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Amts- und Anzeigeblatt für den MIAZ ötzirk des Amtsgerichts Cibenßmk dessen MmgeVung. Abonnement viertelj. I M. 20 Pf. (incl. Jllustr. Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reich S» Postanstalten. 18. Verantwortlicher Redatteur: E. Hannebohnin Eibenstock. 37. Ia-rgang. " Dienstag, den 11. Februar 18S« Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung der unterzeichneten Behörde vom l3. vorigen Monats wird bez. nochmals bekannt gemacht, daß die bevor- steheuve Wahl für den Reichstag Donnerstag, den 20. Keöruar 1890, in der Zeit von Vormittags 10 bis Nachmittags 6 Uhr stattfindet. Schwarzenberg, am 7. Februar 1890. Königliche Amtshauptmannschast. Frhr. v. Wirsing. E. Die Verwaltungen der Gemeindekrankenversicherungen, sowie die Vorstände der Orts- und Fabrikkrankenkassen im hiesigen Verwaltungsbezirke erhalten Ver anlassung, die nach §8 9 und 41 des Reichsgesetzes vom 15. Juni 1883 vor geschriebenen Uebersichten und Rechnungsabschlüsse auf das Kalenderjahr 1889 nach Maßgabe der vorgeschriebenen, Seite 189 flg. des Centralblattes für das deutsche Reich vom Jahre 1887 abgedrucktcn Formulare nebst Erläuter ungen aufzustellen und längstens bis zum 31. März 1890 in doppelten Exemplaren anher einzureichen. Schwarzenberg, am 7. Februar 1890. Königliche Amtshstuptmunnschust. Frhr. v. Wirsing. St. Zwangsversteigerung. Das im Grundbuche auf den Namen vttlll« laullii« ver- ehel. l8«I»ult»«rt geb. Müller in Schönheide eingetragene Grundstück, Haus mit Garten, Nr. 5 des Brand-Cat., Nr. 708 des Flurbuchs für Schön heide, eingetragen auf Folium 6 des Grundbuchs für Schönheide, geschätzt auf 900 Mark, soll an hiesiger Gerichtsstelle zwangsweise versteigert werden und ist der 14. Wär; 1890, Vormittags 10 Mr als Anmeldetermin, ferner der 1. April 1890, Vormittags 10 Mr als Versteigerungstermin, '° E der 11. April 1890, Vormittags 9 Mr als Termin zu Verkündung des Vertheilungsplans anberaumt worden. Die Realberechtigten werden aufgefordert, die auf dem Grundstücke lastenden Rückstände an wiederkehrenden Leistungen, sowie Kostensorderungen, spätestens im. Anmeldelermine anzumelden. Eine Uebersicht der auf dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres Rangverhältnisscs kann nach dem Anmeldctcrmine in der Gerichtsschreiberei des unterzeichneten Amtsgerichts cingesehen werben. Eibenstock, am 30. Januar 1890. Königliches Amtsgericht. Peschke. Gruhle, G.-S. Die aus Anlaß der bevorstehenden Reichstagswahl erfolgte Abgrenzung der in hiesigem Orte gebildeten zwei Wahlbezirke, ingleichen die Namen der Wahl vorsteher und deren Stellvertreter, sowie die Wahllocale werden in Nachstehendem mit dem Bemerken bekannt gegeben, baß die persönliche Abgabe der Stimmzettel am SO. Februar 1890, von Vormittags 10 bis Nachmittags 6 Uhr zu erfolgen hat. Schönheide, am 8. Februar 1890. Der Gemcindevorst stnd. I. Wahlbezirk. Derselbe umfaßt die Hauser dir. 1 bis 53, 265 bis 4306, 444 bis 4706 des Brand-Vers.-Catasters. Wahlvorsteher r Gemeindcvorstand Haupt. Stellvertreter: Gemeiude-Aeltcster Leistne r. Wahllocal: Rathhaus-Restauration. II. Wahlbezirk. Derselbe umfaßt die Häuser Nr. 54 bis 264, 431 bis 443 6 des Brand- Vers.