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Amts- und Anzeigeblatt für den Lyirk und dessen Umgebung. 18SO Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen ReichS- Postanstalten. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionSpreiS: die kleinsp., Zeile 10 Pf. -es Amtsgerichts Eibenstock MMZ- Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. »7. Donnerstag, den II. September Bekanntmachung. Die Landes-Brandversicherungsbeiträge auf ven 2. Termin 1890 — 1. October 1890 — sind nach je einen Pfennig für die Einheit bei der Gebäude - Versicherungs - Abtheilung und nach je ein und einen halben Pfennig für die Einheit bei der freiwillige« Versicherungs-Ab- theilung nebst den fälligen Stückbeiträgcn bis spätestens dm 10. Hclover 1890 bei Vermeidung der zwangsweisen Beitreibung anher zu entrichten. Eibenstock, am 8. September 1890. Der Stadtrath. Löscher, Bürgermeister. G. Bekanntmachung. Vom Reichsgesetzblatt auf das Jahr 1890 sind Nr. 2c> und 26 erschienen und enthalten unter Nr. 1914: Bekanntmachung, betreffend allgemeine polizei liche Bestimmungen über die Anlegung von Dampfkesseln; Ztr. 1915: Verord nung, betreffend die Rechtsverhältnisse in dem südwestafrikanischen Schutzgebiete. Ferner ist vom Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen auf das Jahr 1890 das 8. Stück erschienen und enthält unter Nr. 44: Verord nung, die Enteignung von Grundeigenthum für Erweiterung der Eisenbahn stationsanlagen in Erlau betr.; Nr. 45: Bekanntmachung, die Betriebseröffnung auf den Eisenbahnlinien Freiberg-Halsbrücke und Berthelsvorf-Großhartmanns- dorf nebst Zweiglinie betr.; Nr. 46: Verordnung zur weiteren Ausführung des Gesetzes, das Befugniß zur Aufnahme von Protokollen u. s. w. betr.; Nr. 47: Verordnung, die Enteignung von Grundeigenthum für Erweiterung der Bahn hofsanlagen in Riesa betr.; Nr. 48: Verordnung, die Abhaltung von Sühne versuchen mit Studirenden der Königlich Sächsischen Technischen Hochschule betr.; Nr. 49: Verordnung, die Enteignung von Grundeigenthum für Erweiterung der Haltestelle Bornitz betr.; Nr. 50: Verordnung, einige Abänderungen der Bei tragsklassifikation der der freiwilligen Abtheilung der Landes-BrandversicherungS- anstalt angehörenden Betriebsobjekte betr. Diese Gesetzblätter liegen zu Jedermanns Einsichtnahme an Rathsstelle aus. Eibenstock, den 6. September 1890. Der Stadtrath. Löscher, Bürgermeister. Wsch. Hagesgeschichte. — Deutschland. Manschreibt: .Nachverläßlichen Mittbeilungen wird dernächsteReichhaushaltsetat keinerlei Forderungen enthalten, welche sich auf ge plante Verstärkungen oder Neuformationen des Heeres bezögen. Den Absichten gemäß werden derartige Forderungen bis zum Ablauf des SeptennatS nicht mehr gestellt werden. Ebensowenig liegt eS in den Intentionen, eine Vorlage einzubringen, welche die erneute Forderung einer Gehaltsaufbesserung einzelner Offiziersklassen zum Gegenstand hätte. Es ist aber nicht ausgeschlossen, daß in Bezug auf die Pferde beschaffung der berittenen Offiziere nicht berittener Truppen Erleichterungen geschaffen werden, was ein längst allseitig anerkanntes Bedürfniß ist. Forder ungen zu begegnen, welche sich auf die weitere Durch führung der neuen Bewaffnungen oder auf Kasernir- nngszwecke beziehen, wird keineswegs ausgeschlossen sein, sie können keine Beunruhigung der öffentlichen Meinung im Gefolge haben." — Ueber den gescheiterten Dampfer .Reichs tag" wird den „Times" aus Sansibar vom Sonntag berichtet, alle Versuche, den gestrandeten Postdampfer wieder flott zu machen, seien bisher ' mißlungen. ES sei zu befürchten, daß der Dampfer völlig zum Wrack werde. Hoffentlich bestätigt sich diese Meldung nicht, denn eine andere Nachricht be sagt: Das Schiff liegt an geschütztester Stelle im Hafen von Dar-es-Salaam