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Amts- und AnzeigeMtt für den Le;irk -es Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung Sonnabend, den 21. März SS L8S1 «»scheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionSpreiS: die kleinsp. Zeile 10 Pf. Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. (incl. Jllustr. Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen ReichS- Postanstalten. Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. »8. Aatzr,««,. Erfahrungsgemäß werden Seiten der Confirmanden die Nachmittage des Palmsonntages und des Gründonnerstages vielfach nicht in einer dem Ernste dieser Tage angemessenen Weise zugebracht, vielmehr zu lärmendem Umherziehen und ungebührlichem Besuche von Schankstätten benutzt. Beim Herannahen der Charwoche möchten eS daher die Unterzeichneten nicht unterlassen, an die Kirchen- und Schulvorstände deS Bezirkes, wie an alle Eltern die dringende Bitte zu richten, ihrerseits diesem Unwesen ernstlich zu steuern und die Confirmanden an den für dieselben so wichtigen Tagen vor sittlichem Schaden zu bewahren. Auch ergebt an die Ortspolizeibehörden wiederholt (vergl. den Erlaß vom 6. April 1881) Veranlassung, etwaigen Ungehörigkeiten energisch entgegenzutreten. Schwarzenberg und Schneeberg, den 14. März 1891. Die Königliche Amtshauptmannschlist, die Königliche Superintendentur und die Königliche Bezirksschulinspection. Frhr. v. Wirsing. I-ic. tl>. Noth. 8. Müller. Leschr. 4. öffentliche Sitzung der Stadtverordneten Montag, den 23. März 1891, Aöends 8 Mhr im Rathhaussaale. Eibenstock, den 18. März 1891. Der Stadtverordneten - Vorsteher. Richard Hertel. 1) Richtigsprechung der Stadtanlagenrechnung für 1889, 2) deSgl. der Pensionskassenrechnung für 1890, 3) deSgl. der Feuerlöschkassenrechnung für 1890, 4) deSgl. der Rechnung über die Dienstbotenkrankenkasse für 1890, 5) deSgl. der Rechnung über die Sportelkasse für 1890, 6) desgl. der Rechnung über die Schulkasse für 1890, 7) Kenntnißnahme von dem Ergcbniß der wegen Erlangung der Anleihe gelder gehaltenen Anfragen, 8) desgl. von der Uebcrnahme der städt. Kassen seitens des Herrn Comm- Rath Hirschberg, 9) Bewilligung der EinrichtungSkostcn für die im DiakonatSgebäude unter zubringende Schulklasse, 10) Bestimmung zweier Mitglieder zur Begrüßung des neuen Bürgermeisters, 11) Beschlußfassung, den Wettbewerb um die Pläne für die Erbauung eines neuen Schulgebäudes betreffend. Hagesgeschichte. — Deutschland. Es ist bekannt, daß die deutschen sozialpolitischen Gesetze im Auslande Schule gemacht haben. Die deutschen Bestimmungen über die Kranken- und Unfall-Versicherung der Ar beiter wurden von fast allen europäischen Staaten ziemlich genau übernommen. Nur das letzte große Rcformgesetz der JnvaliditätS- und Altersversicherung ist bisher noch nicht nachgeahmt worden. Offenbar will man erst dessen Wirkungen in Deutschland selbst abwarten, ehe man sich entschließt, auch dies Beispiel zu befolgen. Inzwischen hat indessen das kleine Däne mark wenigstens den Versuch mit einer Altersversorg ung gemacht. Dort ist bekanntlich auch eine sehr rührige sozialdemokratische Bewegung, welche die Auf merksamkeit der leitenden Kreise auf alle sozialen Gebrechen und Uebelstände lenkt. Dort ist es auch der Sozialdemokratie wie bei uns gelungen, Vertreter iu das Parlament zu bringen. Es ist daher begreif lich, daß gerade Dänemark zuerst dem deutschen Vor gänge, die Arbeiter gegen die Noth und Sorge des Alters möglichst zu schützen, in