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Amts- md Anzeigeblatt für den MZZL Bezirk -es Amtsgerichts Eibenstock sertionSprei«: die kleinsp. . . und dessen Amgebung. Abonnement viertelt. 1 M. 20 Pf. (incl. Jllustr. Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. Berantwörtlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. 37. Aasr»«,». Donnerstag, den 16. Oktober 18»O. Die in Gelkiäßheit von Art. II 8 6 der Allerhöchsten Verordnung vom 21. Juni 1887 — Reichsgesetzblatt Seite 24b flg. — nach dem Durchschnitte der höchsten Tagespreise des Hauptmarktorte« Zwickau im Monat September 1890 fest gesetzte und um Fünf vom Hundert erhöhte Vergütung für die von den Gemeinden resp. Quartierwirthen im Monat Oktober c. an Militiirpferde zur Verabreichung gelangende Marschfourage betrügt: 7 M. 88 Pf. für 50 «o. Hafer, 4 „ SV „ ,, 5V „ H<« und 4 „ SV „ „ 5V „ Stroh. Schwarzenberg, am 13. Oktober 1890. Königliche Amtshauptmannschaft. Arhr. v. Wirst««. Konkursverfahren. In dem Konkursverfahren über den Nachlaß des Putz- und Modewaaren- händler« «atkai» in Firma: Zs. ät in sto», ist zur Prüfung einer nachtrüglich angemeldeten Forderung Termin auf den 25. Aktober 1890, Vormittags 11 Ahr vor dem Königlichen Amtsgerichte Hierselbst anberaumt. Eibenstock, den 14. Oktober 1890. SruLIs, Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgericht«. Hagesgeschichte. — Deutschland. Der Parteitag der Sozialdemokraten in Halle a. S. findet auch im Auslande entsprechende Beachtung. Besonders lebhaften Antheil nimmt die Londoner Tagespreise an dem Ereigniß. Sie erkennt die Bedeutsamkeit desselben an, glaubt aber nicht, daß für Deutschland ein Sozialisten-Regime zu besorgen sei. »Standard" sagt, die Reichsregierung müsse den Verhandlungen in Halle sorgsame Beachtung schenken, aber viele Jahre dürften vergehen, ehe der Sozialismus in Deutschland staat-gefährlich werde. Dazu sei da« Ansehen der deutschen Kaisermonarchie beim Volke zu groß, da« Gefühl der Achtung vor der Autorität zu stark, der deutsche Ordnungssinn zu festgewurzelt. — Die Fleischtheuerung wird in den östlichen Provinzen de« Reiches am drückendsten empfunden. Die in Ratibor stattgehabte erste Jahresversamm lung des Verbandes oberschlesischer Städte beschloß, eine Bittschrift an den Kaiser zu richten um Wieder zulassung der Einfuhr russisch-polnischer Schweine und Rinder in die Schlachthäuser des Regierungs bezirks Oppeln. Die Bittschrift soll von jeder Stadt einzeln abgesandt werden. — ES bestätigt sich, daß von deutscher Seite wegen eines gemeinsamen Vorgehen« der euro päischen Großmächte bezüglich der Mac Kinleh-Bill ein Meinungsaustausch angeregt worden ist. In dessen hat die Reichsregierung noch keinen bestimmten Vorschlag formultrt. — Oesterreich. Prag, 13. Oktober. Heute Vormittag hat sich hier ein große« Unglück bei der Wegräumung des Schutte« der eingestürzten KarlSbrücke zugetragen. Während der Vornahme der DemolirungSarbeiten ist ein Theil eine« Brücken bogen« elngestürzt, wobei vierzehn Personen von den herabfallenden Trümmern verletzt wurden, und zwar ein Hauptmann, ein Lieutenant und drei Mann von der Geniemannschaft, sowie neun Eivilarbeiter. Der Hauptmann hat Verletzungen am Rücken, der Lieute nant einen Beinbruch erlitten. Die Verletzten wur den in die benachbarte Badeanstalt Doubrava ge bracht, woselbst ihnen die ersten Nothverbände ange legt wurden. — England. London, 14. Octbr. Wiederum ist ein Fall von militärischer Insubordination vorge- kommrn. In Guernseh weigerte sich gestern da» 2. Bataillon de« Ostsurey-Rcgiment-, jur Einschiffung nach Hindostan au-jumarschiren. Die Mannschaft wurde