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Amts- und Anzeigeblatt für den Erscheint . „ . —. Abonnement «S..S-- öcuck des Ämtsgmchts Eibenßolk -LAS- sertionSpreiS: die kleinsp. ten, sowie bei allen Reichs» Zeile 10 Pf und dessen Umgebung. P°st°nst-lten Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. »7. Jahrgang. vo. Dienstag, den 17. Juni 18SO. Gras-Bersteigerullg auf Kartsfelder und Kibenssocker Staats forstrevier. Montag, den 23. Juni 1890 soll die diesjährige Grasnutzung der Kunstwiescn des Carlsfeldcr Reviers lib. d. o. unter Friedrichs Werk, an der Mulde und Bahn, sowie der des Eibenstocker Reviers lib. a. d. am Ritterbach, lit. o. ä. oberhalb des Forsthauses au der Mulde, Zusammenkunft: Vormittags 9 Uhr an Friedrichs Werk bei der Bahnstation Wilzschhaus, sowie Dienstag, den 24. Juni 1890 die GraSnutzung der Wiesen des Carlsfelder Reviers 11b. ä. rechts der Wilzsch (an beiden Seiten der Straße), 11b. s. I. an der Bretmühlc Wilzschhaus und Mittwoch, den 25. Juni 1890 die Grasnutzung der Wiesen des vorgenannten Reviers lib. ä. links der Wilzsch (zwischen dem Rautcnkranzer Wiesenweg und der Wilzsch) gegen sofortige Bezahlung und unter den vor Beginn der Auktion bekannt zu gebenden Bedingungen meistbietend versteigert werden. Wil ^^EMenkunft: je Vormittags 9 Uhr an der Bahnstation König!. Obersorstmeisterei, Verwaltung der Kunstwiesen und Forstrcntamt Eibenstock, am II. Juni 1890. Schumann. Gläsel. Wolfframm. Freiwillige GrMdWMrsteigmmg. Auf Antrag der Erben weil, der Schnittwaarenhändlerin <^lirl«ti»»e vcrw. Urin»«! verw. gew. Ai sch er geb. Bechmann zu Schön heide soll das zum Nachlasse derselben gehörige, auf 5970 Mk. gewürderte Hausgrundstück dir. 323 des Brandkataslers und Parzellen-Nummer 784d des Flurbuchs für Schönheide — Fol. 367 des Grundbuchs für Schönheide — Wonlaa, den 30. Juni 1890, Vormittags 1l Uhr im Nachlatzhaufe i» Schönheide unter den im Termine bekannt zu gebenden Bedingungen öffentlich versteigert werden. Eibenstock, den 7. Juni 1890. Königliches Amtsgericht. Kautzsch. F. Hagesgeschichle. — Deutschland. Die Vertagung des Reichs tages ist, wenn nicht unvorhergesehene Ereignisse ein treten, in vierzehn Tagen in Aussicht genommen. Man rechnet, daß bis dahin der Nachtragsetat für Kolonialzwecke, die Militärvorlage, das Gewcrbegcrichts- gesetz und verschiedene kleinere Gesetzentwürfe erledigt werden können. Die Arbeiterschutzvorlage wurde ver tagt. — Aus den Verhandlungen der Militär kommission des Reichstages hat sich ergeben, daß die Erhöhung der Offiziersgehalte nicht die geringsten Aussichten hat. Ebensowenig die Gehalte der höheren Reichsbeamten. Wohl hatte der letzte Reichstag Er höhungen für „untere und mittlere Beamte" vorge schlagen, daß aber der BundeSrath bis zu Gehalten von 6000 Mark gehen würde, hatte Niemand erwartet. Auch die Conservativen sind nicht für diesen Vorschlag zu haben. ES ist zuzugeben, daß unsere Beamten und Offiziere nicht so glänzend gestellt sind, daß eine Erhöhung ihres Einkommens an sich ungerechtfertigt wäre, aber wo bleiben dann die richterlichen, die Ver- waltungs- und die technischen Beamten in den Ein zelstaaten, die in gleicher Rangstufe stehen? Für sie sind keine Mittel vorhanden. Sie würden die ein seitige Berücksichtigung