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Amts- und Anzeigeblatt für den -NR- Wrk des Amtsgerichts Eibaßg» sertionSpreis: die kleinsp. ten, sowie bei allen ReichS- Z.ie «Pf und dessen Umgebung. P°sanstalten Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. M 18. Dienstag, den 12. Februar 1888. für die üffentt. Sitzung des Sladlverordnelen-Gossegiums Mittwoch, -en 13. Februar 18SS, Abends 77, Uhr. 1) Rathsbeschluß, die Aushebung des Aichamtes betreffend. 2) Vorlegung des cndgiliig ausgestellten Haushaltplanes für das Jahr 1889. 3) Vorlegung der Rechnungen über n) die Aichkasse, i>) die Lutherstistung, o) die Friedrich August Schmidt'sche Stiftung und >i) die Stiftung eines Ungenannten auf das Jahr 1888. 4) Mittheilung eines Dankschreibens. 5) Hierauf geheime Sitzung. Eibenstock, den 9. Februar 1889. Der Stadtverordneten-Borstehcr. Carl Dörffel. Bekanntmachung. Nachdem das Austragcn der Anlagenzettel auf das Jahr 1889 beendet ist, wird hiermit in Gemäßheit des § 22 des Regulativs über die Erhebung der Gemeindeabgaben bekannt gegeben, daß etwaige Reklamationen gegen die Höhe der Einschätzung innerhalb der Zeit vom 12. b. m. 26. Februar d. I. unter gehöriger Beobachtung der auf den Anlagenzetteln vorgedruckten diesbezüglichen Bestimmungen bei dem unterzeichneten Stadtrathc schriftlich einzurcichen sind. Nach Ablauf dieser Frist eingehende Reklamationen habe» keinen Anspruch auf Berücksichtigung. Ferner wird hierbei darauf aufmerksam gemacht, daß nach 8 21 obigen Regulativs eine jede abgabenpflichtige Person, welche bei der Einschätzung bez. bei der Austragung der Anlagenzettel übergangen worden sein sollte, verpflichtet ist, dies sofort anzuzeigen und sich Bescheidung wegen seiner Einschätzung bez. der zu zahlenden Anlagen zu holen hat, sowie daß nach 8 28 des Abgaben regulativs eine Reklamation den Anlagcnpflichtigcn nicht von der Verpflichtung, an den festgesetzten Terminen den vollen Anlagenbctrag zu entrichten, befreit, sondern daß die Ausgleichung betreffs des etwa Zuvielgezahlten nach Beendigung des Reklamationsverfahrens erfolgt. Eibenstock, am 12. Februar 1889. Der Stadtrath. Löscher, Bürgermeister. Bg. Die Disziplin der französischen Armee erscheint nach mehreren neuerliche» Vorgängen in einem ganz bedenklichen Lichte. Erscheinungen wie der Exgeneral Boulanger, der wegen militärischen Ungehorsams seines Amtes entsetzt ist, wären in Deutschland einfach unmöglich. Seit den Zeiten der Befreiungskriege, seit General ?)ork, der nach der 'Niederlage der Franzosen in Rußland zu Tauroggen auf eigene Faust eine Konvention mit der russischen Heeresleitung abschloß, ist eine schwerwiegende Insub ordination in Deutschland kaum vorgekommen, wenig stens ist eine solche nicht bekannt geworden. In sich durch eine unübertroffene Disziplin gefestigt, steht das deutsche Heer da, eine unbedingt verläßliche Schutz wehr in Zeiten der Gefahr. Ob die Franzosen mit Recht das Gleiche von ihrem Heere sagen können? Sicher nicht, denn eine Regierung ohne Autorität vor ihrem Volke hat auch keine Autorität gegenüber dem Heere und so ist es denn kein Wunder, daß da« Pflichtgefühl und die Achtung der französischen Soldaten vor ihren Vorge- gesetzten nicht besonders stark entwickelt sind. Vor Kurzem desertirte mehr als eine halbe Kompagnie eines in Longwy liegenden Bataillons über die belgische Grenze. Die Leute wurden von dem Bürgermeister und der Einwohnerschaft des Ortes, nach welchem sie sich gewandt, sehr gut ausgenommen, kehrten