Volltext Seite (XML)
Amts- und Anzeigeblatt für den MA- skM des Ämlsgmchts Libmlleck sertionspreiS: die kleinsp. ' ten, sowie bei allen Reichs- S°il-10Pf und dessen Hlmgekung. P-stanstalten Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. »7. M IV. Sonnabend, den 8. Februar 18SQ. Nachersichtliche Verordnung des Königlichen Ministeriums des Innern wird hiermit behufs deren Nachachtung bekannt gemacht. Eibenstock, den 31. Januar 1890. Der Stadtrath. Löscher, Bürgermeister. Neumann. Eing. am rö. Januar 1890. Aus Anlaß der im Jahre 1888 über das Vorkommen der Tuberkulose bei Rindern veranstalteten statistischen Erhebungen ist angezeigt worden, daß tuber kulöse Theile und ungenießbares Fleisch geschlachteter kranker Rinder behufs Beseitigung zuweilen auf Düngerhaufen geworfen oder dort vergraben werden. Da auf diese Weise die Krankheitskeime mit dem Dünger auf die Felder, Wie sen und Futterpflanzen gelangen und von bier au« zur Ansteckung gesunder Thiere führen können, erscheint es erforderlich, die betreffenden Kreise auf die mit dem beregten Verfahren verbundene Gefahr aufmerksam zu machen und auf Abstellung desselben hinzuwirken. Auch empfiehlt es sich zugleich darauf hinzu weisen, daß die fraglichen Fleischtheile rc. am zweckmäßigsten durch Feuer oder Chemikalien vernichtet werde». Den Kreishauptmannschaften wird daher anheinigestellt, dieserhalb das Er forderliche an die Verwaltungsbehörden ihrer Regierungsbezirke zu verfügen. D r e s d c n, am 16. Januar 1890. Ministerium des Innern. - (gez.) von Nokitz-Wallwitz. Bekanntmachung, die Anmeldung der Ostern 1890 schulpflichtig werdenden Kinder betreffend. Ostern 1890 werden alle diejenigen Kinder schulpflichtig, welche bis dahin das sechste Lebensjahr erfüllt haben. Außer diesen können auch solche Kinder der Schule zugeführt werden, welche bis 30. Juni i890 das sechste Lebensjahr vollenden. Von diesen Kindern, sowohl von den gesetzlich schulpflichtigen, wie den letzt erwähnten, wenn sie schon zu Ostern 1890 in die Schule eintreten sollen, sind die Knaben Montag, den 10. Februar 1890, Nachmittags von 2—4 Uhr und die Mädchen Dienstag, den 11. Februar 1890, Nachmit tags von 2 — 4 Uhr in hiesiger Schute im Amtszimmer des Stellvertreters des Schuldirektors Kerrn Oberlehrer Amtel anzumeldm. Bei dieser Anmeldung ist zunächst die Erklärung abzugeben, ob das be treffende Kind i« die I. oder II. Bürgerschule Aufnahme linden soll, ferner ist für alle Kinder der Impfschein und für Kinder, die aus Äesnndyeitsrück- sichten vom Schulbesuch noch zurückbehaktcn werden sollen, ein ärztliches Amg- niß über die Nothwcndigkeit dessen, für die nicht in hiesiger Stadt yeborenen Kinder aber außerdem eine standesamtliche Geburtsurkunde und ein Kauf- zeugnih beizubringen. Eibenstock, den 1. Februar 1890. Der Schulausschliß. Löscher. Neumann. Bekanntmachung. Vom Reichsgesetzblatt auf das Jahr 1890 sind Nr. 2, 3 und 4 erschienen und enthalten unter Nr. 1881: Verordnung, betreffend die Wahle» zum Reichs tag; Nr. 1882: Erklärung zu Artikel 8 Absatz 5 des internationalen Vertrages, betreffend die polizeiliche Regelung der Fischerei in der Nordsee außerhalb der Küstengewässer; Nr. 1883: Gesetz, betreffend Aenderungcn des Reichs-Militärgesetzes