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Amts- und Anzeigtblatt für den Erscheint Abonnement LZLSZ «M des Amtsgerichts Eibenstock sertionspreiS: die kleinsp. ten, sowie bei allen ReichS- Z il io Pf und dessen Umgebung. P-stanstalten Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. 88. Jayr««««. .N 4. Donnerstag, den 8. Januar 18SL Ttzr. Königliches Amtsgericht. Kautzsch. Auf Folium 184 des Handelsregisters für die Stadt ist heute verlautbart worden, daß die Firma Ileekvl «L in Eibenstock in I»»nl abgeändert worben ist. Eibenstock, am 5. Januar 1891. Hagesgeschichle. — Deutschland. Bekanntlich ist beschlossen worden, in die deutsch-österreichischen Handelsvertrags verhandlungen auch die Vereinbarungen über Eisen bahntarife einzubcziehen, weshalb beide Reiche dem nächst besondere Fachmänner zur Theilnahme an den HandclSvertragSverhandlungen delegiren werden. Solche Eisenbahntarifvereinbarungen setzen aber eine vorherige Verständigung zwischen Oesterreich u. Ungarn voraus; dieselbe ist nach längeren Beratungen erzielt worden, was für bas Zustandekommen des Vertrages mit Deulschlanv von guter Vorbedeutung ist. — Berlin. Die „Nationälzeitung" erklärt, der Rücktritt des sächsischen Ministers des Innern und des königl. Hauses Herrn v. Nostitz-Wallwitz von seinem Amte werde allseits, auch von den liberalen beklagt. Herr v. Nostitz habe das nicht geringe Ver dienst, das politische Leben Sachsen«, welches unter der 16jährigen Beust'schen Aera im hohen Grade ver kümmert, versumpft, ja infolge eines unerhörten Po- lizcidruckes und der nach Innen u. Außen engherzigen unv unlauteren Politik jenes Staatsmannes geradezu demoralisirt gewesen, in bessere Bahnen gelenkt zu haben. - Ihm verdanke man das neue Versaffungs- u. Wahlgesetz von 1868, welches mit dem von Beust sorgfältig gepflegten ständigen Prinzip gebrochen habe, ihm verdanke es ein freisinniges Preßgesetz, eine zeit gemäße Fortbildung der sächs. Gemeindeordnungen, vor Allem auch eine tiefgreifende Organisation der staatlichen Verwaltung auf der Grundlage einer ziem lich ausgedehnten Selbstrcgierung der Bezirke und Kreise. — ES gilt jetzt für sehr wahrscheinlich, daß der bisherige sächsische Gesandte in Berlin, Graf Hoh ent Hal, zum Nachfolger des bisherigen sächs. Ministers v. Nestitz-Wällwitz ersehen sei. Der jetzige Aufenthalt des Gesandten in Dresden soll bereits mit dieser Angelegenheit Zusammenhängen. — Dem Reichstag ist soeben eine Petition der Handelskammer für Unterfranken gegen die vom BunbeSrath bereits angenommene Erhöhung des Zolles auf Arac, Cognac und Rum zugegangen. In der umfangreichen Begründung wird hervorge- boben, daß die nächste Folge einer solchen Zoller höhung die Ueberflurhung des deutschen Marktes mit geringwerthiger, unechter Waare sein würde, worunter insbesondere Diejenigen schwer leiden müßten, die auf Anordnung eines Arztes auS gesundheitlicher Rücksicht echt ausländische Spirituosen zu sich neh men sollen. Ferner würde die Vertheuerung des französischen Cognacs die kaum erblühte deutsche Schaumweinindustrie schwer schädigen. Zur Hebung der bestehenden zollkechnischen Schwierigkeiten schlagen die Bittsteller vor, man möge die Unterscheidung von echter und unechter Waare wieder aufheben und den Zollsatz von 125 Mark für Arac, Cognac und Rum in Fässern, von 180 Mark für feinste Markenwaare in Flaschen beibehalten, oder aber den Zollsatz von 125 Mark der gemeinschaftlichen Position zu Grunde zu legen. — Die Vorstände einer Anzahl von Orts krankenkassen haben dem Reichstage eine Eingabe mit der Bitte unterbreitet, in die Krankenversicherungs novelle eine Vorschrift aufzunehmcn, daß den Orts krankenkassen bei entsprechender, näher zu normirender Mitgliederzahl gestattet werde, unter Leitung eines staatsgeprüften Apothekers eine eigene Apotheke zu haben. Der deutsche Apothekerverein hat daraufhin an den Reichstag gleichfalls eine Petition gelangen lassen, in welcher die von den Ortskrankenkassen für die Errichtung eigener Apotheken angetretene Be gründung als unzutreffend und diese Errichtung selbst als für die Krankenkassenmitgliedcr sowohl wie für die Interessen der übrigen Bevölkerung schädlich be zeichnet wird. