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Amts- und Anzeigeblatt Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionsprcis: die kleinsp. Zeile 10 Pf. SS. für den LeM des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur: E. Hanncbohn in Eibenstock. »8. A«yr«a»«. Donnerstag, den 19. Februar 18S1 Abonnement vicrtelj. 1 M. 20 Pf. (incl. Jllustr. Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. An Stelle der in Folge Verzugs aus dem Bezirke aus dem Bezirksaus schüsse der unterzeichneten Königliche» Amtshauptmannschaft ausgeschiedenen Herren Fabrikbesitzer Engen Holtzmann in Weiße nbach in Baden und Bürgermeister Löscher in Eibenstock sind die Herren Factor Ferdinand Bischoff in Niederpfanncnstiel und Bürgermeister Friedrich Ernst Zieger in Lößnitz zu Mitgliedern des Bezirksausschusses gewählt worden. Schwarzenberg, am 17. Februar 1891. Königliche Amtshauptmannschast. Frhr. v. Wirsing. Wglr. Auf Fol. 97 des Handelsreg. für die Stadt, den Gasbeleuchtungs- Actienvcrein zu Eibenstock betr., ist heute verlautbart worden, daß Herr Lux-v« Idüi-E«! in Eibenstock als Director und Herr ^«ul »«xei- da selbst als Stellvertreter auf die Zeit vom 1. Februar 1891 bis 30. Juni 1893 gewählt worden sind. Eibenstock, am 17. Februar 1891. Königliches Amtsgericht. Kautzsch. Ttzr. Bekaiintmach,i n g. Zu Ehren des Herrn Bürgermeister Löscher soll Sonntag, d. 22. Februar 1891, Nachm. 1 Uhr im Rathhaussaale ein Abschiedsesten stattfinden. ES wird hierzu mit dem Bemerken ergebens! eingeladen, daß Anmeldungen in unserer Rathsexpcdition oder bei Herrn Balthasar entgegen genommen werden. Eibenstock, den 18. Februar 1891. Der St ad troth. Hirschberg, stellvertr. Bürgermeister. Am 16. dieses Monats ist der erste Termin der diesjährigen Lommiili- aillaarn fällig gewesen. ES wird dies mit dem Bemerken hierdurch in Erinner ung gebracht, daß nach Ablauf der zur Zahlung nachgelassenen achttägigen Frist gegen etwaige Restanten das Zwangsvollstreckungsverfahren einzuleiten ist. Schönheide, am 17. Februar 1891. Der Gcmcindcroth. Bismarck und Caprivi. Die „Hamburger Nachrichten" und die Münchener „Allgemeine Zeitung" gelten als die beiden Blätter, deren sich Fürst Bismarck bedient, um fortlaufend seine Ansichten über die Tagesfragen zur Geltung zu bringen. Sie haben seit dem Rücktritt des frü heren Reichskanzlers stets dafür gegolten und neuer liche Anzeichen deuten darauf hin, daß man auch in RcgierungSkreisen diese Ansicht theilt. Seit Kurzem ist nun in den genannten beiden Blättern eine Polemik entbrannt, die man nicht mit Unrecht als einen „Kampf gegen die gegenwärtige Leit ung der auswärtigen Politik des Deutschen Reiches" bezeichnen kann, wenngleich derselbe mit einer Vor sicht gefübrt wird, daß eS dem angegriffenen Theil schwer ist, wirksam abzuwehren. Es ist selbstverständ lich, daß in dem ganzen Zeitungskriege der Name des Fürsten Bismarck kaum genannt wird; auch ohne diese ausdrückliche Nennung liest man ihn aber aus jeder Zeile heraus. Es sind in der auswärtigen Politik wesentlich zwei Punkte, welche dem Hamburger Blatte und seinem vermutheten Hintermanne nicht gefallen: die Ver handlungen mit Oesterreich und der deutsch-englische Vertrag. Aus den ersteren wird eine Durchlöcherung des Schutzzoll-Systems und ferner eine Verschlechter ung der Verhältnisse zu Rußland befürchtet und der zweite wird als unnütz dargcstellt. Die Verantwort lichkeit für den deutsch-englischen Vertrag wird voll und ganz der gegenwärtigen Regierung aufgebürdet, während bekanntermaßen Herr v. Caprivi