entwaffnet, die Waffen wurden auf den bereit gehaltenen Dampfer gebracht und später wurden die Soldaten dahin geleitet und eingeschifft. — Rußland. Di« Fürstin Dolaorucki, die morganatische Gemahlin Alexander« ll., hat ihre Erinnerungen herauSgegeben. Aber da« Buch ist bi« auf wenig Stücke von der Polizei beschlagnahmt worden. Einer der wichtigsten Thetle de« Inhalt« betrifft die Ermordung de« Ezaren. Die Fürstin erzählt, am Vorabend de« verbrechen« habe sie sich um ihrem Sohne in einem Gemach neben dem be funden, worin der Oberst Stauden, Stellvertreter de« Polizeimeister«, dem Ezaren den gewohnten Tage«bericht erstattete. Sie konnte jede« Wort vrr- stehen. Der Oberst berichtrte u. A., daß dir Schloß wach« durch zuvrrläsfl-err Soldaten ersetzt werden müsse. Der Czar gerieth außer sich und rief: »Wie! ich wäre also von Berräthern umgeben, und sogar in meinem eigenen Hause! Dann ist der elendeste Bettler glücklicher al« ich! Nun! ich wende mich an- Volk, werde inmitten der Leute au« dem Volke leben, ihnen zeigen, daß ich alle« Vertrauen in sie habe und die feigen Mörder nicht fürchte, welche sich nicht an« Tageslicht wagen." Darauf kam der Kaiser zur Fürstin und sprach von einer Reise in» Ausland. »ES ist beschlossen, ich gehe nach Wien, trotzdem man dort die Russen seit dem Tode meine« Vater- verabscheut; aber ich halte darauf, mit dem Kaiser von Oesterreich einige Angelegenheiten zu er ledigen, die ich Dritten nicht anvertrauen kann." Zu seiner großen Bestürzung gewahrte der Kaiser um Mitternacht die Vergiftung seine» Hunde- Tristan. Dies regte ihn so auf, daß er sich in Drohungen gegen seinen ersten Kammerdiener Horn erging. Am Morgen de« Mordtage« brachte um 9 Uhr der Kam merherr ein Schreiben, worin der Czar der Fürstin anzeigte, er werde um Mittag ausfahren und dann mit dem Großfürsten Sergiu« bei ihr frühstücken. Die Schrift diese- Briefe« verrieth die ungemeine Aufregung, in der sich der Czar beim Abfassen desselben befunden haben mußte. Die erste Zeile war auSge- strichen, sie lautete: »Meinem Versprechen und Dei nem Wunsche gemäß werde ich heute nicht auSgehen." An ihrer Stelle war geschrieben: »Ich habe da« Be- dürfniß eine» größeren AuSgangeS, den ich bald machen werde." Die Fürstin wollte sofort auSgehen, um sich zum Czaren zu begeben. Im selben Augen blick sah sie die Wachmannschaft in Unordnung vor- beieilcn und erfuhr bald die Ermordung des Czaren. Sie eilte zum Winterpalast, wo sie sich auf die blutige Leiche de- Czaren stürzte. Der Kronprinz (der jetzige Kaiser) setzte seine Abneigung gegen sie zur Seite und sagte ihr, Alexander II. habe im Sterben ihren Namen ausgesprochen. «Ächfische Nachrichten. — Dresden. Die »Dr. N." schreiben: »Wie bekannt, hat im August d. I. ein internationaler Volapük-Kongreß in Konstanz stattgefunden, an welchem zahlreiche Vertreter der Sache selbst au» den fernsten Ländern sich betheiligten. Welche Aner kennung und Verbreitung die Sache bereit« gefunden, beweist, daß die Grammatik bereit« in 21 Sprachen erscheint; da« neueste Wörterbuch enthält 20,000 Wörter und 34 Zeitungen; darunter 6 russische, 2 chinesische, illustrirte rc. vermitteln den Ideenaustausch in etwa 400 Vereinen der ganzen Erde. Aber nicht blo« draußen in der Fremde, sondern auch hier im engeren Vaterlande hat diese echt deutschen Fleiß zeigende Erfindung seine Anhänger. Unser Dresden ist besonder« durch einen Klub vertreten, welcher be absichtigt, in diesem Winter Unterrichtskurs« zu er- bffnrn. Für Damm erbietet sich Frl. E. Pauli, Zöllnerstraße 34,1, hier, welche vom Erfinder bereit mehrfach al« Lehrerin ausgezeichnet wurde, zum Unterricht. — Der 