vom 2. Mai 1874. Ferner ist vom Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen auf das Jahr 1890 das 1. Stück erschienen und enthält unter Nr. I: Bekannt machung, die Vergütung für die Naturalverpflegung der Truppen im Jahre 1890 betr.; Nr. 2: Bekanntmachung, eine Ergänzungswahl für die I. Kammer betr.; Nr. 3: Bekanntmachung, die Feststellung der Beiträge zur Deckung des Bedarfs des Landeskulturraths betr.; Nr. 4: Bekanntmachung, eine Anleihe der Actien- gesellschaft „Lauchhammer" betr.; Nr. 5: Bekanntmachung, eine Anleihe der Stadtgemeinde Chemnitz betr. Diese Gesetzblätter liegen zu Jedermanns Einsichtnahme an Rathsstelle ans. Eibenstock, den 6. Februar 1890. Der Stadtrath. Löscher, Bürgermeister. Neumann. Bckan»tmachnu g. Die RathScxpeditionS-, Stadt- und Sparkassen-Lokalitäten bleiben wegen vorzunehmender Reinigung derselben nächsten Sonnabend, den 8. Ieöruar 1890 geschloffen und es können an diesem Tage nur die dringlichsten Sachen Erledigung finden. Das Standesamt ist an diesem Tage nur von Vormittags 11 bis 12 Uhr geöffnet. Eibenstock, den 5. Februar 1890. Der Stadtrath. Löscher, Bürgermeister. Neumann. Eine deutschfreisinnige Wahlversammlung. Unter dieser Ueberschrift veröffentlicht das „Anna- berger Wochenblatt" nachstehenden Bericht über die am 4. d. Mts. daselbst stattgehabte Wahlversamm lung, welcher für die Leser unseres Blattes insofern von besonderem Interesse sein wird,- als zu heute Abend in hiesiger Stadt, welche mit Annaberg in demselben (21. sächs.) Wahlkreis zu wählen hat, eben falls eine Versammlung der deutschfreisinnigen Partei ausgeschrieben ist. Der Bericht lautet: Es gewinnt fast den Anschein, als habe in den Häuptern der deutschfreisinnigen Partei unseres Wähl- kreiscs ein chronischer Mangel an Selbstvertrauen Platz gegriffen. Hatten sie sich zu ihrer ersten Ver sammlung im Schützenhause den Privatschuldirektor Schmidt aus Dresden verschrieben, damit derselbe den freisinnigen Ideen zum Durchbruch verhelfe, so war gestern auf Einladung des hiesigen Vorstände« eine Berliner freisinnige Größe, der Aquariums- Direktor Hr. Otto Hermes erschienen, um den Freisinnigen unsere- Kreises helfend unter die Arme zu greifen und ihre Bestrebungen gegen das böse Cartell zu vertheidigen. Dieser Herr hatte denn auch so ziemlich den gesummten freisinnigen Rede aufwand »de« Abends zu bestreiten; außer Herrn Or. Krause, der ein einzige« Mal in die Diskussion eingriff, haben die anwesenden Deutschfreisinnigen sich todtgeschwiegen und ihre Kehlfertigkeit nur durch wüste« Gebrüll geäußert, welches gegen alle Diejenigen gerichtet war, die sich erdreisteten, andere Anschau ungen al« die Herren Freisinnigen zu haben und Nese Anschauungen zu vertreten. „Raus", „Schmeißt ihn raus", „Quatsch", „Mumpitz" — das waren die liebenswürdigen Bezeichnungen, mit denen Anders denkende bedient wurden, bis sich zuletzt so ein ohr betäubendeS Gejohle erhob, daß der vom Vorstands tische aus verkündete Schluß der Versammlung wohl nur den Nächstsitzenden verständlich wurde. Ein Theil der Schuld an diesen scandalösen Vor gängen ist sicherlich den Leitern der Versammlung beizumessen, denen die notbwendige Energie zur Unter drückung derselben abging. Auf der anderen Seite mag