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188S 3V Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionSpreiS: die kleinsp. Zeile 10 Pf. Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. (incl. Jllustr. Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reich«- Postanstalten. Amts- und Anzeigmatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Amgeöung. Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. Sk. Aahrgaug. Dienstag, den 26. März Der Gastwirth Herr Kermann Kertsch in Schönheide hat um nachträgliche Genehmigung der auf der Parzelle Nr. 3226 des Flurbuchs für Schönheide bereits errichteten nachgesucht. 8 Ev I Ä- IN 1 b I* b 1 Etwaige Einwendungen hiergegen, so weit sie nicht auf besonderen Privat- rechts-Titcln beruhen, sind bei deren Verlust binnen 14 Tagen, vom Erscheinen dieser Bekanntmachung an gerechnet, allhier anzubringen. Schwarzenberg, am 21. März 1889. Die Königliche Amtshauptmannschast. Frhr. v. Wirsing E. Infolge Anzeige vom 14. dieses Monats sind heute auf Fol. 185 des Handelsregisters für die Stadt Eibenstock die Firma HVeckeil in Eibenstock und als deren Inhaber Herr Kaufmann «mH HV-ckvIl in Eibenstock eingetragen worden. Eibenstock, am 16. März 1889. Königliches Amtsgericht. Peschke. Ttzr. Das Bündniß mit England. Schon seit einiger Zeit treten mehrfache Anzeichen dafür zu Tage, daß der Friedens-Dreibund einen neuen Ring setze, daß England sich auch formell dem mitteleuropäischen FriedcnSbündnisse anzuschließen be absichtige. Man erinnert sich noch, in wie warmherziger Weise der Reichskanzler bei ven kolonialen Verhand lungen im Parlament sich über die englische Freund schaft geäußert hat; das kam damals — offen gestan den — einigermaßen überraschend, denn inan hatte Jahrzehnte hindurch von dieser Freundschaft so gut wie nichts gemerkt. Wiewohl der Gedanke eines Bündnisses zwischen den beiden stammverwandten Staaten schon lange erörtert wird, so ist dies bisher stets nur von rein theoretischem Standpunkte aus geschehen. Sowohl in Deutschland, als in England bewegte sich dabei der Jdeengang in fast gleichen Bahnen; hier wie dort glaubte man sicher zu sein, auch ohne Verträge ge gebenen Falls den anderen wenigstens nicht als den Bundesgenossen seiner Gegner fürchten zu müssen, und meinte deshalb, sich vorzeitiger, vielleicht unbe quemer Verpflichtungen enthalten zu können, umsomehr, als beiderseits herzlich wenig von dem vorhanden war, was man im Verkehr von Person zu Person „gegen seitiges Wohlwollen" nennt. Es wäre auch schwer verständlich, wie sich dasselbe zwischen den beiden Staaten hätte herausbilden sollen. Allerdings hatte „Unser Fritz" eine englische Prin zessin geheirathet und damit waren zwischen London und Berlin intime Familienbcziehungen hergestellt. Indessen nach dem Tode des Prinz-Gemahls schienen dieselben einigermaßen gelockert. Man erinnert sich daran, daß die Königin Viktoria, bei ihrer einstmal igen Anwesenheit am preußischen Hofe durch die Eti kette verletzt, während Kaiser Wilhelms I. Lebzeiten nie wieder einen Besuch in Berlin gemacht hat, ob wohl sie währenddem mehrmals auf deutschem Boden weilte. Als der edle Dulder Friedrich unter aufopfernder Pflege seiner Gattin während seiner kurzen Regier ung in Charlottenburg weilte, empfing er den Besuch seiner Schwiegermutter, der Königin Viktoria, welche aus Italien nach England zurückkehrtc. ES wider strebt uns, die mannigfachen Erörterungen offener wie versteckter Art, welche sich an jenen Besuch knüpf ten, hier nochmals länger zu berühren. Eine Zeit lang entsprang daraus — eine Folge unseres Partei treibens — auf der einen Seite ein blinder Haß gegen alles Englische, auf