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188S «»scheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- frrtionSpreiS: die kleinsp. Zeile 10 Pf. Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. zk. Jahrgang. Donnerstag, den 4. April Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. (incl. Jllustr. Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen ReichS- Postanstalten. Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk -es Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. FMchrs-Konttol-BkchmmllliM bett. Die diesjährigen Frühjahrs-Kontrol-Versammlungen im Amtsgerichtsbezirke Eibenstock, zu welchen sämmtliche Mannschaften der Reserve, Landwehr 1. Auf gebots, DiSpositionS-Urlauber, zur Disposition der Ersatz-Behörden Entlassene und Ersatz-Reservisten, mögen diese letzteren geübt haben oder nicht, zu erscheinen haben, werden abgehalten: 1) in Eibenstock auf dem ^ostpkahe Freitag, den IS. April 1889, Vormittags 9 Uhr, für die bezüg lichen Beurlaubten und Ersatz-Reservisten aus Eibenstock, Hundshübel, Mulden hammer, Neidhardtsthal, WolfSgrün, Blauenthal, Sosa, Wildenthal und Carls- fcld und 2) in Schönheide vor dem Wal-Hause Freitag, den IS. April 1889, Nachmittags 2 Uhr, für die bezüg lichen Beurlaubten und Ersatz-Reservisten aus Schönheide, Schönheiderhammer, 'Reuheide, Ober- und Unterstützengrün. Näheres durch die Ortsbehörden und Plakate. Schneeberg, am l. April 1889. Königliches Bezirks-Kommando. Bekanntmachung. Vom Reichsgesetzblatt auf das Jahr 1889 sind Nr. ö, 6 und 7 erschienen und enthalten: Nr. 1844: Gesetz betr. die Feststellung des Reichshaushalts-Etats 1889/90; Nr. 1845: Gesetz, betr. die Aufnahme einer Anleihe für Zwecke der Verwaltungen des Reichsheeres, der Marine und der Reichseisenbahnen; Nr. 1846: Bekanntmachung, betr. die Gestattung des Umlaufs der Scheidemünzen der österreichischen Währung innerhalb preußischer Grenzbezirke; Nr. 1847: Bekannt machung, betr. die Gestattung des Umlaufs der Scheidemünzen der Franken währung innerhalb des württembergischen Grenzbezirks; Nr. 1848: Gesetz, betr. die Feststellung eines Nachtrags zum Reichshaushalts - Etat für das Etatsjahr 1889/90; Nr. 1849: Gesetz, betr. die Aufnahme einer Anleihe für Zwecke der Verwaltung des Reichsheeres; Nr. 1850: Bekanntmachung, betr. Ausführungs bestimmungen zu dem Gesetze über die Einführung der Gewerbeordnung in Elsaß- Lothringen; Nr. 1851: Allerhöchster Erlaß, betr. die Trennung des Oberkomman dos der Marine von der Verwaltung derselben. Ferner ist vom Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen auf das Jahr 1889 das 3. Stück erschienen und enthält: Nr. 11: Verordnung, die Enteignung von Grundeigenthum zu Erbauung der Berthelsdorf- Großhart mannsdorfer Eisenbahn betr.; Nr. 12: Desgleichen der Freiberg - Halsbrückener Eisenbahn betr.; Nr. 13: Bekanntmachung, die Verlegung des Bezirkskommandos Frankenberg nach Chemnitz, sowie die Errichtung von Hauptmeldeämtern bez, Meldeämtern in den Landwehrbezirken des XII. (Königlich Sächsischen) Armee- Corps betreffend. Diese Gesetzblätter liegen zu Jedermanns Einsichtnahme an Rathsstelle aus. Eibenstock, am 1. April 1889. Der Stadtrath. Löscher, Bürgermeister. -Die Katastrophe bei Samoa. Am 31. Mai 1878 sank bei Folkestone an der englischen Küste im Aermelkanal das stolze deutsche Panzerschiff .Großer Kurfürst". Ein anderes deutsches Panzerschiff hatte infolge eines falsch verstandenen Kommandos eine unrichtige Wendung gemacht und den „Großen Kurfürsten" angerannt; gegen 250 braver Seeleute fanden bei der Katastrophe ihren Tod in den Wellen; als einer der letzten verließ der Kapitän Graf MontS das sinkende Schiff und