-Catasters. Wahlvorsteher; Kaufmann Victor Oschatz. Stellvertreter: Kaufmann Heinrich S ch ö n f e l d e r. Wahllocal: Restauration der Wittwe Männel Nr. 228 des Brand- Vers.-Catasters. Die Wählerversammlung, welche von der deutschfreisinnigen Partei zum ver gangenen Sonnabend in den Saal des „Feldschlöß chen" Hierselbst zusammenberufen worden war, war von einer großen Anzahl Personen, den verschiedensten Parteirichtungen angehörig, besucht. Nach Eröffnung der Versammlung durch Hrn. Kfm. Bernhard Meisch- ner Hierselbst erhielt zuerst der Candidat der frei sinnigen Partei, Herr Oberlehrer l)r. Krause aus Annaberg, das Wort, um sein Programm zu ent wickeln. Derselbe sprach über Wirthschaftspolitik resp.die Vertheuerung der Lebensmittel durch die Schutzzölle. Daß dieses Kapitel am meisten geeignet ist, die gro ßen Massen zu interessiren, ist ganz selbstverständlich, werden doch alle Schichten der Bevölkerung davon betroffen. Wenn wir auch nicht beipflichten können, daß die Vertheuerung der Lebensmittel nur den Schutzzöllen zuzuschreiben sei, so müssen wir doch zugcstehen, daß die Art und Weise des Auftretens des Herrn vr. Krause nicht unsympathisch auf die Zuhörer einwirkte. Hr. Krause hielt sich durchaus sachlich und ließ in seinen Ausführungen erkennen, daß er fast ganz auf dem Boden unseres bisherigen Vertreters, des Hrn. Fabrikbes. Eugen Holtzmann in Breitenhof stehe. Da nun Herr Holtzmann, der den Wahlkreis seit nunmehr 13 Jahren zur höchsten Zufriedenheit seiner Wähler vertritt, sich zur An nahme eines weiteren Mandats bereit erklärt hat, so ist es wohl selbstverständlich, daß alle reichstreuen Wähler seine Wahl befürworten und ihm am Tage der Wahl ihre Stimme geben werden. Als zweiter Redner trat Herr Privatschuldirector Schmidt aus Dresden auf. Seine Darlegun gen dokumentirten unzweideutig den berufsmäßigen Parteiführer. Nachdem derselbe der nichtfreisinnigen, insonderheit der amtlichen Presse die nöthigen Seiten hiebe ertheilt hatte, ging er ebenfalls auf das Thema der Schutzzölle rc. über. Es würde zu weit führen, wollten wir auf das alles eingehcn, was der Herr Redner zur Vertheidigung seines Parteistandpunktes anführte. ES wird den Ausführungen unseres bis herigen Vertreters im Reichstage überlassen werden müssen, diejenigen Entstellungen und Unrichtigkeiten, soweit sie vorgekommen sind, zu widerlegen, wozu sich in der in den nächsten Tagen stattfindendcn Wahl versammlung der vereinigten konservativen und natio nalliberalen Partei hoffentlich Gelegenheit bieten wird. Herr Dir. Schmidt wußte in den verschiedensten Va riationen wohl des Oefteren zu wiederholen, daß nur die nach seiner und seiner Partei Meinung unrichtige Gesetzgebung die Vertheuerung der Lebensmittel her- beigesührt habe, daß aber schlechte Ernten und insonderheit der Wucher dem armen wie dem reichen Manne das Brod vertheuern, davon sprach Herr Schmidt allerdings nicht, das paßt ja nicht in das Programm der freisinnigen Partei. Damit die Leser unseres Blattes aber Gelegenheit haben, sich selbst über die Einwirkungen der Lebens mittelzölle zu unterrichten, werden wir in der nächsten Nummer eine statistische Uebersicht der Waarenpreise der letzten 20 Jahre bringen, also aus einer Zeit, wo wir noch keine Schutzzölle für Lebensmittel