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Amts- und Anzeigeblatt für den MM KeM des Amtsgerichts Eibenstock sertionspreiS: die kleinsp. ° di Ed dessen Umgebung. Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. »7. Jahr«««,. M 11V. Sonnabend, den 4. Oktober Abonnement viertelt. 1 M. 20 Pf. (incl. Jllustr. Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. 188». Bekanntmachung. Für den abwesenden Gotthilf Woöert Htnger aus Eibenstock ist Herr Localrichter Ernst Emil Müylig daselbst, als Vormund in Pflicht genommen worden. Eibenstock, den 2. Oktober 1890. Königliches Amtsgericht. Kautzsch. Bchm. Bekanntmachung. Nachdem nachgenannte Herren, alS: Gastwirth Ferdinand Wolf, Tischler Heinrich Emil Unger, Gerber Julius Alban Schmidt, Handarbeiter Karl Gustav Siegel, Maschinensticker Ludwig Friedrich Unger, Maschinensticker Gustav Louis Strobelt, Kaufmann William Haertel, Waldarbeiter Hermann Friedrich Unger, als Bürger der Stadt Eibenstock ausgenommen und verpflichtet worden sind, wird Solches hiermit bekannt gemacht. Eibenstock, am 1. Oktober l89O. Der Stadtrath. Löscher, Bürgermeister. Wsch. Herbstjahrmarkt in Eibenstock am 3. und 4. Aovemöer 1890. Der Stadtrath. Bekanntmachung. Die Urliste für Schöffen und Geschworene für Eibenstock liegt vom 8. Oktober dieses Jahres ab eine Woche lang im hiesigen Raths expeditionSzimmer zur Einsicht aus und sind Einwendungen gegen dieselbe innerhalb dieser Woche bei dem unterzeichneten Stadtrathc anzubringen. Es wird Solches hierdurch mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß eine diesfallsige Bekanntmachung, der die betreffenden gesetzlichen Bestimmungen im Wortlaute beigefügt sind, im Rathhause öffentlich auShängt. Eibenstock, am 2. Oktober 1890. Der Stadtrath. Löscher, Bürgermeister. Wsch. Im Amtsgerichtsgebäude hier sollen Dienstag, den 7. Oktober 1890, Nachmittags 2 Uhr mehrere Tische, Stühle, Schränke, Teppiche, Gardinen, Reise decken, Musterbücher- n. Karten, 1 gutes Sopha, 1 Kommode u. A. m. öffentlich gegen Baarzahlung versteigert werden. Eibenstock, am 2. Oktober 1890. Der Gerichtsvollzieher. Fischer. Das Verzeichniß der in hiesiger Gemeinde wohnhaften Personen, welche zu dem Schöffenamte und zu dem Geschworenenamte berufen werden können, (Ur liste) wird vom 6. dieses Monats ab eine Woche lang an ExpcditionSstelle deS unterzeichneten Gemeindevorstandes zu Jedermanns Einsicht ausgelegt werden. ES wird dies hierdurch mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß Einsprachen gegen die Richtigkeit oder Vollständigkeit der erwähnten Liste innerhalb der Aus legezeit hier schriftlich angebracht oder zu Protokoll erhoben werden können. Gleichzeitig wird darauf hingewiesen, daß der gegenwärtigen Bekanntmach ung am hiesigen Rathhausbrete die auf die Schöffen- und Geschworenenwahl bezüglichen Bestimmungen der 88 31, 32, 33, 34, 84, 85 des Gerichtsverfassungs gesetzes und des 8 24 des Gesetzes vom 1. März 1879 ihrem Wortlaute nach beigefügt sind. Schön Heide, am 1. October 1890. Der Gemcindcvorstllnd. Hagesgeschichle. — Deutschland. Zcitungsgerüchte sprechen davon, daß in der nächsten Zeit außer dem Rücktritt Verdhs noch eine andere Personalvcränderung in hohen militärischen Kreisen zu erwarten sei, welche das größte Aufsehen erregen werde. Offen bar ist Gras Waldersee gemeint. Ferner verlautet, der Kontre-Admiral Schering, Direktor der Marine- Akademie in Kiel, werde seinen Abschied nehmen. Auch soll der Abgang des Vize-Admirals Paschen be vorstehen. Man wird abwarten müssen, was an die sen Gerüchten Wahres ist. — In den Fluthen, welche das Erlöschen des Sozialistengesetzes in der Oeffentlichkeit erregt hat, ist die kleine Bemerkung eines Berliner Blattes fast unbeachtet geblieben, nach welcher die Reichsregierung in der Frage der Gewerbenovelle ihren Stand punkt dahin festgestellt habe, daß sie mit den vielbe sprochenen Beschlüssen der Arbeiterschutzkommission nicht einverstanden sei. Man kann von vornher ein diese Notiz nicht auf ihre absolute Wahrhaftigkeit prüfen, man kann vielleicht dieselbe nur als einen Fühler betrachten, ausgestreckt, um die in der letzten Zeit stark beunruhigte Oeffentlichkeit zu sondiren; man wird aber die Möglichkeit, daß thalsächlich der Bundes rath die von der Reichstags-Kommission gefaßten, über die Regierungsvorlage hinausgehenden Beschlüsse nicht sanktioniren wird, in's Auge fassen müssen und man wird alsdann kaum fehlgehen mit der Behaupt ung, daß die regierungsseitige Mäßigung einem großen Theil der Bürgerschaft, in erster Linie dem Mittel stand, hochwillkommen sein