Volltext Seite (XML)
Amts- md Anzeigeblatt siir den Bezirk -es Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung LIS 1888 Abonnement viertelj. I M. 20 Pf. (incl. Jllustr. Unterhalts.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionspreis: die kleinsp. Zeile 10 Pf. Verantwortlicher Redacteur: E. Hanncbohn in Eibenstock. ZL. Zayr,an«. Sonnabend, den 22. September Bekanntmachung. Die Landes-Brandversicherungs-Beiträge auf den 2 Termin 1888 — 1. Oktober 1888 — sind nach je einen Pfennig für die Einheit bei der Gebäudevcrsichernngs-Abtheilung und nach je ein und einen halben Pfennig für die Einheit bei der freiwilligen Versicherungs-Ab- theilnng nebst den fälligen Stückbeiträgen bis spätestens den 10. Oktober 1888 zu Vermeidung der zwangsweisen Beitreibung in hiesiger Rathsregistrarur zu entrichten. Eibenstock, den 19. September 1888. Der Stadtrath. Löscher, Bürgermeister. Kl. Bekanntmachung. Das Fahren mit Wagen aller Art, ferner das Treiben von Vieh sowie der Transport umfänglicher Gegenstände auf dem nur für den Fußverkehr bestimmten Schulgätzchen wird anvurch mit vem Bemerken verboten, daß Uebertrct- ungen dieses Verbots gemäß 8 366,ia des Reichsstrafgesetzbuches mit Geldstrafe bis zu Sechzig Mark oder mir Haft bis zu vierzehn Tagen werden geahndet werden. Eibenstock, den 14. September 1888. Der Stadtrath. Löscher, Bürgermeister. Kl. Hagesgeschichte. — Deutschland. Mit dem Bau des Nord- Ostsee-Kanals soll mit Beginn des nächsten Mo nats mit aller Kraft vorgegangen werden, und sind bereits alle Vorkehrungen getroffen, um zu gleicher Zeit an verschiedenen Stellen der ganzen Kanalstrecke in nachdrücklichster Weise die Arbeiten ausführen zu können. — Von den Kaiser mauövern. Unter dem persönlichen Kommando des Kaisers fand am letzten Sonnabend bei Müncheberg ein gewaltiges Ka valleriemanöver statt. 14 Regimenter Kavallerie, 56 Schwadronen und 4 reitende Batterien führte der oberste Kriegsherr, welcher die Uniform des Garde du Corps trug, mit gezogenem Pallasch gegen den unter Befehl des Generalleutnants, Generaladjntantcn von Versen stehenden markirten Feind. Bei dem An reiten dieser Tausende von Reitern erbebte der Boden weithin, der von den Hufen der Pferde aufgewirbelte Staub verdichtete sich zu wahren Bergen, den Himmel verdüsternd, die Dörfer in förmliche Nacht hüllend. Die rothen Ziethenhusaren, denen die Stendaler folgten, bildeten den einen äußersten Flügel dieser Reitergcschwaver, während auf dem anderen das Garde du Corps-Regiment und die Garde-Kürassiere fochten. Die Hurrahs, von den Tausenden von Reitern aus gestoßen, übertönten selbst die mächtig in das Gefecht eingreifenden Geschütze. Es war ein unbeschreiblich schöner, grausiger Anblick, den diese Attacke bot, und kein Mann kam dabei zu Fall, keine Unordnung in die Reihen, keine Verwirrung in die Geschwader. Die Kavallerie-Divisionen des Gegners waren ge schlagen, aber jetzt ging die Infanterie desselben vor. Der Kaiser ließ seine Kavallerie-Divisionen wenden und zur Attacke auf die hcranrückcnde Infanterie vor gehen, die ein mörderisches Feuer eröffnete. Das blitzte und knatterte an allen Ecken und Enden, mit unheimlicher Raschheit folgten die Salven. Die Artillerie eilte zur Hülfe der bedrängten Infanterie herbei, aber für die altackirende Kavallerie gab cs keinen Halt. Unter den Augen des kaiserlichen Kriegs herrn ritt sie die feindliche Infanterie nieder, eroberte sie unter brausenden Hurrah die Batterien und schlug den Feind völlig zu Boden. Einer der Ersten, der in die Batterie eindrang, war der Kaiser. Von allen ertönten die langgezogenen Trompetensignale in das Feld, das „Ganze Halt" wurde geblasen; der Kampf war aus und im Galopp zogen die 14 Regimenter