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Amts- und Anzeigeblatt für den WsbemtremsiK «-LL-- LeM des Amtsgerichts Eibenstock -WZ sertionSpreis: die kleinsp. > ten, sowie bei allen Reichs- Z il-io Pf und dessen Umgebung. P°st°nstalten Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. »8. Jasr««««. 3. Dienstag, den 6. Januar 18S1 WiedttgcsiatttW der Einfuhr von Rindvieh aus Böhmen nach Sachsen bett. DaS Königliche Ministerium des Innern hat beschlossen, den Wirthschafts- bcsitzern in den Bezirken der AmtShauptmannschaften Marienberg und Schwarzen berg die Einfuhr von Nutz- und Zuchtvieh an Rindern aus Böhmen über die zu Verhütung einer Einschleppung der Maul- und Klauenseuche von dort bisher geschlossen gewesenen Grenzstationen Reitzenhain und Wittigsthal unter den in den Verordnungen vom 26. Juli 1884 und 4. Dezember 1886 vorgeschriebenen Beschränkungen und Bedingungen, sowie unter Vorbehalt jederzeitigen Wider rufs von jetzt ab wieder zu gestatten. Schwarzenberg, am 3. Januar 1891. Königliche Amtshau-tmannschast. Frhr. v. Wirsing. E. Bekanntmachung, Erziehungsberichte der Vormünder betreffend. Die bei dem unterzeichneten Amtsgerichte in Pflicht stehenden Bormünder werden hierdurch aufgefordert, zur Vermeidung von Strafauflagen spätestens 1. Ieöruar 1891 die vorgeschriebenen gewissenhaft und auf Grund vorheriger genauer Feststellungen zu erstattenden jährlichen Anzeigen über die persönlichen Verhältnisse und die Aufführung ihrer Pflegebefohlenen anher cinzureichen. Formulare können bei dem unterzeichneten Amtsgerichte und bei den Orts richtern unentgeltlich in Empfang genommen werden. Eibenstock, am 2. Januar 1891. Königliches Amtsgericht. Kautzsch. Bachmann. Bckanutmachlliig. Die über den Fleischergesellen Eduard Oswald Brückner aus Ober stützengrün eingeleitete Abwesenheitsvormundschafl ist nach Ermittelung des Aufent haltsortes Brückners aufgehoben worden. Eibenstock, am 2. Januar 1891. Königliches Amtsgericht. Kautzsch. Bachmann. Die Neujahrsempfänge "der Staatshäupter geben zuweilen ein Spiegelbild der allgemeinen politischen Lage. Besonders so lange Louis Napoleon Kaiser der Franzosen war, galten dessen Neujahrsansprachen al« politische Barometer, die je nach Umständen.Sturm", „veränderlich" oder .schön Wetter" anzeigten. In früheren Jahrzehnten lauschte die gestimmte Welt mit einer gewissen Span nung, waS Napoleon am Neujahrstage seinen Mi nistern und Generälen sagen würde; die Börsenkurse stiegen und fielen infolgedessen, je nachdem, und Na poleon war nicht der Letzten einer, der dadurch recht beträchtliche Summen gewann. Die Zeiten ändern sich und die Menschen mit ihnen. Napoleons Mund ist längst im Tode ver stummt und würvc ohnedies keine schwerwiegenden Orakelsprüche mehr verkünden können, seitdem der Thron der Tuilerien zusammengestürzt war. Die beiden deutschen Kaiser (Kaiser Friedrich hat bekannt lich kein Neujahr als Kaiser durchlebt) waren in ihren politischen Aeußerungen zurückhaltender und auch am vergangenen Donnerstag hat es Kaiser Wil helm II. nicht für nöthig gehalten, mit seinen Gene ralen von der Weltlage zu sprechen. Aber auch ohne daß dies geschehen ist, weiß alle Welt, daß der Kurs der auswärtigen deutschen Politik der alte geblieben ist und daß einzig und allein die ehrenvolle Aufrecht erhaltung des allgemeinen Frieden« das Ziel und die Aufgabe der deutschen und der mit diesen ver bündeten österreichischen, ungarischen und italienischen