22jährige Musikstudent Johanne« Kurz- wellh au» Plagwitz bei Leipzig, dessen Verschwinden auf einer Bergnügung«tour durch Südthrol im vor. Monate zu dem Gerüchte Anlaß gegeben, daß er in dm Bergen verunglückt sei, ist nun im Dorfe Pieve- Tesino an der italienischen Grenze, wo er mehrere Wochen an einem Nervenleiden schwrrkrank darnieder- grlegm, aufgefundm wordm. Der Vermißte befindet sich auf dem Wege der Besserung und kehrt demnächst in seine Heimath zurück. — In Plagwitz bei Leipzig wurden für die Kin der der dortigen Schulen Schnlbäder, die ersten in Sachsen, nach Göttinger Muster eingerichtet. Die Bäder werden so benützt, daß eine Klasse je eine halbe Stunde während der Schulzeit badet. Die Wasch- Utensilien giebt die Schule. Die Kinder werden selbst verständlich nicht gezwungen, an den Bädern theilzu- nehmen, doch hofft man, daß sich schließlich kein Kind davon ausschließen wird. — Riesa, 10. Oktbr. Ein tragisches Ende hat hier am 6. Oktbr. eine Familie Wook au« Apolda, bestehend aus Mann, Frau und einem Mädchen von ungefähr 4 Jahren, gesucht und gefunden. Dieselbe ist am genannten Tage mit der Bahn in 2. Klasse von Leipzig hier angekommen und hat im Deutschen Hause hier Absteigequartier genommen. Gegen Abend hat sich der Mann, nachdem er zuvor seine Rechnung bezahlt, mit Frau und Kind unter dem Vorgeben, daß er mit dem Abendzuge nach Dresden fahren wollte, vorher aber noch einen Gang nach der Stadt zu machen habe, entfernt und die Weisung gegeben, man möchte seine Effekten nach der Bahn schaffen. Letzteres ist geschehen, aber da zu dem genannten Züge Niemand da gewesen, sind die Sachen wieder nach dem Gasthause zurückgebracht worden. Am anderen Morgen früh nun hat man, wie auch be reits von uns gemeldet, die Leiche des Kindes in der Nähe des StadtparkeS aus der Elbe gezogen und polizeilich aufgehoben. Da- Kind war gut ge kleidet, hatte einen Spitzenhut, ein Korallenhalsband mit goldenem Kreuz und ein Korallenarmband ge tragen. Nach Aussage des zur Aufhebung zuge zogenen Arztes ist der Tod des Kindes allem Ver« muthen nach auf gewaltsame Weise erfolgt, da an seinem Halse eine Strangulationslinie deutlich wahr nehmbar gewesen ist. Am Morgen des 9. Oktober ist die Leiche des Mannes in der Nähe der hiesigen Schneidemühle von Schiffern aus der Elbe gezogen und polizeilich aufgehoben und recognoScirt worden. Dieselbe hatte an einem Anker gehangen. AuS den aufgesundenen Papieren wurde der Name und die Herkunft de» Manne« ermittelt. Vorgefunden wurde weiter eine goldene Uhr mit goldener Kette, mehrere goldene Ringe und über 45 Mark in baarem Gelde. Auf der Brust unter der Weste trug der Mann eine Photographie seines Töchterchen» in größerem For mat. Die Leiche der Frau war bis gestern noch nicht gefunden. Es scheint ohne Zweifel zu sein, daß die Eheleute mit ihrem Kinde den Tod freiwillig in der Elbe gesucht haben. Welche« Verhängnis dieser That zu Grunde liegt, wird die Zeit wohl noch aufklären. Seiten« der Polizei und der Staats anwaltschaft werden Nachforschungen mit vollem Eifer fortgesetzt. — Hierzu theilt man weiter mit: Ein junger Fabrikant in Apolda, der seine geschäftlichen Verpflichtungen nicht mehr erfüllen konnte, hat sich mit grau und Kind entfernt und in einem au« der Nähe von Leipzig abgeschickten Brief mitgetheilt, daß er mit den Seimgen au« dem Leben scheiden wolle. — Riesa, 12. Oktbr. Ueber da« Verbrechen, da« letzten Montag hier vollführt worden ist, tragen wir heute nach, daß da« Sind, welche« am Montag früh schon wieder aufgefunden wurde, von seinem eignen Vater zweifellos erdrosselt und dann in die Fluthen der Elbe geworfen worden ist. Am Freitag