Volltext Seite (XML)
Amts- Md Anzeigeblatt für den ^Erscheint „ ... « «b-nnem-«t iötMk -es Amtsgerichts Eibenstock N»M sertionspreis: die kleinsp. ten, sowie bei allen Reichs- Z ie o Pf und dessen Umgebung. P st-nM- O Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. - " 38. Jahrgang. — -— M IO. Donnerstag, den 22. Januar 1801. ZnvaliditätS UN- Altersverficheruug vetr. Von der Königlichen Amtshauptmannschaft sind nach Gehör des Bezirksausschusses die DurchschnittSwerthe der Naturalbezüge in Gemäßheit 8 3 Absatz 1 des Jnvaliditäts- und Altersversicherungsgesetzes vom 22. Juni 1889 jährlich auf 108 M. — Pf. für freie Wohnung, 50 „ Heizung und Beleuchtung und 300 „ volle Verpflegung (einschl. Wohnung, Heizung und Beleuchtung) für den Verwaltungsbezirk Schwarzenberg bis auf Weiteres festgesetzt worden. Schwarzenberg, am 19. Januar 1891. MnjMe AMtshllllptNMMlschast. Frhr. v. Wirsing. St. Zollpolitischer Dreibund. Es gewinnt erfreulicherweise immer mehr und mehr den Anschein, als ob das enge politische Bünd- niß, welches zwischen Deutschlanv, Oesterreich-Ungarn und Italien seit Jahren besteht, sich auch zu einer zollpolitischen Allianz gestalten werde. Französische Blätter ließen kürzlich die Ente aufflattern, Crispi habe für das kommende Jahr die Kündigung des zwischen Italien und Oesterreich bestehenden Handels vertrages in Aussicht gestellt. Aus Rom wurde gleich darauf diese Meldung als eine „ungeschickte Erfindung" bezeichnet mit dem Hinznfügen, Crispi wünsche vielmehr noch engere handelspolitische Be ziehungen zu Oesterreich-Ungarn. Die „Fanfulla", welches Blatt Beziehungen zu dem italienischen Ministerpräsidenten hat, will sogar wissen, zwischen Italien, Deutschland und Oesterreich- Ungarn schwebten Verhandlungen behufs Gründung einer Handelsliga, welche dem Abschluß bereits ziem lich nahe sein sollen. Zu alledem läßt sich das offiziöse Wiener „Frem- dcnblatt" Folgendes aus Rom schreiben: „Die Ver einbarungen zwischen Wien und Berlin werden die Grundlage für die in den italienisch-österreichisch-un garischen Handelsvertrag einzuführenden Veränder- nngen bieten. Wenn hierüber eine Verständigung zwischen Rom und Wien erzielt wird, die Unterhand lungen zwischen Wien und Berlin mit Erfolg durch geführt werden und, im Sinne der bekannten An deutung Caprivis, eine günstige Neugestaltung der Handelsbeziehungen zwischen Italien und Deutschland erreicht wird, dann werde man gewissermaßen auch von einem handelspolitischen Dreibund sprechen können, der bei der italienischen Bevölkerung gewiß nicht geringeren Beifall finden Werre, als die po litische Allianz." Für diesen neuen Dreibund bilden die Verhand lungen Deutschlands mit Oesterreich-Ungarn die Einleitung. Neber die letzteren wird der „National- Zeitung aus Wien berichtet: Die Frage des deutsch-österreichischen Handels vertrages beschäftigt in gleich intensiver Weise alle landwirthschaftlichen und industriellen Kreise. Mit großer Freude und Genugthuung hat man hier die vielverheißenden Worte des deutschen Reichskanzlers ausgenommen, welche den Verhandlungen, die gegen wärtig in Wien fortgesetzt werden, einen günstigen Verlauf in Aussicht stellten. Freilich darf man sich darüber nicht täuschen, daß so, wie die Debatte im deutschen Reichstage es für die Stimmung in Deutsch land beweist, auch diesseits der Zollschranken große Jnteressenkreise dem Fortgang dieser Verhandlungen mit Abneigung folgen und eine Schädigung ihrer