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Amts- und Anzeigeblatt für den »UM- schrk des Amtsgerichts Eibenstock MZ- sertionSprei«: die kletnsp. „ ten, sowie bei allen Reich»« M. io Pf und dessen Amgebung. ^-mMten. Perantwortlicher Redactcur: E. Hannebohn in Eibenstock. — ——— «7. A«yr««u«. " HL sr Somabmd, dm 3. Mai 188». In Gemäßheit der in 8 46 de« Einkommensteuergesetze« vom 2. Juli 1878 enthaltenen Bestimmungen werden alle diesenegen, welche hierorts ihre Bei tragspflicht zur Staatseinkommensteuer zu erfüllen haben, denen aber eine Zufertigung betreffs der erfolgten Einschätzung nicht hat behändigt werden können, hier mit aufgefordert, wegen Mittheilung de« EinschätzungSergebniffeS sich bei dem Unterzeichneten zu melden. Schönheide, am 1. Mai 1890. Der Gemcindevorstand. HagesgeschWe. — Deutschland. Mit dem bangen Gefühle der Ungewißheit hat daS zivilisirte Europa den 1. Mai anbrechcn sehen. Die wüsten Geister der Begehrlich keit und des Umsturzes haben sich seit Wochen mit friedloser Geschäftigkeit geregt, um heute durch einen erzwungenen Weltfeiertag die Macht der Prole tarier-Kolonnen recht wirksam vor Augen zu führen. ES scheint, als ob der gesunde Sinn nüchterner Er wägung die Bestrebungen der Apostel des Unfriedens paralhsiren werde — soweit bisher Nachrichten aus der Hauptstadt, den Reichsgebieten und dem Aus lande vorliegen, scheint der Umfang der Arbeitsein stellung wesentlich geringfügiger, als man im allge meinen nach den weitschichtigen Vorbereitungen zu erwarten berechtigt war. Die darüber eingegangenen telegraphischen Nach richten besagen folgendes: In Berlin war von der Feier des I. Mai im Allgemeinen wenig zu spüren. Alles war ruhig und in den meisten Arbeitsstellen wurde gearbeitet. Die Zahl der Feiernden wird auf ein Fünftel, von An deren gar nur auf ein Zehntel geschätzt. Dieselben machten gemeinschaftliche Ansflüge nach den Vororten, woselbst gegen etwaige Ruhestörungen Maßnahmen getroffen waren. In den großen Arbeitxrbezirken des Wedding feierten prinzipiell nur die Former und Maurer. In der Bevölkerung jenes Bezirkes herrschten ernste Besorgnisse, die sich indeß nicht erfüllt haben. In den großen Fabriken des Nordens und Nordostcns feierte höchstens die Hälfte der Arbeiterschaft. In einer ganzen Anzahl von Fabriken fehlte auch nicht ein Mann. Wien. Hier fanden Vormittags 40 Versamm lungen statt, die sämmtlich ruhig verliefen. — In Brünn brach Nachts in einer Schafwollfabrik ein Brand aus, der anscheinend angelegt worden ist und beträchtlichen Schaden angerichtet hat. — In Proß- nitz (Mähren) wurde bei der heute erfolgten Ein lieferung mehrerer gestern verhafteter Personen in das Gefängniß, letzteres Vormittags von etwa 4000 Arbeitern gestürmt. Pest. Vor der Walzmühle fand ein Exceß seitens der Arbeiter statt, wobei das Militär ge- nöthigt war, mit dem Bajonnet vorzugehen. Zwei fremde Arbeiter wurden verwundet. Lemberg. Die hiesige Werkstatt der Karl Lud- wigsbahn ist eingeäschert worden. Der Schaden be trägt 100,000 Gulden. Es wird angenommen, daß das Feuer angelegt worden ist. Paris. Vormittags 10 Uhr. In den äußeren Boulevards herrscht Ruhe. Die inneren Stadtviertel bieten den Anblick gewöhnlichen Verkehres. Die gro ßen Läden sind offen, die Schaufenster aber leer. Die Läden der Waffenschmiede sind geschlossen. Paris. Der Tag wird in der Provinz überall gefeiert. Sonst ist die Ruhe nirgends gestört wor den, was wohl auf den strömenden Regen zurückzu führen ist. Paris. Die Zahl der Verhafteten übersteigt 100. Die Anarchisten widersetzten sich der Arretur mehrfach mit Revolvern und Dolchmesfern. Ein Manifest der Antisemiten mahnt dringend