be- theiligte sich sodann noch unter eigener Lebensgefahr an der Rettung der mit den Wellen Ringenden. Wir führen diese Katastrophe darum hier an, weil das zwei Tage darauf erfolgende Attentat Nobiling aus den greisen Kaiser Wilhelm und die schwere Ver wundung des letzteren in jener Zeit die volle Wucht des ersten Eindrucks von der UnglllckSbotschaft aus Folkestone etwas abschwächte und ferner, weil seit jener Zeit die deutsche Kriegsmarine nur noch einen großen Verlust zu beklagen hatte: den der „Augusta", welche im indischen Ozean während eines Cyklons mit Mann und Maus unterging. Das Schiff ver ließ mit 9 Offizieren 214 Mann Besatzung Wilhelms haven und ist nicht wieder zurückgekehrt. Am Morgen des 16. März hat die Verlustliste eine erschreckende Fortsetzung erhalten: der Kreuzer „Adler", das Kanonenboot „Eber" sind total ver loren und die Kreuzer-Korvette „Olga" ist gestrandet, kann aber möglicherweise noch gerettet werden. Aber 95 Menschenleben sind von deutscher Seite dem tückischen Elemente zum Opfer gefallen. Auch die Amerikaner haben ihre drei bei Samoa stationirten Schiffe verloren. — ES ist ein überaus tragisches Geschick, das unser Reich und zugleich Amerika be troffen hat. Seit Monaten bewegt die „Samoafrage" die Gemüther, Deutschland und Nordamerika hatten Kriegsschiffe nach Samoa geschickt; nicht viel hat daran gefehlt, daß aus der „Demonstration" ein blutiger Ernst wurde, besonders wenn der frühere ziemlich heißblütige deutsche Konsul Knappe im Amte geblieben wäre. Jetzt endlich war Waffenruhe ein getreten, die drei betheiligten Mächte hatten sich dahin geeinigt, ihre Differenzpunkte auf einer Kon ferenz zu begleichen — währenddessen zerbrechen die entfesselten Elemente die stolzen KriegSsahrzeuge und betten einen Theil der Besatzung auf dem Boden des Meeres! Der Trost, im Unglück Gefährten zu haben, — daß e« den Amerikanern nicht besser er gangen ist, al« unseren Schiffen, ist in diesem Falle ein sehr schwacher. Sollte sich gar noch die Reuter meldung bewahrheiten, daß der uns feindliche Samo- ancrkönig Mataafa einen Theil seiner Leute entsandt hat, um die „Olga" retten zu helfen, so nimmt die Samoafrage ein ganz neue« Gesicht an. Denn alsdann kann die „Olga" wenn sie gerettet werden sollte, kann kein deutsches Schiff mehr seine Kanonen gegen Mataafas Schaar richten. Er hat feurige Kohlen auf das Haupt seiner Feinde gesammelt und kann gleich jenem Scumeschen Kanadier sagen: „Wir Wilden sind doch bessere Menschen." Man begreift, daß der Verlust der deutschen und amerikanischen Kriegsmacht vor Samoa und - wenn cs sich bestätigt — das hilfreiche Eingreifen des feindlichen Königs nicht ohne Einfluß auf das fernere Schicksal Samoas bleiben können. Es wird sehr schwer sein, zwischen den wirklichen oder vermeint lichen Interessen sowohl Deutschlands als auch Nord amerikas, zwischen den Ansichten über Wiederherstell ung des deutschen Ansehens und die Bestrafung der Urheber des Ueberfalls bei Apia sowie der Rücksicht auf einen Feind, der sich im Nothfalle edel benommen hat, zu vermitteln. Und noch eins: Die bisher in Kolonialangelegen heiten veröffentlichten Weißbücher haben gezeigt, wie maßvoll und besonnen, entsprechend ihrer übrigen auswärtigen Politik, die Reichsregierung auch in kolonialen Dingen vorgeht. Da ist keine Spur von Ueberschwänglichkeit und Schwärmerei, kein Pochen auf die eigene Stärke bemerkbar, sondern überall zeigt sich ein genaues Abwägen der thatsächlichen Ver hältnisse, sowie eine peinliche Rücksichtnahme auf die konkurrirenden Interessen anderer Mächte. Allerdings ist diese Zurückhaltung den Gegnern der Kolonial politik noch nicht kühl genug, den allzu