an dem Kaiser vorbei. Die Reiter waren noch so frisch, daß der Vorbeimarsch ganz vorzüglich gelang. Der Kaiser verfehlte nickt, sein volles Lob zu spenden. Die Lissacr Kürassiere führte deren hoher Chef, Groß fürst Nikolaus von Rußland selbst vor. Während nach Schluß des Manövers König Albert von Sachsen, der Erzherzog Albrecht von Oesterreick, der Großfürst Nikolaus von Rußland und die übrigen fürstlichen Manövergäste sich zu Wagen nach Müncheberg be gaben, ritt der Kaiser im schärfsten Tempo voraus und empfing seine Gäste persönlich. Alsdann fand ein Frühstück von 130 Gedecken statt. — Die Vorbereitungen, welche Rom und Neapel treffen, den kaiserlichen Gast König Hum berts würdig zu empfangen, sind außerordentliche und legen ein beredtes Zeugniß davon ab, wie innig unsere Beziehungen sich zu Italien gestaltet haben, seitdem das selbe in den europäischen Friedensbund als drittes. gewicktiges Glied eingetreten ist. Heute meldet man aus Neapel, daß das dortige Munizipium für die Feierlichkeiten zu Ehren Kaiser Wilhelms die Summe von 300,000 Lire ausgcworfen hat. Freilich findet diese großherzige Freigebigkeit die Bemängelung der radikalen Presse, das will aber um so weniger bedeu ten, als dieselbe damit nicht die Meinung Les italien ischen Volkes vertritt, das die Bedeutung des Be suches Kaiser Wilhelms für die politische Stellung Italiens in Europa nicht nur nicht verkennt, sondern, wie aus allerhand spontanen Kundgebungen hervor geht, rückhaltslos würdigt. Es wird jetzt übrigens von verschiedenen Seiten ausdrücklich dementirt, daß die eng lische Flotte an der großen Revue im Golf von Neapel sich betheiligen wolle. — Von Seiten der vatikanischen Presse wird ferner behauptet, daß der Papst jeden Grund habe, mit dem vereinbarten Besuchsprogramm zufrieden zu sein; es heißt u. A., Baron v. Schlözer habe damit ein diplomatisches Meisterstück geliefert; denn er sei es gewesen, der auf Bismarcks Vorschlag die Empfangsreise König Humberts nach Mailand in Anregung gebracht und durchgesetzt habe, um da durch die Prioritätsfrage völlig gegenstandslos zu machen. Der Papst hatte nämlich ganz ausdrücklick verlangt, daß im Vatikan zuerst der Besuch stattfände. — Der heilige Vater hat das beim apostolischen Stuhl accreditirtc diplomatische Corps einladen lassen, dem feierlichen Empfange bei,uwohnen. Die an und für sich überaus rcick equipirte Nobelgardc soll bei dieser Gelegenheit von Kopf bis zu Fuß neu ausge rüstet werden, wozu an Lieferanten bereits schleunige Bestellungen ergangen sind. Auf der Rückfahrt von Rom soll Kaiser Wilhelm, wie verlautet, in Florenz einen zweitägigen Aufenthalt zu nehmen, geneigt sein. — Essen, 16. Septbr. Uebcr die Handlungs weise des wegen versuchten Verraths von Fabrik geheimnissen von der Kruppschen Fabrik nach einer mehr als 2bjähr. Thätigkeit plötzlich entlassenen ZeichnersWilh. H. meldet die „Rhein. Wests. Ztg.", daß sich derselbe brieflich an die Firma Armstrong, Mit chel u. Cie. in Newcastle gewandt hat mit der Mit theilung, daß er vorhabe, sich zu verändern, und der selben, da er mit der Konstruktion der Kruppschen Kononen genau vertraut sei, seine Dienste in dieser Beziehung angeboten hat. Ohne sich mit H. direkt in Verbindung zu setzen, sandte die Newcastlcr Firma den Brief desselben an die Firma Krupp, welche der Behörde Anzeige erstattete und die Verhaftung H.s, sowie eine Haussuchung in dessen Wohnung veran laßte. H. nahm eine Stellung ein, welche ihm den Einblick in Fabrikgeheimnisse gestattete. Auch hat er das besondere Vertrauen seines verstorbenen Brod- Herrn, des Herrn Geheimen Kommerzicnraths Alfred Krupp besessen, von dem er mehrfach mit pekuniären Begünstigungen bedacht wurde. H. ist gestern zwar