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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionSpreiS: die kleinsp. Zeile 10 Pf. Abonnement viertelt. 1 M. 20 Pf. (incl. Jllustr. Unterhalt!»!.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. M »». Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. 36. Aa-rga«g. Donnerstag, den 22. August 188S. Bekanntmachung. Gemachten Wahrnehmungen zufolge werden die gesetzlichen Bestimmungen über das stille Begräbnis nicht immer streng innegehalten. Dieselben werden daher wiederholt hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht mit dem Bemerken, daß Zuwiderhandlungen hiergegen, insoweit sie nicht schon an sich einer strengeren Bestrafung nach Reichs, und Landesstrafgesetzen unterliegen, mit Geldstrafe bis zu 150 Mk. bez. Haft bis zu 14 Tagen bestraft werden. 1) In jedem Falle, wenn Jemand an Pocken, Scharlachfieber, Diphthe- ritis, asiatischer Cholera oder Flecktyphus gestorben ist, hat des stille Begräbniß stattzufinden. 2) Bei dem stillen Begräbniß ist der Eintritt in das Sterbehaus feiten Anderer, als den mit dem Leichendienste beschäftigten Personen und der nächsten Verwandten des Verstorbenen, verboten. Desgleichen sind die Ausstellung der Leiche im Sterbehause sowie das Singen und andere Feierlichkeiten in demselben verboten. 3) In welchen Fällen sonst noch außer in den oben unter 1 erwähnten das stille Begräbniß stattzufinden hat, bestimmt die Obrigkeit auf Antrag des Bezirksarztes beziehentlich des zur Begutachtung herbei gezogenen Arztes. (Gesetz vom 20. Juli 1850, die Leichenbestattungen und die Ein richtung des Leichendienstes betreffend, nebst Ausführungsverordnung vom gleichen Tage in Verbindung mit der Verordnung vom 22. Mai 1882 einige Abänderungen und Ergänzungen der letzteren Ausführ ungsverordnung betreffend.) Eibenstock, den 21. August 1889. Der Stadtroth. Löscher, Bürgermeister. Wege« Reinigung der Lokalitäten bleiben die Expeditionen des Gc- meinderaths, des Standesamts sowie der Sparkasse Sonnabend, den 24. August k. Is. geschloffen. Der Gemcinderath zu Schönheide. Eine neue werthvolle Friedenskundgebung war die Ansprache, welche der Präsident der fran zösischen Republik am Sonntag an die 13,000 Orts vorsteher richtete, die ans Einladung der Pariser Munizipalität zum Besuch der Weltausstellung und zu einem gemeinsamen Liebesmahl eingetroffen waren. Kaum je irgend eine andere Versammlung hätte den Namen einer „Volksvertretung" mit besserem Recht führen können. Die vom Volke gewählten Bürger meister, bei deren Ernennung nicht sowohl die politische Stellung als vielmehr die persönliche Tüchtigkeit den Ausschlag giebt, haben durch ihren Beruf genaue Kenntniß davon, was die Bevölkerung will. Sie wissen, daß dem werbenden Kapital, wie dem Schaffen der Industrie und Landwirthschaft, dem Handwerker und Arbeiter, kurz allen Ständen zu ihrem Gedeihen in erster Linie der Friede nothwendig ist. Und wie man ihnen beim Liebesmahle die französischen Nationalgerichte vorsctzte, die sie gern essen, so hielt ihnen auch Carnot eine Rede, wie sie sie gerne hören. Carnot sagte, die Pariser Weltausstellung sei das größte und friedlichste Denkmal Europas, sowohl seiner eigenen Natur nach, wie auch durch die Kund gebungen, welche sie hervorgerusen habe. Man kann die Uebertreibung, welche in diesem Satze liegt, um des guten Zweckes willen ruhig mit in den Kauf nehmen. Es wäre ganz gut, wenn man in Frank reich wörtlich an das Gesagte glauben würde. Gern gönnt Deutschland den westlichen Nachbarn den nationalen Hochmuth, wenn er sich nur nicht zu Uebergriffen hinreißen läßt, die zu Zusammenstößen führen könnten. Mögen sich die Franzosen getrost