sanguinischen Kolonialschwärmcrn indessen viel zu weit gehend. Man darf wobl die Erwartung aussprechen, daß ein elementares Ereigniß, wie die Katastrophe vom 16. März, von den Gegnern nicht taktlos zu Angriffen gegen die Kolonialpolitik überhaupt ausgebeutet wird! Bei allen vernünftig Denkenden wird diese« Unglück ohne Einfluß auf die Beurtheilung der Kolonial politik an sich bleiben. Hagesgeschichte. — Deutschland. Die „Köln. Ztg." schreibt: Das Unglück, welches die Marine im Hasen von Apia betroffen, sollte das deutsche Volk mahnen, unseren Wackern Matrosen gegenüber eine Unterlassungssünde zu sühnen. ES ist ein schöner Zug deutscher Eigen art, der Landsleute in der Fremde zu gedenken, wenn unverschuldete Noth sie aus die Unterstützung der alten Heimath anweist, und jeder, der in den großen Kriegen mitgekämpft, hat unter Entbehrungen und Gefahren empfunden, wie wohlthuend und tröstend die Zeichen der Theilnahme zu wirken vermögen, die ihm als „Liebesgaben aus dem Vaterlande" zugestellt werden. Nicht minder große Anforderungen al« in dem Kampf auf den fremden Schlachtfeldern für das Landheer stellen wir heute an die Marine. In Ost afrika mühen sich unsere Wackern Matrosen zum Wohle des Vaterlandes in dem aufreibenden Blockade dienst, im Kampfe wider ein erschlaffendes Klima und die Tücke der Eingeborenen; in Samoa sind unsere tapfern Blaujacken mit ihrem Leben für die Ehre des deutschen Namens in den Tod gegangen, nnd ein furchtbarer Aufruhr des Elements, über dem sie die deutsche Flagge hochhalten, hat jetzt zahlreiche blühende Menschenleben vernichtet und viele tapfere Matrosen ihrer Habe beraubt. Gedenken wir ihrer in ihrem Unglück und beweisen wir durch die Ent sendung von Liebesgaben, daß auch sie, wie einst die Kämpfer für Deutschlands Einigkeit im Feindesland, unsere Theilnahme begleitet. — Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht die Ver lustliste der Katastrophe von Samoa. Es befinden sich auf derselben Folgende aus, dem Königreich Sachsen: Obermatrose Heinrich Noack aus Frankenberg und Heizer Bruno Michel aus Zittau. — Bon sonst gut unterrichteter Seite verlautet, daß vom Kaiser gegen die „Volks - Ztg." wegen des Artikels vom 9. März (Todestag Kaiser Wil helms I.) der Strafantrag gestellt worden sei. Ob die Mittheilung zuverlässig ist und wie der Straf antrag eventuell begründet wird, dürfte ja baldigst bekannt werden. Der K 189 des R.-Strafgesetzbuchs, der von der Beschimpfung des Andenkens eines Ver storbenen handelt, nennt als antragsberechtigt nur die Eltern, die Kinder oder den Ehegatten des Ver storbenen. — Zur Ueberschwemmungsgefahr durch die Warthe wird aus Posen, 2. April, amtlich mitgetheilt: Hochwasser wüthet gegenwärtig im Kreise Birnbaum - Schwerin. Zuerst brach die Warthe- Schleuse bei Marienwalde, darauf der Muchordschiner Deich am linken Ufer der Warthe. Das Wasser überfluthete den Flügeldeich, so daß der Hauptdeich durchstochen werden mußte, um das Wasser möglichst in das alte Bett zurückzuleiten. 6000 Morgen sind überfluthet, Menschen und Vieh überall gerettet. Gestern Nachmittag brach der Deich und Straßen damm bei Neumerow am rechten Ufer; der Deich bei Schweinert, bei Schwerin a. W. ist in höchster Ge fahr. Der Oberpräsident Graf v. Zedlitz-Trützschler hat sich desbalb persönlich nach dort begeben. Hier ist das Wasser, wenn auch langsam, im Fallen. — Frankreich. Die Haltung, welche die fran zösische Presse angesichts der Katastrophe von Samoa beobachtet, ist im Ganzen eine durchaus würdige. Den erschütternden Vorkommnissen gegenüber, welche der Telegraph von Auckland meldete, verstummte die chau vinistische Gehässigkeit vor dem allgemein menschlichen