungenen Versuch, die Arbeiter für sich zu gewinnen, machten die Aufrührer am 24. Juli einen Aufwiegelung-Versuch auf dem Trödelmarkt. An diesem Tage erschlugen die Arbeiter 4 Personen und verwundeten 13. Ebenso schlimm endete der 25. Juli bei dem Versuch der Unruhestifter, die Ufer-Arbeiter für sich zu ge winnen. Diese erschlugen die Abgesandten der Aufwiegelei, die darauf aus die Arbeiter Schüsse abfeuerten. In dem dadurch veranlaßten Handgemenge wurden 6 Personen getötet und 13 verwundet, doch konnte die Ruhe ohne Anwendung von Waffen gewalt wieder hergeftellt werden. Auf die Schule der Sormowo- Werke, wo Truppen einquarticrt sind, wurde eine Bombe ge worfen, wobei einer der Aufrührer selbst umkam. — Vom russisch»japanischen Krieg. E« steht noch nicht einmal fest, ob die Frieden«verhaadlungen zwischen Ruß-