bei der Colonialdebatte nicht undeutlich zu verstehen gab, er habe bei dem Abkommen mit England nur das vurch- geführt, was sein Amtsvorgänger eingeleitct hatte. DaS Hamburger Blatt behauptet dem entgegen positiv, daß der frühere Reichskanzler zur Unterzeich nung des deutsch-englischen Abkommens nie gerathen haben würde und daß die Verantwortlichkeit für den selben voll und ganz auf die gegenwärtige Regierung falle. Diese hätte vollständig freie Hand gehabt, den Vertrag abzuschließen oder nicht. „Wir glauben" — so schreibt das Blatt — „an ihre eigene Ucberzeug- ung von der Richtigkeit und Nützlichkeit des Abkom mens, wenn diese Ueberzcugung auch einigermaßen abgeschwächt erscheint durch die Neigung, die Verant wortlichkeit auf die frühere Regierung, wenn nicht vollständig abzuschiebcn, so doch mit deren Tendenzen zu decken. Allerdings muß man sich fragen, woher cS kommt, daß, wenn der Vertrag nach der jetzt ver tretenen Auffassung eine so zwingende Rechtfertigung in sich trug, das Bedürfniß der Berufung auf die frühere Regierung obwaltet. Die Ergründung dieses psychologischen Moment» ist indeß nicht unsere Sache." UeberauS peinlich scheint eS auch in Friedrichs- ruh berührt zu haben, daß Herr v. Caprivi zur Unterstützung seiner Behauptungen sich auf eine Ordre an den Botschafter in London berief, die vom Fürsten Bismarck ausgegangen war. Dazu bemerken die „Hamburger Nachrichten": „Die Akten des Auswär tigen Amts sind zwar keine Privatakten, aber auch keine für die Oeffentlichkeit bestimmten. Wenn sich bei uns die Gewohnheit einsändc, ans ihren vertrau lichen Theilcn Material zu veröffentlichen, nm frühere Regierungen für zweifelhafte politische. Scbritte mit verantwortlich zu machen, so mögen dafür Vorgänge in anderen Ländern anzuführen sein; in Deutschland wie in England war bisher AehnlicheS nicht der Fall. Die frühere Regierung hat sich stets enthalten, den vertraulichen Verkehr, den ihre Organe untereinander in den Akten geführt haben, in solcher Weise der Oeffentlichkeit preiszugeben, daß im Auslande daraus unzutreffende Schlüsse auf die Gcsammt - Politik Deutschlands gezogen werden konnten. Die Mün chener „Allgemeine Zeitung" äußert nicht ohne Grund Bedenken über das gegenthcilige Verfahren, wodurch in ähnlicher Weise wie bei den Vorbereitungen zum deutsch-österreichischen Handels-Vertrage Jrrthümcr über politische Nothwendigkeiten dcS Deutschen Reiches erzeugt werden." Das Blatt stellt in Aussicht, »och weiter auf ein zelne Punkte znrllckzukommen, so auch ans die Einzel heiten bei der Beschlagnahme des der Pcker'schen Ex pedition gehörigen Dampfers Neera durch die Eng länder in der Nähe von Sansibar. Seine Vergangenheit und die ganz ausnahmsweise Stellung, welche Fürst Bismarck früher cinnahm, legen ihm dem gegenwärtigen Leiter gegenüber, Rücksichten auf, welche eine schärfere Abwehr verhindern. Der geführte Minenkrieg wird jedoch von Frankreich und Rußland aus init großem Behagen beobachtet werden! Hagesgeschichte. — Deutschland, lieber die gegenwärtige innere politischeLage begegnen wir nachfolgender Aeußerung der „Dr. N.": Wenn heut' ein Geist her niederstiege — wenn der Geist dcS königlichen Herrn, dessen irdische Hülle im Mausoleum von Charlottcn- burg ruht, nach einem Leben reich an Thaten und reich an Ruhm, für Stunden weilen könnte unter den Lebenden, mit welchen Empfindungen kehrte er wohl in jene seligen Höhen zurück, wo die Geister der Gro ßen sich sammeln? Stolze Freude würde der greise Fürst empfinden, daß seines jugendlichen Enkels sorgende