einbilden, wiederum an der Spitze der Zivilisation zu marschiren. Wenn sie nur daraus keine praktischen Folgerungen ziehen, welche diesseit des Wasgaues unbequem werden. Der Boulanger-Prozeß mit seinen pikanten Ent hüllungen hat aller Welt klar gezeigt, wie der Hans wurst, der jetzt zum politischen Märtyrer gemacht ist, mit dem Feuer gespielt, wie er heimlich bramabarsirt und die Faust geballt hat, allerdings nicht um ernstlich loszuschlagen, sondern alles nur, um seine Landsleute glauben zu machen, daß durch ihn die sickere Revanche gebührend vorbereitet werde. Die Gerechtigkeit zwingt zur Anerkennung der Thatsache, daß die Männer der heutigen französischen Regierung an diesem Farcenspiel nicht theilgenommen haben. Sie brauchten den Frie den dringend, schon der Weltausstellung wegen, die natürlich ins Wasser gefallen wäre, wenn die europä ische Friedensstille eine jähe Unterbrechung erfahren hätte. Der Sieg auf dem Gebiete der Ausstellung war ihnen sicher; sie hatten alle Chancen für sich: Paris, das alle Welt anlockende als Ausstellungsort, das theilweise Fernbleiben der großen konkurrirenden Staaten, wodurch Frankreich sein Uebergewicht auf der Ausstellung nur noch verstärkt sah, die Verknüpf ung der Revolutionsfeier mit der Ausstellung und die einander ablösenden großen Festlichkeiten — das alles verbürgte von vornherein den Sieg, der auf dem Ge biete der Waffen denn doch eine zweifelhafte Sache dleibt und wenn es die Republik ja darauf ankommen ließe, das Wagniß eines Spielers bedeutet, der alles auf eine Karte setzt, um günstigen Falls nicht viel mehr als den Einsatz zn retten. Man darf an die Ehrlichkeit der Friedensbetheu erungen Cornots glauben und zwar um so eher, als Frankreich durck sein Eigeninteresse ans den Frieden angewiesen ist. Wenn es dem Lande gelingt, die höchste Gewalt dem Bereich der Parteikämpfe und Prätendenten zu entrücken, wenn es eine dauernde Regierungsform — gleichviel welche — zu begründen vermag, dann ist auch die Hoffnung auf längere Dauer des europäischen Friedens berecktigt. So lange jedoch die Unsicherheit der Regierungszustände Frankreichs die Aussicht offen läßt, daß innere Schwie rigkeiten eine Ablenkung nach außen — sei es durch Krieg oder bedrohliche Kriegsvorbereitungen — sticken, so lange kann Frankreich als eine friedenverbürgende Macht nicht betrachtet werden. Hagesgeschichle. — Deutschland. Der äußere Erfolg der Pa riser Weltausstellung hat in den Blättern wieder jene Stimmen geweckt, welche endlich einmal Berlin an der Reihe sehen möchten unv eine Weltausstellung in der deutschen Reichshauptstadt propagiren. Als den geeignetsten Zeitpunkt einer solchen bezeichnet man die Wende des Jahrhunderts. Für eine im Jahre 1900 in Berlin zu eröffnende Weltausstellung glauben diese Stimmen schon jetzt laut werden zu sollen, weil dieser Zeitpunkt als ein besonders geeigneter auch von anderen Völkern angesehen werden dürfte und in die sem Falle ein zu spätes Entschließen eine Beeinträch tigung des Berliner Projektes zu Folge haben könnte. Soweit vorauszuschauen hat uns die politische Lage Europas leider untersagt. Ob dennoch die Frage in unseren industriellen Kreisen ausgenommen wird, bleibt abzuwarten. — Mit schlecht verhehltem Hasse fährt die rus sische Presse fort, die Berliner Kaiserbe gegnung zu besprechen. Die unzerstörbare Verbrüder ung Deutschlands und Oesterreichs, die Kameradschaft der beiderseitigen Heere, dieser Hort aller Friedens freunde in Europa, ist den Russen ein Dorn im Auge. Das „Untrennbar" hat ihre Hoffnungen auf Lockerung der Bundesgenossenschaft grausam zerstört. In ab sichtlicher Verkennung der friedlichen Ziele des Drei bundes verleumdet vie russische Presse