auch die Abwesenheit von überwachenden Polizei beamten dazu beigetragen haben, die Unruhestifter in ihrem Vorhaben zu bestärken. Wie terroristisch die Versammlung gegen diejenigen vorging, welche die Politik der Rationalliberalen vertheidigten, erfuhr auch der Redakteur dieses Blattes, Frisch. Als der selbe sich vor Schluß der Versammlung noch einmal zum Wort meldete, wurde ihm dasselbe, obwohl er es zu einer persönlichen Bemerkung verlangte, abge schnitten und er mit den wüstesten Redensarten be droht. In jeder parlamentarischen Versammlung ist es üblich, daß vor Schluß derselben noch gefragt wird, ob noch Jemand das Wort wünscht, und nach Schluß der Debatte Redefreiheit zu persönlichen Bemerkungen gestattet wird. Daß die Leiter der gestrigen Ver sammlung zu dem Einseben gekommen sind, gegen dieses erste Erforderniß alles Parlamentirens verstoßen zu haben, geht aus einem Briefe hervor, welchen heute Morgen in aller Frühe der Vorsitzende der Versammlung, Herr Kaufmann C. Lange, an unseren Redakteur Frisch gerichtet hat. In demselben ent schuldigt sich Herr Lange, daß der Redakteur nicht mehr habe zum Worte kommen können, indeß sei er in dem Momente nicht mehr im Stande gewesen, Ruhe zu schaffen. Wir haben hiergegen nur zu be merken, daß sich unser Redakteur schon ehe Herr Hermes das Schlußwort erhielt, zum Worte gemeldet hatte, daß es den Herren Freisinnigen aber wünschenS- werth erschien, den besonders Herrn Hermes compro- mittirenden Erklärungen durch das einfache Mittel, den Schluß der Versammlung und das übliche Johlen, aus dem Wege zu gehen. Als erster Redner des Abends stellte sich der freisinnige ReichStagscandidat, Herr Realgymnasial oberlehrer 1)r. Krause, vor. Gleich zu Anfang seiner sehr gemäßigten Rede äußerte der Herr, daß wir in Deutschland mit Vielem, mit recht Vielem sehr zu frieden sein könnten; wir erfreute» uns eines treff lichen Rechtsstaates, eines geordneten Post- und Ver kehrswesens, eines schlagfertigen Heeres. Wenn noch einige Wünsche nach Verbesserungen ausstünden, so sei man von allen Seiten bestrebt, diese Verbesser ungen herzustellen, nur über die Wege, wie diese Verbesserungen ins Leben treten sollten, gingen die Meinungen auseinander. Nun begann das bekannte freisinnige Lamento gegen die Zollpolitik, in dessen Verlauf Herr Krause erklärte, daß er sich in der Getreidezollfrage mit den Nationalliberalen und gerade mit unserem bisherigen Abgeordneten, Hrn. Holtz mann, eins wisse, da ja auch dieser Herr von jeher gegen die Getreidezölle gestimmt habe. Dann kam Herr Krause auf das Sozialistengesetz zu sprechen und machte den Sozialdemokraten eine derartig ge harnischte Absage, daß dieselben wohl kanm ihre Freude an ihren alten Wahlhelfern haben werden. Herr Krause erklärte, daß er den Sozialdemokraten keinerlei Concessionen zugcstehe, daß die Sozialdemokraten seine Feinde seien und daß er Niemandem zustimmen könne, der an der Grundlage des Staates rütteln und Ge werbe und Industrie der Anarchie zuführen wolle. Weiter gab er bekannt, daß er mit den Tendenzen des Alters- und Invalidenversicherungs-Gesetzes ein verstanden sei und daß im Reichshaushalte gespart werden müßte. Wenn, so wird sich jeder Ein sichtige fragen, Herr l)r. Krause so viele