der Reichsbeamten als eine große Ungerechtigkeit empfunden haben. Es ist schwer verständlich gewesen, wie die Rcichsregicrung zu einem solchen Vorschlag gekommen ist, der so viel böses Blut gemacht hat. — Die in Baden gebauten strategischen Bahnen sind stattliche Bauten, durch welche Süd deutschland in sieben vollständig leistungsfähigen Bah nen mit dem deutschen Westen verbunden ist. Im Jahre 1870 waren es bloß drei Linien. Nunmehr befinden sich im ganzen und großen längs der deut schen Grenze neunzehn Uebergänge über den Rhein, während sechzehn Bahnen ihre von Osten nach Westen laufenden Doppelwege den Truppen zur Disposition stellen. — Amerika. Die letzten aus Chikago in London eingetroffenen Nachrichten bestätigen die früh eren Meldungen von dem bevorstehenden Ausbruch eines allgemeinen JndianerkriegeS. Die Indianer in Cheyenne haben bereits die Feindseligkeiten eröffnet und versuchen, die Sioux zur Betheiligung zu be wegen. Die Indianer haben massenhaft Pferde, Win chester-Büchsen und Munition aufgehäuft. Major Caroli rückt mit einer Abtheilung Bundestruppen vor, um die Cheyenne-Indianer abzuwehren und nach dem ihnen angewiesenen Gebiet zurückzudrängen. Die Europäer treffen auf ihren Niederlassungen Vorkehr ungen zur Abwehr und schicken ihre Frauen und Kinder weg. Der wahre Grund zur Erhebung der Indianer soll großer Mangel an Lebensmitteln sein. — Einen deutsch-amerikanischen National feiertag beabsichtigen die Deutschen in Nordamerika cinzuführen. Zu diesem Zweck fand in Milwaukee eine große Versammlung statt, zu welcher mehr als 300 größere deutsche Vereine aus allen Theilen der Vereinigten Staaten Vertreter entsandt hatten. Nach langen Debatten, während man unter anderen den Sedantag und den Tag des Stralauer Fischzuges vorgeschlagen hatte, einigte man sich auf den 6. Oktober, an welchem Tag sich vor 83 Jahren die ersten deutschen Kolonisten in Germantown niedergelassen hätten. Es wurde auch sofort ein Komitee erwählt, welches die Vorbereitungen zur Feier dieses Tage« in allen von Deutschen stärker bewohnten Städten Nordamerikas vorbereiten soll. Gleichzeitig wünschte man, daß zu jenem Tage von dem Komitee eine Broschüre veröffentlicht werden möge, welche die Ver dienste der Deutschen um die allgemeine kulturelle Entwickelung der Vereinigten Staaten darstelle. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 16. Juni. Die nunmehr ver flossene erste Hälfte des Monat Juni war in Bezug auf die Witterung wenig günstig. Abgesehen von den Nachtfrösten zu Anfang des Monats, die den Feld- und Gartenfrüchten vielfachen Schaden brachten, gab es auch beträchtliche Niederschläge und rauhe Temperatur. Trotz dieser zweifelhaften Witterung hatten sich am gestrigen Sonntag Lößnitzer Turner in ziemlich großer Anzahl Hierselbst zum Besuch der Turner Eibenstocks eingefunden und im „Deutschen Hause" Oue.rtier genommen. Außer der eigenen Musik hatten dieselben aber auch gleich ihre Damen mitgebracht und hielten mit diesen in wohlgeordnetem Zuge ihren Einzug in die Stadt. Nach eingenom mener Stärkung vergnügte man sich mit turnerischen Hebungen und einem fröhlichen Tänzchen und zog am Abend unter Gesang und den Klängen der Musik heiter dem Bahnhofe Blauenthal zu, um mit dem Abendzuge wieder