denselben, als gehe dessen Plan dahin, Oesterreich die Herrschaft über die Balkanhalbinsel zu verschaffen und Rußland an die Wand zu drücken; da sich Rußland dies selbstverständlich nicht gefallen lassen werde, so sei der Krieg ersichtlich das Endziel aller Bestrebungen des Dreibunde«. Es verlohnt sich nicht, auf diese gehässige Entstellung einzugehen. Wahrung des Be sitzstandes und Achtung der Verträge — etwas Anderes will der Dreibund nicht. Sind die Russen damit nicht zufrieden, nun, so trifft sie allein die Schuld, wenn der Friede nicht erhalten bliebe. Zum Heil der Welt gebietet der Dreibund über eine Machtfülle, stark genug, auch böswillige Treibereien zu verhindern. Andere russische Blätter lesen aus den Berliner Ab machungen der Kaiser Deutschlands und Oesterreichs nur die Absicht heraus, Rußland einzuschüchtern und an den deutschen Siegeskarren zu fesseln. Es folgt die Versicherung, Rußland bedrohe Niemanden, Deutsch land müsse aber immer neue Bundesgenossen suchen. Das zielt auf die Ergebnisse der Reise des deutschen Kaisers nach England. Auch diese liegt den Russen schwer im Magen. Aus den letzten Verhandlungen des englischen Unterhauses weiß man, was man schon vorher wußte, daß keinerlei Verabredungen bestehen, kraft welcher England dem Dreibünde beigetreten sei. England hat sich nicht einmal für die Unverletzlichkeit Italiens verbürgt, obwohl cs ein lebhaftes Interesse daran hat, daß das Mittelmeer nicht ein französischer See werde. England kann sich unter keinerlei Um ständen den Seeweg nach Ostindien durch französische Kriegsschiffe versperren lassen. Wenn nun die eng lische Regierung erklärt, daß England „stets auf Seite des Friedens" sein werde, der deutsche Kaiser aber die britische Flotte einen wichtigen Faktor des allgemeinen Friedens genannt hat, so kann sich Jeder mann an den Fingern ausrechnen, wo England auch ohns besondere Abmachungen zu finden sein wird, falls die Stunde der Entscheidung schlagen sollte. Mag sie noch recht lange fern sein! — Bezüglich des ferneren Schicksals des Sozia list e n g e s e tz e s hatte der Reichskanzler in den letzten Tagen eine längere Besprechung mit dem Staats sekretär des Rcichsjustizamtes v. Oehlschläger, dessen Ressort bisher dieser Angelegenheit insoweit fernstand, als bekanntlich der Antrag auf Erlaß eines neuen Gesetzes von Preußen ausgegangcn war. Inzwischen haben in neuerer Zeit über diesen Gegenstand Ver handlungen zwischen den verbündeten Regierungen stattgefunden. Es sind von denselben verschiedentlich begutachtende Aeußerungen über die Frage eingegangen und es heißt, daß auf Grund dieser Vorgänge im preußischen Ministerrath verhandelt worden ist. — Die Königin von England hat dem Reichskanzler als Zeichen ihrer besonderen Werth schätzung ihr Porträt in Lebensgröße verehrt. Es ist das ein Zeichen der Zeit, welches zu bedeutsamen Schlußfolgerungen berechtigt. — Kaiser Franz Joseph hat dem Fürsten Bismarck seine Büste in Marmor verehrt. — Hannover. Dieser Tage wurde hier ein interessanter Krisgsverpflegungs-Versuch ge macht, welchem der kommandirende General des 10. Armeekorps, v. Caprivi, beiwohnte. In einer Feld küche waren acht Kessel und eine Fleischzerkleinerungs maschine aufgestellt. Die Knochen wurden zerschlagen und in Sieben dem Gemüse (Reis) und Fleisch bei gesetzt, um die Knochen mit auSzukcchen, die Speise aber doch von Knochensplittern frei zu halten. In einer Stunde war die Speise fertig, dann traten 1000 Mann feldmarschmäßig ausgerüstet mit Koch geschirr an. In einer halben Stunde war die Speis ung beendet, daun marschirten wieder 1000 Mann ein, welche abermals in einem Zelt und einem Schup pen während einer halben Stunde abgespcist wurden.