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 7. Jan. Gestern hat der erste größere Schneefall in diesem Winter hier stattgefun den, so daß der Schneepflug in Thätigkeit gesetzt wer den mußte. Der Winter ist somit nach jeder Richt ung hin vollständig, denn die Kälte hat bisher noch nicht nachgelassen. — Eibenstock. Am Montag Abend gewahrte man in hiesiger Stadt nach westlicher Richtung zu einen Fenerschein. So viel wir bis jetzt in Er fahrung gebracht, ist das Feuer in Wern es grün gewesen unv soll daselbst die früher Wappler'sche Brauerei abgebrannt sein. — Johanngeorgenstadt, 4. Jan. Wegen des Auftretens von Scharjachfieber ». Diphtheritis mußte hier die Schule bis auf Weiteres geschlossen werden; über 100 Kinder sollen an diesen tückischen Krankheiten darniederliegen; auch sind bereits einige Todesfälle zu verzeichnen. Einem Annaberger Lehrer, der mit seiner Familie zum Besuche hier war, starb das einzige Söhnchen. — Dresden. Im Waldparke zu Weißer Hirsch hat sich am Sonntag Nachmittag wieder ein mal der Mann sehen lassen, der schon seit etlichen Jahren von Zeit zu Zeit durch sein Costüm allge meine Aufregung verursacht. Diesmal will man aber genau gesehen haben, daß er fleischfarbene Trikot unterkleider trägt. Der freche Mensch sucht stets Orte auf, wo sich Damen befinden, so auch am Sonnabend, wo er sich auf der Schlittsnrutschbahn einfand, welche die Damen dort benutzen. Der Mensch trägt langen braunen Ueberzieher, hohe Stiefeln und Cylinderhnt. Im Nu schlägt er den Ueberzieher aus einander und entpuppt sich als „Ariadnus" auf Naxos. Wenn er seinen Zweck, zu erschrecken, er reicht hak, macht er sich schleunigst davon. Am Sonnabend wurde er eine Stunde weit verfolgt, war aber nicht zu erhaschen. — Dresden. Am vergangenen Dienstag gegen Mittag fand ein Schlossergeselle, der im Palaisgartcn in der Nähe der Marienbrücke spazieren ging, unter einem Strauche ein in Papier eingeschlagenes Packet- chen. Er öffnete dasselbe und entdeckte darin den Leichnam eines neugeborenen Kindes. Der grausige Fund wurde nachmals der Polizei übergeben. — Zwickau, 5. Januar. Die vorgestern hier wegen gemeinsam verübten Hausfriedensbruchs rc. festgenommenen religiösen Schwärmer stammen aus Meerane, Schönheide, Zwickau und Umgegend. Der Urheber dieser Bewegung ist ein ehemals hier beschäftigt gewesener Ziegeleifeuermann, der sich als Prophet und Nachfolger Moses ausgiebt. Alle An hänger der Sekte wähnen sich vom heiligen Geist er füllt, verfallen bei ihren Manifestationen in Verzück ungen n. Krämpfe. Einige unter ihnen waren früher Spiritisten und scheinen jetzt die Nachwirkung dieses verderblichen Treibens durchmachen zu müssen. Der Gesammteindruck von diesen Leuten ist der, daß sie im hohen Grade exaltirt sind, während die Führer die Schwäche der Uebrigen sich nur zu Nutzen zu machen und auszubeuten suchen. Unter ihnen scheint übrigens eine gewisse Gütergemeinschaft zu bestehen, da die meisten nicht arbeiten und arm sind und von ihren Brüdern mit ausgehalten werden. — Zwickau. Am 7. dS. Mts. treffen bei dem hiesigen 9. Infanterie-Regiment 93 Unteroffiziere u. am 8. d. M. 1340 Mannschaften der Reserve bez. Landwehr zur Ausbildung mit dem neuen Gewehr hier ein. Hierzu stellt der Landwehrbezirk Zwickau 71 Unteroffiziere und 974 Mannschaften und-der Landwehrbezirk Schneeberg 22 Unteroffiziere u. 366 Mannschaften. Die Verquartierung erfolgt in der Weise, daß 600 Mann in der Kaserne und dafür die gleiche