nach der Heimath abzudampfen. — Dresden, 13. Juni. Vor dem Königlichen Schwurgericht begann heute Vormittag 10 Uhr die Hauptverhandlung gegen den Maurer August Otto Beger wegen Mordes und Raubes. Dem An geklagten wird beigemessen, am 7. April d. I. die Althändlerin Auguste Therese Nollau in Kötzschen- broda, seine Ouartierwirthin, mit Beilhieben ermor det und beraubt zu haben. Er ist nur des Raubes bezw. Diebstahls geständig; die Thäterschaft an dem Mord wird von ihm entschieden bestritten. Die Ver handlung endete mit der Verurtheilung Beger's wegen Mordes und Raubes zum Tode. — Dresden, 13. Juli. Die Hinrichtung des Handarbeiters Friedrich Gottlieb Stückig ans Mühltroff fand heute früh 5 Uhr statt. Etwa 150 Per sonen fanden sich von '^5 Uhr an ein und kurz vor dem Vollzug der Exekution betraten Oberstaats anwalt vr. Hartmann, Lanbgerichtsrath Thieme auß Plauen, sowie die gesetzlich vorzuladcndcn 12 Zeugen aus der Bürgerschaft Dresdens aus dem östlichen Gebäudeflügel hinaus auf die große Freitreppe, bez. in den Hof. Stückig war am Mittwoch Abend von Plauen in die Künigl. Gefangenanstalt eingeliefert worden und gestern Morgen wurde ihm von dem Oberstaatsanwalt der Zeitpunkt der Vollstreckung des TodcSurtheils bekannt gegeben. Bon diesem Augen blick an änderte sich der Gemüthszustand des bis dahin hartnäckig leugnenden Verbrechers und noch gestern Abend erleichterte der Unmensch durch ein Geständniß sein schuldbeladene« Gewissen. Begleitet von mehreren Gefängnißbeamtcn, sowie dem Anstalts geistlichen Pastor Ackermann, betrat der Delinquent die Hinrichtungsstätte. Stückig, ein etwas verwach sener Mensch, in dessen abstoßenden GesichtSzügcn sich die Todesangst charakteristisch ausprägte, benahm sich auf seinem letzten Gange ziemlich gefaßt. Ober staatsanwalt I)r. Hartmann gab sodann bekannt, daß das am 6. März d. I. vom Künigl. Schwurgericht zu Plauen wegen Mordes und Verbrechens gegen 8 176 Abs. 3 des ReichsstrafgesetzbuchcS, verübt am 15. Juli 1889 an der noch nicht 6 Jahre alten Klara Hulda Ranft aus Pausa, nachdem der Landesherr auf das Recht der Begnadigung verzichtet, nunmehr vollstreckt werden solle, und übergab hierauf den Delinquenten dem Scharfrichter. Willig ließ sich Stückig die Stufen nach dem Schaffet hinaufführen, anfesseln und wenige Augenblicke später fiel sein Haupt. Der von den Angehürigen des Gerichteten nicht rcklamirte Leichnam wurde der Anatomie an der Universität Leipzig zugefllhrt. — Leipzig, l4. Juni. In einem Coupee des 8 Uhr 50 Minuten Abends von hier nach Chemnitz abgehenden Personcnzugcs fand man gestern — und zwar auf dem Gepäckregale liegend — in ein schwarz- und graugestreiftes Tuch eingewickelt ein erst wenige Wochen alte« Kind weiblichen Geschlechts. Das Kind, auf welches man erst durch sein Wimmern aufmerk sam wurde, ist, wie durch die sofort eingeleiteten polizeilichen Recherchen bereits festgestellt ist, durch seine eigene Mutter — ein Frauenzimmer, das am Nachmittag zuvor das Kind in hiesiger Stadt an eine Ziehmutter zu bringen gesucht und sich dann mit ihm in der Vorhalle des Bayrischen Bahnhofes aufgchsl- ten hatte — in das Coupee gelegt und so ausgesetzt worden. Die herzlose Mutter, welche sich wahrschein lich noch hier oder doch in der Umgegend aufhält.