aber auf Zureden ihrer Vorgesetzten theilweise wieder nach Frankreich zurück, wo sie natürlich abgestraft und dann nach Afrika geschickt wurden. Ein anderer Fall militärischer Eigenmächtigkeit ist der des Obersten Senart. Der Regimentsarzt dieses Herrn wollte seine todtkranke Mutter in Straßburg besuchen, sich indessen den Formalitäten des elsaß- lothringenschcn Paßzwanges nicht fügen; jedenfalls hat er die betreffenden Vorschriften nicht genügend beachtet und so wurde ihm auf der deutschen Bot schaft sein Paß nicht visirt. Die Mutter starb und Oberst Senart nahm nun aus dem ganzen Vorgänge Veranlassung, in einem Regimentsbefehl seinen Trup pen den Haß gegen die Deutschen zu predigen. Er hat dafür seine Strafe erhalten, eine amtliche Rüge, die ihn auch in seine Papiere eingetragen wurde; aber damit ist der Vorfall doch nicht aus der Welt ge schafft. Oberst Senart hat nach berühmten Mustern auf eigene Faust Politik machen wollen, gerade wie jener General, welchem jüngst das Oberkommando über das an der lothringischen Grenze liegende Armee korps übertragen wurde und der in seiner Ansprache an den Bürgermeister seines neuen Garnisonortes die Rückgewinnung Elsaß - Lothringens als sein Ziel zu erkennen gab. Die Lächerlichkeit, die in solcher Ueberhebung eines einzelnen Generals liegt, kann man getrost über sehen ; daß sich diese Lächerlichkeit noch vergrößert, wenn gar schon Obersten Politik machen, liegt auf der Hand. Die deutsche Reichsregierung und das deutsche Volk ist an solche Ausschreitungen längst gewöhnt; sie machen gar keinen Eindruck mehr und auch die Aus lassungen der „Nordd. Allgem. Ztg." darüber, wenn sie auch in scharfem Tone gehalten sind, stören Nie mand mehr in dem Vertrauen auf die Aufrechter haltung des Friedens. Denn glücklicherweise wirken für diese doch ganz andere Faktoren, als der Unmuth eines oder auch mehrerer französischer Militärs. Die Ausbrüche desselben schaden also nur Frankreich selber, indem sie zeigen, wie wenig die Regierung daselbst in Ansehen beim Heere steht. Uns kann dieser Zustand recht sein, wir haben keinen Schaden davon. Hagesgeschichle. — Deutschland. Am Freitag sind die Sitzungen des Reichstages auf längere Zeit vertagt worden. Der Wiedcrzusammcntritt desselben wird, soweit sick bis jetzt übersehen läßt, nicht vor Mitte März erfol gen. Der weitere Verlauf und die Ausdehnung der Session lassen sich noch nicht zum voraus erkennen. Abgesehen von dem Gang, de» die Bcrathung der Altersversicherungs-Vorlage nimmt, wird für die zweite Hälfte der Session der 'Nachtragsetat für mi litärische Zwecke (Artillerievermehrung) maßgebend sein. Es gilt auch nicht für ganz ausgeschlossen, daß eine Sozialisten - Vorlage noch im Frühjahr an den Reichstag gelangt, was dem Reste der Session natür lich eine ganz besondere politische Bedeutung geben würde. — Die von Deutschland angeregte Konferenz mit England und Amerika über die Samoa-Frage wird in den nächsten Tagen beginnen. Der deutsche Konferenz-Vorschlag ist von den beiden genannten Staaten sofort angenommen worden und es heißt, daß der deutsche Vorschlag bezüglich eines Ausgleichs auf Grund schriftlicher Mittheilungen im Grundsatz bereits gutgeheißen sei. In diplomatischen Kreisen weiß man, daß namentlich Engand ein großes Ent gegenkommen gezeigt habe, wie denn überhaupt be sonders gute Beziehungen zwischen Deutschland und England in den Fragen der überseeischen Politik her vorgetreten wären. — Halle, 9. Februar. Heute Vormittag 11'/» Uhr