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Amts- und Anzeigeblatt für den «»scheint . -X . . « . « «b-nn-m-«t -SLN- «Mk des Amtsgerichts LidenM -WZ serlionspreis: die kleinsp. * ten, sowie bei allen Reichs- Ml, >«„ und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. —— 38. I«lsrg»n«. S. Sonnabend, den 3. Januar 18S1 Regulativ über die An- und Abmeldungen zur Jnvaliditäts- und Alters- Versicherung in den Bezirken der Gemeinden Schönheide, Schönheiderhammer und Aenheide. 1. Zur Jnvaliditäts- und Altersversorgung sind anzumelden: s. diejenigen versicherung-pflichtigen Personen, welche einer der in den Bezirken der drei Gemeinden bestehenden Krankenkassen (Orts-, Betriebs-, Baukranken kasse oder einer Knappschaftskasse) angehören, bei den betreffenden Verwalt ungen dieser Kasten, d. alle übrigen versicherungspflichtigen Personen, gleichviel in welcher Branche sie beschäftigt sind, bei der Kastenstelle der gemeinsamen allgemei nen Ortskrankenkasse zu Schönheide (gegenwärtig also bei Herrn Kassirer Christian Gottlieb Lenk in Schönheide Nr. 456). 2. Die Verpflichtung zur An- und Abmeldung liegt den Arbeitgebern ob. Dieselben haben die von ihnen beschäftigten versicherungspflichtigen Personen spätestens am dritten Tage nach Beginn der Beschäftigung anzumelden und spätestens am dritten Tage nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses wieder abzumelden, desgleichen jede während der Dauer des Arbeitsverhältnisses ein- trcrende Veränderung, welche auf das VersicherungSvcrhältniß von Einfluß ist, binnen drei Tagen nach deren Eintritt zu melden. 3. Diejenigen An- und Abmeldungen, welche bei einer der bestehenden Orts krankenkassen zu erfolgen haben, sind schriftlich und mittels der hierfür vor geschriebenen Formulare zu bewirken. Diese Formulare sind bei den Kasscnstellen der Ortskrankenkaffen zu beziehen- 4. Zuwiderhandlungen gegen die Bestimmungen dieses Regulativs werden auf Grunv von tz ll Abs. 3 der Sächsischen Ausführungsverordnung vom 2. Mai 1890 mit Gelb bis zu 100 Mark bestraft. 5. Dieses Regulativ tritt am 1. Januar 1891 in Kraft. Die an diesem Tage in einem versicherungspflichtigen ArbeitSverhältniß be findlichen Personen sind in Gemäßheit der Bestimmungen dieses Regulativs spätestens am 4. Januar 1891 zur Anmeldung zu bringen. Die Gemeindebehörden zu Schönheide, Schönheidcr- hammer und Neuheide, am 27. Dezember 1890. Haupt, Gem.-Vorst. Poller, Gem.-Vorst. Hochmuth, Gem.-Vorst. Bei der am 15. Dezember 1890 hier stattgcfundencn GemeinderathSergänz- ungSwahl sind die Herren: Kaufmann Victor Oschatz, Gutsbesitzer, . Hermann Friedrich, Gutsbesitzer, Schuhmachermeister Friedrich Ficket, Hausbesitzer, Pinselmacher Christian Gottlieb Preutz, Unansässiger, Oeconom Gottlieb Kunstmann, Gutsbesitzer, „ Ernst Gustav Unger, Gutsbesitzer, l>r. IN6Ü. Penzet, Hausbesitzer, Baumeister Carl Berger, Hausbesitzer, Kaufmann Gustav Lenk, Unansässiger, Buchbindermeister Oswald Rödger, Unansässiger, neu- bez. wiedergewählt worben, was andurch bekannt gemacht wird. Der Gcmcinderath zu Schönheide. Nachdem die Abschätzung zu den hiesigen Communanlagen auf das Jahr 189l beendet ist, liegt das betreffende Cataster vom 2. Januar 1891 ab 14 Tage lang in der Expedition des unterzeichneten Gemeinderaths in der Weise aus, daß jeder Anlagenpflichtige von seiner Abschätzung Einsicht nehmen kann. Etwaige Reclamationcn sind