der andern Seite demzufolge eine ebenso urtheilslose Vorliebe für England. Weder das eine noch das andere Gefühl konnte je die Richtung der Reichspolitik, die nach rein sach lichen und praktischen Erwägungen geleitet wird, be stimmen. Wenn die leitenden Kreise eine engere Ver bindung mit England für Vortheilhaft erachten, so darf man fest überzeugt sein, daß die Verwandtschaft des deutschen Kaiserhauses mit dem englischen Königs hause keineswegs allein das ausschlaggebende Moment gebildet habe. England, die weitaus bedeutendste Seemacht, steht im Begriffe, seine Flotte bedeutend zu verstärken; Deutschland hat sein Heer auf eine Stufe gehoben, die eS allen anderen Heeren mindestens ebenbürtig erscheinen läßt. Weder England kann für sein Land heer, noch Deutschland für seine Flotte soviel thun, als gegenüber den gleichen Formationen anderer und ihnen nicht gerade freundlich gesinnter Großmächte nothwendig wäre. Verbinden sich beide, so sind sie zu Lande wie zu Wasser nahezu unüberwindlich. Aus welchen Gründen auch der häufig so stark betonte Widerwillen Englands gegen einen Beitritt zum Dreibunde zu existiren aufgehört haben sollte, Deutschland, wie das ganze den Frieden liebende Europa hätte allen Grund, diese Erweiterung des Friedensbundes mit Befriedigung zu begrüßen. Die immer fühlbarer werdende Jsolirung des chauvinist ischen, die Ruhe stets bedrohenden Frankreich, der Zufluß an Kräften, namentlich die moralische Stärk ung, welche der Friedensbund in der Gewinnung England« erhalten würde, können nicht hoch genug veranschlagt werden. Der Abschluß des Bündnisses würde außerordentlich viel dazu beitragen, jenes Ge fühl der Sicherheit erstehen zu lassen, welches allein befähigt, sich voll und unbesorgt den großen Aufgaben der geistigen und wirthschaftlichen Kultur zu widmen, welche gerade dem jetzigen Jahrhundert Vorbehalten zu sein scheinen. Hagesgeschichte. — Deutschland. Bis zum Spätsommer 1888 war man in Spandau, dem Sitz der Gewehrprüfungs- Kommission, zu einer Entscheidung über die Einführ ung des in der österreichischen Armee bereits einge führten Mannlicher-Gewehres noch nicht gekommen. Die verschiedenartigsten Modelle kleinkalibriger Ge wehre waren geprüft worden; so unter andern die Konstruktionen von Hcblcr, (Schweizer), Krag (Nor weger), Lebet (französ. Infanterie-Gewehr), Mauser und endlich Mannlicher. Von diesen Systemen hat sich das Mannlicher-Gewehr sowohl als Rcpetir- gewehr, wie auch vor Allem in ballistischer Hinsicht allen andern überlegen gezeigt. Seiner Annahme stand nur der Umstand im Wege, daß das im Mit telschaft angebrachte Magazin stark nach unten vor sprang, und zwar gerade an der Stelle, die bei der in unserer Armee üblichen Tragcweise des Gewehres (beim Exerzieren, im Tritt marschiren re.), auf der Schulter aufliegt. In Oesterreich wird dagegen das Gewehr gewöhnlich am Riemen getragen, so daß der eben erwähnte Umstand dort ein Hinderniß nicht bil den konnte. Die in Spandau und von Mannlicher selbst gemachten Abänderungsversuche scheinen jetzt zum Ziele geführt zu haben. Die deutschen, vor allem die König!. Gewehrfabriken sind aber durch umfassende Umbauten und Neuanschaffung von Maschinen, die während des vergangenen Jahres vorgcnommen wur den, durchaus befähigt, die Massenfabrikation des neuen Gewehres nunmehr in schnellster Weise zu bewirken. Bewahrheitet sich, wie wahrscheinlich, die Nachricht, daß auch die österreichischen Waffenfabriken an der Neulieserung bctheiligt sind, so wird wohl schon das Frühjahr 1890 die deutsche Armee mit dem neuen Gewehr bewaffnet sehen. — Der neue Entwurf eines Sozialistenge setzes wurde am Freitag im Bundesrath formell