Interessen daraus erwarten. Die deutschen Unter händler sind nun wieder in Wien versammelt; sie haben in der ersten Konferenz da« Maß der Zuge ständnisse bekannt gegeben, bis zu welchem die deut sche Regierung bereit ist, ihr Entgegenkommen zu beweisen, wenn von Seite Oesterreich-UngarnS den von deutscher Seite gestellten Bedingungen des Ver tragsabschlusses Folge gegeben wird. Man ist jetzt in da» Detail der Berathungen cingegangen und erörtert nun Punkt für Punkt die Tarifposten, um die eS sich bei den gegenseitigen Konzessionen handeln wird. Von deutscher Seite dreht es sich nach wie vor um Begünstigungen für Eisen, Wollwaaren und Garne, aber auch um eine Reihe anderer Industrie- Artikel, für welche der deutschen Produktion eine Begünstigung gewährt werden soll: GlaS und Por zellan, Papier u. s. w. Unter Anderem bildet auch die Frage des Zolles für Cement den Gegenstand der Verhandlung. So geringfügig der gerade bei diesem Tarifposten vorgeschlagene Abschlag erscheint, so stößt derselbe doch noch vorläufig auf starken Widerstand der interessirten Produktionskreise. Für die österreichische Seite handelt cS sich, wie bekannt, vornehmlich um die Konzessionen für landwirthschaft- liche Zölle. Man hegt auch in Wien die besten Hoffnungen, daß es gelingen wird, die Ausgleichung der gegenseitigen Wünsche zu erzielen und da man auf beiden Seiten den besten Willen zu den Ver handlungen mitgebracht hat, dürfen sich die Erwart ungen der Freunde eines gedeihlichen Vertragsab schlusses verwirklichen. Bis dahin dürfte freilich noch etwas Zeit ver gehen, denn so einfach sind diese Verhandlungen nicht und jeder einzelne Punkt erfordert eingehende Debatten. Als erste und unabweisbare Bedingung des Zustandekommens des Vertrages wurde von deutscher Seite die erforderliche Einigung über die Eisenbahntarif-Politik aufgestellt. Es ist ja bekannt, in welcher Weise der ungarische Handclsminister BaroSz durch Differentialtarife Begünstigungen für die ungarische Produktion geschaffen hat, Begünstig ungen, die stark genug waren, dem Zolltarif ent gegenzuwirken und welche auch in Oesterreich zu mancherlei Beschwerden gewisser Produktionskrcise Anlaß gegeben haben. In Oesterreich klagte man laut über diese offen bare Verletzung des zwischen beiden Hälften der Monarchie bestehenden Zoll- und Handels-Bündnisses und verlangte in wiederholten Eingaben an das Handelsministerium und in Interpellationen Abhilfe gegen das vertragswidrige Vorgehen des ungarischen Handelsministers. Bei diesem Stande der Dinge ist es klar, daß die von den deutschen Unterhändlern aufgestellte Vorbedingung einer einheitlichen Regelung der Eisenbahntarife auf Seite der Oestrreicher vollste Würdigung und Unterstützung findet. Nach Allem, was verlautet und nach den entgegenkommenden Aeußerungen der ungarischen Minister zu schließen, wird sich Ungarn dieser Voraussetzung für den Ver tragsabschluß fügen und damit wäre ein Hauptgegen stand der Verhandlungen als in günstigem Sinne erledigt anzusehen. Hagesgeschichle. — Deutschland. Es verlautet, der Kaiser habe zu Weihnachten dem Fürsten Bismarck ein Album mit Aufnahme aus dem Innern des alten Palais, Vortrags- und Arbeitszimmers des Kaisers Wilhelm I. geschickt. Auf das Dankschreiben des Fürsten Bismarck sei dann ein telegraphischer Neu jahrsglückwunsch des Kaisers erfolgt. — Der diesjährige 18. Januar, als der 20. Jahrestag der Wiedererrichtung des Deutschen Reiche«, ist vielerorts