innerhalb der 14 tägigen Auslegungsfrist bei dem unterzeichneten Gemeinderathe schriftlich anzubringen und mit Angabe von Beweismitteln, bei Vermeidung des Verlustes der letzteren, zu versehen. Re- clamationsschriften, welche diesen Erfordernissen nicht entsprechen, müssen unbe rücksichtigt bleiben. Schönheide, den 29. Dezember 1890. Der Gemeindernth. als Ausschußpersonen, als Ersatzmänner Mit dem neuen Jahre trat die Menschheit in das letzte Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts ein, welches von seinen Schmeichlern dasjenige der Aufklärung genannt wird. Ein Jahr zehnt bedeutet im Völkerleben wenig; die Nachwirk ungen großer, weltbewegender Ereignisse brauchen Zeit, sich gehörig geltend zu machen. An der Schwelle diese« Jahrhunderts stand der kleine Korse, der seinen Fuß auf den Nacken der großen französischen Revo lution gesetzt hatte und der sodann in fortgesetzten blutigen Kriegen die verrotteten politischen Verhält nisse dieses Erdtheils bunt durcheinander würfelte. Zu Moskau endlich las er in Flammenschrift die Worte: „Bis hierher und nicht weiter, hier sollen sich legen deine stolzen Wellen." Die zweite große geschichtliche Phase des Jahr hunderts bildeten sodann die Befreiungskriege, welche da« Werk von Moskau und der Beresina vollendeten. Frisch auf loderte die Begeisterung des preußischen und deutschen Volkes und unter seinen wuchtigen Fäusten sank der französische HeroS zusammen, auf St. Helena einsam ein Leben von beispiellosen Wechsel fällen endigend, lieber die Völker aber brach eine schlimme Zeit herein: die Metternichsche Reaktions periode, welche da- Rad der Zeit rückwärts drehen wollte. Auch diese Periode ging vorüber, das „tolle Jahr" machte ihr ein Ende. Abermals bestieg ein Napoleonide den französischen Kaiserthron und aber mals war der Schwerpunkt Europas nach Paris ver legt worden. Ein an sich vernünftiges Prinzip, das der dritte Napoleon au« politischer Berechnung auf seine Fahne geschrieben hatte, um dadurch die politischen Verhält nisse zu verwirren, wurde zum Ausgangspunkt einer Serien Aera. DaS Nationalitätsprinzip beherrschte da« fünfte und sechste Jahrzehnt diese« Jahrhunderts und stürzte alte Rechte und Gerechtsame über den Haufen; unter ihm vollzogen Deutschland und Italien ihre politische Einheit, in deren Verfolg derjenige stürzte,-der jene« Prinzip in das Völkerrecht einzu führen und praktisch zu machen versucht hatte, nämlich Louis Napoleon. Au« den Kämpfen und Wirren dieser Zeit ging Deutschland al« ein kraft- und machtvolles Staats wesen hervor, dessen leitender Staatsmann eS verstand, nicht nur den alten Gegner Oesterreich zu versöhnen, sondern mit ihm auch ein reges FreundschaftSbündniß herzustellen, dem wenig später auch Italien bcitrat. Seit zwanzig Jahren herrscht — abgesehen von den Vorgängen auf der Balkanhalbinsel — in Europa der Friede und es wäre dankbar anzuerkennen, wenn wir die durchlebte Periode anders als die des „be waffneten Friedens" bezeichnen könnten. Wie die Dinge aber einmal liegen, so ist der Friede nicht nur der vermittelnden Politik des Dreibundes allein zu verdanken, sondern vielleicht weit mehr der allseitigen Erkenntniß, daß ein etwaiger neuer Krieg ganz Europa in Flammen setzen und daß dabei mehr als je Szepter und Kronen und Reiche den Einsatz bilden würden. Im inneren Völkerleben aber spielen gegenwärtig nicht so sehr die