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Amts- und Anzeigeblatt für den Erscheint i e Abonnement -A-SZ Syn» des Ämtsgmchts LiNichck SALZ sertionspreis: die kleinsp. ten, sowie bei allen Reichs- M- w P, und dessen Umgebung. P.,.-»«-» Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. 3». Ia-rgang. ISO. Donnerstag, den 11. Oktober 1888. Bekanntmachung. Auf Antrag der Erben weiland des Bretschnciders Edwin Schönfelder in Eibenstock, soll das zu dessen Nachlaß gehörige, auf Fol. 176 des Grund- und Hypothekenbuchs für Eibenstock eingetragene Haus- und Gartengrundstück Nr. 187 des Brandkatasters und Nr. 21 des Flurbuchs, wovon das Haus bei der Landesimmobiliarbrandkasse mit 2070 Mark versichert und das ganze Grund stück auf 2400 Mark gewürdert worden ist, Sonnabend, den 2V. Oktober 1888, Vormittags 10 Uhr öffentlich an unterzeichneter Gerichtsstelle versteigert werden. Die Versteigerungs-Bedingungen liegen an Gerichtsstelle zur Einsicht aus. Eibenstock, den 9. Oktober 1888. Das Königliche Amtsgericht. Peschke. H. Die unterm 26. Mai 1885 eingeleitete Abwesenheitsvormundschaft über Heinrich Otto Adolf Siegel von hier, wird nach dessen Rückkehr hiermit wieder aufgehoben. Eibenstock, den 8. Oktober 1888. Königliches Amtsgericht. Pefchke. Bekanntmachung. Die Urliste für Schöffen nnd Geschworene für Eibenstock liegt vom 12. dieses Monats ab eine Woche lang im hiesigen Rathsexpeditionszimmer zur Einsicht aus und sind Einwendungen gegen dieselbe innerhalb dieser Woche bei dem unterzeichneten Stadtrathe anzubringen. Es wird Solches hierdurch mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß eine dicsfallsige Bekanntmachung, der die betreffenden gesetzlichen Bestimmungen im Wortlaute beigefügt sind, im Rathhause öffentlich aushängt. Eibenstock, den 6. Oktober 1888. Der Stadtrath. Löscher, Bürgermeister. Uhl. Bekanntmachung. 'Nachdem die zum Zwecke der Einschätzung zur Einkommensteuer im Jahre 1889 auszufüllenden Hauslisten ausgetragen sind, wird hierdurch darauf aufmerk sam gemacht, daß dieselben unter genauer Beobachtung des Vordruckes ans der Vorderseite in Gemäßheit ergangener Verordnung insgesammt an einem Tage und zwar am 12. Oktober d. I. auszufüllen sind. Die Wiederabgabc der vollständig ausgefüllten und feiten der Hausbesitzer bcz. deren Stellvertreter unterschriebenen Hauslisten hat spätestens am 10. Tage nach dem Empfange derselben bei Vermeidung einer Geldstrafe bis zu 50 Mark persönlich oder durch zuverlässige Personen, welche schließlich über Einzelheiten Auskunft ertheilen können, in hiesiger Stadtsteuerciunahme zu erfolgen. Eibenstock, am 8. Oktober 1888. Der Stadtrath. Löscher, Bürgermeister. Bg. Nach Italien. Kaiser Wilhelms Reise nach dem sonnigen Italien ist ebenso wie sein Petersburger, Kopenhagener und Wiener Besuch ein politisches Ereigniß. Der junge Monarch ist nicht der erste der neueren deutschen Kaiser, welche den italienischen Boden betreten: trat doch der Märtyrer-Held Friedrich an der Riviera seine Regierung an und hatte er doch bei seiner Rückreise über die schneebedeckten Alpen mit dem ihm eng befreundeten König Humbert eine Zusammenkunft auf italienischem Boden. Aber unter ganz anderen Umständen erfolgt diesmal die Zusammenkunft des deutschen Kaisers und des Königs von Italien! In den Märztagen dieses Jahres hatte die Nachricht von