würde. Der deutsche Mittelstand, nicht die Großindustriellen allein, ist eS, welcher die Opfer der sozialen Reform zu tragen hat, er ist eS daher auch gewesen, der in erster Linie um sein gutachtliches Urtheil befragt worden ist, und fast übereinstimmend haben die Handels- und Gewerbe kammern, die Innungsvorstände der Besorg« iß Aus druck gegeben, daß die neuen Lasten für den Handel und das Gewerbe unerschwinglich werden dürfen. Die Dresdner, die Plauen'sche, die Chemnitzer und die übrigen Handelskammern unseres engeren Vater landes haben sich in diesem Sinne geäußert. Es ist ein Unrecht, begangen an unserem staatserhaltenden Mittelstand, der in der bisherigen Gestaltung unseres WirthschaftSlebens den Grundstein bildet, über solche Kundgebungen mit leichtem Herzen hinwegzugehen; auch ein bitteres Unrecht, wenn von links und rechts ihnen das sozialdemokratische Stichwort entgegenge schleudert wird, sie wollten nur den Geldbeutel schonen. Sicher vielmehr ist es, daß unser Bürgerstand in voller Ehrlichkeit bereit ist, dem Mahnruf des Kaisers zu folgen und bis an die Grenze seiner Opferfähig keit zu gehen, um den sozialen Frieden zu erhalten, aber er verlangt auch eine sorgsame Prüfung darüber, wie weit diese Opferfähigkeit geht. Angesichts der schweren Gefahren, die dem Handel und Gewerbefleiß durch die Abschließungsmaßregeln der Vereinigten Staaten entstehen, angesichts der Bewegung, welche die Erneuerung der meisten europäischen Handels verträge Hervorrufen wird, kann der unparteiische, nicht mit bloßen Wünschen, sondern realen Verhält nissen rechnende Bürger nur wünschen, daß der BundeS- rath die übermäßigen Projekte jener Kommissions- Politiker, welche im Rennen nach Popularität die Regierungsvorschläge übertreiben, zurückdrängt. — Rußland. Da« 300 jährige Bestehen des KosakenheereS soll in ganz Rußland zu Beginn des nächsten Jahres durch große Feste gefeiert werden. Im Jahre 1591 wurden die ersten Kosaken des Urals unter dem Namen «Kosaken von Jaik" in die Armee des russischen Zaren eingereiht. Der erste Hetmann derselben war der Oberst Iwan Jakutkin, welcher an der Spitze seiner Truppe den gefährlichen Nebenbuhler der Romanows, Pugatschew, tödtete und dafür vom Zaren mit hohen Auszeichnungen bedacht wurde. Locale und sächsische Rachrichten. — Eibenstock, 3. Oktbr. Ein hoher musikali scher Genuß wurde gestern den Besuchern de« von Herrn Musikdir. Oeser veranstalteten Extraconcerte« geboten. Mit Freuden hatten die hiesigen Musik freunde die Kunde vernommen, daß Hr. Curt Künzel auf seiner Reise von Reichenhall nach Leipzig, wo selbst er seine Studien am Königl. Konservatorium der Musik fortzusetzen gedenkt, seiner Geburtsstadt Eibenstock einen Besuch abstatten würde. Es hatten sich denn auch im Saale des Feldschlößchens eine stattliche Anzahl Zuhörer eingefunden, sodaß das Concert kurz nach 8 Uhr seinen Anfang nehmen konnte. Reicher Beifall lohnte den Vortrag der ein zelnen Nummern, besonders lebhaft wurde nach der immer gern gehörten Ouvertüre zu „Rosamunde" von Fr. Schubert und nach dem Kopenhagener Kasino- Walzer von Lumbye applaudirt. Man sah aber auch, wie jeder Musiker für seine Person bestrebt war, möglichst Vollkommenes auf seinem Instrumente zu leisten. Die Glanzpunkte deS Abends bildeten selbst verständlich die Solovorträge des schon genannten jungen Geigenkünstlers. Andächtig lauschte das Pu blikum den weichen, glockenreinen Tönen, die dem Instrumente entquollen, unbeweglich hafteten die Augen der Menge an dem Bogen, der so sicher und fest von der Künstlerhand geführt wurde. Sicherlich hat sich ein Jeder gesagt: ich bin am heutigen Abende erbaut worden und bereue eS nicht, das Concert be sucht zu haben. Wünschen wir dem jungen LandS- manne eine glückliche Zukunft und hoffen wir, ihn recht bald wieder zu hören. Möchte denn aber auch unsere Einwohnerschaft ihren Dank dadurch bezeugen, daß sie vollzählig im Concertsaale erscheine. — Eibenstock. Am Montag dieser Woche wa ren 50 Jahre vergangen, seitdem Herr Handschuh macher Jacoby Hierselbst seinen Beruf angetreten. Obwohl der Jubilar zur Zeit in Stellung sich nicht befindet, so hatten doch seine College« es sich nicht nehmen lassen, den Veteranen ihres Berufe» durch Gra tulation in Wort u. Schrift zu erfreuen. Am Abend fand im Saale des „Deutschen Hause«" eine kleine Feier statt, welche die Theilnehmer in froher Stim mung lange beisammenhielt. Wir bemerken noch, daß Hr. Jacoby zur Zeit de« Krieges gewissermaßen auch im Dienste de« Vaterlandes gestanden hat, ebenso seine Ehefrau. Ersterer hat den Feldzug von 1870/71