und löscht seine Ladung. Bei der nächsten Springfluth ist das Wiederflottwer den desselben zu erwarten. — Nach dem neuesten amtlichen Ausweis über das schwimmende Flottenmatcrial der deutschen Marine beträgt gegenwärtig die Zahl der Panzer schiffe 12, Panzerfahrzeuge 15, Kreuzerfregatten 8, Kreuzerkorvetten 10, Kreuzer 4, Kanonenboote 3, AvisoS 7, Schulschiffe 10 und Fahrzeuge zu anderen Zwecken 9, zusammen 78 Kriegsschiffe mit 533 Ge schützen, einem Deplacement von 189,796 Tonnen, Maschinen von 188,390 indizirten Pferdekräften und einem Besatzungs-Etat von 17,860 Köpfen. — Ueber die Frage, wie die Sozialdemokratie ihre Agitation nach dem I. Oktober einrichten will, werden von einer Seite, die sich über die Vorgänge im Lager der Arbeiterpartei bisher gut unterrichtet zeigte, noch folgende bemerkenSwerthen Mittheilungen gemacht. Zunächst also ist, wie bekannt, eine große Vermehrung der sozialdemokratischen Presse geplant, es werden nach dem 1. Oktober über 100 sozialde mokratische Blätter erscheinen; die Zahl der Blätter, die vor dem Sozialistengesetz erschienen, war bei wei tem nicht so groß. Um die.Genoffen" fortwährend zu beschäftigen, soll die Agitation für die Wahlen der Einzellandtage, soweit Erfolge hier überhaupt zu erwarten sind, und ferner für die Stadtverordneten kollegien mit dem größten Eifer in die Hand genom men werden. In den Vertretungen einer größeren Anzahl Städte, namentlich im Königreich Sachsen und den thüringischen Staaten, sitzen bereit- seit einer Reihe von Jahren Sozialdemokraten, in Magde burg ist kürzlich der erste Sozialdemokrat für das Kollegium gewählt, in einer Anzahl Städte, so in Leipzig, sind bereits die Vorbereitungen für diese Wahlen stark gefördert. Was die Wahlen für die Einzellandtage anbetrifft, so liegen die Verhältnisse für die Sozialdemokraten nur in Preußen un günstig; Königreich Sachsen hat nnter 80 Abgeord neten bereits 8 Sozialdemokraten, im Großherzog- thum Hessen haben die Sozialdemokraten vor wenigen Wochen zu ihren beiden alten Sitzen in Mainz noch einen neuen dritten, in Offenback-Land, errungen; im Königreich Bayern waren die Sozial demokraten auch schon nahe daran, in die Zweite Kammer einzuziehen. In den thüringischen Staaten sitzen in den Einzellandtagen ebenfalls schon eine An zahl Sozialdemokraten, überraschend leicht ist ihnen im Fürstenthum Schwarzbnrg-Rudolstadt am 1. Septbr. ein Erfolg geworden. Im 10. Wahlkr. daselbst ist .Ge nosse" Apel mit 412 Stimmen gewählt worden, während auf die beiden Gegenkandidaten nur 159 bezw. 109 St. fielen. Auf gewerkschaftlichem Gebiete soll vor allen Dingen der Ausbau der Central-AusstandSkommissionen gefördert werden; sodann ist eine Art Kartell dieser Kommissionen geplant, eine große Arbeiterkoalition soll damit geschaffen werden. Die internationalen Beziehungen sollen stärker gepflegt, eventuell neu an gebaut werden, speziell nach England, Dänemark, Belgien, Holland hin. Auf dem nächsten internatio nalen Kongreß in Brüssel, auf dem sicherlich die Frage der Achtstundenbewegung eine hervorragende Rolle spielen wird, werden die deutschen Sozialdemokraten zweifellos in großer Stärke antreten. — Wohl haben, wie in den schweizer, so auch in den österreichischen Alpen, die Wasserbaukün stier manches Tüchtige im Anlegen von Wildbach-Ver stauungen und Becken geleistet, aber wie armseliges Stück- und Flickwerk ist dies Alles geblieben! Seit Jahren bemüht sich die Schweiz, das benachbarte Oesterreich zu einer gemeinsamen Rheinregulirung zu bringen: ein brauchbares Projekt, wonach der Rhein ein neues Bett mit einem kürzeren Lauf in den Bo densee erhalten soll, ist ausgearbeitet: voriges Jahr bereits fand eine furchtbare Ueberschwemmung Vorarl bergs statt, dieses Jahr allein fünf kleinere Damm brüche, aber die