von einer Betheiligung an der Demonstration ab. Paris. Die Truppen der umliegenden Orte werden marschbereit gehalten. Die Besatzung von Pari« rückte in voller feldmäßiger Ausrüstung aus. Die Soldaten erhielten je 64 scharfe Patronen und Lebensmittel für zwei Tage. Die Offiziere dürfen Tag und Nacht die Truppen nicht verlassen. Zahl reiche Familien verließen die Stadt. Einige Viertel sind verödet. Viele Familien verproviantlrten sich auch für mehrere Tage. Mehrere verhaftete Anar chisten führten große Geldsummen bei sich. Brüssel. Im Borinage ist der Ausstand all gemein. Die Hauptpunkte sind durch Cavallerie und Jäger besetzt. Die Gendarmerie patrouillirt fort während. Zwei Bahnzüge find geheizt, um, wenn nöthig, Hilfstruppen zu senden. Lüttich. Ein Zug von 3000 Arbeitern von Lüttich und den Kohlenrevieren der Umgegend setzte sich Vormittags 10'/, Uhr in Bewegung, um der Behörde eine Petition zu Gunsten des achtstündigen Arbeitstage« zu übergeben. Hier wurde die Ruhe nirgends gestört. Bern. In den gewerblichen Cantoncn der Schweiz wird ausnahmslos gearbeitet. Die Feier beschränkt sich auf Versammlungen zu Gunsten der achtstündigen Arbeitszeit. Rom. Die Stadt ist vollkommen ruhig. Die Geschäfte sind zum Theil geschlossen. Auch der Vatikan traf Sicherheitsvorkehrungen. — Altenburg. Unsere Residenz, deren historisch berühmtes Felsenschloß manch' deutschen Kaiser in seinen Mauern beherbergt hat, rüstet sich, den Träger der deutschen Kaiserkrone Barbarossas würdig zu empfangen. Zum ersten Male seit der Wieder aufrichtung des KaiserthumS wird unserer Stadt jetzt die Ehre zu Theil, wieder einen deutschen Kaiser in ihrem Weichbilde begrüßen zu können. Der mehr fach verschobene Besuch Sr. Majestät des Kaisers am hiesigen Herzoglichen Hofe ist nunmehr definitiv auf den 3. und 4. Akai festgesetzt. Staat, Stadtrath, Bürgerschaft, ja daS gejammte Volk unseres Herzog- thumS wetteifern, um dem allverehrten Kaiserlichen Herrn einen würdigen Empfang zu bereiten. Tausende von Händen sind bereits beschäftigt, um die Straßen, Plätze und Gebäude in Festschmuck zu hüllen. Se. Majestät wird Sonnabend, den 3. Mai, Nachmittags 3'/, Uhr auf hiesigem Bahnhofe eintreffen und von Sr. Hoheit dem Herzog Ernst begrüßt werden. Se. Hoheit wird sich sodann mit seinem hohen Kaiser lichen Gast durch die festlich geschmückten Straßen nach dem Herzoglichen Residenzschlosse begeben, wo bald darauf Galatafel stattfinden wird. An diese wird sich ein Hosconcert «»schließen, in welchem auch die König!. Hofopernsängerin Frl. Malten aus Dres den Mitwirken wird. Ferner wird von hiesigen Ge sangvereinen eine Serenade veranstaltet werden. Am Abend werden die das Schloß umgebenden Straßen, Plätze und Gebäude illuminirt. Am Sonntag den 4. Mai wird Se. Majestät zunächst dem Vormittags gottesdienste in der altehrwürdigen Schloßkirche bei wohnen. Gegen Mittag wird der HuldigungSzug der Altenburger Bauernschaft in National tracht vor Sr. Majestät und Sr. Hoheit defiliren. Am Nachmittag ist sodann eine Rundfahrt durch die Stadt geplant. Das sogenannte „Bauernreiten", das auch bei ungünstiger Witterung stattfindet, wird jeden falls den Glanzpunkt der festlichen Veranstaltungen bilden. Bei diesem Banernzuge wird soviel Pracht und Glanz entfaltet werden, wie noch bei keinem anderen. Ebenso wird dieses Bauernreiten hinsicht lich der Theilnehmerzahl alle früher stattgefundenen weit übertreffen. Ueber 800 Reiter, Hormetjung- fraucn und Frauen in ihrer nationalen Festtracht werden sich daran betheiligen. Groß ist die Zahl der Vereine, die sich freiwillig erboten haben, während deS Einzüge« Sr. Maj. des Kaisers Spalier zu bilden, besonders