Staatsmänner ist. Bei dieser Sachlage kann es nicht wunder neh men, daß auch die übrigen Staatshäupter stets und ständig den Frieden betonen. Daß dies auch seitens des Präsidenten der Republik Frankreich geschieht, kann nur als eine Bestätigung der allgemeinen fried lichen Lage aufgefaßt werden. Kr bedankte sich in seiner Neujahrsansprache für die ihm und seinem Lande von seiten de« DogenS des diplomatischen KorpS, Kardinals Rotelli, ausgesprochenen Glück wünsche und war so liebenswürdig, darin den Be weis zu erblicken, daß Frankreichs .unzweideutige und gemäßigte Politik" vom Auslande anerkannt werde. Rußland hinkt dem modernen Kalender nach, sein Neujahr fällt später und deshalb war dem Czaren noch keine Veranlassung gegeben, sich zu äußern. Die Zustände seine« Riesenreiche« sind auch keines wegs so gestaltet, daß er von Fortschritt und ruhiger Entwickelung reden könnte. Au« Budapest kommt dagegen die Meldung, daß sich in allen Neujahrsansprachen die Hoffnung auS- gedrückt habe, zu Deutschland in bessere handels politische Beziehungen zu kommen, „welche da« Bünd- niß, in welchem Ungarn mit Deutschland lebe und auch in Zukunft leben wolle, nur inniger gestalten würde." Der einzige Konflikt, welcher gegenwärtig in Europa den Gegenstand diplomatischer Verhandlungen bildet, besteht zwiscben England und Portugal wegen Südostafrikas. In Portugal gingen deshalb die Wogen der Erregung so hoch, daß sie selbst den Thron bedrohten. Indessen man hat in London ein und das andere Loch zurückgesteckt und ist zu einem vorläufigen Uebereinkommen gelangt, welches die Ge- müthcr in Lissabon wiederum einigermaßen beruhigt hat. Am 1. Januar ging eine Freiwilligen-Expcdition nach Südostafrika ab und wurde zum Abschied vom Marine-Minister empfangen und begrüßt. Letzterer sagte in einer Ansprache, nichts lasse annehmen, daß die Beziehungen zu England aufhören würden, ebenso herzlich zu sein, wie bisher; er hoffe auch, daß e« nicht nothwendig sein werde, den Kampf mit den Agenten der südafrikanischen Kompagnie fortzuführen. Da aber der vereinbarte mocku-i vivendi im Monat Mai seine Endschaft erreiche, so sei es nöthig, für alles bereit zu sein. Abgesehen von dieser bramarbasirenden Wendung hat kein Mißton die Friedensmelodien entweiht, welche diesmal in Europa allgemein aus den offiziellen Neujahrsansprachen herausklingen. Hagesgeschichte. — Berlin. Wie erinnerlich sein wird, sollte die Königin von Italien im Laufe des verflossenen Jahre- dem hiesigen Hofe einen Besuch abstatten. Zusällige Hindernisse haben die Ausführung dieser Absicht vereitelt. Wie nunmehr verlautet, dürfte dieser Besuch im Laufe des bevorstehenden Frühjahrs nachgeholt werden und eS ist möglich, daß der König alsdann seine Gemahlin nach Berlin begleiten wird. Da das italienische Königspaar die Pathenschaft bei dem neugeborenen Kaiserlichen Prinzen übernehmen soll, so wäre es nicht unmöglich, daß die Taufe des selben bis zum Eintreffen des italienischen Herrscher paare- hinausgeschoben wird. — Zur Schweineeinfuhr aus Rußland theilt die .Oberschlesische Grenzztg." au« amtlicher Quelle mit, daß in letzter Zeit im Schlachkhose zu Beu- then a. O. größere Transporte — bis zu 1500 Stück — abgeschlachtet worden sind. Zum Schlach ten sind z. Z. nur zwei Berliner Firmen und ein Fleischer aus Posen, sowie sämmtliche Fleischer in Bcuthen zugelassen. Zugleich »ist sestgestellt worden, daß russischerseit« jetzt besonders Vorsichtsmaßnahmen getroffen