Landesvertretung jenes Kronlandes hat sich trotzdem zu noch nicht« Weiterem aufgerafft, als das Projekt u. die Gutachten darüber als schätz bares Material in der Bregenzer Landstube aufzu heben. Jetzt sind allein 8 Vorarlberger Dörfer an den Bettelstab gebracht. Bezeichnenderweise haben die Dammbrüche nicht nach der schweizer Seite, sondern nur nach der österreichischen stattgefunden. Für Rhein - CorrektionSbauten in Vorarlberg enthält das Budget de» österreichischen Staate» die Lumperei von 25,000 fl. Dieser Kaiserstaat giebt für Fluß- regulirung in seinem ganzen Staate überhaupt knapp 3 Mill. fl. au«, wovon für die böhmischen Flüsse '/« Mill, absällt. Was läßt sich mit so winzigen Posten überhaupt leisten! Wenn im Wiener RcichSrathe die Abgeordneten aus allen Kronländern dringend um Uferbauten und Flußcorrektionen baten, wurde ihnen mit bedauerndem Achselzucken erwidert, dazu sei kein Geld da. ES liegt nahe, damit die bereitwillige Eile zu vergleichen, mit welcher auck in Oesterreich neue Millionen für Militärausgaben bewilligt wurden. Diese militärischen Ausgaben waren gewiß nothwendig, um die Wehrkraft des Staates gegen äußere Feinde zu stärken, sie sind eine Versicherungsprämie gegen Kriegsgefahr, aber genau so sind auch die zu Ufer bauten und Flußregulirungen verwendeten Summen aufzufassen: auch sie dienen Wehrzwecken, sie sollten den Einbruch feindlicher Naturgewalten wo nicht ab halten, so dock möglichst unschädlich machen. Wie reichlich hätten sie sich gelohnt! — Jene österreichischen Versäumnisse ziehen leider auch unser Sachsen in herbe Mitleidenschaft. Wir wenden seit Jahren be trächtliche Summen für Flußcorrektionen auf, nament lich erfreut sich die Elbe, soweit sie durch Sachsen fließt, des Rufes eines trefflich regulirten Stromes. Ob aber für alle Bedürfnisse vorgesehen ist, diese Frage regt denn doch da« jetzige Unglück an. Ein hervorragender Kenner der Wasserverhältnisse, Prof. Schlichting, empfiehlt die Anlage weit ins Land reich ender Gräben behufs Aufnahme der FrühlingSwasser- Massen, also Stauanlagen, die zugleich zu Bewässer- ungszwecken verwendbar seien. Soviel jedoch ist klar: wir Sachsen, Anhaltiner und Preußen mögen an der Elbe thu», was wir wollen: die Hauptsache, künftigen Wassernöthcn vorzubeugen, ist am Beginne der Fluß läufe zu thun. Eine Wasserschutzkonferenz, zu der Deutschland, Oesterreich und die Schweiz, vielleicht auch Rußland (wegen der Weichsel), einlüde, wäre eine würdige Kulturaufgabe des Reiches. Der letzte Grund der sich häufenden Wassernöthe bilden aber die Entwaldungen. Sie machen die großen Regen güsse so gefährlich; Wald u. Waldboden, die sonst als große Schwämme dienen, um die niederströmenden Wassermassen thcilweisc wenigstens aufzusaugen, min dert sich in ganz Europa zusehends. Theils die Gier, einen möglichst großen Reinertrag vom Grundbesitz herauSzuschlagcn, theils der Zwang, für Steuern und Hypothekenzinsen das nöthige Baargeld anzuschaffen, die moderne absolute Geldwirthschast im Gegensatz zur Naturalwirthschaft treibt zur Entholzung. Alle Kulturstaaten haben die dringende Aufgabe, bessere, tiefergreisende, dem menschlichen Eigennutz wehrende Forstschutzgesetze zu schaffen. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 10. Septbr. Am Montag Abend fand im Saale des „Deutschen HauseS" Hierselbst die Constituirung eines reichstreuen Vereins für Eibenstock und Umgegend statt. Derselbe bezweckt die Vereinigung aller patriotisch gesinnten Männer behufs thatkräftiger Pflege des nationalen Gedankens zum Wohle unsere« engeren wie weiteren Vaterlandes. In den Vorstand, welcher noch durch eine Anzahl AuSschußmitglieder unterstützt wird, wurden folgende Herren gewählt: Kaufm. u. Stadtverordn.-Vorsteher Richard Hertel, Vorsitzender; Oberforstmeister