aus der Haft entlassen worden, jedoch wird das Un tersuchungsverfahren gegen denselben fortgesetzt. — Von der französischen Grenze wird wiederum ein bedauerlicher Zwischenfall ge meldet. Ein Pariser Telegramm berichtet: Der Leich nam eines deutschen Gendarmen wurde auf dem Ter ritorium der französischen Gemeinde Suarce, eines l'/z Kilometer von der Grenze an der Straße nach Belfort belcgcnen Dörfchens, im Gebüsch gefunden. Der Hals war von einer Kugel durchbohrt. Die „Corr. Havas" behauptet, daß ein Selbstmord vor liege. Dar Ministerium des Aeußern verweigert jede Auskunft. Gerichtliche Autoritäten von Belfort be gaben sich nach dem Thatort. Die „France" stellt die Hypothese auf, daß der Gensdarm von deutschen Schmugglern ermordet worden sei. — Von deutscher Seite fehlt noch jede Mittheilung, auch bei dem Wolff'schen Telcgraphenbureau ist von dem Vorfall bis jetzt nichts bekannt. Genauere Nachrichten bleiben daher wohl abzuwarte». — Oesterreich. In dem niederösterreichiscken Landtage ist ein Antrag, betreffend die Betheilig ung des Landtags an den zu Ehren Kaiser Wilhelms zu veranstaltenden Festlichkeiten, eingebracht worden. Der Vorsitzende des Landtages verwies den Antrag an die betreffende Kommission. — Auch der Wiener Gemeinderath berieth in seiner letzten Sitzung einen Antrag, einen Ausschuß einzusetzen, um zu Ehren der Anwesenheit des deut schen Kaisers, „der mit deutscher Treue am Bündniß mit Oesterreich festzuhalten erklärt habe und dem auch in Oesterreich Millionen deutscher Herzen entgegen schlagen", eine Festlichkeit iin großen Maßstabe zu veranstalten. Der Bürgermeister erwiderte, daß sick das Präsidium bereits mit der Frage beschäftigt habe, jedoch darüber nicht eher schlüssig werden könne, bis das Programm des Hofes vorliegc, was in wenigen Tagen der Fall sein werde. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Diejenigen Ersatz-Reser visten, welche im Jahre 1883 der vormaligen Er satz-Reserve 1. Klasse zugethcilt worden sind und nicht zu einer Uebung cingezogen waren, treten auf Grund § 19 Punkt 3 des Gesetzes, betreffend die Anord nungen der Wehrpflicht vom 11. Februar 1^88 am 1. October ds. Js. zum Landsturm 1. Aufgebots über und haben die Betreffenden zu diesem Termine ihre Ersatz-Rcserve-Pässe an den sie kontrolirenden Bezirksfeldwebel abzugeben oder einzusenden, damit dieser Ilebertritt in den bezüglichen Pässen bescheinigt wird. — Schön Heide. Die schädlichen Folgen des vergangenen, »assen Sommers machen sich auch bei uns bemerkbar, indem von vielen Seiten Klagen über das Faulen der Kartoffeln laut werden. Die Hoff nung auf einen reichen Kartoffelbau, der sich unsere Landwirthc vor einigen Wochen hingeben zu dürfen glaubten, wird dadurch bedeutend herabgestimmt. Die Güte der Kartoffeln läßt übrigens, Ivie dies nicht anders zu erwarten war, auch sehr viel zu wünschen übrig. Es ist das umsomehr zu bedauern, da auch die übrigen Früchte, besonders Sommerkorn, einen sehr geringen Ertrag versprechen. — Dresden. Bon einem Kunstfreunde ist zur Hebung der Freskomalerei eine Stiftung ge macht worden, deren jährliche Zinsen 3000 Mark betragen. Davon soll in jedem Jahre ein Bild in Freskomalerei auSgeführt werden, nach Befinden mehr als eins. Der leitende Gedanke ist der, daß Privat leuten in ihren Wohnräumcn Bilder gemalt werden, zu welchen sie selbst den Gegenstand bestimmt haben. Die Akademien zu München, Berlin, Düsseldorf, Karlsruhe und Dresden haben ihre Mitwirkung zur Durchführung der Stiftung für einen bestimmten Bezirk zugcsagt, und es wird abwechselnd in jedem Jahre eine von ihnen einen jungen Künstler mit der Herstellung eines solchen Kunstwerks beauftragen und die Ausführung leiten. In diesem Jahre geschieht