dem Tode des greisen Kaisers Wilhelm die Welt erschüttert und zugleich lag wie ein banger Alpdruck die traurige Gewißheit auf den Gemüthern, daß ein sterbender Kaiser über die Alpen daherzvg, um den Thron des Todten in Besitz zu nehmen! Noch herrscht die Trauer um die beiden ersten Kaiser des neuen Reiches in allen deutschen Herzen, aber die Zeit hat sie schon gemildert und die Freude an der Persönlichkeit und Thatkrast des jungen Kaisers thut das übrige. Der Zug seiner friedlichen Erober ungen, der über Stuttgart, die Mainau, München und Wien ging, führt den jungen Monarchen jetzt über die Alpen — einen Weg, den die früheren deutschen Kaiser mit starker Heer.'smacht so unendlich oft einschlugen und der dem stolzen Geschlecht der Hohenstaufen schließlich einen tragischen Untergang brachte. Kaiser Wilhelm dagegen kommt als Freund, er will den Freund begrüßen und ihm seine Achtung bezeigen und das Band, welches Italien an Deutsch land und Oesterreich knüpft, noch inniger schlingen. DaS Jahr 1866 brachte Oesterreich schwere Ver luste; es büßte seinen bis dahin in Deutschland und Italien geübten Einfluß ein und verlor an letzteres zugleich das stolze Venetien. Indessen die seitdem verflossenen zweiundzwanzig Jahre haben nicht nur die Wunden Oesterreichs vollständig geheilt, sondern sein Kaiser ist der treueste Bundesgenosse seiner da maligen Feinde, Preußen-Deutschlands und Italiens, geworden und hat dies durch seinen erhebenden Trink spruch beim Galadiner in der Hofburg bekräftigt. Kaiser Wilhelm bringt diese schöne Erinnerung mit als Geschenk an den König Humbert. Indem der deutsche Kaiser mit allen Monarchen Freundschaft schließt oder sie bekräftigt, vollzieht sich zugleich naturgemäß die Vereinzelung Frankreichs. Es giebt in der That keine bessere Gewähr für die Aufrechterhaltung des Weltfriedens, als die, daß »Frankreich durch den Mangel jeglicher Bundesgenossen in die Unmöglichkeit versetzt wird, den von seinen Chauvinisten herbeigesehnten Krieg zu beginne». Die schönen französischen Redensarten von der „Verbrüder ung der lateinischen Rasse" — alle Artikel der Ma dame Adam gegen die deutsche Zwinghcrrschaft in Europa, verfangen in Italien nicht. Ueberall kreuzen sich französische und italienische Interessen, nirgends italienische und deutsche; und während Deutschland im internationalen Verkehr, ohne seiner Würde etwas zu vergeben, milde und vermittelnd auftritt, äußert Frankreich gerade in seinem Verhältnis zu Italien eine Rücksichtslosigkeit (Tunis, Massauah u. a.), die nur schlecht den französischen Grimm über das Fest halten Italiens am Friedens-Dreibunde verbirgt, andererseits aber auch wieder nicht geeignet ist, das italienische Mißtrauen in Freundschaft zu verwandel». So hat denn auch Kaiser Wilhelms Besuch in Italien keine gegen Frankreich gerichtete Spitze, wohl aber den Zweck, die vielfachen Spitzen, die Frankreich speziell gegen Italien und Deutschland richtet, unwirk sam zu machen; um dieser durchaus friedlichen Ten denz willen begrüßt das italienische wie das deutsche Volk die italienische Reise Kaiser Wilhelms freudig. Das vielfach bewiesene feine Taktgefühl des jungen Kaisers wird dabei auch sicher die Form finden, daß der Papst, der gleichfalls den kaiserlichen Besuch empfängt, sich in keiner Weise durch den Aufenthalt des Kaisers in Rom verletzt