ähnlicher Weise ge folgt ist. Freilich weicht der soeben dem dänischen VolkSthing zugegangene Gesetzentwurf einer Alters versorgung ganz erheblich von unserem Gesetz ab; und cs ist gewiß nicht uninteressant, die wesentlichsten Unterschiede kennen zu lernen. Während in Deutsch land bekanntlich das 70. Lebensjahr als Altersgrenze festgesetzt ist, konnte sich das kleine Dänemark den Versuch erlauben, bereits das M. Lebensjahr als Altersgrenze zu wählen. Dagegen wird die zu ge währende Unterstützung an Bedingungen geknüpft, die wir nicht kennen. Derjenige, der aus eine Unter stützung Anspruch machen will, muß den Nachweis führen, 1) daß er nicht wegen einer entehrenden Handlung gerichtlich verurtheilt ist; 2) daß die Be dürftigkeit nicht durch Handlungen begründet ist, durch welche er zum Vortheil seiner Kinder oder zu Gunsten Anderer sich selbst die nöthigen Mittel zu seinem Unterhalt entzogen hat, noch daß sie durch eine ver schwenderische Lebensweise entstanden ist; 3) daß er in den letzten zehn Jahren sich im Lande aufgehalten, in diesem Zeitraum keine Armenunterstützung em pfangen oder sich der Bettelei oder Landstreicherei schuldig gemacht hat. Die von der Gemeinde zu ent- richtenve Unterstützung soll so groß sein, daß damit die nothwendigsten Bedürfnisse der Familie de- Unter stützung-berechtigten beschafft werden können. Der Staat leistet den Gemeinden zu diesem Zwecke'eine jährliche Unterstützung von zwei Millionen Kronen. Man sieht, e» handelt sich hier um eine allgemeine Altersversorgung, die von den deutschen Bestimmungen gänzlich verschieden ist und nur in einem ganz kleinen Staate überhaupt versucht werden kann. — Mainz. Am Montag Nachmittag fand gegen 3 Uhr eine Alarmirung der gesammten Garni son von Mainz u. Kastel statt. In ungefähr einer Stunde waren die Truppen aus ihren, zum Theil weit entlegenen Kasernen auf dem Sammelpunkte, dem Schloßplatze, zur Stelle, wo sie der Gouverneur von Reibnitz einer Besichtigung unterzog. Man rech net in militärischen Kreisen mit der Möglichkeit, daß der Kaiser gelegentlich seines in Kürze erfolgenden Besuches in Wiesbaden unerwartet nach Mainz kommt und die Garnison alarmirt. — Es scheint festzustehen, daß der Kaiser bald nach Ostern der Rheinprovinz einen Besuch ab statten wird. Wenigstens rechnen auch die dortigen Behörden bereits damit, wie mit einer beschlossenen Sache. Der rheinische Provinzial-Ansschuß hat so eben den Entschluß gefaßt, dem Kaiser ein Fest im Düsseldorfer Ständehause anzubieten, und der Ober präsident der Rheinprovinz hat eS übernommen, diese Einladung nach Berlin zu übermitteln. Voraussicht lich wird der Kaiserliche Besuch in der Rheinprovin; mit der gleichfalls feststehenden Reise nach Elsaß- Lothringen verbunden werden. Es wird angenommen, daß die Kaiserin ihren Hohen Gemahl begleiten wird. Das Kaiserpaar wird in der Rheinprovinz die Städte Düsseldorf, Köln und Koblenz besuchen, vielleicht auch Bonn, wo bekanntlich seit Kurzem die zweite Schwester deS Kaisers, die Prinzessin Viktoria, wohnt. — Am 18. d. MtS. war ein Jahr vergangen seit jenem schmerzlichen Tage, an welchem Fürst Bis marck sein Abschiedsgesuch einreichte, seit das .Niemals" deS kaiserlichen Ahnen seine Geltung ver lor. Der „Hamburger Correspondent" erwähnt in einer Betrachtung anläßlich dieses Jahrestages, daß seiner Zeit thatjächlich das gesammte Ministerium seine Entlassung anbot und zwar durch mündlichen Vortrag des Vizepräsidenten des Staatsministeriums, im Namen sämmtlicher