hatten. Daraus wird jeder leicht ersehen, daß die Preise jener Zeit durchschnittlich höhere waren, wie heute. Wir wollen nicht verschweigen, daß sich während der Versammlung einige recht unliebsame Zwischen fälle ereigneten, denn der schon in Annaberg gerügte Ausruf: „Wir brauchen keinen Schulmeister" war ebenso ungehörig, als die Beschuldigung des Sprechers, daß ein Socialdemokrat für die Cartellpartci in Sachen der Wahl Dienste leiste. Diese Aeußerungen trugen viel dazu bei, daß eine gewisse Unruhe in der Ver sammlung Platz griff, die sehr eifrige Förderer in verschiedenen von auswärts erschienenen Personen fand, weshalb die Versammlung auch vorzeitig ge schlossen worden ist. Ehe der Tumult seinen Höhepunkt erreichte, ergriff nach einer vorhergegangenen Pause, al« Erwiderung auf die Ausführungen des Hrn. Dir. Schmidt, Herr Kaufm. Richard Hertel von hier da« Wort und sprach etwa Folgende«: Wir sind Ihnen für den ersten Theil Ihrer Aus führungen, die Getreidezölle betreffend, dankbar, da Sie damit für unseren bisherigen Vertreter, Herrn Eugen Holtzmann, die beste Wahlpropaganda gemacht haben, denn alles was Sie wollen, hat Herr Holtzmann bereits gethan. Herr Holtzmann hat in Erkcnntniß, daß Getreidezölle nicht am Platze sind, dieselben mit Kräften bekämpft und dagegen gestimmt. Es liegt also, meine Herren, auf Grund dessen kein Bcdürfniß vor, einen neuen und zwar freisinnigen Vertreter zu wählen, wir bleiben darum lieber bei unserm alten bewährten Vertreter, Hrn. Holtzmann. Herr Schmidt griff die nationalliberale Partei an und erwähnte verschiedene«, was derselbe nicht hätte thun sollen. Es drängt sich nun die Frage auf, was hat bis jetzt die nationallibcrale Partei ge than und was die deutschfrcisinnige? Die national liberale Partei hat cs sich angelegen sein lassen, im Verein mit der Regierung die Gesetze ins Leben zu rufen, die der Land- lind der arbeitenden Bevölkerung zum Nutzen, zum Segen gereichen, ich meine das Krankenkassen-, das Unfall- und das Alters- und Jn- validengesetz. Nun, meine Herren, sagen Sie mir doch, was hat bis jetzt die dcutschfreisinnige Partei gethan? Nichts! absolut nichts! Ihre ganze Kraft und Kunst besteht einzig und allein darin, alles zu verneinen, was die Regierung und andere Parteien vorgeschlagen. Kritisiren, meine Herren, ist keine Kunst, wohl aber besser machen! Die deutschfreisinnige Partei führt immer das Wohl und Wehe des armen Mannes im Munde, wenn es aber zu Abstimmungen von Gesetzen für eben diesen arnien Mann kam, waren diese Herren nicht zu sprechen. Meine Herren, wer sind diejenigen ge wesen, die gegen das Krankenkassen-, Unfall-, Alters und Jnvalidengesetz, welche der Segen der arbeitenden Bevölkerung sind, gestimmt haben? Die Deutschfrei sinnigen. Dieselben Deutschfreisinnigen, die immer das Wohl und Wehe de« Arbeiters im Munde führen. Meine Herren, ich will bei dieser Gelegenheit und an diesem Platze mit zur Anführung bringen, was unser bisheriger bewährter Vertreter Herr Holtz mann für unfern Wahlkreis gethan, leider ist eS bi« jetzt noch nicht in die Bevölkerung eingedrungen. E» war Ausgang der 70er Jahre, als von Seiten der Regierung außergewöhnlich hohe Zölle auf Perlen sowohl als auch auf Tüll vorgeschlagcn worden waren