sind, daß keine seuchsnkranken Thicre aus- geführt werden. Zu diesem Behuf hat die russische Regierung die Untersuchung aller Exportschweine vor der AuSfvhr angeordnet und für seuchenkranke Thiere SoSnowice al» besondere Schlachtstätte bestimmt. — Der „Allgemeine deutsche Frauenverein" bereitet ein Gesuch an den deutschen Reichstag vor, betr. die Zulassung der Frauen zum Studium der Medizin und zu den Universitätsprüfungen. In der Begründung desselben finden sich folgende Ausführungen: Die Steigerung unheilbarer Frauen krankheiten ist zum großen Theil auf den Umstand zurückzuführen, daß das angeborene und anerzogenc Schamgefühl der Frau die Leidenden hindert, sich beim Beginn des Uebels einem Arzt anzuvertrauen. Wenn die Krankheit soweit vorgeschritten, daß das Zartgefühl zurücktritt, ist die Hilfe schwierig, oft un möglich; diese Thatsache, wenngleich sie nicht statistisch nachgewicsen werden kann, wird jeder gewissenhafte Arzt bestätigen. Jahrelanges Siechthum könnte den Frauen erspart werden, wenn es ihnen ermöglicht würde, sich einem weiblichen Arzt, einer Geschlechts genossin, anvertrauen zu können. Weiter hebt da« Gesuch hervor, daß in Seminaren für Lehrerinnen und Kindergärtnerinnen und in Mädchenschulen der Unterricht in Gesundheitslehre von einem weiblichen Arzte vorgetragen werden sollte. DaS Heranwachsende Mädchen kann über Vorgänge und Vorsichtsmaßregeln, die das weibliche Geschlecht betreffen, am beiten von einer Frau belehrt werken. Weiter verlangt das Ge such Freigabe der Praxi« an approbirte Aerztinnen. Wer die Petition durch seine Unterschrift unterstützen will, möge sich von der ersten Vorsitzenden des ge nannten Vereins, Frau Luise Otto-Peters, Leipzig- Reudnitz, einen Abzug derselben ausbitten. — Oesterreich-Ungarn. Allgemeines Inter esse erregt in Krakau die für den 26. Januar <m- beraumte große Strafverhandlung gegen 20 UniversitatShörer wegen Gründung eines geheimen sozialistischen Vereines. Die Hauptaugeklagten, die an der Spitze der Studentenvereine standen, sind bereits durch den akademischen Senat für zwei Se mester relegirt worden. — Rußland. In Warschau besteht eine ganze Reihe höchst seltsamer polizeilicher und echt bureaukratischer Bestimmungen. So giebt es bei spielsweise, was weniger bekannt sein dürfte, in den Warschauer Restaurants Beschwerdebücher für die Gäste. Unter Umständen und in vereinzelten Fällen kann ja ein solches Beschwerdebuch von Nutzen sein. Im Größen und Ganzen ist es aber eine überflüssige Einrichtung. Neuerdings hat nun der gestrenge Oberpolizeimcister von Warschau entdeckt, daß die verpflichteten Hauswächter sich zu wenig nm das Leben und Treiben der Hausbewohner kümmern. Infolgedessen sind in Zukunft die HauSwächter an gewiesen worden, genau darüber zu wachen, wie die einzelnen Miethsparteien leben, womit sie sich be schäftigen, wie ihre Vermögensverhältnisse sind u. s. w. Ueder die so angestellten Beobachtungen sollen dann die HauSwächter der Polizeibehörde Bericht erstatten. ES ist dies also eine Hausspionage, wie man sie sich nicht größer denken kann. Außerdem sollen die Re vierkommissare wiederum Konduitenlisten über die HauSwächter führen. Dabei wirthschaftet das Ver- brecherthum nirgend» so erfolgreich und ungestört, als gerade im heiligen Rußland. Loeale und sächsische Skachrichten. — Eibenstock. Bei der im vorigen Monat stattgehabtcn Consignation der Pferde u. Rinder hat sich ergeben, daß in unserer Stadt 112 Pferde und