Mühe darauf sich richtet, den Bau dcS Reiches zu fördern und daß er vor Allem beflissen ist, das Testament zu erfüllen, das den Weg zum sozialen Frieden wie«; aber der Geist des alten Kaisers würde klagend zurückkehren, wenn er sähe, wie aus allen Dickichten des deutschen Waldes gegen den Mann, der seinem Thron am nächsten stand, giftige Pfeile geschleudert werden, wie eine Hetzjagd auf da« Edelwild losgelassen ist, in welcher die Mannen eine« Eugen Richter, die Treiber und eine feile Presse die Rüden bedeuten. Nicht der kaiser liche Erbe, der de« Deutschen Reiche« Krone trägt, hat Theil an jenen beklagen«wcr«hen Ereignissen' welche die Freude an der Gegenwart verbittern, auch nicht der prächtige Mann, der al« getreuester Eckart gepriesen wird in Liecern und Gesäugen; wobl aber jene Leute, denen eS gelungen ist, sich zwischen den Kaiser und die patriotischen Männer zu drängen, welche die Dankbarkeit für Bismarck vereinbar halten mit der Treue zum Kaiser. ES klingt wie eine seltsame Mähr, als sei eS Zwischenträgern jener Klasse, die in der Konfliktszeit am Anfang der sech ziger Jahre die Mittel zum Ausbau des Hccres verweigerte, die vor dem Ausbruch des deutsch französischen Krieges die Abrüstung beantragte, die dem „freien Spiel der Kräfte" zu Liebe der na tionalen Arbeit den Schutz verweigerte, bereits ge lungen, das Gift in das Ohr des Monarchen zu träufeln; in freisinnigen Blättern hallt es von De nunziationen wieder, welche den Fürsten Bismarck vor den Staatsanwalt fordern und in trunkenem Sieges taumel berichten jene Organe von scharfen Aeußer- ungen, die der Kaiser vertraulich zu einem klerikalen und einem' deutschfreisinnigen Abgeordneten gethan haben soll. Noch kann man nicht glauben, daß cS gelang, des Kaisers Majestät zu einem so schnciden- den Urthcil zu bewegen, wie es die alten Gegner der Politik Kaiser Wilhelms des Ersten darstclleu, zumal glaubwürdige Thcilnehmer an jenem Mahle uns ver sichern, daß sie weder während ihres Aufenthaltes, bei Herrn von Caprivi, noch auch später aus dem Munde der Kollegen eine ähnliche Bemerkung ver nahmen — wäre eS aber der Fall, so könnte man nur appclliren von dem falsch berichteten an den besser zu berichtenden Monarchen. Wer dieses Amt auf sich nehmen soll? Wer den Mißverständnissen zu steuern berufen ist, die den geliebten Herrscher und den eisernen Kanzler für immer zu entzweien drohe» ? Vielleicht gicbt eS einen BundeSfürslen, dessen weiser Rath die peinlich-schmerzlichen Empfindungen, die jetzt da» Herz dcS Volkes erregen, zum Schweigen zu bringen vermöchte. Sicherlich würde ihm der Dank des Volkes werden! — Wie der „Hamb. Korr." schreibt, herrsche in den belhciligten Kreisen in Folge der anhaltenden Geheimhaltung der deutsch-österreichischen Vertragsverhandlungen allgemein große Beun ruhigung. Da« Blatt hofft, die Regierung werde nach erfolgtem Abschluß wenigstens den Vertrag be kannt machen. Vorläufig sei nämlich beschlossen, den Inhalt de« Vertrages auch nach Abschluß desselben geheim zu halten, um bei späteren Verhandlungen mit Italien die Oesterreich gemachten Zugeständnisse noch einmal zu »erweichen. — In Greiz ist der „Kladderadatsch" wegen Beleidigung dcS Fürsten von Reuß konfiSzirt worden; eS soll gegen die Redaktion de» BlattcS ein Strakantrag gestellt werden. — Rußland. Da sich infolge der gesetzlichen Beschränkungen der jüdischen Rechtsanwälte viele derselben taufen ließen, hat die Regierung einen Entwurf ausgearbeitet, nach welchem die zum Christen- thum übergegangcnen jüdischen Advokaten erst drei