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Amts- und Anzeigeblatt Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionSpreiS: die kleinsp. Zeile 10 Pf. für den Sestrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Abonnement viertelt. I M. 20 Pf. (incl. Jllustr. Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reick'S- Postanstalten. M SS. Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. 37. Jayrgau,. Sonnabend, den 15. März 18SO M L v k r u r. Am 13. März 1890 verschied der Vorstand des Kgl. Amtsgerichts Eibenstock Ile i r Der Staat verliert in ihm einen Richter von hervorragender Begabnng und Pflichttreue, die unterzeichneten Beamten einen ebenso verehrten, als geliebten Vorgesetzten. Sein Andenken wird als ein gesegnetes fortleben. tziömkock. den 14. Wär; 189». Dit sämmttichen Beamten des Kgl. Amtsgerichts daselbst. Holz-Versteigerung auf Schönßeider Staaisforssrevier. Donnerstag, den 20. März 1890, von Vormittags 9 Uhr an kommen im Hotel zum Rathhause in Schönheide die in den Abtheilungen 3, 4, 5, 6, 28, 37, 38, 44 und 89 aufbereiteten Nut-- I»ölL«r, als 281 Stück weiche Stämme von 10—15 Centimeter Mittenstärke, 279 „ „ . „ 16-19 27 20-22 349 Klötzer 13-15 Oberstärke, 503 - 16-22 262 23—29 22 30-36 „ > 3,5 Mir. lang. 6 37-43 2 47-52 1198 Stangenklötzer 8-12 10 Derbstangen 10-12 Unterstärke, 14 ff 13—15 sowie ebendaselbst Sonnabend, den 22. März 1890, von Vormittags 9 Uhr an die in den obengenannten Abtheilungen aufbereitercn und zwar: 122 Raummeter weiche Brennscheite, 1 l 1 „ „ Brennknüppel, 9 . „ Aeste, 1718 „ weiches Abraumreisig, 29,r» Wellenhundert weiches Brennreisig und 866 Raummeter weiche Stöcke einzeln und partieenweise gegen sofortige Bezahlung in kassenmätzigen Münzsorten und unter den vor Beginn der Auktion bekannt zu gebenden Bedingungen meistbietend zur Versteigerung. Kreditüberschreitungen find unzulässig. Holzkaufgclder können an beiden Tagen vor Beginn der Auktion berichtigt werden. Auskunft ertheilt der unterzeichnete Oberförster. Königliche Forstrcvicrvcmaltung Schönheide und König liches Forstrcntamt Eibenstock Fraucke. am 12. März 1890. Wolfframm. Infolge Anzeige vom 5. dieses Monats sind heute auf Folium 195 des Handelsregisters für die Stadt die Firma <»<><>!-Ut F,r»a«iro<!lL in Eibenstock und als deren Inhaber Herr Kaufmann älbin Leong l-sncknoek daselbst eingetragen worden. Eibenstock, am 11. März 1890. Königliches Amtsgericht. v. Sommerlatt. Ttzr Ucber den Vormarsch der Sozialdemokratie spricht sich in bemerkenswerthcr Weise eine Korrespon denz der „Köln. Ztg." aus Chemnitz aus. Dieselbe lautet: „Die sächsischen Blätter sind voll von Er güssen, in welchen der überraschend ungünstige Aus fall der Wahlen nach den verschiedensten Richtungen hin beleuchtet und seine Ursachen erörtert werden. Natürlich fehlt es dabei nicht an Klugredcrn, welche hinterdrein guten Rath zu geben wissen, wie man die Niederlage hätte vermeiden können. Dabei kommt gewiß Manches zum Vorschein, was für viele Stellen vollkommen zutrifft. Uebcreinstimmend wird zwar zugegeben, daß die Ordnungsparteien diesmal den Wahlkampf mit aller Kraft und allem Nachdruck ge führt haben, aber vorher schon, so heißt cs, hätte man in ausgedehntem Maße auf die einzelnen Wähler namentlich im Arbciterstande persönlich einzuwirken und sie in Güte zu gewinnen suchen müssen. Das klingt recht vernünftig und annehmbar; aber wer die Bevölkerung in unseren Arbeiterstädten kennt, der wird den Werth dieser guten Lehren nicht hoch an schlagen und nur davor warnen können, daß man an ihre Beachtung irgendwelche Hoffnungen knüpfe. Für unsere Stadt wenigstens sind die Zeiten vorüber, wo man auf dem angedeuteten Wege günstig cinzuwirken hoffen dürfte. Unfern Gewerbetreibenden stehen aus reichende Erfahrungen zu Gebote, welche dies