eingebracht. Er bewegt sich, wie die „Krcuz-Ztg." anderweitigen Nachrichten gegenüber betont, auf dem Boden des gemeinen Rechts. — Der vormalige Metzer Thierarzt Antoine, welcher die P r ot est p a r t e i in Elsaß-Lothringen vertrat, hat sein Mandat für den deutschen Reichs tag aufgegeben und ist Mitte voriger Woche nach Paris gereist, wo er in stürmischer Weise empfangen wurde. Die Ovationen, mit denen Antoine in Paris begrüßt worden ist, tragen ein durchaus chauvinist isches Gepräge. Antoine hat einem Pariser Freunde ganz offen erklärt, daß es seine Aufgabe sein werde, Boulanger, zu dessen Anhängern er nicht gehört, mit allen Mitteln zu bekämpfen, weil derselbe den Ge danken der Wiedervereinigung Elsaß-Lothringens mit Frankreich ven Fragen der inneren Politik und seinen parteilichen Interessen neuerdings untergeord net habe. Daß Antoine von der Regierung moral isch unterstützt wird, unterliegt keinem Zweifel; es fragt sich nur, ob dieselbe weise handelt, mit dem Feuer des Chauvinismus derart zu spielen. Bei dem ain Freitag zu Ehren Antoine's gegebenen Banket erklärte dieser, er habe sein Reichstagsman dat niedergelegt und sei nach Frankreich gekommen, weil man in Elsaß-Lothringen fürchte, von Frankreich über dessen innere Zwistigkeiten vergessen zu werden. Darum habe er gedacht, ein Vertreter der verlorenen Provinz müsse hierher kommen, um im Namen der getrennten Brüder zu sagen: Hört auf. Euch zu zer reißen, vertheidigt die Republik und bewahrt die Frei heit. Ich gedenke stets der Worte Gambetta's: In einem Lande, das nicht im Besitz seiner Grenzen ist, sind Kämpfe um politische Metaphysik eine Heilig- thumsvcrletzung, ein Verbrechen. — Oesterreich-Ungarn. Nach schier endlosen Debatten über das Wehrgesetz ist man endlich im ungarischen Unterhause mit der Durchberathung fertig geworden. Am Montag sollte die Abstimmung über den K 25 stattfinden. — Die Straßenkrawalle in Pest haben sich während der ganzen Berathung fast täglich wiederholt. Die Studenten hielten sich in letzter Zeit zurück, nachdem ihnen mit Schließung der Universität gedroht worden war. Am Mittwoch und Donnerstag wurden infolge der Kravalle gegen 100 Verhaftungen vorgenommen. — Das österreichische Kaiserpaar hat Pest verlassen, um nach Wien übcrzusicdeln, doch wird der Kaiser für einige Tage in die ungarische Haupt stadt zurückkchre». Die Nachricht, daß sich die Kaiserin von Oesterreich zur Kur nach Wiesbaden begeben wolle, wird jetzt als unzutreffend bezeichnet; die hohe Frau wird eine Reise nach dem Süden antrcten. - — Frankreich. In dem letzten Ministerrach theilte der Marine-Minister, Admiral Krantz niit, daß die französische Marine wahrscheinlich den Verlust eines Torpedobootes mit der gesammten, aus 13 Mann bestehenden Besatzung zu beklagen habe. Am Morgen des 2l. März haben vier Tor pedoboote Havre bei ruhigem Wetter verlassen, kurz darauf überraschte dieselben jedoch schlechtes Wetter und, während drei der Boote Havre bezw. Cherbourg wieder zu erreichen vermochten, verschwand das Tor pedoboot Nr 110 und alle Nachforschungen blieben vergeblich. Der Minister hat in Folge dessen sofort den Befehl erlassen, daß alle Torpedoboote vom Typus der Nr. 110 behufs Umänderung in Reserve zu stellen seien. — Auch in der Deputirenkammer wurde die Angelegenheit zur Sprache gebracht. Admiral Krantz erwiderte dort auf eine Anfrage des Deputirten Martimprey, eS seien etwa 54 Torpedoboote des Typus 110, von denen das eine soeben untergegangcn, vorhanden und cs seien Maßregeln getroffen, um diesem Typus größere Stabilität zu geben. Die Reparatur werde etwa 15,000 FrcS. per Torpedoboot kosten und cs würden sorgfältige Versuche damit ge-