stark werden die Militär- und Kriegervercine vertreten sein, da nicht blo« die Ver eine des Herzogthum« theilnehmen werden, sondern auch Anmeldungen aus den Nachbarländern, vornehm lich au» Sachsen, in großer Zahl vorliegen. Der Zudrang von Fremden wird, wenn die Witterung nicht ganz unfreundlich sein sollte, ein überaus starker sein und die Behörde hat darum für die Ortschaften des OstkreiseS angeordnet, daß am kommenden Sonn tag, je nach der Größe des Dorfes, eine bestimmte Anzahl von Männern im Orte verbleiben muß, um in gewissen Nothfällen den Sicherheitsdienst sofort auszuüben und vom Morgen bi« zum Abend durch Auf- und Abgehcn im Dorfe über daS Eigenthum der Leute zu wachen. Locale und sächstsch« Nachrichten. — Eibenstock, 2. Mai. Wie wir unfern Lesern bereits mitgetheilt, hat Se. Maj. der König Herrn Landgerichtsrath Friedr. Herm. Kautzsch in Zwickau zum Amtsrichter beim hiesigen Amtsgericht ernannt und hat heute Vormittag 1l Uhr die Verpflichtung und Einweisung deS Herrn Amtsrichter« durch Herrn Landgcrichtsdirektor Behrnaner in Vertretung des Hrn. LandgcrichtSpräsidenten v. Mangoldt an hiesiger Amtsstelle unter Anwesenheit des Beamten- und Die nerpersonals stattgefunden. Dem feierlichen Akte wohnten ferner bei: Herr Bürgermstr. Löscher, die hiesigen Rechtsanwälte, die Vorstände der Landge meinden, die Ortsgerichtspersoncn, die Friedensrichter, der Gerichts-Assistenzarzt und der Redacteur deS Amtsblattes. — Herr Assessor Heßler, seither beim hiesigen Amts gericht angestellt, fungirt vom 1. ds. Mtö. ab al« Hilfsrichter beim Kgl. Amtsgericht Mittweida. Herr Erwin Porzig hat nach der Bestimmung unter V. der Verordnung vom 20. Februar 1867 von jetzt an das Dienstprädikat „Assessor" zu führen und ist dem Kgl. Amtsgericht als Hifsrichter beige ordnet Worten. — Schön Heide. Der vergangene Dienstag hätte für eine hiesige Familie leicht recht verhängniß- voll werden können. Die Eltern waren Abends vom Hause abwesend und hatten ihre Kinder unter Auf sicht eines älteren Märchens zurllckgclasscn. Da ge schah es, daß die Kinder die Petroleumlampe um warfen. Dieselbe zerbrach, und im Nu gerieth das ausfließendc Ocl in Brand. Zum Glück wurde das Feuer rechtzeitig von der Straße aus bemerkt und konnte, bevor es größeren Schaden verursachte, erstickt werden. Die Kinder kamen mit dem bloßen Schreck davon. — In Lindenan bei Schneeberg ist am 28. April das Haus der Hebamme Löffler ein Raub der Flammen geworden. — Meißen. Kürzlich erschien ein Trupp von 20 italienischen Arbeitern bei einem hiesigen Bau meister und bat um Arbeit; da aber solche zur Zeit nicht genug vorhanden ist, so mußten die Leute un verrichteter Sache wieder abreisen. Die Betreffenden kamen aus Berlin und klagten, dort nichts verdienen zu können; in Berlin feierten die Maurer und Hand langer zu Tausenden. Ueberall seien die Baue ab gesagt, weil die Kapitalisten wegen der sozialen Be wegung kein Baugcld hcrgebcn wollten. Sie seien auch in Leipzig gewesen, aber auch dort gebe es keine Arbeit, da in einer Woche 250 Baue abgesagt worden seien. — Burgstädt. Der liebe Leichtsinn wäre kürzlich beinahe an dem Tode einer noch in den besse ren Jahren stehenden Frau schuld gewesen. Beim Haarmachen nahm dieselbe eine Haarnadel in den Mund, und beim Sprechen rutschte diese in den Hals. Die Frau fuhr rasch mit der Hand in den Mund, um die Nadel zu entfernen, erreichte aber das gerade Gegcntheil, denn dieselbe war nun so weit in die Kehle gerutscht, daß nur noch die beiden auSgespreizten Enden am Gaumen sichtbar waren. Die Frau wurde dadurch in die größte Verzweiflung versetzt, da auch ihr Mann sich vergeben« bemühte, dieselbe zu ent-