fühlen kann. Hagesgeschichle. — Deutschland. Eine der offiziösen „Pol. Korr." aus Süddeutschland zugehende Zuschrift hält es für keineswegs politisch bedeutungslos, daß Kaiser Wilhelm II. von Süddeutschland und nicht von Berlin aus nach Wien gereist ist. Von Süd deutschland au« in Wien cinziehend, erscheint Kaiser Wilhelm ungleich mehr als der deutsche Kaiser, als wenn er seinen Weg vom Norden her genommen hätte. Zu dem Gelöbniß, das Bündniß mit Oester reich als ein Vermächtniß der deutschen Geschichte in Treue halten zu wollen, gesellte sich durch die be geisterte Aufnahme, welche der Kaiser im Süden fand, auch die Bürgschaft, daß hinter dieseni Willen auch die volle Kraft des dauernd geeinten Deutschlands steht. Das glückliche Wort Kaiser Wilhelms II., mit welchem er Schwaben als das Land grüßte, dessen Blut auch in seinen Adern rolle, ließ ihn nicht mehr als den mit der Kaiserkrone geschmückten König von Preußen, son dern in Wahrheit als den dem schwäbischen Stamme blutsverwandten deutschen Kaiser erscheinen. Voll ends der Toast Wilhelm II. in München erhob sich zu der Höhe eines Regierungsprogramms. Der Ausdruck des Wunsches, daß „die Fürsten des Reiches in fester Gemeinschaft Schulter an Schulter vertrauensvoll bei einander stehen", zeigt, daß der vom Reichskanzler so oft wiederholte Gedanke, das Vertrauen der deut schen Fürsten und die Vertragstreue Preußens sei wichtiger als irgend ein Berfaßungs-Paragraph, als das Funvament an der jetzigen Regierung anzusehen ist. In diesen Worten und in dem betonten „Ein setzen aller Kräfte" kündigt sich aber zugleich eine neue Aera an, welche zwar auf der alten Grundlage der Reichsgestaltung und Reichspolitik feststeht, aber fortschreitend daran erinnert, daß Deutschland durch Einsetzen aller Kräfte und vertrauensvolles Schulter- an-Schultcrstchcu seiner Fürsten mehr und Größeres zu leisten berufen ist. — Für eine Anzahl von Schiffen, von Panzer schiffen nnd Panzerfahrzeugen, sind im Laufe des Jahres Torpedoschutznetze beschafft worden. Die Kosten dieser 'Netze stellen sich für ein Panzerschiff auf etwa 35,000 Mark und für ein Panzerfahrzeug auf 18,000 Mark. — Oesterreich-Ungarn. Es ist sowohl in Wien wie in Pest bemerkt worden, daß Kaiser Wilhelm zwar dem leitenden Minister Ungarns, TiSza, eine hohe Ordensauszcichnung hat zu theil werden lassen, daß aber Graf Taaffe leer aus ging. Trotzdem sollen die Gerüchte von einem beab sichtigten Rücktritt Taaffes, die mit großer Bestimmt heit auftrcten, unbegründet sein. — Italien. Es gilt nunmehr als feststehend, das Kaiser Wilhelm am 12. d. Mittags im Va tikan erscheinen wird. Er wird daselbst am Fuße der Treppe vom Obcrsthofmcister des Papstes, Msgr. Macchi, und anderen päpstlichen Würdenträgern em pfangen werden. Der päpstliche Oberstkämmerer Msgr. Della Volpe wird ihn am Eingänge der päpstlichen Appartements mit den übrigen Würdenträgern em pfangen. Der Papst wird dem Kaiser in die Anti- chambre entgcgengehen, welche den Thronsaal von seinem großen Kabinet trennt, woselbst die Entrevue stattfindet. Zwei vollkommen gleiche Fauteuils werden auf der Thron-Estrade plazirt werden. Das Gefolge des Kaisers bleibt im Thronsaale zurück und wird später von Papste empfangen werden. Der Kaiser wird nach der Entrevue die vatikanischen Museen be sichtige». Nachmittags wird Kardinal Rampolla aus