Anzahl activer Mannschaften in den städtischen Baracken untergebracht werden, während 833 Mann schaften Quartier in Gasthöfen und Privatquartieren erhalten. — Plauen i. Vogtl. In der Nacht vom letzten Sonnabend zum Sonntag hat es ein Einbrecher ver sucht, die hiesige Stadtkasse zu berauben; er hat aber dank der Vorsicht und Gewissenhaftigkeit des Stadtkassirers auch nicht einen Pfennig erlangt, ob wohl er sämmtliche Verschlüsse am Pulte des Stavt- kassirers erbrochen, bezw. zu erbrechen versucht hat. Der Stadtkassirer hatte das Geld am Abend vorher unter vorschriftsmäßigen Verschluß gelegt, wie dies täglich zwei Mal geschieht. Hätte der Dieb aber den eisernen Verschluß dieses Schrankes zu erbrechen ver sucht, so hätte er sich selbst gefangen, denn dann hätte die elektrische Klingel der Polizei und dem Hausmann angezcigt, daß sich in der Expedition der Stadtkasse ein Dieb befinde. Der Dieb hat ein Parterrefensler im Rathhause eingedrückt, nachdem er dasselbe vorher mit einem Klebstoff (sogen. „Stickcrseifc" und einem Lappen darüber) belegt hatte. Ein weiteres Hinder niß des Einsteigens in die Stube bildete der aus zwei Flügeln bestehende hölzerne Fensterladen, hinter welchem querüber eine eiserne Schiene liegt, die in einem Haken ruht. Zwischen den Flügeln befand sich jedoch so viel Zwischenraum, daß der Dieb die Schiene mittels eines starken Instrumentes aus dem Haken heben konnte, was nicht möglich gewesen wäre, wenn dieselbe eine Sicherung gehabt hätte. Nachdem der Dieb auch dieses Hinderniß beseitigt hatte, ist er in das Zimmer eingesticgen und sofort an den Platz des Stadtkassirers gegangen. Da das Gas abgesperrt war, so leuchtete er sich zu seiner verbrecherischen Arbeit mit schwedischen Zündhölzchen, von welchen sich in einer Schachtel ungefähr 20 Stück befanden und die er sämmtlich verbrannt hat. Der Dieb hatte sehr schwer zn arbeiten, ehe er die Verschlüsse auf- brachie. Er benutzte dazu das Doppeleisen von einem Doppelhobel. Dieses Eisen hat der Einbrecher nebst einer großen Feile im Kaffenzimmer zurückgelassen; er scheint es mit dem Verlassen des Zimmers eilig gehabt zu haben. Der Einbrecher hat sich durch da» Fensterglas eine Schnittwunde zugefügt. > — Grimma. Die sächsische Gemächlichkeit recht fertigt noch immer ihren hergebrachten Ruf. In Grimma ging am Sylvesterabend ein Dieb seinen Geschäften nach. Er suchte um 11 Uhr Nachts einen Kolonial- und Spirituosenladen heim, schob den Laden in die Höhe und zerbrach das Schaufenster. Der Besitzer wurde durch das Geräusch aufmerksam, verließ seine Wohnung durch die Hinterthür und hatte das Vergnügen, den Spitzbuben noch vor dem Laden zu finden unv willig der an ihn gerichteten Aufforderung folgen zu sehen, , ein Glas Bier mit ihm zu trinken." Ein Glas Bier hat denn auch der Be stohlene für seinen gemllthlichcn Spitzbuben bezahlt, mehr allerdings nicht, denn inzwischen war ein Schutz mann auf der Bildfläche erschienen, der die weitere Bewirthung veranlaßte. — Mittweida, 5. Januar. Vorgestern früh fand in dem an der äußeren Rochlitzerstraße gelegenen Harter'sche» Destillationsgrundstiick eine sehr heftige Gasexplosion statt. Das Gasrohr in dem Stra ßentrakt war zerfroren, so daß das während der Nacht ausströmcnde Gas läng« der Leitung in den Contor raum eindringcn konnte. Als gegen '/,7 Uhr früh die Destillationsgehülfen Jost u. Fischer das Contor reinigen wollten und der Letztere, um einzuheizen, ein Streichholz anzündete, erfolgte eine furchtbare Detonation, die weithin hörbar war. Jost schleuderte cs 5 m weit durch zwei zertrümmerte Thüren; Fischer aber wurde arg verbrannt, so daß derselbe in'« Kran kenhaus übergesührt werden mußte. Das Gebäude ist stark beschädigt. Im Erdgeschoß sind alle Fenster und Läden zertrümmert und fortgcschleudert. Die eine m starke Wand wurde in den angrenzenden