be weisen. Nur ein Beispiel statt vieler. Der Besitzer einer hiesigen großen Färberei erzählt, zwischen ihm und seinen ältern Arbeitern, die zum Theil schon bei seinem Vater gearbeitet, habe von jeher ein freund liches, fast patriarchalisch zu nennendes Verhältniß bestanden. Ihren persönlichen und wirthschaftlichen Verhältnissen habe er jederzeit eine wohlwollende Thcilnahme geschenkt, bei nicht wenigen seiner Leute Kinder aus der Taufe gehoben und mehreren die Mittel gewährt, sich mit kleineren Häusern ansässig zu mache»; auch habe er nie über unfreundliche Ge sinnungen gegen ihn oder die Seinigen zu klagen gehabt. Gleichwohl betheiligen sich die Leute aus nahmslos an den von sozialdemokratischer Seite ins Werk gesetzten Ausständen und stimmten erklärter maßen bei Wahlen ausnahmslos für den Sozial demokraten. Der Mann hat cs an ernstem und wohl meinendem Zuspruch und an persönlicher Einwirkung auf den einzelnen Arbeiter nicht fehlen lassen, aber damit auch nicht den geringsten Erfolg erzielt. Selbst diejenigen, welche ihm am meisten zu Danke ver pflichtet sind, erklärten, daß sie nicht anders handeln könnten, „weil sie sonst ihres Lebens nicht sicher seien." Es zeigte sich aber auch aus ihren Aussprachen, daß sie von dem weitverbreiteten Wahne angcsteckt sind, es schwebe irgend ein großes Glück für die Arbeiter in der Luft, von dem man sich zwar noch keinerlei bestimmte Vorstellung machen könne, für dessen Verwirklichung aber die sozialdemokratischen Abgeordneten sorgen würde». Jedenfalls aber sei es Sache der Arbeiter, den Arbeiterkandidaten zu unter stützen gegen den Kandidaten „der Andern" oder wie man unter sich sagt, „der Großen". Wenn gegen diese Anschauungen der Zuspruch eines geachteten und wohlwollenden Arbeitsherrn nichts vermag, was soll dann die versuchte Einwirkung seitens der Vertrauens männer der Ordnungsparteien erreichen? Nein, man bescheide sich bei der alten Erfahrung, daß die breite unheilslose Masse der Bevölkerung in unfern größer» Städten und dichtbevölkerten Bezirken stets und jeder zeit geneigt bleibt, für den ain weitesten links stehen de» Kandidaten zu stimmen, und daß diese natürliche Neigung nur zeitweilig zurückgedrängt werden kann durch große, packende, weltgeschichtliche Ereignisse, wie cs die Einigung Deutschlands und der siebziger Krieg war, oder durch drohende Gefahren, wie sie 1887 vor handen waren, oder durch Noth und schlechte Zeiten, wo es an Arbeit fehlt und der Arbeiter froh ist, wenn er ein gesichertes Unterkommen hat. Jetzt aber, wo die Geschäfte gut gehen, wo keinerlei Gefahr den Be stand des Reiches zu bedrohen scheint und wo die großen Eindrücke des Jahres 1870 zu verblassen be ginne», jetzt glaubt die breite gedankenlose Masse der Bevölkerung ihrem natürlichen Zuge nach links unge straft nachgeben zu können, und so ist der Ausfall der Wahlen vom 20. Februar nicht etwa als ein Zeichen dafür anzusehen, daß die Volksseele eine tiefgreifende Wandlung erfahren habe, sondern es ist das aus ihrer Natur folgende, das naturgemäße Ergebniß des allgemeinen und gleichen Wahlrechts. Wie viel oder wie wenig an Wohlfahrtseinrichtungen für den Arbeiterstand geschaffen wird, ist kaum von irgend welchem Einfluß aus dieses Ergebniß. Sehr lehrreich sind in dieser Hinsicht die Erfahrungen, die man mit den Bergleuten beim sächsischen Silberberg bau gemacht hat. Seit Jahrhunderten hatten diese, dank dem früher so reichen Ertrage der Silberberg werke, alle die Wohlfahrtseinrichtungen und Ver günstigungen, die man jetzt für die Arbeiter schafft, wie Alters- und Jnvalidenversorgung, Krankenunter stützung, freie ärztliche Behandlung, freie Schule für die Kinder u. s. w., und doch waren sie unter den allerersten in Deutschland, welche einen Sozialdemo kraten in den Reichstag entsandten. Also: der Zng