politischen, al« vielmehr die volks- wirthschaftlichen Verhältnisse die leitende Rolle. Die „soziale Frage" klopft mit eiserner Faust an das Thor und die verantwortlichen Leiter der Völkergeschicke sind dafür nicht taub. Wie Deutschland unter Kaiser Wilbelm I. auf dem Wege der sozialen Versicherungs- Gesetzgebung allen anderen Staaten vorangegangen ist, so hat auch Kaiser Wilhelm II. die Initiative zu einer umfassenden, internationalen Arbeiterschutzgcsetz- gebung ergriffen und der Reichstag beschäftigt sich in seiner gegenwärtigen Session damit, die auf der Berliner Konferenz vom Frühjahr 1890 gewonnenen Anregungen auf diesem Gebiete in die Praxis übcr- zuführen. Ob eS dem letzten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts, in welches wir nun eintreten, gelingen wird, die Kluft zu überbrücken, welche die Forderungen eines großen Theils der Arbeiterklasse von der Möglichkeit der Ge währung trennt, — da« ist die große Frage, vor der alle anderen weit zurücktreten. Aber am Beginn eines neuen Jahres wünscht man sich gegenseitig Glück und Erfüllung aller berechtigten Wünsche und so möchten auch wir dem deutschen Volke vor allem wünschen, daß eS der inneren Schwierigkeiten, die sich aus der sozialen Frage ergeben, Herr wird und zwar nicht auf dem Wege gewaltsamer Unterdrückung, sondern auf dem Wege der Erfüllung aller berechtigten Anforderungen. Hagesgeschichle. — Deutschland. Die Angelegenheit der Her absetzung der Personentarife auf den deutschen Eisenbahnen befindet sich im Stadium der Verhand lungen zwischen den Staatsbahnverwaltungen über Herbeiführung der Gleichmäßigkeit der Tarife. DaS einzige hauptsächliche Hinderniß ist hierbei die vierte Klasse. Preußen will seine vierte Klasse nicht auf geben, die süddeutschen Bahnverwaltungen sie nicht einführcn. — Die Massenauswanderung ländlicher Ar beiter und kleiner Grundbesitzer aus der Provinz Posen hat, so schreibt die „Magdeb. Ztg.", ernstliche Verlegenheiten bereitet, und zwar in größerem Um fange, als eS im Ganzen bekannt geworden. Es be gann sich ein Mangel an Arbeitskräften auf dem Lande in der Provinz geltend zu machen, und nicht leicht hat man sich dazu entschlossen, die Zulassung von Arbeitern aus Polen zu gestatten, deren Massen- auSweisung seiner Zeit von dem Minister des Innern v. Puttkamer verfügt worden war. Anderseits sieht die Regierung mit großem Bedauern, daß alle ihre Warnungen gegen die Auswanderung nach Brasilien fruchtlos geblieben sind. Es sollen erneute Abmahn ungen durch die amtlichen Organe erfolgen, auch ist man, sicherem Vernehmen nach, damit beschäftigt, weitere Maßnahmen gegen die Auswanderung zu treffen. Man kann gespannt darauf sein, worin die selben bestehen sollen. — Rußland. In verschiedenen Theilcn Finn lands fangen die Bewohner an, als Manifestation gegen die Russifizirungsbestrebungen Trauerkleider anznlcgen. Die Bewegung soll in mancher Hinsicht ähnliche Züge wie diejenige in Polen vor dem Auf stande des Jahres 1863 zeigen, woraus sich freilich noch nicht mit Nothwcndigkeit zu ergeben braucht, daß eS auch in Finnland zu einem Aufstande kommt. — In Frankreich wird die Errichtung von Unterstützungen für junge Kaufleute geplant, welche ihre kaufmännische Ausbildung durch Studien aufenthalte im Ausland vervollständigen wollen. Solche Unterstützungen sollen für Berlin, London, die Levante, Ostafien und Amerika bewilligt werden