Kollegen. Der Kaiser ging indessen hierauf nicht ein, sondern wünschte, daß die Minister in ihrem Amte verbleiben. — Frankreich. Am 18. März wurde in Paris an zehn Stellen der 20. Jahrestag der Pariser Kommune durch volkSthümliche Bankette, Tanzbe lustigungen rc. gefeiert. In Vorträgen wurden vie Tage der Kommune verherrlicht und die Revolutionäre aufgefordert, ihr Augenmerk auf die inneren und äußeren politischen Vorkommnisse zu richten. Sämmt- liche Festsäle wiesen rothen Flaggenschmuck und die Bildnisse der hervorragendsten CommunardS auf. — Portugal. Vor kurzem fand in Lissabon ein Leichenbegängniß statt, an welchem König KarloS persönlich, sowie die Minister und verschie dene Staat-Würdenträger theilnahmen. Und dennoch war der Verstorbene kein Mann, von irgend welchem Range, sondern ein Kind de» Volke», arm und bürger lich, ein einfacher Lotse, Namen» Jaques Lopes, der etwa zwei Stunden von Lissabon gelebt hatte. Aber der einfache Seemann hatte vielen Hundert Personen das Leben gerettet, hatte unzählige Male sein eigenes aufs Spiel gesetzt, um anderes zu retten, und sein Ruhm drang durch ganz Portugal, wie einst „Das Lied vom braven Mann" in Aller Mund schwebte. Er war sünfundachtzig Jahre alt, als er starb, und sein Leichenbegängniß gestaltete sich zu einer impo santen Todtenfeier, wie sie wohl selten ein geringer Schiffer haben dürfte. Locale und sächsisch« Nachrichten. — Eibenstock. Auch in diesem Jahre gelten zu Ostern die Rückfahrkarten im sächsischen Lokal verkehr, welche am 28. März (Sonnabend vor Ostern) und am 29. Marz (1. Osterfeiertag) gelöst werden, zur Rückfahrt bis mit Mittwoch, den 1. April; die dreitägigen Rückfahrkarten zwischen sächsischen Statio nen einerseits und Stationen der Direktionsbezirke Magdeburg, Erfurt, Berlin und Breslau, sowie der Thüringischen Privatbabnen anderseits, welche am Osterheiligenabend gelöst werden, gelten zur Rückfahrt bis mit 31. März (3. Feiertag.) — Dresden, 19. März. In einer Wohnung auf der hiesigen Mathildenstraße hat sich gestern Abend ein ziemlich schweres Unglück ereignet. Eine Frau hatte eine Petroleumlampe aus einen kleinen runden Tisch gesetzt, damit ihre Tochter die Schularbeiten machen könne; ein zweites Kind kam hinzu, um der Schwester zuzusehcn. Dabei lehnte sich das Kind zu sehr an das Tischchen, dasselbe kippte um, die brennende Lampe stürzte herab, zersprang und das Petroleum gerieth in Brand. Um das Feuer zu ersticken, warf sich die Frau auf dasselbe, dadurch fingen aber ihre Kleider Feuer. In ihrer Verzweiflung lief nun die Frau in dem verschlossenen Hause umher, ohne daß ihre Hülferufe von Jemand gehört worden wären. Schließlich brach die Verunglückte im Hausflur, mit schweren Brandwunden bedeckt, zusammen. Erst als Nachbarn durch Einschlagen von Fenstern in da» HauS gekommen waren, wurde der Frau insofern Hülfe gebracht, als man sie in das Stadtkrankenhaus schaffte. Die schwer Verletzte wird wohl kaum zu reiten sein. Der Ehegatte der Verunglückten, ein Beamter, war zur Zeit des unglücklichen Ereignisses dienstlich von Haule abwesend. — Dresden. Zur Feier de» Geburtstages de» Fürsten Bismarck veranstaltet der Deutsche Reichsverein am 1. April Abend» 8 Uhr in Mein hold» Sälen hier einen großen Commers. — Ueber die deutschen Kinderheilstätten an der See hat Oberlehrer vr. Götze in Leipzig in eingehender Weise in der Gemeinnützigen Gesellschaft gesprochen und darauf hingewiesen, daß die segens reichen Anstalten noch viel zu wenig bekannt seien