wurden bei der Station Niemberg der Leipzig Magde burger Bahn sieben Schneeschipper von hier durch den mit Verspätung abgegangenen Personenzug ge- tödtet, acht weitere schwer verwundet. Dieselben waren aus dem Arbeiterzug ausgestiegen, als gerade der Personenzug vorbeifuhr. — Oesterreich. Der Darstellung, daß Kron prinz Rudolf sich gemeinsam mit seiner Geliebten, der Baronesse von Vetsera, in Meierling den Tod gegeben habe, wird ernstlich nirgends mehr wider sprochen. Rur über die begleitende» Umstände, unter denen die Katastrophe vor sich ging, werden noch immer neue Versionen bekannt gegeben — bi« zu der in Aussicht gestellten authentischen Darlegung des tragischen Ereignisses von kompetenter Seite, wird man sich genügen lassen müssen, jene abweichen den Schilderungen einfach zu registriren. Den „Hamb. Nachr." wird aus Wien geschrieben: „Das kronprinz- liche Paar hat seit längerer Zeit in Unfrieden gelebt und es soll in letzter Zeit in Uebereinstimmung beider Ehegatten eine Scheidung ins Auge gefaßt worden sein. Der Kronprinz, der seit verflossenem Oktober mit der Baronesse Vetsera intime Beziehungen unter halten haben soll, hatte vor einigen Tagen dem Kaiser erklärt, er bestehe ans Scheidung nnd nach heriger morganatischer Verbindung mit der genannten Baronesse. Der Kaiser habe natürlich seine Ein willigung verweigert, worauf die betreffende Unter redung einen sehr heftigen Charakter angenommen habe. Der Kronprinz sei alsdann mit der Baronesse Vetsera ganz offen nach Meierling gefahren und habe in seinem Zimmer erst diese erschossen, woraus er, nachdem er die Leiche förmlich aufgebahrt und mit Blumen bestreut, sich selbst den Tod gegeben hätte. Brieflich soll sich der Kronprinz nur an Szoegyenyi über sein Vorhaben geäußert haben; dagegen soll der Kaiserin ein ganzes Heft seiner Aufzeichnungen zu gestellt sein; sonst habe Niemand etwas erfahren. Man theilt noch mit, daß der Kronprinz bei der vorerwähnten Unterredung init dem Kaiser erklärt habe, er werde sich erschieße», womit auch der Aus ruf des Monarchen, als der Kronprinz bei der Hof tafel sich entschuldigen ließ, in Verbindung gebracht wird: „Um Gottes Willen, es ist doch dem Rudolf nichts passirt!" — Italien. Die Arbeiterunruhen in Rom, über die der Telegraph bereits kurz berichtet hat, scheinen nach weiteren Meldungen größere Ausdehn ungen angenommen z» haben, als die ersten Angaben cS vermutheu ließen. Freitag Vormittag begab sich eine Deputation beschäftigungsloser römischer Arbei ter zum Sindaco (dem Bürgermeister) der Ewigen Statt, um ihm ihre Wünsche und Beschwerden vor zutragen. Der Sindaco erklärte ihnen, daß — um der dringendsten Roth abzuhelfen — die Erwerbs losen mit Erdarbeitcn beschäftigt werden würden. In zwischen hatten sich etwa tausend Arbeiter auf Prati di Castello angcsammclt. Einer der vom Bürger meister empfangenen Delegirten empfahl ihnen, die Maßnahmen der Regierung abzuwartcn; andere da gegen forderten auf, Barrikaden zu errichten und das Kapitol und das Parlament anzugreifcn, worauf die Menge anfing, die Laternen einzuschlagcn. Von den einschrcitenden Polizeibeamten wurden mehrere mit Stöcken, Messern und durch Steinwürsc verwundet. Aus dem linken User des Tiber setzte die tumultuirende Menge in den Straßen Frattina und Macclli und auf dem Corso Bittorio das ZerstörungSwcrk fort und versah sich in den dortigen Berkaufsläden mit Messern. Als um 4 Uhr Truppen einschritten, verliefen sich die Ruhestörer. Die Zahl der Verhafteten beläuft fick.