feierlich begangen worden. — Nach dem Muster der im deutschen Verkehr mit Nordamerika demnächst zur Einführung gelangen den schwimmenden Postämter soll auch für den Verkehr mit anderen überseeischen Ländern die Ein richtung von Seeposten in Aussicht genommen sein. — Oesterreich-Ungarn. Von einer allge meinen Abrüstung, welche auf Anregung Kaiser Wil helms geplant sein sollte, wurden besonder« in fran zösischen Blättern in der letzten Zeit Gerüchte ver breitet. In Deutschland wurde diesen Nachrichten von vornherein keine Glaubwürdigkeit bcigemessen. Jetzt erklärt auch das offiziöse „Wiener Fremdenblatt", daß die bezüglichen Gerüchte keinerlei Beachtnng ver dienen. — Frankreich. Die Deputirtenkammer ge nehmigte einstimmig (mit 532 Stimmen) den von dem Minister des Innern verlangten Kredit von zwei Millionen Frank für die durch die ungewöhnliche Kälte Heimgesncbten. Der gegenwärtige Kredit wird nur für die infolge der Kälte Nothleidenden in den Städten gefordert; demnächst soll ein weiterer Gesetz entwurf eingebracht werden betr. die Unterstützungen der Nothleidenden auf dem Lande. — Von der Strenge deö diesjährigen Winters geben nachfolgende Berichte unzweideu tige« Zeugniß: Hamburg, 19. Januar. In Folge de« andau ernden Frostes wird der Verkehr auf der Unterelbe immer gefährlicher. Der Warnungsdampfer „Diana" verbleibt in der Nähe Helgolands. Von mehreren Unfällen wird berichtet. Kiel, 19. Januar. Die Ostsee ist, soweit sie von dem Bülker Leuchtthurm übersehbar ist, mit Eis bedeckt. Kiel. Der Kieler Kriegshafen ist durch die Ver lagerung einer 10 Fuß starken Eisbank, die sich von Labö nach Fort Brauneberg 1600 Meter erstreckt, völlig gesperrt. Draußen sitzen nicht weniger als acht große eiserne Dampfer im Eise fest. Wie man erfährt, soll das Panzerschiff „Baden", dessen Ma schinen 5600 Pferdekräfte besitzen, versuchen, die Eis berge zu durchbrechen. In Folge des gänzlichen Stockens der Schifffahrt ist die Nothlage unter den - Hafenarbeitern eine große. Lindau, 19. Januar. Die Schifffahrt auf dem Bodensee ist heute eingestellt worden. Die Dampfer sind im Hafen eingefroren. Die See ist, soweit das Auge reicht, zugefroren. Kopenhagen, 19. Januar. In ganz Dänemark herrscht große Kälte. Die Seeverbindung mit See land, Fühnen und Jütland ist noch offen. Der Sund ist voll EiS. Der hiesige Hafen wird mittels Eis brecher offen gehalten. Mehrere Dampfer sind heute hier ein- und ausgelaufen. Der Betrieb der Staats bahn ist durch mehrere Schienenbrüche in Folge der Kälte sehr erschwert. ES wird ein interimistischer Fahrplan mit beschränkter Fahrt vorbereitet. Fehmarn, 19. Januar. Der Belt ist eisdicht. Paris. In Folge der andauernden Kälte zeigt sich unter der niederen Klasse der Bevölkerung großes Elend. Die Krankenhäuser und Labstätten sind über füllt. Die Behörden sind gezwungen, alle leerstehen den Räume in Zufluchtsstätten für Arme zu verwan deln. Auf den Straßen sollen heute 200 Glüh-Oefen entzündet werden. Marseille, 18. Januar. In Folge Einfrierens des hiesigen Kanals ist Marseille ohne Wasser. Rom. Der starke Schneefall dauerte bi« gestern in Neapel, Florenz, Rom und sogar in Palermo fort. Zwei Züge auf der Linie Rom-Neapel blieben bei Teano stecken. Madrid, 20. Januar. Aus allen Provinzen treffen Nachrichten über den durch die herrschende Kälte verursachten Rothstand ein. In Toledo ist der Tojo zugefroren. Der Fluß Guadelmedina (Provinz Malaga) ist vollständig mit EiS bedeckt.